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  • Thema von Felios im Forum Rund um Literatur, Alt...

    Zu welcher Tageszeit "flutscht" es Euch am Besten von den Fingern ?

    Bei mir ist das meist spät abends bzw. nachts, so zwischen 0.00 und 4.00 habe ich bisher die kreativsten Einfälle gehabt. Da wünsche ich mir beizeiten, die Nacht ginge ewig. Weil,wenn ich dann eine Pause von einem oder mehreren Tagen dazwischen habe (weil Uni, Ausflug,etc.) , dann finde ich oft den Faden nicht mehr und das merkt man auch in der Geschichte. Wohl auch ein Grund,warum ich zwar immer wieder größere Stories angefangen habe, aber bisher nur eine zuende gebracht ("Schatten"), Kurzgeschichten oder Gedichte gehen hingegen meist in einem Rutsch durch.

    Gruß,
    Felios

  • Thema von Felios im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Abhängig

    Gasbläschen steigen auf. Wie Geysire vom Boden des Glases, welches mit einer gelben Flüssigkeit gefüllt ist. Meine Hand umkrampft es , als hinge mein Leben davon ab. Ich starre es an. Konzentriert, soweit es meine müden Augen zulassen. Weiße Teppiche aus Gasbläschen bilden sich an der Oberfläche der Flüssigkeit, in unregelmäßigen Abständen, wie sollte es anders sein. Dennoch glaube ich, gewisse Muster zu erkennen.
    Die Oberfläche des glasklaren Sees ist eben. Ruhig. Ein Vulkan vor dem Ausbruch? Wenn ich ganz leise bin, mucksmäuschen still, höre ich es wispern... und meine Finger packen unmerklich fester zu. An den Rändern des Glases sind fettige Abdrücke. Ich glaube, das sind meine. Die konzentrischen Kreise ähneln einem Tannenbaum. Ja, das bin ich. Schon oft habe ich mir vorgestellt, wie es sein denn sei, wenn ich... die Landschaften beginnen sich zu verformen, Kanada, Mexiko ... sie schmelzen in rasendem Tempo- Das Aufsteigen der Gasbläschen lässt nach. Ich muss mich beeilen, will ich... es strahlt so eine Ruhe aus, so ein gemächliches dahinwispern... rhythmisch packe ich zu und verringere den Druck wieder. Es haucht mich an. Die Geruchsfahne zieht zu mir. Es kostet mich viel Überwindung, doch ich schaffe es, mein Gesicht wegzudrehen.

    Mein Therapeut nickt mir zu.
    Wir bezahlen, stehen auf und verlassen das Lokal.

    (c) Felios

  • Thema von Felios im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Von Zeit zu Zeit musiziert der Regen. Ein Interludium. Möchte man meinen. Pauken und Trompeten erschallen, wenn die Wolken sich höher türmen. Große runde Tropfen perlen hinab und große, fragende Kulleraugen spiegeln sich darin.
    Woher...? Die Tropfen tänzeln. Manchmal macht es Platsch. Platsch, Platsch. Tapsig, unbeholfen... Und manchmal gar, sind es große Bäche, reißende Ströme , die sich durch nichts aufhalten lassen. Der Mensch hat es ihnen leichter gemacht. Sie gleiten auf den zubetonierten Straßen dahin , so butterzart - als würde sie kein Wässerchen trüben. Ihre wahre Kraft halten sie oft im Verborgenen. Und der Mensch erfreut sich der Bindfäden, die einer Harfe gleichen.Laienhaft gespielt mit krummen Tönen. Aber selbst mit dem Kinn im Wasser lauscht er immer noch andächtig dem Rauschen - daher hat übrigens das fabelhafte Wort Rauschebart seinen Ursprung.
    Ab und zu wird diese Stille von Automobilen unterbrochen. Große spritfressende Vehikel, deren Motoren aufheulen. Wie ein Rudel Wölfe. Das unablässige Geräusch der Tropfen...Plobb....Plobb...Plobb... weicht einem.....grrrrrrsssssch... und oder einem.......ssssssssssch..... oder einem *hustpfuideibelistdaseingestank*....besonders zu Ärger des stummen Betrachters heben sich die lauten Motoren hervor, wenn ein Gewitter aufzieht. War das ein Donner oder...? ....wwwwwuuuuuuuuuummmmmm..... *sackzementnochemol...warum gerade jetzt....?*
    Es dauert seine Zeit, bis der ungestüme, taktlose Krach verhallt ist... und noch länger dauert es , bis er aus dem Kopf des aus der Trance erweckten Betrachters verschwunden ist. Wie schön war doch die Zeit, so ohne knatternde Motorräder, ohne kavalierstartende Automobile, ohne monoton ächzende Mofas...
    Die Wolken zum Greifen nahe. Ein leiser Schauer huscht über meine Hände, wenn ich die Kugelgestalt annehmende Feuchtigkeit ertasten möchte. Ich möchte sie fühlen, so fühle ich das Leben. Wie sie pulsiert , die Kälte ,und auf meiner Haut verdunstet. Ich strecke beide Hände dem Himmel entgegen. Halte die Tropfen fest und tanze mit ihnen...

    (c) Felios

    [ Editiert von Administrator Felios am 13.07.05 3:59 ]

  • Thema von Felios im Forum Ablage Politikforum -...

    man den Euro vom Dollar abkoppeln würde ? China hat auf Nachdruck seitens den USA den Yuan (oder so) vom Dollar abgekoppelt, da die USA sagten, China wolle mit einem unterbewerten Yuan seine Exportgewinne steigern.
    Ich musste schmunzeln,als ich diese Meldung las, ist der Dollar immerhin seit über einem jahr notorisch schwach , was von Bush sicherlich nicht ungewollt aust. Ein starker Euro ist leider Gift für die Exportindustrie. Und ein "Teuro" wie die nach der Einführung erfolgten unverschämten Preiserhöhungen natürlich auch, aber uns fragte ja keiner (ich hätte wohl dagegen gestimmt).
    Vom Thema abgekommen.... ja,was wäre wenn....
    unser Land ist ein Exportland und da ist ein starker Euro kontraproduktiv, zwar sind die Importe billiger (z.B. Öl), aber was nützt das, wenn der Staat da gleichzeitig die Steuern erhöht und die Mineralölkonzerne kräftig zulangen.
    Zwar werden ständig neue Ölquellen erschlossen,trotzdem ist der Preis schon erheblich gestiegen, nicht etwa ,weil es knapp wird,sondern weil die Konzerne sich in die Hände sprucken.
    Wenn in den USA wieder ein Terroranschlag verübt wird oder der Herr Bush wieder meint, Krieg spielen zu müssen,chirurgisch natürlich,Kollateralschäden ausgenommen, dann schlägt die Angst an der Börse wieder zu. Und die Ölpreise steigen.

    Die jetzige Lage ist unhaltbar, die USA wird vom "sanften Faschismus" regiert, 50% der Wähler entscheiden sich erneut für einen Präsidenten, der ein Millarden-Haushaltsdefizit zu verantworten hat, der mehr in Rüstung und Krieg investiert als in die Ökologie. Ja,50 % der Wahlbevölkerung. Denn diejenigen 50% die trotz Wahlrecht zuhause blieben, haben Bush damit auch gewählt. Ganz einfache Rechnung. Wenn bei der kommenden Bundestagsneuwahl nur 40% der Wählerschaft antritt und die NPD in den Bundestag einzieht, dann haben die restlichen 60% diese damit indirekt unterstützt. Wahr wurde sowas beinahe bei LePen.Zum Glück hatten die Franzosen beim 2. Wahldurchgang einen Arsch in der Hose.
    Ja, wo war ich stehengeblieben? Bush , der den Iran aufs Korn nimmt. Die schrecklichen Verbrechen zuletzt hinsichtlich der Hinrichtung homosexueller Menschen wäre alleine schon ein Grund, das Regime (notfalls mit Gewalt) abzusetzen, aber von einem republikanischen Präsidenten, der dem rechten Flügel angehört, oberste Bundesrichter benennt,die Null Erfahrung haben, aber eine erzkonservative und teils radikalfundamentalistische Anschauung vertreten, ist ja nicht zu erwarten, dass er deswegen schärfere Töne anschlägt. Sonst hätte er bereits bei Gulf War II Kuwait befreit und demokratisiert, er hätte auch den Taliban-Schergen Einhalt geboten und auch nicht so freundliche Diktatoren wie Pinochet hochgezüchtet ,wie es seine Vorgänge getan haben. So ein Mensch will Demokratie in andere Länder bringen und als Vorbild dienen? Ein Land, dass unzählige Massenvernichtungswaffen besitzt und auch gewillt ist, sie in Form von Mini-Bombs im Krieg einzusetzen. Ein Land, dass überhaupt den Präventivschlag als ein legitimes Mittel erachtet, scheinbare oder tatsächliche Bedrohungen von vorne herein auszumerzen. Wohin sowas führt,sah man zuletzt gut in England an dem toten Brasilianer. Ein Land, in dem der Luxus und der Krösus regiert, in dem eine mächtige Industrielobby vorhanden ist, die sich über Umweltbestimmungen hinwegsetzt und in Naturschutzgebieten Alaskas Ölbohrungen vornehmen will, damit faule,fette Amerikaner in 20-l-Einkaufsgeländetrucks zum 500m entfernten Supermarkt vorfahren können.Ein Land überhaupt, und das ist markant, in dem die Todesstrafe regiert. In dem der Staat zum Mörder wird. Und das legal. In dem Justizirrtümer wie sie immer wieder vorkommen unter den Tisch gekehrt werden. Was machen die paar Unschuldigen, wenn man ein paar Schwarze in Texas abmurksen kann? Sowieso ein Unding, dass man damals die Sklaverei abgeschafft hat. Die Neger taugen doch sonst zu nix. Ein schwarzes Land, Texas, und böse Ironie zugleich. Ein Land, in dem Unsummen, ja zig Millionen für Wahlkampf ausgegeben werden, für große Paraden, um die imperialistische Großmacht zu heiligen und zu würdigen. Nicht selten erinnern mich solche Gesten an die gewaltigen Aufmärsche in den Diktaturen China oder Nordkorea, oder auch im früheren Irak. Ein Land, in dem der Krieg erst zu einer Gaudi hochstilisiert , die Presse systematisch mit Falschinformatien beliefert und am Ende gar embedded mitläufern darf. Ein Land, das Tragödien im Krieg inszeniert, um Helden zu kreieren. Helden, die mit der täglichen Floskel "God bless America" gehuldigt werden. Eine Floskel, die überdies jedwedes gedankenloses Verhalten des Präsidenten und seiner Gefolgschaft, aus dessen Verantwortung nimmt. Ein Land, das aber auch trotz aller positiven Fortschritte in Wissenschaft und Technik nicht mit diesem sinnvoll umgehen kann. Die Atombombe wurde gestestet. Nagasaki und Hiroshima waren die Probanten. Und sie zahlten einen schrecklichen Preis. Die Waffentechnologie ist die fortschrittlichste und angeblich effizienteste der Welt, aber gleich welch beeindruckender Schnickschnack sich dahinter verbirgt, das Ziel ist die Tötung oder das "Unschädlich machen" von Menschen. Und trotz aller Bewunderung über die neusten Schrei der Panzer, Raketentechnik, Laserentwicklung darf nicht vergessen werden,wozu das alles dient. Der Krieg wird nicht chirurgischer, weil er schneller und "effizienter" wird. Uns werden lediglich die Zahl der Toten und vor allem das,was dahinter steht, vorenthalten. Dann sind es eben 2000 Soldaten und 1000 Zivilisten,die gestorben sind, aber dass hinter jedem Toten ein Mensch steht, der Familie hat, der Freunde hat, der gelebt hat, weil es irgendeine höhere Macht so wollte und der jetzt nicht mehr ist, weil Krieg so chirgurisch und sinnvoll ist, wird den Bushwählern nicht mehr bewusst. Auch den Blair-Anhängern nicht.

    Felios

  • Thema von Felios im Forum Ablage Politikforum -...

    Eine höchst fadenscheinige Wiederwahl zum Präsidenten attestierte man dem amtierenden Oberhaupt der amerikanischen Regierung . Bewiesen werden konnte nichts. Zumal wenigstens zwei Drittel der amerikanischen Wahlbevölkerung auf Seiten des Präsidenten stand und ihm dafür entweder seine Stimme gab oder die Wahl schmähte. Die Erfolgsbilanz des Präsidenten beschränkte sich auf die Außenpolitik, innenpolitisch vor allem wirtschaftlich und ökologisch ein Desaster. Erfolg ist hier ironisch gemeint, denn die instabile Situation im Irak mit fast täglichen Attentaten und toten amerikanischen Soldaten, kann aus Sicht der US-Regierung nicht ernsthaft als Erfolg bezeichnet werden. Zwei Ziele wurden jedoch erreicht - Saddam Hussein, der mutmaßliche Drahtzieher der Terroranschläge vom 11.September 2001, wurde geschnappt und das wertvolle Öl im Irak gesichert. Dass Saddams Husseins Stellvertreter , Tarik Aziz, ein chaldäischer Christ war, und die Söhne Husseins für ihre Alkoholeskapaden bekannt waren, störte in der vehement vorgetragenen Argumentation in Bushs Schwarzweißsicht kaum. Die Mehrheit des amerikanischen Volkes nahm ihm und seinen Getreuen die einfach zu widerlegenden Lügen ab, womit der Krieg "vom Volke legitimiert" war. Übrigens gab es auch seitens der Demokraten eher schwache Proteste - einen Aufschrei der Gegenwehr vernahm ich hier nicht. Und die große Mehrheit des amerikanischen Volkes dachte gemäß dem Motto "Ich habe ihn zwar nicht gewählt, aber er ist unser Präsident, also stehe ich zu ihm".
    Stellt man sich die Situation in Europa vor, in Deutschland, eine Kanzlerin Merkel schickt deutsche Soldaten in den Krieg, die SPD stimmt zu, das Wahlvolk begehrt zwar auf "die Merkel wollte ich nicht", aber stellt sich schlussendlich hinter die Regierung "jawohl, hurra, Krieg - sie wissen schon, was sie tun". Vorstellbar ? Nun beim völkerrechtswidrigen Kosovokrieg war es so, aber da spielten auch geschickt eingefädelte Manipulationen der Öffentlichkeit durch falsche Filmdokumentationen eine Rolle, die die Notwendigkeit eines Eingreifens suggieren sollten. Was nicht heißen soll, dass es in den USA keine Beeinflussung des Volkes durch die "mass media" gab und gibt. Im Krieg hatte das Pentagon dafür sogar eine eigene Abteilung.
    Alle Beschönigungen und Vortäuschungen eines chirurgisch sauberen Krieges im Irak erwiesen sich als falsch - die Zahl der Todesopfer steigt täglich und bereits vor dem 3. Golfkrieg starben über eine halbe Million Kinder an den Folgen mangelnder medizinischer Versorgung, da ein Embargo verhängt worden war. Angeblich, um die Weiterentwicklung von ursprünglich als medizinischer Wirkstoff gedachte Substanzen zur Biowaffe. In diversen Fernsehberichten ist aber nachzulesen, dass dies bei einzelnen Wirkstoffen gar nicht möglich gewesen wäre. Damit war der Tod unzähliger Zivilisten nicht nur sinnlos, sondern auch feige und vielleicht auch gewollt.Nicht umsonst hörte man vor und während dem Krieg von "bewusstem Genozid", der durch das UN-Embargo verursacht worden sei.
    Die von Bush als Hauptgrund genannte Gefahr von Massenvernichtungswaffen war ebenfalls nie vorhanden. Es wurden schlicht und einfach keine gefunden. Darüber sollten wir froh sein, denn Saddam Hussein hätte bei einer Verzweiflungstat vor dem drohenden Untergang seiner diktatorischen Macht nicht davor zurückgeschreckt,etwaige Massenvernichtungswaffen auch gegen westliche Mächte einzusetzen. Eher scheint es jetzt so, als sei nach dem Krieg von rebellischen Sunniten das Bestreben vorhanden, Chemiewaffenlabors aufzubauen , um sich gegen die Besatzungsmacht zur Wehr zu setzen bzw. diese aus dem Irak zu vertreiben.
    Auch darf weiterhin die Gefahr eines schiitischen Gottesstaats nicht außer Acht gelassen werden.Nur wenige im Irak wollen diese. Dank Saddam Hussein handelt es sich um einen im Verhältnis zu anderen islamischen Staaten recht fortschrittlichen Staat mit der Möglichkeit für Frauen zu studieren, mit geringer Analphabetenrate, hinsichtlich Wohlstand durchaus an westliche Standards angepasste Verhältnisse, wenn es auch aufgrund des Embargos zur Massenarbeitslosigkeit gekommen ist. Nach der Absetzung Husseins als Machtführer drohen nun die Rechte für Frauen abgeschafft zu werden, Christen im Land, unter Husseins säkularen Staat geduldet, sind sich ihres Lebens nicht mehr sicher, einige wenige verrückte, aber damit fängt es ja meist an, wollen einen Gottesstaat, dessen Grundlage sich auf die Scharia beruft, nach iranischem Vorbild. Der oft belächelte Journalist Peter Scholl-Latour, der schon um die halbe Welt gereist ist, und selbst von den "Schurken" respektiert wird, hatte diese Zukunft für den Irak vorhergesehen.Mit einem weniger aggressiven und eher freundschaftlich gesinntem Auftreten im Irak, wie es beispielsweise die britischen Soldaten beim Irakkrieg vormachten, hätte man einiges von dem Misstrauen der Iraker zerstreuen können. Wenn aber schon ein Bush absichtliche Lügen verbreitet, einzig um an das schwarze Gold zu kommen (was natürlich genauso wenig zu beweisen ist wie die jüngst hervorgebrachten Rassismusvorwürfe gegen die komatös anlaufende Hilfe für die Hurricane-Opfer), und sich offensichtlich in Geographie und Religion äußerst wenig auskennt , ja als religiöser Fundamentalist geradezu seinem Gut-Böse-Weltbild hinterherläuft, darf man dann von den meist aus ärmeren Schichten stammenden GI-Soldaten erwarten, den Islam und seine Lebensweise wie seine Westentasche zu kennen und Bräuche , Traditionen und Reaktionen zu respektieren ? Stattdessen fühlte man sich an Hollywood alias "Wag the Dog" erinnert, als eine Gruppe Soldaten gemäß dem Motto "we need a hero" in ein unbewachtes Krankenhaus stürmte , um eine verletzte, aber offensichtlich vom irakischen Personal gut versorgte , US-Soldatin mit Pauken und Kanonen herauszuholen, später von jubelnden Hurra-Patrioten im US-Fernsehen umgarnt.
    Beinahe schon vergessen ist auch der vier Wochen nach dem Terroranschlag erfolgte Krieg in Afghanistan. Ein geschundenes Land, das schon einmal 1979 zwischen die Fronten von Russland und den USA geraten war, als es wieder um...na was wohl ...ging. Ein geschundenes Land, bei dem ein Aufschrei durch die Weltbevölkerung ging,als die Steinzeitislamisten namens Taliban sämtliche Buddha-Statuen zerstörten oder schwer beschädigten und die Weltgemeinschaft respektive USA tatenlos zu sah. Hätte sich in den Statuen Öl befanden, wäre diese sinnlose Aktion der Taliban wohl nicht ungestraft geblieben. Aber nicht einmal die Unterdrückung des afghanischen Volkes durch die Talibankämpfer, deren sich die CIA damals gegen Russland bediente und u.a. auch einen berühmten Mann namens bin Laden ausbildete, konnte ein Eingreifen der US-Regierung erzwingen. Erst als man bin Laden suchte, der ja später mit Hussein gemeinsame Sache machen sollte, räumte man die unbeliebten Taliban aus dem Weg und schuf erstmals seit Jahrzehnten eine Zukunft in einem Land, das allerdings später der ISAF bzw. sich selbst überlassen wurde. Aber es ist ja nichts neues, dass die USA gegen ein Land Krieg führen aber sich einen Dreck um den Wiederaufbau kümmern.
    Liest man die Stichworte im Nachhinein. Tod, Wiederaufbau, Armut,Krieg - so werden unwillkürlich Erinnerungen an die Hurricane-Katastrophe wach, die immer noch präsent ist und die Millionen Amerikaner nicht so schnell vergessen werden.Ohnmächtige Wut steigt in einem auf, wenn man hört, wie senationell rasch eine Wirtschaftsmacht einen Krieg "gewinnen" kann, aber im Gegenzug vier Tage benötigt, bis die ersten Hilfslieferungen anlaufen. Man schüttelt den Kopf angesichts der Milliarden Dollar den Kopf, die jährlich in Rüstungsausgaben, Heimatschutz und Terrorkampf gesteckt werden, aber dafür im Gegenzug der Umweltschutz vernachlässigt, Deichverstärkungen verhindert oder schlampig realisiert. Eine Stadt versinkt in den Fluten und die USA müssen uns (!) um Hilfe bitten. Tausende Soldaten warten im Irak auf ihre Rückkehr. Sie sind dort in einem Krieg, den eigentlich niemand wollte. Im eigenen Land wird dringend Hilfe benötigt. Sie läuft nur schleppend an. Die Mehrheit der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten ist schwarz und arm , die Weißen konnten fliehen. Vielleicht wäre die Hilfe rascher und effizienter vor und am Ort gewesen, wenn die Mehrheit New Orleans weiß gewesen wäre. Vielleicht hätte es diese immensen Plünderungen, Kriegszustände und Schießereien auf Rettungskräfte nicht gegeben, wenn sich die US-Regierung der Waffenlobby um seinen Vorsitzenden Charlton Heston widersetzt und die Waffengesetze deutlich verschärft hätte.
    Unter einem Cowboy Bush, der mehr Zeit mit Urlaub auf seiner "Ranch" im todesgestraften Texas verbringt als mit Entwicklung intelligenter Ideen zum Stopp der immer höheren Verschuldung seines Landes, ist dies leider undenkbar.
    Es braucht keinen Terrorangriff, dass sich das amerikanische Volk selbst in die Knie zwingt. Es genügt eine natürliche Katastrophe und schon sitzt die Pistole nicht mehr locker im Halfter. Das Kriegsrecht wird verhängt, Plünderer, vorwiegend aus der schwarzen Bevölkerung, dürfen erschossen werden.

    Wird es eine Untersuchung geben? Bush soll sie leiten - Hillary Clinton kündigt bereits an, es soll eine unabhängige Untersuchung geben? Kann Bush nochmals das Wahlvolk täuschen ? Die Welt jedenfalls nicht mehr und dass selbst der Erzfeind Iran seine Hilfe anbietet, sollte den US-Bürgern zu denken geben, die ja mit dem neuen Angriffsziel Iran von der maroden US-Wirtschaft abgelenkt werden sollten. Vielleicht gibt es angesichts der US-Engpässe im Öl aber auch ein Umdenken. Nicht wie in "Independence Day" von einem "Schurken"staat zum Nächsten zu ziehen, um sich das Öl unter die Finger zu reißen, damit das dauerhafte Energie verschwenden weiterhin boomen kann,sondern auch dagegenwirken. Energie sparen, nicht mehr weit über die Verhältnisse leben. Amerika wird dabei etwas von dem Glanz eines "Landes der unbegrenzten Möglichkeiten" einbüßen, aber vielleicht begreifen es die Menschen auch als Chance, aus den Fehlern ihrer Vorregierungen und Vorgenerationen zu lernen. Eine Katastrophe wie "Hurricane Katrina" können sie damit wohl nicht mehr verhindern, aber vielleicht müssen einmal weniger Unschuldige an den Folgen kriegerischer, rassistischer und umweltfeindlicher Politik sterben.

    lg,Felios

  • Thema von Felios im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Streifzüge


    Studierte Sehnsucht. Seine Achillessehne. Gerissen. Therapie half nicht. Die Sucht blieb.

    Im Wald ächzte ein Uhu. Hartz 4 troff von den Bäumen . Es wuchs kein Geld da oben. Aber herunter holten sie es alle.

    Der Himmel verfärbt sich glutrot - der Bush brennt. Die Menschen treten heraus. Schwarze Gesichter. Feiste ,ölige Bäuche feixen entgegen.

    Der Regenbogen strahlte in der Septembersonne. Ein zweiter kroch hinter dem ersten hervor. Die Logik erbrach sich an den Wermutstropfen. Der Bruch entzweite. Die Farben werden neu gemischt.

    Da draußen sterben Menschen. Kameras werden gezückt. Klick. Morgen ist das Bild in der Zeitung. Beim Scheißen fallen Emotionen schwer. Morgen sterben wieder Menschen.

    Generationen kommen und gehen. Darunter Missbildungen. Einbildungen. Euphemistische Bilder. Kalte Bilder. Bewegte Bilder. Ein Filmstreifen.
    Nimm den letzten Zug.

    Schwarzen Teer zum Frühstück.

    © Felios

  • Thema von Felios im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Facetten

    Unendlich viele Sichtweisen
    formen ein Auge darin ein
    schwarzes Loch das die
    Umgebung hineinzieht
    taxierende Neugier
    geblendet vom
    Licht das
    stiert
    das
    Auge weitet
    sich langsam und
    die Blicke klären sich
    es wird heller krampfhaft
    kleinkarierte Illusionen weichen
    entstellten Gesichtern deren Fratzen - verschmitzt


    ein Lächeln zaubern.

    © Felios ; 29.September 2005

    [ Editiert von Administrator Felios am 29.09.05 11:57 ]

  • Thema von Felios im Forum Rezensionen, Einstelle...

    Fisches Nachtgesang von Christian Morgenstern


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    Mich würde interessieren, wie ihr dieses Gedicht bzw. diese Gedichtsform interpretiert.

    Gruß,
    Felios

  • Thema von Felios im Forum Ablage Politikforum -...

    Heute habe im Kaufhaus Winterjacken anprobiert. Da gab es eine Jacke, leider ohne Kapuze, wo im Innenfutter ein Schildchen war. Und über diesem Schildchen war ein Emblem "Bush - intelligent wear" - gestatte, dass ich schmunzelte. Laut lachen konnte ich nicht, denn eine von den schicken Bekleidungshilfen stand neben mir und wuselte die von mir probierte Jacke zurück auf den Jackenständer.
    Traurig, dass mich dieses Oxymoron amüsieren musste - soviel Menschen sind bisher gestorben . Wegen eines sinnlosen Krieges. Was haben sie wohl getragen ? Keine High-Tech-Klamotten wie die unterbezahlten GI-Soldaten, sondern eine schwere Last. Und die Ungewissheit, wie es nach "Kriegsende" weitergeht. Kann man die errungene "Freiheit und Demokratie" als "Sieg" erachten ? Wohl eher ein Pyrrus-Sieg. Saddam Hussein war ein säkularer Diktator und Massenmörder, US-genährt und größenwahnsinnig. Aber da gibt es aus der Geschichte noch andere Beispiele. Leute, die ihm gegen den Strich gingen, "verschwanden".

    Nun ist die Freiheit da und auch wieder nicht. Ob ein schiitischer Gottesstaat eine Besserung bringt, gerade was Frauenrechte und Toleranz anderer ethnischer und religiöser Minderheiten im Land (man denke an die chaldäischen Christen) betrifft ?

    Der unruhig flackernde Blick geht ins Nachbarland - in den Iran, wo große Töne gespuckt werden. Chatami - ein gemäßigter Führer eines großen islamischen Landes mit einer schillernden Geschichte. Ein Land - radikalisiert durch Bushpropaganda . Durch die Achsen des Bösen,obwohl der "Schurkenstaat" auf einem Reformkurs war. Eine weitere Ära Clinton der Entspannungspolitik hätte diesem Reformkurs gut getan. Sei dem wie es sei - die Forderung nach Ausschluss des Irans aus der Weltgemeinschaft ist so grotesk wie gefährlich wie die feindenden Töne, die von dem neuen Herrscher im Iran nach Israel hinüber klingen. Überaus schädlich für den Friedensprozess zwischen Israel und Palästina noch dazu. Auf der einen Seite ist der Ton des Iran aufs Schärfste zu verurteilen, auf der anderen Seite trägt die USA eine Teilschuld. Immerhin sah es kurzzeitig danach aus - und vermutlich ist es immer noch so,aber ich habe es seit längerer Zeit micht mehr verfolgt, dass ein Folgekrieg Iran-USA aufgrund des Atomprogramms und diverser Ziele der Demokratisierung des Mittleren Osten ("offiziell") bzw. Sicherung von Ölvorkommen ("inoffiziell") kurz zu befürchten war. Wenn ein Hardliner und Kriegsfetischist wie "Bush - intelligentes Tragen von Verantwortung" dermaßen die Zähne fletscht, dann darf man sich nicht wundern,wenn sich die radikale Brut im Iran sammelt und die kritischen bzw. fundamentalistisch-feindlichen Töne lauter werden. Genauso wenn die US-Regierung aus Sicht der Palästinenser mit Israel "gemeinsame Sache" zu machen scheint, z.B. die Verletzung der UN-Konvention durch Israel nicht anerkannt (die USA halten sich ja selbst wenig an die UN-Konventionen) wird oder ein Einschreiten der UN nach dem Massaker in Dschenin durch ein Veto der USA verhindert wurde.

    Es hilft wenig und ist ganz und gar überflüssig, eine plumbe antiamerikanische Argumentationschiene zu fahren - es reichen einfache politische Fakten, die demonstrieren, wie "intelligent" die Kriege geführt und politische Entscheidungen gefällt werden - ein Blick auf die "Kolleratalschäden" genügt.

    Wer eine Jacke mit Dynamit bestückt trägt, darf sich nicht wundern, wenn sie explodiert, sollte man den Träger reizen.

    Felios

  • Thema von Felios im Forum Ablage Speakers Corner

    Das Medium Internet - Vor- und Nachteile gibt es viele.
    Letzendlich erleichtert es unendlich viel, aber wir werden auch bequem und verblöden trotz schier unermesslichen Informationsflusses.

    Das ist der Punkt 1 - das Internet als Informationsquelle .

    Die unendlichen Weiten - genug davon bekommen kann man nie . Die Mehrzahl der Internetbenutzer surfen gleichzeitig auf mehreren Seiten , was gerade durch die praktischen tab-Funktionen bei Opera,Firefox u.ä. Browsern erleichtert wird. Hier einen Spiegel-Artikel, dort in der Diskussion auf Wikipedia vertieft. Nebenher läuft ICQ , und ach ja, ein Chatfenster ist auch noch offen.

    Immer seltener gelingt es, sich auf eine spezifische Information zu konzentrieren, da der Druck wächst, den man sich selbst auferlegt : möglichst über alles informiert zu sein und das so rasch wie möglich.

    Die Aufnahmefähigkeit unseres Gehirns wird durch die Informationsflut völlig überfordert. Wir nehmen Bruchstücke von dem auf, was wir uns merken wollen und wenn wir die Kiste ausschalten, haben wir die Hälfte von dem vergessen, was wir uns angesehen haben - oder so taten.

    Das ist der Punkt 2 - das Internet als Glotzstubenersatz

    Die Verblödung vor dem Fernseher reicht uns nicht mehr - das Internet lockt. Zahlreicher Blödsinn auf zahlreichen Internetseiten , täglich kommen hunderte hinzu. Wir lernen wissbegierig dazu - saugen hilfreiche und nützliche Information auf - doch das wenigsten brauchen wir im Alltag oder für das Studium. Wir vergeuden wertvolle Zeit, die wir sonst vor dem Fernseher vergeudet hätten. Beim Schauen von Talksendungen mit aufgesetztem Moderatorenlächeln , weltfremden Alltagsgeschichten und primitives Machogehabe. Dieser Falle sind wir entronnen. Das Internet ist ja viel sinnvoller - denken wir - und halten uns von Freizeitbeschäftigungen wie Joggen, Musik spielen oder Lesen ab. Besonders letzteres - in einer internetfreien Ambiente, bei Kerzenlicht und ruhiger Musik, oder auch ohne Musik - ist besonders wertvoll. Man konzentriert sich auf ein Buch, aber wirklich nur auf eines, und liest intensiv,ohne sich von tausend Internetseiten oder drei Chatfenstern ablenken zu lassen.

    Das ist der Punkt 3 - Internet als Kommunikation im Eisschrank

    Früher mussten wir den komplizierten Weg gehen, indem wir zum Telefon griffen, heute schreibt man schnell eine E-Mail, spart sich immer häufige förmliche ,distanzbringende Anreden, und erwartet innerhalb der nächsten Stunde eine Antwort, wie es sich für einen kommunikationsfreudigen Internetjunkie im 21. Jahrhundert gehört. Viele persönliche Übereinkünfte sind überflüssig geworden.
    Es gibt kostenlose Internettelefonie, Gästebücher, Chats, E-mails, Private Nachrichten - und Foren.

    Heute schreibt man keinen Brief mehr an die Behörde, der u.U. nochmal zurückkommt, weil die 10 DinA4-Seiten zusammengelegt in einem A-5-Kuvert wieder an den Absender zurückkamen, sondern eine kurze Mail - sehr geehrte damen und herren... blablabla.... nach 3 Tagen kommt eine Antwort , kurz angebunden, aber das wesentliche steht darin.

    Wir lieben es, uns in Abkürzungen zu verlieren - im Chat wird aus dem zum deutschen "abwesend" ohnehin englisch viel kürzerem "away" ein "afk" (away from keyboard), unabhängig davon ob man musikalisch begabt ist oder nicht.

    brbs... lols, rofls, IMHO... die Abbrevationsmaschine läuft auf Hochtouren. Ohne Abkürzungen wären wir im Zeitalter schnelllebiger IRC-Chats und phpp-Boards aufgeschmissen.

    Es fällt uns leichter Kontakte zu knüpfen als wenn uns der Gesprächspartner (der uns vom Aussehen her sogar unbehaglich erscheinen mag und nie als potentieller Dialogpartner in Betracht käme) direkt gegenüber sitzen würde. Zunächst wäre das lästige "Sie" zu nennen, dass in Internetforen und Chats fast völlig entfällt.
    Die Distanz wird nie aufgebaut, der Gegenüber ist sogleich "vertraut", ein Gleichgesinnter wird zum Kumpel. Gerade in Deutschland wird im Alltag gerade zu peinlichst wert auf das bürokratische "Sie" gelegt. Rutscht einem als zunehmend von den Internet-Gepflogenheiten in Beschlag genommenen ausversehen ein "Du" oder "Ihr" heraus, so wird man schief angesehen.

    Die Anonymität im Internet baut Hemmungen ab. Man tritt befreiter auf, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen . Wir denken in diesem Moment nicht daran, dass unsere IP für den Administrator oder Webmaster frei sichtbar ist, darum wiegen wir uns auch in Sicherheit, wenn wir Phantasienicks benutzen. Der Abbau von Hemmungen kann aber auch dazu verleiten, etwas zu sagen, was wir in der Realität höchstens in uns hineingedacht, aber niemals verlautet lassen hätten. Bei einem Bierchen zu zweit wird es jemandem viel schwerer fallen, einem anderen obszöne Schimpfworte ins Gesicht zu brüllen oder die oft zitierte Nazi- und Stalinkeule herauszuholen.

    Das Medium Internet transportiert keine Gefühle, sondern nur Gefühlskälte. Wir verzichten auf unsere Sinne, den Tastsinn, das Gehör, das Auge. Wir vernehmen nicht das unmerkliche Zittern, als wenn wir unserem Gegenüber die Hand auf die Schulter legen würden. Wir hören nicht den missgelaunten Ton in seiner Stimme,wenn er via Chat ein "Mir geht es heute prächtig" kommuniziert. Wir sehen auch seine wegwerfende Handbewegungen dabei nicht, wie er den Kopf und die Schultern hängen lässt.

    Eine Aussage mag in unserer von Freude geprägten Stimmung gerade sehr ironisch erscheinen , er meint es aber durchaus ernst. Wir mögen etwas sehr ernst nehmen, weil wir gerade sehr aggressiv drauf sind und am Liebsten das Zimmer verwüsten wollen - er meinte es aber ironisch. So entstehen Missverständnisse, die rasch in persönliche Anfeindungen ausarten.

    Selten kann man das Bild, dass man von einem Autor , einem Leser, einen Dialogpartner im Internet hat, in die Wirklich projiziieren. Einer mag im Internet sehr selbstsicher auftreten , sehr extrovertiert und scheinbar durch nichts zu erschüttern - im Alltag fällt er kaum auf,ist schüchtern , irrt stundenlang umher, anstatt Leute nach dem Weg zu fragen und reagiert auf äußere Einflüsse sehr empfindlich.

    Ein Anderer gibt sich wie der sprichwörtliche Teufel, flooded und flamet, ist in der Realität aber zahm wie ein Lamm und ein angenehmer Mensch.

    So gesehen wissen wir nie, auf wen wir uns da im Internet einlassen,wenn wir nicht wenigstens seine Stimme und sein Aussehen kennen. Wir verlieben uns in Fakes, die sich einen Spaß daraus machen, die Gefühle anderer Menschen durcheinanderzubringen und in Wunden herumzustochern. Wir nennen Freunde, die hinter unserem Rücken Geheimnisse weiterverbreiten. Wir nennen Feinde, weil sie im Internet sehr direkt auftreten und uns mit unangenehmen Wahrheiten konfrontieren.

    Wir verzichten zunehmend auf die zwischenmenschliche Kommunikation und ziehen uns in die Eiskammer zurück , der einen frostigen Gefühlstransport bietet und uns Hass auf einen "Nickname" empfinden lässt, Liebe zu steril gesprochenen Komplimenten.

    Ist es uns das wert, wollen wir darauf verzichten, unsere Mimik und Gestik einzusetzen ? So zu kommunizieren,wie es unsere Vorfahren jahrhundertelang getan haben ? Oder gelangen wir zunehmend in einen Eisschrank - einem Maschinenpark ohne Gefühle, in dem wir zu willenlosen Puppen degradiert werden ?

    lg,Felios

  • Thema von Felios im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Die Allée

    In der Allee standen alten Eichen und unterhielten sich. Sie streckten die Äste wie Schneckenfühler aus und umarmten einander. Jung und alt stand beisammen. Die Allee machte da keinen Unterschied. Eine besonders knorrige Eiche hielt ihre Hand schützend über die asphalttriefende Straße, deren glanzvolle Tage eine Weile her sein mussten. Die knorrige Eiche sagte zu einer jungen Eiche, die neugierig an einer Wegabzweigung stand : "Wenn Du groß bist, darfst Du die Straße behüten wie ein Hirte seine Schafe. Doch musst Du bis dahin reifen. Eine ungeeichte Eiche gerät zu schnell in eine Speiche." Die junge Eiche dachte einen Moment lang über die rätselhaften Andeutungen der knorrigen Eiche nach und entgegnete aufmüpfig: "Reifen ohne Speichen stellen keine Gefahr für Eichen dar."

    © Felios

  • Thema von Felios im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Das Badetuch

    Was für ein trostloses Leben! Ständig feucht und klamm.
    Zwingen wir es, sich um unseren Körper zu schmiegen.
    Reiben wir inbrünstig den Schmutz von unserer Haut,
    ehe wir am Strand und mit schönen Frauen darauf liegen.

    © Felios

  • Thema von Felios im Forum Rezensionen, Einstelle...

    Ein Auszug aus S. 21-25 aus Woody Allen, Wie du dir, so ich mir , Die Schmidt-Memoiren, Rowohlt-Taschenbuch Verlag Gmbh, Juli 1980

    Die anscheinend unerschöpfliche Flut von Literatur über das Dritte Reich setzt sich unvermindert fort mit den Memoiren Friedrich Schmidts, deren Veröffentlichung bald zu erwarten ist. Schmidt, der bekannteste Friseur Deutschlands während des Krieges, leistete Hitler und vielen hohen Persönlichkeiten aus Regierung und Militär seine haarkünstlerischen Dienste. Wie beim Nürnberger Prozess treffend bemerkt wurde, schien Schmidt nicht nur stehts im richtigen Augenblick an der richtigen Stelle zu sein, er besaß auch "mehr als ein absolutes Erinnerungsvermögen" und war somit in einzigartiger Weise dazu berufen, diesen eindrucksvollen Leitfaden des Seeleninneren Nazi-Deutschlands niederzuschreiben. Es folgen nun einige kurze Auszüge:

    Im Frühjahr 1940 hielt ein großer Mercedes vor meinem Frisiersalon in der Königsstraße 127, und Hitler kam herein. "Nur ein bißchen versäubern", sagte er, "und nehmen Sie oben nicht zuviel weg." Ich erklärte ihm, daß er wohl etwas warten müsse, denn Herr von Ribbentrop sei noch vor ihm dran. Hitler sagte, er habe es eilig, und fragte Ribbentrop, ob er nicht als nächster drankommen könne, aber Ribbentrop betonte, daß es im Außenminsterium einen schlechten Eindruck machte, wenn man ihn überginge. Hitler rief darauf rasch irgendwo an, Ribbentrop wurde auf der Stelle zum Afrikakoprs versetzt, und Hitler bekam seinen Haarschnitt. So ging es mit den Rivalitäten die ganze Zeit weiter. Einmal ließ Göring Heydrich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen verhaften, um den Stuhl am Fenster zu bekommen. Göring war hemmungslos und wollte zum Haarschneiden öfters auf dem Schaukelpferdchen sitzen. Die Naziführung geriet dadurch in Verlegenheit, konnte aber nichts machen. Eines Tages aber forderte Heß ihn heraus. "Heute möchte ich das Schaukelpferdchen haben, Herr Heldmarschall", sagte er.
    "Unmöglich. Ich habe es für mich reservieren lassen", giftete Göring zurück.
    "Ich habe Anweisungen direkt vom Führer. Sie besagen, daß mir gestattet werden soll, zu meinem Haarschnitt auf dem Schaukelpferd zu sitzen." Und Heß holte einen entsprechenden Brief Hitlers hervor. Göring erbleichte. Das verzieh er Heß nie und sagte, daß er sich in Zukunft von seiner Frau die Haare zu Hause mit einem Topf auf dem Kopf schneiden lassen werde. Hitler lachte, als er das hörte , aber Höring meinte es ernst und hätte seine Drohung auch wahrgemacht, wenn der Kriegsminister seinen Antrag auf eine Ausdünnschere nicht abgelehnt hätte.
    Ich bin gefragt worden, ob ich mir der moralischen Tragweite meines Handelns bewußt war. Wie ich dem Gericht in Nürnberg schon sagte,wußte ich nicht, daß Hitler Nazi war. Die Wahrheit ist, daß ich jahrelang dachte, er arbeite für die Post. Als ich schließlich dahinterkam, was für ein Ungeheuer er war, war es zu spät, noch etwas zu tun,weil ich eine Anzahlung für ein paar Möbel geleistet hatte. Einmal, gegen Ende des Krieges, überlegte ich ,ob ich die Halsbinde des Führers nicht lockern und ihm ein paar kurze Härchen den Rücken runterrutschen lassen sollte, aber im letzten Augenblick machten meine Nerven nicht mit.
    In Berchtesgaden wandte sich Hitler eines Tages an mich und fragte : "Wie würde ich mit Koteletten aussehen?" Speer lachte, und Hitler war beleidigt. "Ich meine es todernst, Herr Speer", sagte er , "ich glaube, mir könnten Koteletten stehen." Göring ,dieser schleimende Hanswurst, stimmte sofort zu und sagte : "Der Führer mit Koteletten - welch hervorragende Idee!" Speer widersprach noch immer. Er war wirklich der einzige, der integer genug war, es dem Führer gleich zu sagen, wenn dieser einen Haarschnitt nötig hatte. "Zu auffallend", sagte Speer nun. "Koteletten sind etwas, was ich eher mit Churchill in Verbindung bringen würde." Hitler wurde wütend. Ob denn Churchill Koteletten in Erwägung zöge, wollte er wissen, und wenn ja, wie viele und wann? Himmler , angeblich der Leiter der Spionageabteilung , wurde sofort herbeizitiert. Göring ärgerte sich über Speers Haltung und flüsterte ihm zu : "Warum machen Sie denn so einen Aufstand? Wenn er Koteletten haben will, lassen Sie ihn doch!" Speer , der sonst immer bis zum Gehtnichtmehr taktvoll war, nannte Göring einen Heuchler und "Kräuterquark in deutscher Uniform". Göring schwor Rache, und später erzählte man sich, er habe von einer SS-Spezialeinheit Speers Bett bespitzeln lassen.
    Himmler kam völlig aufgelöst angerast. Er war mitten in einer Stepstanzstunde gewesen,als das Telefon klingelte und er nach Berchtesgaden beordert wurde. Er fürchtete, es handle sich um die fehlgeleitete Ladung einiger Tausend spitzer Karnevalhütchen, die Rommel für seine Winteroffensive zugesagt worden waren. (Himmler war es nicht gewohnt, nach Berchtesgaden zum Abendessen eingeladen zu werden, denn er konnte schlecht sehen, und Hitler ertrug es nicht, ansehen zu müssen, wie Himmler die Gabel an sein Gesicht führte und sich dann das Essen irgendwo an die Backe klebte.) Himmler wußte, daß irgendwas nicht stimmte, denn Hitler nannte ihn Brillenschlange, was er nur tat, wenn er verärgert war. Plötzlich wandte sich der Führer an ihn und brüllte :
    "Läßt sich Churchell Koteletten stehen?"
    Himmler wurde rot.
    "Na, was ist?"
    Himmler sagte, es habe die Nachricht gegeben, daß Churchill Koteletten in Erwägung zöge, aber das sei alles inoffiziell. Was Größe und Anzahl betreffe, erklärte er, so seien es wahrscheinlich zwei mittlerer Länge, aber niemand wolle was sagen, bevor man nicht ganz sicher sein könne. Hitler schrie und schlug mit der Faust auf den Tisch. (Das war für Göring ein Triumph über Speer.) Hitler zog eine Landkarte hervor und erläuterte uns, wie er glaube, England vom Nachschub heißer Handtücher abschneiden zu können. Mit der Blockade der Dardanellen könne Dönitz verhindern, daß die Handtücher an Land gebracht und den Engländern über die ängstlich wartenden Gesichter gebreitet würden. Aber die grundsätzliche Frage blieb: Konnte Hitler bei den Koteletten Churchill den Rang ablaufen? Himmler sagte, Churchill habe einen Vorsprung , und es wäre vielleicht unmöglich, ihn noch einzuholen. Göring, dieser gedankenlose Optimist, sagte, dem Führer könnten die Koteletten möglicherweise schneller wachsen, wenn es uns gelinge, die ganze Kraft Deutschlands zu einer gebwallten Anstrengung zusammenzuraffen. Von Rundstedt erklärte jedoch auf einer Generalstabssitzung, es wäre ein Fehler zu versuchen,die Koteletten auf zwei Seiten in Angriff zu nehmen, und riet, daß es klüger wäre, alle Anstrengungen auf eine gelungene Kotelette zu konzentrieren. Hitler sagte, er schaffe es auf beiden Backen gleichzeitig. Rommel stimmte von Rundstedt zu. "Sie werden niemals gleichmäßig, mein Führer", sagte er . "Nichts, wenn Sie sie drängen." Hitler wurde wütend und sagte, das wäre seine Angelegenheit und die seines Friseurs. Speer versprach, daß er unsere Rasiercreme-Produktion bis zum Herbst verdreifachen könne, und Hitler wurde übermütig. Im Winter 1942 leiteten die Russen dann eine Gegenoffensive ein, und die Koteletten kamen zum Stillstand. Hitler wurde immer verzweifelter, denn er fürchtete , Churchill könne bald fabelhaft aussehen und er noch immer nur "durchschnittlich", aber wenig später erreichte uns die Nachricht, Churchill habe den Kotelettenplan als zu kostspielig aufgegeben. Wieder einmal hatte sich gezeigt, daß der Führer recht hatte.

    [...]

    _________________

    was mir an Woody Allen insgesamt sehr gefällt,ist seine groteske Art , mit der Geschichte (wie hier) oder auch mit Alltagserlebnissen umzugehen. Trotz der starken charakterlichen Überzeichnungen und abstrusen Zusammenhänge liest man zwischen den Zeilen auch die Bitterkeit des Ganzen heraus und die "stumme" Anklage.

    Gruß,
    Felios

  • Thema von Felios im Forum Texte aller Art, Gedic...



    lg,Felios

  • Thema von Felios im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Kälte

    Faltige Haut.
    Ein gefrorenes Lächeln.
    Dreck in den Straßen.
    Blicke schweifen vorbei.

    Münzwurf geschieht automatisch.
    Reaktion ist dramatisch.
    Alkohol wird sympathisch.
    Tod erfolgt sporadisch.

    Tragisch.

    © Felios, 30.12.2005

  • Thema von Felios im Forum Ablage Speakers Corner

    http://www.orf.at/index.html?url=http%3A...ker/205752.html

    Mutation bei Vogelgrippe-Virus entdeckt

    Wissenschaftler haben bei der Analyse des gefährlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 von zwei Todesopfern in der Türkei eine Veränderung in einem Gen entdeckt. Diese sei in einer der beiden Proben festgestellt worden, erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestern.

    Es sei aber noch zu früh für eine Einschätzung, ob es sich dabei um eine wichtige Mutation handle, betonten die Wissenschaftler. Sie erlaube es dem Virus aber, sich leichter an eine menschliche Zelle zu binden als an die eines Vogels.

    "Schritt in Richtung Mensch"

    Das könne ein Schritt des Virus sein, sich an den Menschen anzupassen, erklärte der WHO-Virologe Mike Perdue. Noch sei aber nicht klar, ob es sich nur um eine isoliere Erscheinung handle oder ob sie schon weiter verbreitet sei.

    "Wir müssen abwarten und sehen, wie die restlichen Viren aus der Türkei aussehen", sagte Perdue. Außerdem wiesen die Wissenschaftler darauf hin, dass das Vogelgrippe-Virus bereits einmal - im Jahr 2003 in Hongkong - auf dieselbe Art mutiert sei, ohne dass sich dadurch die Gefahrenlage erhöht habe.

    Dramatische Warnung

    Die Gefahr einer Vogelgrippe-Pandemie nimmt unterdessen laut der WHO täglich zu. Die Organisation warnt nach der rasanten Ausbreitung in der Türkei vor einer weltweiten Seuche. Die Situation verschlechtere sich täglich.

    Die Konsequenzen für die Gesundheit der Bevölkerung seien "unabsehbar", so die WHO weiter. Noch gebe es keine Anzeichen für eine Ansteckung von Mensch zu Mensch. Geld zur Bekämpfung fehlt. Rund 1,5 Mrd. Dollar werden in der nächsten Zeit gebraucht, so die WHO.

    __________________________________________

    Schlimm... ein richtiger Killervirus, gefährlicher als AIDS.

    Felios

  • Thema von Felios im Forum Ablage Politikforum -...

    http://home.arcor.de/derogun/stoiber.mp3 (1MB)

    Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München...mit 10min ...ohne dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen.....am, am Hauptbahnhof in München.... starten Sie ihren Flug. 10min...schauen Sie sich mal die großen Flughäfen an... wenn Sie in Heathrow in London, oder sonstwo meines...Ch...charle de Gaulle äh in Frankreich. oder in äh in in äh in äh Rom, wenn Sie sich mal die Entfernungen ansehen, wenn Sie Frankfurt sich ansehen, dann werden Sie feststellen, dass 10min.... Sie jederzeit locker in Frankfurt brauchen, um Ihr Gate zu finden. Wenn Sie vom Flug...vo vom Hauptbahnhof starten. Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in 10min an den Flughafen in...an den Flughafen Franz-Josef Strauss , dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München. Das bedeutet natürlich, dass der Hauptbahnhof im Grunde genommen näher an Bayern, an die bayrischen Städte heranwächst,weil das ja klar ist, weil auf dem Hauptbahnhof viele Linien aus Bayern zusammenlaufen.

    -------------

    und sowas regiert Bayern....

    Fränkischer Gruß

    [ Editiert von Administrator Felios am 22.01.06 20:42 ]

  • Thema von Felios im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Knorriger Baum

    Knorriger Baum. Streife vorüber. Hebe eine achtlos weggeworfene Getränkedose auf und schleudere sie mit Wucht gegen das Geäst. Es scheppert dumpf. Die Dose fliegt davon. Der Baum rührt sich nicht. Von der Rinde läuft ein Rest der Flüssigkeit herunter, die es aus der Dose hinausgeschleudert hat.Es sieht aus, als ob der Baum weint. Erinnerungen werden wach. Ich nehm ein angeschwärztes Foto aus der Hosentasche, unsanft geknickt und betrachte es lange. Schaue auf das vergilbte Bild mit den fröhlichen Gesichtern. Kalter Schweiß rinnt meine Hand entlang , tropft auf das Bild. Die Gesichter weinen. In meiner Hemdtasche finde ich ein gebrauchtes Taschentuch. Meine Initialen stehen darauf. Ich nehme es kurzerhand und wische die tränentriefende Rinde des knorrigen Baumes trocken. Das Taschentuch zerreißt dabei.Fetzen flattern zu Boden. Der Wind trägt sie davon. Dahin flattern alle meine Erinnerungen. Trotzig zerknülle ich das Bild und lasse es ebenfalls in die Ferne entschwinden. Nie mehr möchte ich ihre Tränen sehen.Nimmermehr. Der Baum schweigt zu allem. Überhaupt hielt er sich bisher sehr bedeckt, mit seinem großen ,einladenden Blätterdach, das soviel Schutz ausstrahlt wie ich ihn seit meiner Flucht nicht mehr gefunden hatte.Mit kindlichen Augen betrachte ich ihn aufmerksam, als ob ich nur ja keine Bewegung seinerseits verpassen möchte. Ein Sturm zieht auf. Die Blätter fegt es vom Geäst. Der Schutz tropft vom verzweigten Geäst. Der Schutz tropft auf meine verbrannte Haut. Ein Gerippe bleibt zurück. Ein Torso. Ausgebrannt. Verdammt.Die Getränkedose nehme ich mir als Erinnerung mit. Das habe ich mir verdient.

    © Felios

  • Thema von Felios im Forum Ablage Politikforum -...

    Was ist Europa?

    Wie es Bassam Tibi im Titel seines Werkes formulierte , "Europa ohne Identität"

    Nachdem wir Wohlstand und Reichtum besitzen, ein soziales Netz und es - zumindest im westlichen Europa schon seit Jahrzehnten keine Kriege mehr gegeben hat, können wir auf das verzichten, was andere Länder und Regionen oder gar Kontinente zusammenhält : die Religion.

    Wir haben es geschafft, uns von den vorgesetzten Prinzipien der religiösen Tradition zu lösen. Auf dem Land sieht es freilich anders aus, aber die Urbanisierung schreitet voran. Wir haben die Todesstrafe abgeschafft , die von der Bibel propagiert wird "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ,wenn man sie falsch interpretiert. Unserem "Vorbild" - der USA - ist dies noch nicht gelungen, es ist von den Grundprinzipien teilweise auf dem Stand derer Länder, die sie durch Krieg die Demokratie bringen will. Todesstrafe, kein soziales Netz, eine strenge Auslegung der Bibel insbesondere bei den Republikanern, die bereits fundamentalistische Ansätze trägt. Bei uns hingegen werden die Kirchen immer leerer, man kann ein "Christ" sein, ohne die Kirche als das Leitbild anerkennen zu müssen. Man kann ein "Christ" sein, ohne dem Papst als Leitfigur wie das Schaf seinen Hirten zu folgen. Die Religionsausübung ist frei. Jeder kann nach seiner Facon leben. Gewisse Einschränkungen gibt es wohl, aber niemand wird wegen seiner Sexualität verfolgt oder gar ausgepeitscht, geschweige denn umgebracht.

    Wie wirken wir auf den Islam, den wir als rückständig bezeichnen,weil er all diese Güter weder zu schätzen noch im Ansatz zu begreifen vermag? Im Arabischen gibt es dafür ein Wort : Giaur , zu deutsch : Ungläubiger. Und Unglauben ist im Islam verpönt. Bestes Beispiel - Saddam Hussein, der ja von der US-Regierung verdächtigt wurde, mit den Fundamentalisten um bin Laden zu kollaborieren. Aber Saddam Hussein war kein gläubiger Muslim, sondern ein säkularer Diktator. Die chaldäischen Christen , wie etwa Tarik Aziz,der Vizepräsident, standen unter seinem Schutz, Frauen durften sich fortbilden und reisen, seine Söhne tranken Alkohol und feierten ausgedehnte Parties. Von den anderen arabischen Ländern wurde Saddam Hussein geduldet, aber wegen seiner ungezügelten Lebensweise und seinen politischem Handeln eher verachtet.
    In der arabischen Welt, aber auch in Afrika dominiert die Religion in teilweise strengster Auslegung. Es gibt die Todesstrafe, Andersdenkende und Menschen, die gleiche Geschlechter lieben, werden verfolgt, gefoltert und umgebracht - auf bestialischste Weise. Die Religion hält die Menschen zusammen, vereint sie , schafft ein Wir-Gefühl, wie es bei uns nur der Kommunismus oder Nationalsozialismus schafft. Kapitalismus hingegen teilt uns in Arm und Reich, die Kirche als oberste ,moralische Instanz verliert immer mehr seine Bedeutung und die Säkularisierung ist sowieso nahezu abgeschlossen. Das Wir-Gefühl ist nicht mehr vorhanden. "Du bist Deutschland" - ein Volk der Jammerlappen, der machtgeilen Opportunisten an der Regierung , ein Volk, das sich zu Tode reglementiert und nicht bemerkt,wie die Kluft zwischen Arm und Reich sowohl unter sozialdemokratischer als auch christsozialer Herrschaft weiter wächst.

    Statt den religiösen Fundamentalisten gewinnnen in Europa die Nationalisten an Zuwachs, wenn die Arbeitslosigkeit steigt, der Wohlstand abnimmt, die sozialen Netze versagen.

    Zurück zur Ausgangsfrage : was ist Europa ? Ein Volk der Individualisten? Ein Volk der Hedonisten ? Der Islam als "rückständige" Religion erscheint uns fremd, umgekehrt werden wir von den Islamisten als "rückständig" angesehen, da wir ungläubig (geworden) sind, nicht zuletzt durch die Islam-Karikaturen unsere Missachtung religiöser Wertvorstellungen bewiesen haben. Wenn andererseits Muslime Karikaturen über religiöse Leitfiguren und kriegerische Vergangenheiten (Kreuzzüge!) gemacht hätten - wären wohl mitnichten 10.000 Menschen auf die Straßen gegangen, es wären gewiss keine arabische Botschaften gestürmt worden und Flaggen irgendwelcher Länder angezündet worden. Es hätte schlicht nicht unser unreligiöses Europa kaum gejuckt.Vielleicht hätten wir sogar mit einer gewissen Portion Selbstkritik über die Karikaturen gelächelt.

    In der arabischen Welt hingegen , wo das Wir-Gefühl , der Sinn des Lebens in der Ausübung der Religion verwirklicht wird, wird diese Karikatur als Provokation verstanden, noch dazu von einem rechts angehauchten Blatt ausgegeben.

    Wie soll der Dialog der Kulturen voranschreiten,wenn wir uns selbst nicht respektieren lernen? Der Dialog beruht auf Gegenseitigkeit, wie es bereits im Wort ausgesagt wird. di = Zwei, logos = das Wort - besser noch : die Vernunft.

    Vernunft heißt nicht, andere Länder zu bekriegen, um an das wertvolle Öl zu kommen. Vorgeschoben die Demokratisierung, die "Befreiung" von Diktaturen, deren Aufschwung wir selbst provoziert haben und sogar militärisch oder politisch unterstützten, inoffiziell oder längst in Vergessenheit geraten - um sie dann durch Chaos, der Einnistung religiösen Fundamentalismus, Foltergefängnissen und der Beschneidung von Menschenrechten zu ersetzen.

    Vernunft heißt nicht, Grund-und Menschenrechte mit Füßen zu treten. Menschen, die eine andere Hautfarbe haben, andere politische Vorstellungen, eine andere Sexualität oder eine andere Religion ausüben, zu inhaftieren, zu foltern, zu ermorden.

    Vernunft heißt, den Glauben oder Unglauben zu tolerieren. Der Staat hat dafür zu sagen,dass die Grund-und Menschenrechte, die sich ein Teil der westlichen Welt - unser Europa - über Jahrzehnte mühsam erarbeitet hat - gewahrt werden. Wir müssen in dieser Hinsicht der "östlichen" Welt ein Vorbild sein. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese durch Terror, Krieg und Provokationen in den Hintergrund treten oder gar ausgelöscht werden. Um der östlichen Welt einen Schritt in unsere Richtung zu erlauben (welchen es etwa im Iran vor den Bushisten auch durch den gemäßigten Präsidenten Chatami gegeben hat, aufgrund der zunehmenden Bedrohung seitens der USA der "Schurkenstaaten" und nicht zuletzt eindrucksvoll durch die feindliche Übernahme des Iraks durch die Mobilisierung der radikalfundamentalistischen Kräfte im Land gestoppt wurde), müssen wir zeigen, dass wir den Islam schätzen und nicht nur verteufeln.

    Der Klügere gibt nach - oder : Europa macht den ersten Schritt, ohne missionarisch oder gar militaristisch zu wirken. Die arabische Welt kann die Chance nutzen, ohne sich bedrängt zu fühlen. Durch Krieg werden wir die ethischen, moralischen und politischen Verhältnisse dort jedenfalls nicht verbessern. Es ist kein Hitler-Deutschland, das bereits vor der Diktatur die Demokratie kannte und die Aufklärung hinter sich hatte. US-Krieger , die den Islam im eigenen Land als Grundübel gepredigt bekamen, die Frauen schlagen, in Menschenmengen schießen, weil sie sich bedroht fühlen, Häftlinge foltern , gegen alle UN-Konventionen verstoßen, um kurz nach dem Einmarsch in Bagdad erstmal das vorrangig das Ölministerium bewachen,während rundherum das Chaos ausbricht, fördern jedenfalls nicht den Dialog der Kulturen - und ein gespaltenes Europa ohne Identität, ohne Wir-Gefühl, mit einer EU ,die aus Kriegsbefürwortern und Kriegsgegnern besteht, ohne dass die Repräsentanten der Kriegsbefürworter mit dem Volk in Einklang steht und dass die Firmen und Repräsentanten der angeblichen Kriegsgegner den Krieg brav unterstützen, wird die USA nicht von diesem Anti-Kurs abbringen.

    © Felios, 15.2.2006

  • Thema von Felios im Forum Ablage Politikforum -...

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,...-402367,00.html

    Während der Saddam-Herrschaft mussten die Schiiten und nicht regierungskonforme Bürger um ihr Leben bangen, zumindest aber um ihre Freiheit - nach der "Befreiung" hat sich nichts geändert, außer dass die Sunniten nicht mehr unter dem Schutz ihres "Führers" Saddam Hussein stehen,ebensowenig die chaldäischen Christen.

    Ob "Demokratie" in diesem Land überhaupt je eine Chance haben wird, ist fraglich.
    Solange die Bushkrieger ohne wesentliche Kenntnis und Respekt vor den Traditionen , der Kultur und der Religion im Irak munter weiter das Öl verteidigen, bekommen die radikalen Kräfte im Land weiter Zulauf von der überwiegend eher friedlich eingestellten Bevölkerung und zerstören jegliche Versuche, dauerhaften Frieden zu schaffen bereits im Ansatz. Hinzukommt das Säbelrasseln im benachbarten Iran und die Drohgebärden der USA. Wobei sich hier die Frage nach Henne und Ei stellt.
    Ohne den gewaltsamen Einmarsch im Irak , den zuvor von Bush lautstark deklarierten "Schurkenstaaten" Iran,Irak,Nordkorea und dem verkündeten Präventivschlag im Falle einer "imaginären" Bedrohung durch Terroristen oder feindliche Länder hätte der zuvor als gemäßigt geltende Präsident Chatami nicht so einen Widerstand im eigenen Land erfahren.

    Eine zusätzliche Destabilisierung der Region durch einen potentiellen Militärschlag der USA im Iran wird die Lage im Irak mit Sicherheit nicht verbessern und die Terroristen um bin Laden und andere Randgruppierungen werden das für sich zu instrumentalisieren wissen.

    http://www.welt.de/data/2006/02/18/847752.html

    Oskar Lafontaine dürfte den Nagel auf den Kopf getroffen haben :

    "Auch der Fraktionschef der Linkspartei, Oskar Lafontaine, sagte, für ihn sei es selbstverständlich, daß Iran Atomwaffen anstrebe. Diesem Bemühen liege in Teheran die Überlegung zu Grunde, daß nur der von den USA nicht angegriffen werde, der über Atomwaffen verfüge."

    Wenn man an die vergangenen Aktionen der USA denkt, wird es durchaus plausibel:

    Einmarsch im Irak mit der Behauptung , dieser verfüge über atomare Waffen, begründet (ohne die Existenz derer je nachweisen zu können). Die Beteuerung Saddam Husseins, sie verfügen über keine atomare Waffen machte die US-Regierung zwar unglaubwürdig, aber diese verfolgte ja sowieso andere Ziele . Die Bedrohung durch den Irak war nur ein Vorwand.

    In Nordkorea sah es anders aus - Der nordkoreanische Präsident ließ immer wieder durchsickern, dass sie bereits über Atomwaffen verfügen bzw. klar an der Anreicherung von Uran arbeiten. Ein Militärschlag der USA wurde damit unwahrscheinlicher, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Nordkorea tatsächlich einen atomaren Gegenschlag durchziehen würde, war ungleich größer.

    (Im Irak hatte man ja höchstwahrscheinlich seitens der US-Regierung gewusst, dass der Irak über keine Atomwaffen verfügt.)

    Iran "lernt" aus dem Verhalten der USA gegenüber den "atomaren" Bedrohungen.
    Säbelrasseln und klare Ankündigungen , an der Herstellung atomarer Waffen zu arbeiten bewahrt "uns" also davor, angegriffen zu werden. Wenn "wir" hingegen lautstark beteuern, dass wir über keine Atomwaffen verfügen (wollen), werden wir angegriffen.

    Ein Dilemma also . Um sich aus dem Irak zurückzuziehen , ist es jetzt definitiv zu spät. Daran könnte auch kein demokratisch gewählter demokratischer US-Präsident etwas ändern (und Kerry rasselte genauso mit dem Säbel wie Bush während der Wahlkampfzeiten - beim patriotischen Volk kommt das ja gut an,solange die Zahl der Kriegsheimkehrer in Särgen überschaubar ist).

    Die Vermittlung ihrer Botschaft, dem Land Demokratie und Frieden bringen zu wollen, erscheint aber aufgrund diverser Vorkommnisse wie dem unkontrollierten Ballern in Menschenmassen, Hochzeitsgesellschaften und übermäßige Bewachung der Ölministerien/anlagen auch höchst unglaubwürdig.

    Paradoxerweise kündet Bush nun an, von der Ölnutzung wegkommen und vermehrt auf Atomkraft setzen zu wollen. Das würde an sich bedeuten, weniger Kriege. Andererseits , wer weiß, ob die USA die Atomkraft denn wirklich nur rein friedlich nutzen werden.

    Gruß,Felios

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