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  • Thema von Yaso im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Ndugu und sein kleiner Bruder Kalipp saßen noch immer am Rande der Steppe. Kalipp hatte die Hände in den Schoss gelegt und lauschte gespannt der Geschichte, die Ndugu zu erzählen hatte. Die Dämmerung brach bereits herein.
    "Vor langer, langer Zeit, noch bevor es unseren Stamm gab, ja noch bevor es all das gab, was du um dich herum siehst, da existierten mächtige Götter."
    "Ndugu?"
    "Ja, Kalipp?"
    "Was sind Götter?" Ndugu zögerte. Dann antwortete er:
    "Götter sind Wesen, die große Macht über uns haben. Aber lass mich die Geschichte zu Ende erzählen.
    Es war der Anbeginn der Zeit, wie wir sie kennen. Aus Langeweile erschufen sie unsere Welt."
    "Sie erschufen unsere Welt?"
    "Ja, Kalipp. Sie haben all das erschaffen." Ndugu grub ein wenig mit der Hand in den Sand, hob sie und ließ die Sandkörner vom Wind davonwehen.

    Das Telefon klingelte. Schorsch klappte das Buch zu und stand auf.
    "Müller. Wer ist dran?"
    "Schorsch, bist du's? Hier ist Fritz!"
    "Was soll das, Fritz? Warum rufst du mitten in der Nacht an? Es ist Sonntag."
    "Nicht mehr lange. Was machst du gerade?" Schorsch schlappte zum Kühlschrank und nahm einen Schluck kalte Milch. Er schluckte schnell herunter.
    "Ich lese."
    "Habe ich dich gestört? Dann tut es mir leid."
    "Weswegen rufst du an?" Er schloss den Kühlschrank.
    "Nur aus einem Grund. Erinnerst du dich noch an unser kleines Privat-Projekt?"
    Schorsch hatte es die Sprache verschlagen. Er stotterte: "Sag bloß - Du hast doch nicht etwa?" Schorsch lauschte gebannt dem Rauschen der Telefonanlage.
    "Doch, habe ich. Komm schnell vorbei."
    "Oh Mein Gott.", antwortete Schorsch. "Ich bin gleich da." Er knallte das Telefon in den Akkulader, schnappte den Schlüsselbund und rannte eifrig die Stufen hinab. Dass er noch im Schlafanzug war, störte ihn nicht.
    Draußen tobte ein Unwetter. Der Regen prasselte schon seit Tagen unaufhörlich herab. Schorsch trat nach draußen. Die Regentropfen auf seiner Schulter waren angenehm warm. Er schloss das Auto auf und fuhr los.
    "...melden wir, dass das Unwetter auch in den nächsten zwei Tagen nicht aufhören wird. Es sind ja nahezu biblische Ausmaße, mittlerweile! Bob, kann es sein dass wir-" Schorsch wechselte den Radiokanal. "... darf nicht so weitergehen! Der Kohlenstoffdioxid und die Stickoxide, die weiterhin in Unmengen in die Natur geblasen werden, ... das wird sich die Natur nicht mehr lange so-" Schorsch drehte das Radio ab.
    "Das Radio ist auch nicht mehr das, was es mal war.", murmelte er vor sich hin.
    Schon war er am Ziel angekommen. Ein kleiner, neumodischer Stahlkomplex. Er bemühte sich nicht, richtig einzuparken, sondern ließ das Auto einfach stehen. Schorsch schlappte auf den Eingang zu.
    Seine nassen Hausschuhe hinterließen Spuren in den Gängen, bis er an Zimmer 101 angekommen war. Er stieß die Flügeltür auf.
    "Schorsch! Du wirst es nicht glauben!" Fritz wedelte mit den Armen vor seinem Kollegen herum.
    "Ich glaube es schon. Nun sag, wie du es angestellt hast. Und warum heute."
    "Warum nicht? Hier war schon lange nichts mehr los."
    Das Licht flackerte. Schorsch sah beunruhigt in die Mitte des Raumes, wo auf einem Sockel eine glatt polierte Glaskugel stand.
    "Es schluckt Unmengen Strom. Du könntest die ganze Stadt lahmlegen."
    "Das weiß ich. Aber das ist es allemal wert!"
    "Hatten wir nicht ausgemacht, Genesis ruhen zu lassen?", fragte Schorsch ärgerlich. Er sah hinüber zur Glaskugel, die helblau zu pulsieren begann.
    "Sie dehnt sich aus. Siehst du es?"
    "Ich sehe es, Fritz. Antworte mir gefälligst." Er konnte Fritz nicht bremsen.
    "Noch ist es ein 'Miniversum'. Aber ich werde es auf die Größe einer Erbse aufpumpen." Fritz drückte einen Knopf und schob an den Reglern. Dann ging er auf die gegenüberliegende Seite des Raumes, um den Hauptschalter umzulegen.
    "Geh von dem Schalter weg, Fritz. Geh da weg! WAS TUST DU?" Fritz klappte ihn herab.
    In einem unglaublichen Knall dehnte sich das Miniversum aus. Gleichzeitig, woran Fritz niemals gedacht hätte, begann sein eigenes in sich zu kollabieren.

    ...

    Der Wind wehte ruhig über den Sand. Ndugu und sein kleiner Bruder Kalipp saßen noch immer am Rande der Steppe. Kalipp hatte die Hände in den Schoß gelegt und lauschte gebannt der Geschichte, die sein Bruder zu erzählen hatte. Als Ndugu geendet hatte, fragte er:
    "Ndugu?"
    "Ja Kalipp?"
    "Wo sind die Götter jetzt?" Ndugu seufzte, stand auf und sah zum Vollmond, der auf sie herablächelte.
    "Das ist eine gute Frage, Kalipp. Eine gute Frage."

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