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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 931 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Coline Offline



Beiträge: 147

17.08.2003 17:28
RE: weiß ich noch keinen Antworten

Ich stehe da. Und schaue auf die kleine Ortschaft hinunter. Eine sonderbare Stille umgibt mich. Zu still. Schwere Wolken hängen über dem Ort. Verbergen die Sonne. Die Hoffnung. Den Frieden. Ich höre Motorengeräusch. Kurz darauf ist alles dunkel. Es ist zu spät. Zu spät um ein neues Leben zu beginnen. Zu spät um zu fliehen. Zu spät um irgendetwas zu tun. Einfach zu spät. Die Bombe hat eingeschlagen. Hunderte von Menschen rennen auf die Straße. Rennen um ihr Leben. Kreischen. Schreien. Todesschreie. Menschen werden übertrampelt. Verloren durch die Angst. Niemand hilft. Niemand kann helfen. Die Todesangst lähmt alle. Versuche in den Himmel zu schauen - scheitern. Nichts ist zu erkennen. Kein Himmel. Keine Wolken. Keine Sonne. Kein Hoffnungsschimmer. Nichts. Schwarz senkt sich nieder. Umhüllt die Menschen. Die Opfer. Jeder Laut wird erstickt. Eine Hitze legt sich über ihre Körper. Glühender Hauch! Die Menschen verbrennen bei lebendigem Leib. Keine Zeit mehr zu weinen. Keine Zeit mehr Schmerzen zu spüren. Keine Zeit mehr etwas, nur irgendetwas zu sagen. Augen flehen zu Gott. Blicke sagen mehr als Worte. Glasige Augen. Augen des Schicksals. Spiegeln Schmerzen wider. Grausame Schmerzen. Schmerzen der Seele. Nach Minuten gibt es kein Leben mehr. Verbrannt!
Ich stehe da. Ich versuche zu rennen. Zu helfen! Doch ich bin unfähig mich zu bewegen. Stehe starr da. Irgendwann geben meine Beine nach. Ich schlage auf der Erde auf. Schreie! Weine! Mein Herz blutet. Zerschlagen von der Grausamkeit!
Menschen töteten Menschen! Ihr eigenes Blut! Unverständlichkeit lähmt meine Gliedmaßen. Meine Arme. Meine Hände. Meine Beine. Meine Füße. Nur die Tränen fließen.

Am Abend werde ich von meinem Pfleger gefunden. Er bringt mich zurück in die Klinik. Da sitze ich nun wieder Tag für Tag und versuche meine Panikattacken zu besiegen.
Doch die Vergangenheit hat mich geprägt. Schmerzen der Seele verheilen nicht.

Felios Offline



Beiträge: 416

17.08.2003 18:11
#2 RE: weiß ich noch keinen Antworten

Hallo,
deine Geschichte gefällt mir sehr gut.
Überwiegend parataktischer Satzbau, erzeugt Spannung, manchmal vielleicht ein wenig pathetisch geraten, aber wirklich gelungen!
Gruß,
Felix

Adler ( gelöscht )
Beiträge:

18.08.2003 09:11
#3 RE: weiß ich noch keinen Antworten

Kann nur zustimmen, ist echt genial geworden. Das wäre mal eine Geschichte für unsere Kriegsfernantiker.

AutorPeterTernes Offline




Beiträge: 3.162

18.08.2003 15:13
#4 RE: weiß ich noch keinen Antworten

Schließe mich an, ein sehr guter Text
Peter

Iserpiah Offline




Beiträge: 92

22.08.2003 14:47
#5 RE: weiß ich noch keinen Antworten

Hallo Ihr,

wißt Ihr was mir aufgefallen ist? Daß 99% der Beiträge hier (ob nun Gedichte oder Kurzgeschichten ) über Leiden, Sterben, Tortur, Ermorden etc. berichten!!
Wenn wir mal von folgendem Sprichwort aus dem Talmud ausgehen:

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten
Achte auf deine worte, denn sie werden zu Taten
Achte auf deine Taten, denn sie werden zu Gewohnheiten
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden zu deinem Charakter
Achte auf deinen Charakter, denn er wird zu deinem Schicksal

oder anders gesagt davon, daß sich das was wir denken, irgendwann manifestiert, wäre es dann nicht hilfreicher, wenn wir, die wir die Gedanken und Worte zu Papier bringen (also im Kleinen für eine große Anzahl von Menschen manifestieren), Positives produzierten? Durch unsere Energie und Gedankenkraft dazu beitragen würden unsere Welt zu verbessern, statt immer wieder das zu manifestieren, was eigentlich niemand will??

Wollen wir nicht alle glücklich sein? Wem hilft es glücklich zu werden, wenn er über Mord und Totschlag liest??
Oder wollen wir vielleicht das ganze Gegenteil und erschaffen uns deshalb unser Umfeld immer wieder aufs Neue, so wie es ist. Seit Jahrtausenden? Senden wir deshalb nur Nachrichten über Kampf, Verlust und Leiden?
Ich habe mal gelesen, daß es einen Sender gab, der nur gute, glücklich machende Nachrichten verlas, er hat ziemlich schnell pleite gemacht. Ich finde, DAS sollte uns zu denken geben, uns aber gewiß nicht entmutigen. "Steter Tropfen höhlt den Stein", pflegte meine Oma zu sagen. Wie wäre es, wenn wir der Tropfen wäre, der Freude, Lachen und Glück in die Welt bringt, anstatt mit den anderen ins gleiche Horn zu blasen??

Coline Offline



Beiträge: 147

22.08.2003 14:57
#6 RE: weiß ich noch keinen Antworten

erst mal danke an alle die gepostet haben. nicole ich muss dir recht geben, doch oft stehen gedichte oder geschichten (alles kreative) doch für die gefühle oder was man hinter sich hat. also wqie man gerade fühlt. so ging's es mir in diesem augenblick. könnt ihr mir bitte mal die aussageabsicht meiner kurzgeschichte nennen?

wenn sie mit meiner nicht übereinstimmt, weiß ich die geschichte ist nicht so gut! danke!

coline

Iserpiah Offline




Beiträge: 92

23.08.2003 16:30
#7 RE: weiß ich noch keinen Antworten

Hm, also für mich drückt der Text: Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Trauer aus (Wobei ich wieder, sorry, darauf zurückkomme: diese Gefühle vermitteln nichts Gutes)und die stumme Frage WARUM? ( Blick zu Gott).
Allerdings bin ich der Meinung, daß wir UNS diese Frage stellen sollten. Wir tragen die Verantwortung für das was auf unserer Erde passiert. Für ALLES!! doch da das sehr schwer zu akzeptieren ist, suchen wir den "Schuldigen" lieber woanders.

Felios ( gelöscht )
Beiträge:

23.08.2003 19:49
#8 RE: weiß ich noch keinen Antworten

Stop!
Nur,weil wir deine Geschichte anders interpretieren,heißts nicht,dass sie nicht gut ist. Im Gegenteil.

Hilde Domin, eine berühmte dt. Lyrikerin sagt:

"Fremdinterpretationen sind oftmals besser als Eigeninterpretationen,weil man selbst nicht genug Abstand zu seinen Werken gewinnen kann".

Gruß,
Felix

skorpioun ( gelöscht )
Beiträge:

24.08.2003 19:40
#9 RE: weiß ich noch keinen Antworten

naja, ich glaube allerdings, dass man nicht besonders begeistert ist, wenn die leute etwas ganz anderes in einem text lesen, als man eigentlich sagen wollte. oft möchte man ja irgendetwas bestimmtes zum ausdruck bringen. ausserdem möchte man ja auch auf keinen fall, dass der text (das gedicht) falsch verstanden wird.

(was natürlich nicht heissen soll, dass der text schlecht ist, nur hat er eben sein ziel verfehlt).

ich persönlich finde dieses gedicht sehr gut. es spricht einen an; man fühlt mit dem "erzähler".

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