Wahre Freundschaft. Das war doch nichts anderes als Selbstbetrug. Letzten Endes ist sich jeder selbst am Nächsten. Man darf nicht von sich auf andere schließen. Am besten nichts erwarten. Doch was soll das für eine Freundschaft sein, wenn man keine Erwartungen stellen darf? Wir müssen es akzeptieren. Wir leben in einer Zeit, die von Egomanen geprägt wird. Und aus reinem Selbstschutz handelt jeder danach. Jeder schaut nur noch nach sich, denkt nicht mehr an den Anderen, den vermeintlichen Freund. Und wenn es wirklich mal so sein sollte, dass das mobile Telefon klingelte, dann war es doch nur der Eigennutzen, der dahinter steckte. Jeder will was von jedem, keiner will einen. Gefangen in der Einsamkeit gehen wir Tag aus, Tag ein durch die Welt. Ganz egal, ob dir das gefällt, oder ob du es hast gewählt. Es ist so.
Ich saß an einem gemütlichen Sonntag zu Hause und wartete die Zeit ab. Grinsend saß ich die Zeit ab. Alles schien in Ordnung. Der Tag war sonnig, die Zeiten rosig. Und nun war ich blau. Ertrunken in meiner Einsamkeit. Weggespült von dem Zorn, der mich trinken lies.
Der Alkohol unser einziger Freund? Der einzig Wahre? Und doch schadet er uns nur. So, wie alle anderen auch. Alle Workaholics scheinen erklärt und keiner ist mehr bereit, sich um sein Umfeld zu kümmern.
Einst war es die Familie, die sich sorgte. Doch in Zeiten der Globalisierung mussten selbst Paare sich trennen, um finanziell überleben zu können und auch die Familien hatten keinen Bestand mehr. War das unsere Sorge? Erkrankte unsere Gesellschaft denn wirklich am Kapitalismus, daran, dass nur noch die Zahl zählte. Das es sich rechnen musste, um Bestand zu haben?
Man hörte schon so oft von Paaren, die in der Trennung verweilten und unabhängig voneinander eine Liste anfertigten, ob es sich lohne, mit dem Partner noch gemeinsame Wege zu gehen. Dann wurde abgewogen, in Pro und Contra aufgeteilt. Die Seite mit der höchsten Anzahl gewann und was kam dann? Schließlich war es die Tatsache, die uns trennte. Was Freundschaften zerbrechen und Partner getrennte Wege gehen ließ. Es rechnete sich nicht mehr. Der Aufwand war zu groß, um gemeinsam zu überleben. Denn für was all die Mühe, wenn an der nächsten Laterne die nächste Schlampe steht.
Jeder für sich und so alle für alle, denn wenn jeder auf sich selbst achtet, dann ist ja an alle gedacht. Und eindeutig waren zuviele im Angebot, da kann man doch ohne weiteres selektieren. Und dabei auch verlieren? Der Kreis drehte sich weiter, egal ob wir darauf bestanden oder nicht. Wir konnten ihn nicht aufhalten, nicht den Lauf der Dinge, nicht die Einsamkeit, die sich in der Masse verbreitete. Nebeneinander liefen wir her und keiner bemerkte, dass er eigentlich allein ist. Tag ein, Tag aus machten wir uns was vor. Glaubten an die Ewigkeit, an die Unsterblichkeit der Gefühle doch waren wir alle schon abgestorben. Lediglich der Atem ließ uns noch am Leben teilhaben. Wir sogen alles auf was nur ging und waren vollgestopft mit Unsinn, den kein Mensch braucht. Doch glaubten wir zu brauchen, schließlich projizierte man es uns ein, saugten wir es auf. Wir konnten nicht mehr agieren. Wir konnten nur noch reagieren. Und so verselbständigte sich das Ganze. Was wird das Ergebnis sein? Nicht mehr Freund, sondern vielmehr Feind?
Es herrscht keine Loyalität mehr. Vielmehr stellt sich jeder quer, um dem Anderen zu schaden und das ist es, was die Menschheit wird begraben. Jeder hat seine eigene Schaufel in der Hand, schippt in seinem Leben eine ganze Menge Land und immer weiter geht’s den Bach hinunter, bis wir alle liegen drunter.
Wieviel Absagen kann man ertragen, ohne sich zu fragen, soll man es wagen zu verzagen?
Jeder für sich und ganz allein, wirkt auf die Gemeinschaft ein. Auf eine Gemeinschaft, die nicht mehr existiert, da nur noch der eigene Wille regiert. Regiert, was jedem scheinbar am besten bekommt. Und muss man es doch einmal klar formulieren, es stellt ein Risiko dar, sich nach anderen zu richten, da man dann mitnichten gemeinsam geht, allenfalls allein da steht.
Das ist mein Wort zum Sonntag-Abend. Hätte mir schöneres gewünscht, doch ist das Leben kein Wunschkonzert und die Einsamkeit ist es, die heute an mir zerrt. Also gebe ich mich der Trauer hin und lebe halt so, wie ich bin. Allein.