Alternative zu Zuschussverlagen Wer kennt es nicht? Da hat man nun lange Zeit in einem stillen Kämmerlein gesessen und an einem Roman gebastelt und dann ist er irgendwann fertig. Euphorisch schickt man ein Exposé an eine Handvoll renommierter Verlage und kann die Antwort kaum abwarten. Was da kommt, kennen wir alle. Eine in einem Formschreiben unbegründete Absage. Enttäuschung ist das mindeste, was sich breit macht. Zuschussverlage verbieten sich von selbst, was bleibt also, wenn nicht alles umsonst gewesen sein soll? BOD heißt das große Zauberwort. Book on Demand, Buch auf Abruf. Ist das aber nun eine wirkliche Alternative für den Autor? Analysieren wir mal das BOD-Verfahren. Große Versprechen werden da von den einschlägigen Verlagen gegenüber dem Autor gemacht, wie: schnelle und professionelle Arbeit, Qualität steht der Buchdruckqualität nicht nach, schnelle Abwicklung von der Bestellung bis zur Auslieferung, gegenüber Zuschussverlagen überschaubare Kosten usw. Nehmen wir das mal auseinander. - schnelle und professionelle Arbeit, Qualität steht der Buchdruckqualität nicht nach. Schnell, hier sollte der Begriff durch den Verlag eindeutig definiert sein, ist er aber nicht und die Bearbeitung zieht sich ätzend lange hin. Ob die Arbeit professionell ist, kann man nur im laufe der Zeit feststellen. Da sind schon mal die Titelabbildungen nicht zentriert gesetzt, der Buchrücken wird um den Rücken herumgeklebt, so dass er teilweise mit auf der Rückseite ist. Die Bindung ist faltig und die Abmessungen der einzelnen Bücher sind alle verschieden, Das Wort Randeinstellung scheint da für manch Setzer ein Fremdwort zu sein und es zwingt einem der Verdacht auf, dass die Einstellungen zufällig vorgenommen werden. Von der Bestellung bis zur Auslieferung können schon mal vier Wochen vergehen, was im Zeitalter der (digitalen) Technik völlig unzumutbar und unverständlich ist. Bei den überschaubaren Preisen mag der Vergleich noch stimmen, aber auch hier können sehr schnell ein paar Tausender den Besitzer wechseln. Es sei denn, der Autor macht alle anfallenden Arbeiten selbst. Das heißt: er lektoriert und korrigiert sein Buch, erledigt den Satz und übernimmt auch die Covergestaltung. Seien wir aber ehrlich, wer kann das alles schon ohne fremde Hilfe? Den größten Knackpunkt sehe ich aber im Verkaufspreis der Bücher. Je nach Seitenzahl liegen die Preise zwischen 15 u. 20 €. Jeder möge sich die Frage selbst stellen, wie groß die Leserschar sein wird, die für einen Roman eines unbekannten Autors in oben beschriebener Qualität bis zu 20 € ausgeben? Die Frage, ob das BOD-Verfahren eine wirkliche Alternative ist wird letztlich der Geldbeutel und der Enthusiasmus eines jeden selber klären müssen. Peter Ternes
Also ich persönlich halte Zuschussverlage und BOD für Travestien, ja sogar für Verhöhnungen der schreibenden Gilde. Ich finde, entweder ein Buch ist so gut, dass man einen Verleger findet, der es lektoriert, vermarktet und herausbringt, oder es ist nicht gut genug. Die Selbstbefriedigungsmechanismen unserer Tage, die sogar dahin führen, dass man dafür zahlt, veröffentlicht zu werden, halte ich bestenfalls für bedenklich.
Ich denke, dass hier Lektoren und Redakteure noch immer als Filter dienen und für eine bestimmte Qualität verantwortlich sind, die ja auch unserem Sprachgebrauch zu Gute kommt. Wenn jeder sendungsbedürftige, aber gänzlich unbegabte Schreiber sein Zeugs selbst verlegt, wird über kurz oder lang eine Übersättigung des Marktes einerseits eintreten und andererseits ein Verfall literarischer Werte.
Nichts gegen Dich persönlich Peter, aber einen anderen Weg als BOD konnte es für Deine Bücher nicht geben, weil sie äußerst beliebig und austauschbar sind. Kein Verleger der Welt, der kostendeckend arbeitet, würde eines Deiner Bücher auch nur mit der Feuerzange angreifen...
Ich weiß nicht, wieviel Geld Du bereits in das Veröffentlichen Deiner Bücher investiert hast und ich hoffe, Du hast kostendeckend kalkuliert, also schlußendlich damit Geld verdient.
Ich hab bis jetzt keinen Cent in das Veröffentlichen meiner Arbeiten gesteckt und bisher nur damit verdient. Das natürlich noch nicht im großen Stil, aber doch.
lg/Peter[f1][ Editiert von Nathschlaeger am: 26.11.2003 19:15 ][/f]
Na, das ein Verlag heutzutage als "Filter" oder gar Indikator für Qualität genommen werden kann, daß sollte spätestens seit Dieter Bohlens "Werken" nicht mehr als eine schöne Legende sein....
Und ich denke auch, daß es ganz im Gegenteil durchaus einen Gewinn darstellen könnte, Vertriebsformen abseits der oft doch sehr hohen Verlagsmauern zu errichten. Ein gutes Buch bleibt ein gutes Buch, egal ob daneben hundert Schlechte im Regal stehen oder keines.....
Goethe wird auch nicht anders, nur weil er von Lieschen Müller verlegt wird. Genauso wie der Käse bei Aldi auch nur Käse ist, egal ob da nun Milkana oder Bauer Molki draufsteht.
Ja, die Frage ist nur, ob sich der Geschmack der Leser mit der Zeit nicht verschlechtert, wenn sie überall nur Schund angeboten bekommen. Wobei, auch jetzt gibt es viel Schrott zu kaufen und ich denke, dass es trotzdem noch viele Leute mit einem guten Geschmack gibt. Schwer, das abzusehen, wie es werden würde.
Was mich zur gleichen Überlegung bringt, wie Zel: Wenn nur "gute" Bücher über große Verlage publiziert werden, dann muß man die Werke von Dieter Bohlen, Naddel und co. automatisch dazuzählen. Oder???
@Cecily Tja der Lesergeschmack, das Thema beschäftigt mich im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Entwicklung auch.
These Wir werden von den (vor allem privaten) Medien verdummt. Systematisch. Das hat Auswirkungen in alle gesellschaftlichen Bereiche. Und da spielt die Literatur leider auch keine Ausnahme mehr. Es gibt "leichte" Kost für die Massen und "Klasse" für die Eliten.
Ich habe noch keine Antwort auf die Frage, ob hinter der Verdummung ein gezieltes Kalkül der Oberschicht steckt (Brot und Spiele fürs Volk, ein dummes Volk regiert sich leichter) oder ob es einfach ein Selbstläufer geworden ist, weil die Medien sich von ihrem Auftrag Informationen zu liefern zu riesigen Profitgeschäften entwickelt haben. Ein Beispiel, was wohl jeder kennt.
Ballermann 6 auf Mallorca. Diese kleine Strandkneipe war früher eine unter vielen. Ein RTL-Team war auf der Suche nach Schlagzeilenträchtigem Stoff, etwas das Quote bringt. Und so kamen sie an diesem Ausschank vorbei und beobachteten eine Gruppe junger Menschen, die wohl bei ihrem Alkoholkonsum die Wirkung der frischen Luft und der Sonne nicht kannten. Die Leute waren "gut " drauf. Die "Journalisten" spendierten ihnen ein paar Drinks und spornten sie an, mal etwas Action zu machen. Die Mädchen zeigten freizügig ihre Jugend. Dennoch, alles verlief eigentlich in einem Rahmen, der in so vielen Kneipen überall auf der Welt täglich zum "Normalen" gehört.
Zurückgekommen beim Sender fand das der zuständige Redakteur auch. Darufhin pappten die Journalisten ihren Bericht etwas auf. Mit einem geschickten Schnitt des Filmmaterials, seiner Reduzierung auf umstürzende Sangria-Kübel, entblößte Busen, lallende Urlauber entstand die Schlagzeile, dass der Ballerman 6 DER Partytreffpunkt für die feiernden Urlauber sei, und dort Sauffeten stattfinden. Ein Mythos war geboren. Der Bericht wurde gesendet.
Nun muss man wissen, dass die Redaktionen der einzelnen Sender sich gegenseitig belauern. Wer hat bei den Schlagzeilen die Nase vorn? Was ist bei den anderen Thema? Und so kam es, dass auch die anderen Sender Kamerateams zum Ballermann 6 schickten. Die ersten Teams vor Ort mussten die anwesenden Urlauber noch animieren. Stellt Euch doch mal zusammen! Wir spendieren euch einen Eimer Sangria, ja schieb mal deinen Busen ein bischen vor usw. usw.. Aber bald setzte ein Effekt ein, durch die Ausstrahlung animiert kamen nun Urlauber gezielt zum Ballermann 6. Sie hatten ja schließlich gehört, dort könne man die Sau raus lassen, da gäb es willige Weiber, und niemand nimmt Anstoß wenn man sich mal so richtig gehen läßt. Eine Eigendynamik entstand. Einige Kneipen der Umgebung schlossen sich diesem Rummel an. Bald war das Image der schönen Ferieninsel Mallorca auf Ballermann 6 reduziert.
Durch manipulierte Berichterstattung entstehen so Verhaltensweisen. Immer nach dem Motto, Höher, Weiter, Extremer, Fanatischer usw. Heute sind wir dabei unsere Identität zu verlieren, weil wir gar nicht mehr unterscheiden können, was ist Fiktion und was Wirklichkeit.
Da schickt ein fundamentalistischer Präsident seine Sturmtruppen in ein fremdes Land und läßt jeden Soldaten mit einem Gameboy und einem Kriegsspiel ausrüsten! Und hat selbst die Filme Rambo, Independenz Day usw. vor Augen, als er beschließt die Welt mit seinen Bomben zu bessern.
Diese Gehirnwäsche, die manipulierte Informationen in uns anrichten macht also vor nix und niemandem halt. Und So spulen wir uns hoch. So wird auch aus der Literatur ein Profitgeschäft, wo es nach Auflagenstärke geht und nicht nach Qualität! Findet einen Ausweg, bevor es zum Knall kommt.
Zel hat den Nagel voll auf den Kopf getroffen. Ein Aldiprodukt ist noch lange nicht billig, sondern höchstens preiswert. Und irgendjemand hatte hier mal geschrieben, was auch mir bekannt war: auch ein Goethe hat für die Verlegung mindestens eines (oder mehrerer seiner Werke?) bezahlt. Ist das Werk daher schlecht? Ich konnte kürzlich eine Unterhaltung mit einem Buchhändler führen, der auch BOD Bücher im Angebot hat. Er berichtete mir, dass er selbst eines erworben hat und es durchaus lesbar war. Aber die hohen Verkaufspreise einen Verkauf der BOD Exemplare im Wege stehen. 2 Beispiele: „Heiße Luft" v. Ted Heller 9,90 Euro, Jefrey Archer's „Imperium" für 8,80 Euro. Einmal über 600 Seiten, einmal über 400. Ein 400 Seiten BOD kostet 19,80 Euro! Und damit wird m.E. Die gute Idee BOD kaputt gemacht. Mir ist es nur zu gut verständlich und ich würde auch kein Buch zu dem Preis kaufen, es sei denn, es handelt sich um eine Hardcoverversion. Die gibt es mittlerweile auch als BOD, nur: die sind noch deutlich teurer. Was Jürgens Artikel angeht, hat er auch recht. Ich hab mich auch schon gefragt, ob die Deutschen ein Volk von Deppen geworden sind. Man denke nur an Big Brother, höhere Einschaltquoten als die Fußballmeisterschaften. Was im TV unter Comedy gesendet wird, ist teilweise Haarsträubend. Hier gilt ganz einfach: weniger wäre mehr. Wenn ein Harald Schmidt (um nur ein Beispiel zu nehmen) 2x die Woche senden würde, wäre die Qualität deutlich besser als sie jetzt (täglich) ist. Das gleiche gilt für alle anderen. Ich gehöre zu den Menschen, die gerne mal einen guten Witz hören und bin auch in der Lage diese selber rüberzubringen. Aber jene Comedysendungen in unserem TV sind nichts für mich. Und eins gilt noch für unsere TV Sender: 24 Stunden Sendezeit...die müssen erstmal ausgefüllt sein und das 365 Tage im Jahr. Da wird auch schon mal was gesendet, was eher in den Mülleimer gehört.
Naja, die technische Entwicklung schreitet nunmal voran, wenn man mal nur die Fotoentwicklung nimmt, mittlerweile braucht es nur eine Digitalkamera und einen (noch sehr teuren) Fotodrucker samt Spezialpapier, und schon ist man sein eigener Filmentwickler. Hat noch dazu etliche Möglichkeiten der Bildbearbeitung am PC, die im bis dato selbst gegen Geld nicht möglich waren (mal vom Normalkunden ausgegangen).
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, daß der nächste Schritt tatsächlich der "heimische" Buchdruck sein wird. Sozusagen automatische Vorbearbeitung bis zum druckfertigen Exemplar inkl. Covergestaltung. Und dann werden möglicherweise die Copy-Shops auftrumpfen können und wieder reinholen, was ihnen heute durch Scanner und PC bei der Kopie verloren geht. Dort kann man schon heute seine geschriebenen Sachen relativ ordentlich binden lassen (allerdings zu hohen Preisen). Aber diese Preise werden wohlmöglich in den Centbereich fallen, wenn es zum Massenmarkt wird. Und es gibt nun wirklich so einiges (ob lesbar oder nicht), was der Kunde gerne gebunden hätte.....
Da hätte das Autorenwesen den Vorteil, daß sie den Vertrieb selber übernehmen könnten, bzw. Lizenzen an Onlinebuchhändler übergeben könnten, daß die das Buch auf Kundenbestellung einfach drucken (spart denen auch wieder Lagerkosten und Kommissionskäufe etc.). Nachteil wäre natürlich, Kopien könnten ebenso leicht hergestellt werden. Allerdings könnte der Autor in diesem Szenario den Gewinn besser kalkulieren bzw. würde mehr Gewinn einfahren, was sich wohl jeder Autor wünscht, bei geringerem Verlustrisiko. Was nicht gedruckt/bestellt wird, kostet erstmal auch kein Geld.
Einziges Problem wäre, wie kommt man an den Leser? Nunja, wie eh und jeh, durch Werbung und Mund-zu-Mund Propaganda...
Ich seh die Zukunft für die herkömmlichen Papiermedien keineswegs schwarz. Ebooks zum Beispiel sind ganz nett, aber keine Alternative. Die Leute wollen Bücher, die auch Bücher sind.....
Mehr Sorgen würde ich mir eher darum machen, ob der Bildungsstandard der Allgemeinheit bei künftigen Generationen überhaupt noch dazu reicht, mehr als MTV Musikvideos zu verstehen? Dagegen sollte man ankämpfen, nicht gegen BoDs oder dergleichen, denn die kommen oder gehen, entscheidet der Käufer. Ob er Bildung bekommt kann er nicht so einfach entscheiden....[f1][ Editiert von Zel am: 12.12.2003 0:11 ][/f]
@schreiberling nun ja, diese phänomene sollten spätestens nach diversen büchern von günther wallraff bekannt sein . es scheint wahrlich so, als könnte man kants aufruf ("habe muth" etc) gar nicht mehr folge leisten oder nur sehr schwer.
@autor du vergisst, dass das damals eine völlig andere zeit war! ich weiß zwar auch nicht so genau bescheid, aber ich geh mal davon aus, dass es ein verlagswesen, wie wir es heute kennen gar nicht so genau existiert hat. kultur war damals eher ein luxus der reihen, wo natürlich jeder reiche seinen schotter dazu beigesteuert hat um irgendwie anerkannt zu werden. desweiteren gab es meiner meinung nach vor goethe gar keine richtige literarische kultur, vieles haben wir ja erst goethe (und seinen zeitgenossen) zu verdanken. welches buch musste er eigtl selbst verlegen?
Auch Walt Whitman hat seine Werke selbst veröffentlicht, was ihm ziemlich leicht fiel, da er im Zeitungswesen arbeitete, als er seine weltberühmten "Grashalme" (Leaves of Gras) schrieb. Wie aber schon angemerkt, war das damals eine ganz andere Zeit. Es gab keine Verlage, an die man seine Werke schicken konnte, die dann dort lektoriert, gedruckt und publiziert wurden. Das Geschäft mit den Publizisten kam später. Da war dann aber auch der Buchdruck soweit fortgeschritten, dass es sich ein Normalsterblicher nicht mehr leisten konnte, sein Werk kostendeckend selbst zu erzeugen und zu vertreiben. Ich beurteile nach vergangenen Wortschlachten hier und anderswo das BOD oder Zuschussverlagsgeschäft ein wenig milder. Es ist nun mal ein Weg, eigene Sachen zu publizieren. Für mich ist das nach wie vor keine Option; wenn meine Sachen durchwegs abgelehnt werden, ist das für mich kein Grund, zum Selbstverlag zu greifen sondern darüber nachzudenken, warum sie überall abgelehnt werden.