Das wir
Es stürmte. Hunderte, tausende Blätter riss es von den Bäumen. Als würden sie spüren, dass sie nun frei waren tanzten sie ihren letzten Tanz mit dem Wind. Doch schließlich sanken sie doch zum Sterben auf den Boden herab. Dort ruhten sie, eins neben dem anderen und bildeten einen rot-goldenen Teppich, den der Winter später mit Silber und Spiegelsplittern bestäuben würde.
Das Mädchen mit feuerroten Haaren zog sich den alten, braunen Mantel enger um den Leib als der kalte Herbstwind sie frösteln ließ. Er war ihr viel zu groß, die Ärmel waren zurückgeschlagen und zigmal geflickt. Mit bangem Blick sah sie zum Himmel hinauf. Nicht ein winziger blauer Streifen war dort oben zu sehen. Da waren nur regenschwere, tief hängende, fast schwarze Wolken. Ihre nackten Füße begannen nun wie von selbst schneller zu laufen, durch kalten Schlamm, über Geröll und Dorngestrüpp. All das hätte sie ihren Füßen ersparen können, die sowieso schon ganz wund waren, von ihrem langen Marsch durch diesen Wald. Aber die Angst war hier größer als der Schmerz. Wovor sie sich fürchtete wusste sie nicht genau, aber es erschien ihr sicherer und um ein Vielfaches klüger sich hinter den dichten Brombeerbüschen zu verbergen, gerade so nah an der Straße das sie diese nicht aus den Augen verlor. Sie war ihr einziger Wegweiser, denn sie hatte sich weder Karte noch Kompass leisten können und da diese Sachen kostbar waren, war es auch viel zu schwer sie zu stehlen.
Sie wusste nicht was geschehen war als sie vor sehr vielen tagen (vielleicht auch Jahren) alleine und nackt zwischen Trümmern und Asche aufgewacht war. Es war ein Ort gewesen den sie nicht kannte, irgendwo inmitten von Hügeln und Schnee. Das nächste Dorf war nur aus der Ferne zu sehen gewesen. Sie hatte alles vergessen: Ihren Namen, ihre Herkunft, ihr Alter, dass Feuer heiß war oder wie sich Gras unter nackten Sohlen anfühlte. Aber an Worte konnte sie sich erinnern, an fast alle ihrer Sprache. Und sie wusste noch sehr genau was es bedeutete Angst zu haben. Sogar so genau, dass sie es nicht wagte sich mehr als ein paar Tage in einer Stadt aufzuhalten. Sie hatte Angst sie könnte entdeckt werden - von wem auch immer. Und das war es gerade, was sie um den Verstand zu bringen drohte: Sie wusste einfach nicht vor Wem oder Was sie auf der Flucht war. Nur, dass sie weder den grellen, lärmenden Tag ertrug, noch die Dunkelheit im Rücken. Jede Nacht erwachte sie mit laut pochendem Herzen und tränen auf den Wangen, aber nie konnte sie sich erinnern von was sie geträumt hatte oder was sie so sehr zum Weinen brachte.
Der Wald lichtete sich und nun konnte sie die Stadt aus der Ferne sehen. Für jeden Anderen hätten die hohe Mauer und die vielen prächtigen Türme so etwas wie Sicherheit bedeutet. Aber für die Namenlose wirke das alles nur bedrohlich. Der bloße Gedanke daran, dass dort schrecklich viele Menschen waren, Menschen die sie nicht kannte, die aber vielleicht sie irgendwo her kannten, (aus ihrem früheren Leben vielleicht), machte ihr Angst.
Auch damals, eine kurze Zeit nachdem sie erwacht war, waren Menschen gekommen. Wahrscheinlich hatten sie den Rauch vom nächsten Dorf aus gesehen. Sie erinnerte sich noch an eine Frau die ihr nachgelaufen war als sie davongerannt war, aber sie selbst war schneller gewesen. Heute glaubte sie nicht, dass die Frau ihr böses gewollt hatte. Wäre sie damals nicht davongelaufen, wüsste sie nun vielleicht mehr über das was geschehen war. Aber damals dachte sie nur daran das diese Frau eine Fremde war und sie ein Mädchen ohne Erinnerung und Namen.
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Ich habe es nochmal überareitet und versucht die meisten Verbesserungsvorschläge einzubringen. Ich habe auch noch mal über die Rechtschreibung drübergeschaut, weis aber leider nicht ob jetzt alles richtig ist
wenn es noch etwas zu verbessern gibt, schreibt es einfach.
danke
[ Editiert von Phönixtochter am 20.09.11 14:38 ]
[ Editiert von Phönixtochter am 20.09.11 18:06 ]