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  • Thema von KittyCat19 im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Hallo meine Lieben!
    Folgenedes sind Gedanken meinerseits. Sie niederzuschreiben tut mir gut und ich würde sie gerne in eine Handlung bringen, mir fällt nur noch keine ein. Bis dahin sind es einfach nur Gedanken, die ich jetzt auch mal anderen mitteilen möchte. Ich weiß, es ist nicht sonderlich spektakulär geschrieben, aber über Antworten würde ich mich freuen. Und eineige mögen es sicher auch kitschig finden, aber nunja, ich bin ein sehr gefühlvoller Mensch
    Einen richtigen Titel gibt es demnach auch nicht, ich spiele damit, wenn es denn mal eine fertige Geschichte werden sollte, sie 'Indian Summer' zu nennen, da sie so warm werde soll wie die Farben des Indian Summer in Kanada und den USA. Zudem noch aus anderen persönlichen Aspekten, die ihr vllt. in Fortsetzungen erfahren werdet. Genug geschwafelt, trau dich endlich KittyCat!!


    Der Himmel ist so dunkel, dass man nicht einmal Wolken erkennen kann, auch keine Sterne. Er ist einfach nur schwarz.
    Die Straßenlaterne draußen auf dem Parkplatz flackert, in den umliegenden Häusern brennt Licht. Sie kann alles klar erkennen, sie hat die Fenster erst heute geputzt. So sitzt sie am frisch geputzten Fenster, die Beine an die Brust gezogen, einen Schokopudding in der Hand. Sie denkt nach, an ferne Länder, an Zeitverschiebung und an ihn. Er lebt in ihrer Zukunft, ist ihr 2 ½ Stunden voraus und befindet sich in einem Kriegsgebiet, in Kandahar, im Süden Afghanistans.
    Wenn sie an ihn denkt, durchläuft sie ein warmes Gefühl, wie heiße Milch mit Honig, in jeden Teil ihres Körpers. Seit er in Afghanistan ist folgt darauf ein Kalter Schauer, der ihr die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Sie betet für ihn, jeden Abend, jeden Morgen. Jede Sekunde. Er geht ihr nicht aus dem Kopf, er ist immer da und war es doch noch nie. Er hat sie noch nie in die Arme genommen, er hat noch nie ihre Hand gehalten, er hat sie nie auf die Stirn geküsst. Sie standen sich noch nie gegenüber. Er ist ihr nicht so wichtig. Sie ist eine von vielen. Er ist attraktiv, er ist Arzt, er hat schöne Haare und dann noch diese Augen, die einem das Gefühl vermitteln, Zuhause zu sein. Er ist humorvoll. Er ist ihr Traum.

    Der Traum von der einzig wahren Liebe, der Traum eines vollendeten Lebens. Ein Haus in einem Vorort Torontos, Kinder, die die Treppe rauf und runter jagen. Der Duft eines guten Abendessens, das Klirren von Geschirr, ein Schlüssel, der sich im Schloss dreht. Für einen Moment Stille. Lächeln. Zufriedenheit. Er betritt das Haus, er ist groß, dominant, zärtlich und fürsorglich, begrüßt die Kinder liebevoll, gibt ihr einen Kuss, der sie spüren lässt, dass sie und die Kinder sein Leben sind. Dass er dafür gerne Überstunden macht, dass er sich auf Zuhause freut.
    Sie ist keinesfalls die typische Hausfrau. Bis mittags arbeitet sie im Deutschen Generalkonsulat in Toronto. Sie ist gebildet, hat in Deutschland studiert und ist seinetwegen nach Kanada gezogen. Weil er auch ihr Leben ist. Sie bereut nichts, sie hat nur einen Wunsch: Mit ihm und den Kindern ihr Leben teilen, für sie da sein, sich für sie aufopfern, aber es wiederbekommen, nie daran zweifeln, dass sie einen Fehler begangen haben könnte. Hat sie auch nicht. Auch nicht, wenn es zu Streit kommt. Er gehört dazu, sie sind keine Bilderbuchfamilie, sie sagen sich nicht alle paar Minuten, dass sie sich lieben. Das brauchen sie nicht, man sieht es in ihren Augen, an ihren Gesten, man hört es an dem Klang ihrer Stimmen…

    Sie sieht unscharf, ihre Augen füllen sich erneut mit Tränen, sie schluckt ihre Angst, Wut und Trauer hinunter. ‚Ich habe genug geweint, ich bin traurig, aber nicht schwach, ich bete für ihn, ich will ihn beschützen.’ Mehr kann sie nicht tun, und er weiß es nicht. Er hat ihr wehgetan, sie hat lange um ihn getrauert, aber mit der Zeit lernt man mit dem Schmerz umzugehen. Er hat ihr Hoffnungen gemacht, er weiß nicht, was er in ihr ausgelöst hat. Sehnsüchte und Träume, mal so nah und greifbar, dann wieder so fern und schmerzlich. Alles was ihr bleibt sind Erinnerungen, die ihr Herz glühen lassen und vielleicht einmal im Monat eine E-Mail von ihm. Ein Lebenszeichen, dass ihre Hoffnung aufrecht erhält. Die Hoffnung ihm zu begegnen und dasselbe in ihm auszulösen, was er in ihr auslöst, dieselben Sehnsüchte und Träume. Er ist der Richtige, er ist ihre bessere Hälfte, sie weiß es einfach, sie war sich noch nie so sicher.
    Sie blinzelt, damit sie wieder klar durch das frisch geputzte Fenster sehen kann. Sie sieht die Laterne, sie sieht die beleuchteten Wohnzimmer der Nachbarn, sie sieht einen Ort, der zwei Jahrzehnte ihr Zuhause war und noch ist, aber das erste Mal in ihrem Leben spürt sie, dass es noch ein anderes Zuhause gibt. Das Zuhause ihrer Zukunft. Es ist da, wo er ist.

    Sie kratzt den Puddingbecher aus, schleckt den Löffel ab. Irgendwann wird es Gewissheit geben, ob sie richtig lag oder falsch. Dann muss sie nicht mehr darüber nachdenken, das Schicksal entscheidet, sie weiß noch nicht, ob sie dem Schicksal irgendwie unter die Arme greifen kann, vielleicht…irgendwie. Sie möchte sich jetzt nicht weiter hineinsteigern, sie tut es oft genug. Es tut eine Weile gut, dann tut es weh. Aber um Glück zu empfinden nimmt man oft Leid in Kauf. Sie spürt wie ihre Augen müde werden, sie bringt den Puddingbecher in die Küche, sagt der Katze Gute Nacht und legt sich in ihr Bett, die Gedanken wiederholen sich immer wieder, sie schweift kurz ab, kommt aber immer wieder zurück zu ihm. Sie betet, sie wünscht auch ihm eine Gute Nacht. Morgen ist ein neuer Tag der an ihr vorbeigeht wie als würde sie mit Scheuklappen durchs Leben gehen. Die Zeit zieht vorbei. Die Zeit macht alles erträglicher, die Gefühle bleiben.

    Wenn man für einen anderen Menschen mehr empfindet als nur Sympathie oder Freundschaft übersieht man oft Tatsachen, man wird ‚blind vor Liebe’. Sie beobachtet es bei sich selbst und bei ihrer besten Freundin. Hochs und Tiefs liegen so nah beieinander. Euphorie und Enttäuschung geben sich so gut wie immer die Klinke in die Hand. Und im Rausch der Gefühle interpretiert man so viel in kleine Dinge, in Formulierungen, die jeder andere überlesen würde und über die sich auch der Verfasser sicherlich keine besonderen Gedanken gemacht hat. Bei dem Verfasser handelt es sich um einen Mann. Männer merken oft gar nicht, was sie mit ihren Worten anstellen. Dass sie Welten auf den Kopf stellen, Glücksgefühle freisetzen oder Träume zum Einsturz bringen. Sie erkennen es einfach nicht, sie nehmen ihre Worte nicht so ernst. Er sagt, er meldet sich. Sie wartet, sie klammert sich an die Worte. Sie kriegt das Lächeln nicht aus dem Gesicht. ‚Er meldet sich’. Minuten verstreichen, man fühlt sich beschwingt. Stunden vergehen, es wird Abend, sie wird müde. Sie geht nicht schlafen, er könnte sich noch melden, auch wenn es nur eine SMS wäre. Kein Piepen, kein Vibrieren, kein Telefonklingeln. Aus der anfänglichen Freude wird Enttäuschung. ‚Vielleicht ist ihm etwas dazwischen gekommen’. Sie macht sich selbst Mut, schöpft Hoffnung, irgendwas wird ihn verhindert haben.
    Am nächsten Morgen gibt es immer noch keine Nachricht. Der Tag kann nicht schlechter anfangen als mit dem Gefühl, vergessen worden zu sein, unwichtig zu sein. Aus der Enttäuschung wird Wut. Sie verflucht ihn, er ist der größte Idiot den die Welt je gesehen hat. Sie dachte er sei anders. Sie ist wütend und traurig. Der Tag zieht sich hin wie Kaugummi, nichts scheint zu gelingen und alle Schuld liegt bei ihm oder bei ihr? Sie fragt sich, was sie falsch gemacht haben könnte. Sucht Fehler in ihren Formulierungen, wie sie sich im Gespräch mit ihm gegeben hat. Vielleicht findet er sie uninteressant, langweilig, nervig oder zu anhänglich.
    Es schmerzt sie, nicht zu wissen, weshalb er sich nicht meldet. Sie sitzt vor dem Notebook, in der einen Hand das Handy, vor sich auf dem Bildschirm liest sie die Nachricht, die sie an ihn geschrieben aber noch nicht abgeschickt hat. Es kribbelt ihr in den Fingern, ‚ schick es ab!’ aber ihr Kopf sagt etwas anderes, er weigert sich. Sie ist zu stolz. Er soll sich melden, sie will ihm nicht hinterher rennen, sie will, dass er sich an seine Aussage erinnert, sich and sie erinnert. Er melde sich, das waren seine Worte. Sie schickt die Mail nicht ab.
    Der Tag geht vorbei, ihre Laune ist auf dem Tiefpunkt. Das Schicksal meint es wieder nicht gut mit ihr. Sie ist wütend. Sie hat die Hoffnung fast aufgegeben, sie eher tief vergraben, vielleicht kurz vergessen, denn man soll nie aufhören zu hoffen, Hoffen tut weh. Klingeln. Sie schreckt auf. Sie hat nicht damit gerechnet. Sie schaut auf den Display des Handys. Er ist es. Ihr Herz hüpft. Die Wut verschwindet innerhalb Sekunden. Sie kann sich nicht mehr vorstellen jemals auf ihn sauer gewesen zu sein. Sie nimmt das Gespräch an, versucht gleichgültig zu klingen. Er soll ihre Sehnsucht nicht spüren, er hatte ja anscheinend keine. Aber das ist jetzt Nebensache. Er hat an sie gedacht, er hat sie nicht vergessen. Er musste arbeiten, war den ganzen Tag in der Stadt unterwegs, von einem Termin zum nächsten. Sie sagt, es mache ihr nichts aus. Sie verabreden sich für die nächste Woche. Euphorie pur.

    Ja, ihre Freundin Rosinante hat es schon gut getroffen. Sie ist tausende von Kilometern entfernt, hat den Mann getroffen, mit dem sie schon vorher über das Internet Kontakt hatte. Nicht viel Kontakt, nicht so viel wie sie mit ihm hat. Aber das spielt keine Rolle mehr, sie hat ihn getroffen und muss ihn nur noch erobern. Die Freundinnen telefonieren täglich. Sie beneidet ihre Freundin. Rosi hat mit ihm gesprochen, persönlich, sie konnte ihm dabei in die Augen sehen. Manchmal ist sie so eifersüchtig auf Rosi, dass sie ihr nicht mehr zuhören kann, es nervt sie, dass sie so viel Glück hat und sie selbst immer noch wartet, schon seit Monaten.
    Ihre Vorstellungen werden immer komplexer, mit jedem Tag der verstreicht, der einfach so dahin zieht, sie kann sich nicht mehr an den Tag erinnern, das einzige was vom Tag bleibt, sind die immer runder werdenden Vorstellungen von ihm und ihr. Eigentlich ziemlich unheimlich. Das weiß sie selbst, aber sie kann nichts dagegen tun. Oder genauer: sie möchte dagegen nichts tun. Es ist zu schön, insbesondere wenn man vor ein paar Tagen eine Nachricht von ihm bekam, die erste Nachricht nach einem Monat ohne Kontakt.
    Es war schwer für sie, anfangs. Sie wollte ihm schreiben, jeden Tag, hat sich zurückgehalten. Der Stolz. Je mehr Zeit verstrich, desto erträglicher wurde es, sie wurde lockerer, gewann Abstand zur Situation. Trauer gab es immer noch, auch Enttäuschung, vielleicht auch ein bisschen Wut, aber sie hat es hingenommen. Was kann sie dran ändern? Sie kann ihn nicht zwingen. Und dann kam die Mail. Unverhofft. Mehr als unverhofft. Sie war da, in einem Moment, in dem sie nicht mehr damit gerechnet hat. Es ist eine schöne Mail. Er schreibt schön. Er schreibt so, als wäre sie ihm wichtig. Die Wörter scheinen so liebevoll gewählt, sie weiß es besser, einfach aus Erfahrung. Aber es tut gut. Sie liest die Mail mehrere Male, all der Kummer der letzten Wochen ist wie weggestrichen. Wie mit einem Besen weggefegt. Wie vom Wind davon geweht. Ganz einfach, leicht und geräuschlos. Sie fühlt sich sicher, geschätzt und wichtig. Er hat geschrieben. Aus Afghanistan. Er schreibt ihr aus Afghanistan. Nach über einem Monat. Diese Gedanken wiederholt sie immer wieder in ihrem Kopf. Sie muss lächeln. Aus Afghanistan, einem gefährlichen Land, wo er eine gefährliche aber wichtige Aufgabe inne hat. Er rettet Menschen das Leben und setzt dabei selbst sein Leben aufs Spiel. Und er hat dort an sie gedacht. Sie ist gerührt, glücklich wie lange nicht mehr. Aber sie schreibt nicht sofort zurück. Der Stolz bleibt. Sie wartet. Um genau zu sein: einen Tag. Und das fällt ihr schon schwer. Seit sie die Nachricht gelesen hat spuken ihr Formulierungen durch den Kopf, was schreibt sie ihm? Was ist erwähnenswert aus ihrem Leben? Was wichtig genug, was interessiert ihn, was lässt ihn endlich erkennen, was er an ihr haben könnte?
    Sie antwortet am nächsten Tag. Wählt die Worte mit Bedacht. Möchte nicht zu viel von sich erzählen, möchte mehr über ihn erfahren, über seine Gefühle, ob er Angst habe in Afghanistan. Sie hat Angst. Sie hat Angst um einen Mann, dem sie noch nie begegnet ist und dem sie all ihre Gedanken widmet, mit dem sie sich ein Leben vorstellt. Manchmal könnte sie sich selbst dafür Ohrfeigen, sie ist zu naiv. Aber sie spürt einfach, dass er der Richtige sein kann. Das er es ist. Er ist das, wonach so viele Menschen suchen. Ein Seelenverwandter, die Hälfte, die sie ergänzt, der, der ihr Herz in Händen hält, dem sie blind vertrauen kann, der immer da ist, egal wie weit entfernt er ist.
    Auf Menschen die man liebt kann man nicht sauer sein. Und wenn, dann nicht lange, denn man weiß, was man an ihnen hat. Sie geben einem so viel, Halt, Freundschaft, Liebe und ein Ohr, das, auch ab und an widerwillig, zuhört. Sie helfen, auch ohne Worte, einfach, weil sie da sind, weil es sie gibt und weil man weiß, dass man ihnen vertrauen kann.


    Ach herrjee, dass das doch so viel geworden ist tut mir leid, vllt. kämpft sich ja einer durch? Wäre nett...

    Eure KittyCat

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