Der kleine Michael hatte von seiner Tante Caroline zu Weihnachten einen Lebkuchenmann geschenkt bekommen. Nur leider aß Michael keine Lebkuchen, sie schmeckten ihm einfach nicht. Und so blieb der Lebkuchenmann als Einziger von den süßen Naschereien über. Da ihn keiner essen wollte, verschwand er eines Tages im Küchenschrank.
Doch dort im dunklen Küchenschrank fühlte sich der arme Lebkuchenmann gar nicht wohl. Traurig hockte er in der hintersten Ecke herum und überlegte sich, wie er sein Leben angenehmer gestalten könnte. Da man ihn wohl völlig vergessen hatte, fasste der Lebkuchenmann eines Tages den Entschluss, den Küchenschrank und Michaels Familie zu verlassen. Eines Nachts, als bereits alle schliefen, öffnete er die Tür des Küchenschrankes und sprang auf den Tisch. Sorgsam schloss er den Schrank wieder. Dann schlich er sich zum Fenster, da er für die Wohnungstür zu klein war, er kam nicht an die Klinke heran. Also nahm er den Weg durch das Küchenfenster. Er öffnete es, und schwups, schon war er draußen. Vom äußeren Fensterbrett sprang er herunter. Da Schnee lag landete er weich.
Wohin soll ich jetzt nur gehen, dachte sich der Lebkuchenmann. Ach egal, ich gehe erst einmal los, irgendwo werde ich schon ankommen. Kühn und mutig spazierte der Lebkuchenmann los, durch die ganze Stadt, und aus der Stadt heraus. Ihm begegnete niemand, denn mitten in der Nacht lagen die Menschen alle in tiefem Schlaf. Mehrere Stunden marschierte er über Landstraßen und kam durch verschiedene Städte. Als der Morgen zu dämmern begann, kam der Lebkuchenmann in einen tief verschneiten Wald. Noch völlig unberührt lag der tiefe Schnee auf den Waldwegen, und von den Tannen schaute nur noch ansatzweise etwas grün hervor. Dem kleinen Lebkuchenmann wurde es etwas unheimlich, doch tapfer setzte er seinen Weg fort.
Als er einige Stunden durch den Winterwald gewandert war, begegnete ihm ein kleines Rehkitz. Es war sehr traurig und weinte bittere Tränen. „Hallo kleines Reh, warum weinst du denn so bitterlich?“, fragte der Lebkuchenmann. „Hallo, ich habe mich im Wald verirrt, und nun finde ich den Weg zu meinen Eltern nicht wieder“, schluchzte das kleine Reh. „Ach du armes Kind. Aber ich werde dir helfen, und mit dir gemeinsam deine Eltern suchen“, versprach der Lebkuchenmann dem kleinen Rehkitz. „Das ist aber lieb von dir. Ich heiße übrigens Bambi, und du?“, fragte das kleine Reh. „Ich? Ich weiß es nicht, ich habe gar keinen Namen“, antwortete der Lebkuchenmann. „Na nun, das ist aber komisch. Hier bei uns im Wald hat jeder einen Namen. Wenn wir gemeinsam nach meinen Eltern suchen wollen, muss ich doch wissen wie ich dich anreden soll“, sagte Bambi. „Weißt du was“, sprach Bambi weiter, „wir werden uns jetzt gemeinsam einen Namen für dich ausdenken.“ Bambi schaute den Lebkuchenmann von oben bis unten an. Da er nur aus Lebkuchen und Rosinenaugen sowie einer Rosinennase bestand, meinte Bambi: „Wie gefällt dir Rosinenauge? Der Name würde zu dir passen.“ „Ja, das gefällt mir sehr gut. Also werde ich ab jetzt Rosinenauge heißen“, antwortete der Lebkuchenmann. „So, und nun machen wir uns auf die Suche nach deinen Eltern“, sprach Rosinenauge weiter. „Jawohl, das wollen wir tun“, sagte Bambi. Und so machten sich die Beiden auf den Weg und stapften durch den hohen Schnee.
Bambi und Rosinenauge waren ungefähr eine halbe Stunde nebeneinander durch den Wald gewandert, als Bambi plötzlich ein Tannenzapfen auf den Kopf fiel. „Huch, was war denn das?“, fragte Bambi und schaute nach oben. Ganz oben, fast in der Spitze einer Tanne, saß ein Eichhörnchen und schaute keck herunter. „Oh, ich habe dich getroffen. Verzeih bitte, dass wollte ich nicht“, rief das Eichhörnchen zu Bambi herunter. Flink kletterte es den Baum hinab. „Wer bist du denn? Du bist wohl neu hier in unserem Wald? Ich habe dich hier noch nie gesehen“, sagte das Eichhörnchen an Rosinenauge gewandt. „Ich bin Puschel. Bambi kenne ich ja, aber dich noch nicht“, sprach das Eichhörnchen weiter. „Hallo, guten Tag. Ich bin der Lebkuchenmann, und heiße seit heute Rosinenauge. Vorher hatte ich keinen Namen. Ich komme aus der großen Stadt, aber da hat es mir nicht mehr gefallen. Man hatte mich vergessen, also bin ich dort ausgezogen um irgendwo ein neues Leben zu beginnen. Und als ich hier in den Wald kam, begegnete mir Bambi. Es hat sich verlaufen, und nun suchen wir gemeinsam nach Bambis Eltern.“ „Oh, armes Bambi“, sagte Puschel, „wenn ihr einverstanden seid, würde ich mich euch gerne anschließen. Ich könnte euch vielleicht helfen. Ich kenne mich hier im Wald ja sehr gut aus, und oben von den Bäumen seh ich eventuell mehr als ihr.“ Weder Bambi noch Rosinenauge hatten etwas dagegen, dass Puschel sich ihnen anschloss. Sechs Augen sahen ja auch wirklich mehr als vier. Nun setzten sie also ihren Weg zu dritt fort. Puschel kletterte wieder die Tanne hinauf, hüpfte dann von Baum zu Baum und hielt von oben Ausschau nach den Reheltern.
Als sie bereits ein ganzes Stück gelaufen waren, rief Rosinenauge zu Puschel hinauf: „Puschel, hast du schon irgendetwas entdeckt von dort oben?“ „Von den Reheltern seh ich noch nichts. Aber Trüffelschnüffel, das Wildschwein, kommt des Weges. Ihr begegnet euch gleich“, rief Puschel herunter. Und richtig, nach ein paar Metern kam ihnen ein Wildschein entgegen. „Hallo Leute, seid gegrüßt“, grunzte das Wildschwein. Neugierig beäugte Trüffelschnüffel den Lebkuchenmann. „He Fremdling, wer bist du, und was willst du hier?“, grunzte er Rosinenauge an. „Ich bin Rosinenauge, und mit meinen neuen Freunden auf der Suche nach Bambis Eltern“, antwortete Rosinenauge. „So so, du heißt also Rosinenauge. Ich muss sagen, ein wirklich passender Name. Bambi, deinen Eltern bin ich heute morgen sehr früh auf der Lichtung an der Futterkrippe begegnet. Sie waren sehr verzweifelt und traurig, dass sie dich verloren haben“, setzte Trüffelschnüffel grunzend fort. „Du hast meine Eltern getroffen?“, fragte Bambi ganz aufgeregt. „Wohin sind sie denn gegangen?“, wollte Bambi wissen. „Tut mir leid Bambi, da kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Als ich von der Futterkrippe fortging, blieben sie noch dort. Wo sie jetzt sind, kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie vorhatten dich zu suchen“, antwortete Trüffelschnüffel. „So, nun muss ich aber weiter. Bei meinem Bruder sind gestern fünf Frischlinge angekommen, und ich bin auf dem Weg zu ihm, um mir die kleinen Racker anzusehen. Ich wünsche euch viel Glück bei eurer Suche. He Rosinenmann, vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Hast du denn vor bei uns im Wald zu bleiben?“, wollte das Wildschwein grunzend wissen. „Ich weiß es noch nicht genau. Aber es kann gut möglich sein, dass ich hier im Wald bleibe, wenn es mir gestattet wird“, antwortete Rosinenauge. Die Drei verabschiedeten sich von Trüffelschnüffel und setzten ihren Weg fort.
Bambi schlug vor, dass sie zunächst zur Futterkrippe auf der Lichtung gehen sollten. Vielleicht trafen sie dort noch andere Waldbewohner, die den Reheltern begegnet waren. Da Bambi sich verlaufen hatte, und Rosinenauge hier im Wald total fremd war, hatte Puschel die Aufgabe von oben nach der Lichtung Ausschau zu halten, und ihnen die Richtung zu weisen, in die sie laufen mussten. Aber noch stand ihnen ein ganzes Stück Weg bevor.
Plötzlich, sie waren ganz in der Nähe des Waldsees, rief Puschel ganz aufgeregt: „Oh Schreck, Bongo Bärentatze, der dicke Bär, ist auf dem Eis des Waldsees eingebrochen. Schnell, beeilt euch, wir müssen ihm helfen. Ich laufe schon einmal voraus, um nach ihm zu sehen. Ihr braucht nur weiter gerade aus zu gehen, dann kommt ihr genau am Waldsee an.“ Damit hüpfte Puschel davon. So schnell sie konnten folgten Bambi und Rosinenauge ihm. Da Puschel ein sehr flinkes Eichhörnchen war, war er schon nach sehr kurzer Zeit am Waldsee angekommen. Der arme Bongo Bärentatze war schon völlig entkräftet. Voller Verzweiflung schlug er wild um sich und brüllte laut brummend um Hilfe. Immer wieder hieb er mit seinen dicken Prankentatzen auf das Eis. Er hatte gar keine Kraft mehr, sich mit seinen Krallen im Eis fest zuhacken und herauszuklettern. „Hallo Bongo, so beruhige dich doch. Gleich werden zwei Freunde von mir hier sein, dann werden wir dir helfen“, sagte Puschel zu dem verzweifelten Bär. Wenige Minuten später trafen auch Bambi und Rosinenauge am Waldsee ein. Als sie sahen, wie der arme Bongo verzweifelt um sein Leben kämpfte, wurden sie sehr traurig. Der Bär tat ihnen furchtbar leid. „Was sollen wir nur tun? Wir drei sind doch viel zu klein, um den großen starken Bären aus dem Wasser zu ziehen“, sagte Rosinenauge. „Ich habe eine Idee“, meinte Puschel, „hier ganz in der Nähe wohnen die Wölfe, die Familie Graupelz. Zu ihnen werde ich laufen und sie um Hilfe bitten.“ Und schon hüpfte Puschel von dannen.
Völlig außer Puste kam Puschel bei den Wölfen an, und hämmerte wie wild an deren Haustür. Frau Graupelz öffnete und sagte erstaunt: „Ja Puschel, was ist denn los, du bist ja ganz außer Atem.“ „Schnell, schnell, wir brauchen dringend Hilfe. Der Bär Bongo ist auf dem Waldsee ins Eis eingebrochen. Er kommt alleine nicht mehr heraus. Kommt schnell, und bringt ein Seil oder so etwas mit“, sprudelte Puschel hervor. „He Isegrim“, rief Frau Graupelz ihrem Mann zu, „hast du gehört? Bongo ist in ernsthaften Schwierigkeiten, er braucht unsere Hilfe. Hol rasch einige Seile aus dem Schuppen und komm zum Waldsee. Ich laufe schon los.“ Frau Graupelz und Puschel machten sich rasch auf den Weg. Isegrim Graupelz eilte in den Schuppen, griff sich ein paar Seile und folgte dann seiner Frau und dem Eichhörnchen.
Unterdessen hatten Bambi und Rosinenauge versucht, Bongo Bärentatze ein wenig zu beruhigen. Indem sie ihm erzählten, dass sogleich Hilfe da sein wird, versuchten sie ihn davon abzuhalten, immer wieder mit den Tatzen auf das Eis zu schlagen. Durch das wilde Draufhauen gab das Eis um das entstandene Loch immer weiter nach. Stück für Stück wurde das Loch im Eis immer größer.
Während Puschel und Frau Graupelz schnell zum Waldsee liefen, hoppelte ihnen der Hase Langohr in den Weg. „Was ist denn mit euch los? Ihr lauft ja, als wäre der Leibhaftige hinter euch her“, sagte Langohr. „Papperlapapp, halt uns nicht auf und schwatz nicht dumm rum. Wenn du uns helfen willst, komm mit zum Waldsee. Bongo ist in Lebensgefahr, und wir können jede Tatze gebrauchen“, rief Puschel dem Hasen zu. „Ich komme schon“, rief Langohr, und hoppelte so schnell er konnte hinter den Beiden her.
Kurz darauf waren sie am Waldsee. „Bongo, gleich kommt auch Isegrim, und dann holen wir dich da raus“, sagte Puschel zu dem Bären. Wenige Minuten später kam Isegrim Graupelz mit den Seilen angelaufen. Bei einem langen Seil machte Isegrim an einem Ende eine große Schlaufe. Dieses Ende warf er Bongo zu. „Bongo, steck deinen Kopf und die Arme durch die Schlaufe und halt dich fest. Wir werden dich herausziehen“, rief er dem völlig entkräfteten Bären zu. Bongo tat wie ihm geheißen wurde.
Die Tiere stellten sich der Größe nach hintereinander auf. Zuerst Isegrim Graupelz und seine Frau, dann Bambi, der Hase Langohr und zum Schluss Puschel und Rosinenauge. „So Bongo, halt dich gut fest, es geht jetzt los. Und nun Freunde, zieht an!“, rief Isegrim laut. Mit vereinten Kräften zogen die Tiere an dem Seil. „Hau ruck - hau ruck“, riefen sie dabei. Nachdem sie einige Male sehr kräftig am Seil gezogen hatten, war es endlich geschafft. Sie hatten Bongo Bärentatze soweit aus dem Wasser herausgezogen, dass er herausklettern konnte. Pitschnass und vollkommen erschöpft stand er den Tieren gegenüber. „Ich danke euch, meine Freunde“, sagte er, „ohne eure Hilfe wäre ich sicher jämmerlich ertrunken.“ „Ja sag mal Bongo, wie konnte denn das passieren?“, fragte Puschel. „Na ja, ich wollte ein bisschen Schlittschuh laufen, aber ich bin für das Eis wohl doch zu schwer“, sagte Bongo traurig. Ja richtig, Bongo hatte noch die Schlittschuh an den Füßen. „Hatschi, hatschi“, nieste der Bär. „Na Bongo, da wirst du dir aber sicher eine Erkältung geholt haben, in dem eiskalten Wasser“, meinte der Hase Langohr zu Bongo Bärentatze. „Ja, du musst jetzt schnell nach Hause, am besten gleich ins Bett. Du bist ja völlig unterkühlt. Komm, wir bringen dich heim“, sagte Bambi. Alle Tiere schlossen sich an und brachten Bongo Bärentatze zu seiner Höhle. Dort angekommen griff Frau Graupelz ganz resolut zu einem großen Handtuch und frottierte dem Bären das Fell trocken. Derweil machte Puschel für Bongo Bärentatze einen heißen Tee. Erst als Bongo in seinem Bett lag und eine Tasse von dem heißen Tee schlürfte, verließen die Tiere seine Höhle.
Isegrim Graupelz und seine Frau machten sich kurz mit Rosinenauge bekannt, dann verabschiedeten sie sich von all den anderen und gingen heim. Der Hase Langohr fragte Rosinenauge: „Sag mal, woher kommst du denn, und was hat dich in unseren Wald verschlagen?“ Rosinenauge erzählte dem Hasen seine Geschichte, und dass er jetzt mit Bambi auf der Suche nach dessen Eltern sei. Puschel fragte Langohr, ob er zufällig den Reheltern begegnet wäre. Langohr musste das leider verneinen. Er hatte jetzt auch keine Zeit sich den Dreien bei ihrer Suche anzuschließen. Also wünschte er Bambi, Puschel und Rosinenauge viel Glück bei ihrer Suche nach Bambis Eltern, dann hoppelte er nach Hause.
Die Anderen setzten ihren Weg fort. Schon seit einer gewissen Zeit verfolgte, von allen völlig unbemerkt, die gemeine Krähe Spitzschnabel die Drei. Der kleine Lebkuchenmann hatte ihre besondere Aufmerksamkeit erregt. „Sieh an, sieh an, ein Lebkuchenmann. Der sieht gar so lustig aus, dem hacke ich die Augen aus. Kräh, kräh“, krächzte die Krähe. Gierig flog sie zu den Dreien herunter. „Hallo Bambi, guten Tag Puschel. Das da ist wohl euer neuer Freund? Der sieht ja wirklich zum Anbeißen aus. Ich bekäme nicht übel Lust, ihm seine Rosinenaugen herauszupicken.“ „Du böse Spitzschnabel, lass ihn in Ruhe. Rosinenauge ist ein lieber Freund. Such dir etwas anderes zum Fressen“, belehrte Bambi die Krähe. Dem armen Rosinenauge schlotterten vor Angst die Glieder. Da war doch tatsächlich jemand, der ihm feindlich gesonnen war, obwohl er doch gar nichts böses getan hatte. „Ich denke gar nicht daran, ich will die leckeren Rosinen, kräh, kräh“, antwortete Spitzschnabel. Und schon schwirrte sie dem Lebkuchenmann um den Kopf, um an seine Rosinen heranzukommen. Einige Male hackte sie zu, traf ihn aber immer nur in Schulternähe. „Aua, au. Geh fort, ich habe dir doch nichts getan“, rief Rosinenauge und versuchte die Krähe abzuwehren.
Doch so leicht ließ sich die Krähe nicht abschütteln, immer und immer wieder umflog sie Rosinenauges Kopf. „Spitzschnabel, wirst du wohl aufhören!“, rief Bambi energisch. Aber die Krähe dachte gar nicht daran aufzuhören. Sie hatte es auf die Rosinen abgesehen. Als Spitzschnabel ihre Runden um Rosinenauges Kopf drehte, schnappte Bambi blitzschnell zu. Es hatte die Krähe an den Schwanzfedern gepackt und hielt sie mit dem Mund fest. „Spitzschnabel, wenn du unseren neuen Freund nicht sofort in Ruhe lässt, wird Bambi dich hinunterschlucken“, sagte Puschel zu der Krähe. Zustimmend nickte Bambi mit dem Kopf. Antworten konnte es nicht, denn sonst wäre die Krähe wieder entwischt. „Schon gut, schon gut, ich lass ihn ja. Aber ich hätte doch so gerne die Rosinen gefressen. Aber ihr habt gewonnen, ich werde eurem Freund nichts tun. Und nun lass mich endlich los, Bambi“. Bambi ließ die Krähe wieder frei. Beleidigt zog sie von dannen.
Nachdem sie sich etwas von dem Schreck erholt hatten, machten sich Bambi, Rosinenauge und Puschel wieder auf den Weg.
Nach einiger Zeit kamen sie an der Waldschenke vorüber. Hier kamen öfter Spaziergänger vorbei und kehrten in die Gaststätte ein. Auf dem Spielplatz stand ein dicker Schneemann, der aber sehr traurig blickte. „Hallo Schneemann, warum schaust du so traurig aus?“, fragte Puschel ihn. „Na seht ihr das nicht? Der listige Fuchs hat mir meine Möhrennase gestohlen“, antwortete der Schneemann. Er war so traurig, dass ihm einige Tränen über das dicke Kugelgesicht kullerten. Aber es waren keine gewöhnlichen Tränen, der Schneemann weinte Eisperlen. „So wein doch nicht. Sowie wir Bambis Eltern gefunden haben, besorge ich dir eine neue Möhrennase“, versprach Rosinenauge dem Schneemann. „Ehrlich? Das würdest du tun?“, fragte der Schneemann ungläubig. „Natürlich, du kannst dich auf mich verlassen“, erwiderte Rosinenauge. „Das wäre wunderschön, und ich wäre dir sehr dankbar dafür. Und ihr sucht Bambis Eltern? Da kann ich euch weiterhelfen. Vor gar nicht allzu langer Zeit sind sie hier vorbeigekommen. Sie sind in Richtung Futterkrippe gelaufen. Dort wollten sie sich umhören, ob jemand von den Tieren dich gesehen hat, Bambi. Wenn ihr euch beeilt, holt ihr sie noch ein“, sagte der dicke Schneemann. „Oh, ich danke dir. Endlich mal eine gute Nachricht“, meinte Bambi sehr erfreut. „Ja, wir sehen jetzt zu, dass wir Bambis Eltern recht schnell wiederfinden. Und hinterher bringen Rosinenauge und ich dir von der Futterkrippe eine Möhre mit, dann bekommst du eine neue Nase“, setzte Puschel hinzu.
So schnell sie konnten, machten sie sich nun auf den Weg zur Futterkrippe. Auf dem Weg dorthin begegnete ihnen der listige Fuchs Rotschwanz. Was ist das denn für ein lustiges Männchen?, dachte sich der Fuchs. „He du“, sprach er zu Rosinenauge, „mir geht gerade durch den Kopf, ob du wohl auch so lecker schmeckst, wie du ausschaust. Ich werde mal ein Stück von deinem Arm probieren. Und wenn du mir schmeckst, verspeise ich dich ganz. Ich hatte nämlich heute noch nichts zum Mittag.“ Dem armen Rosinenauge wurde Angst und Bange. Nicht schon wieder, dachte er. Aber den anderen ging es ähnlich. „Jetzt hab ich aber genug davon. Sind denn hier alle verrückt geworden? Erst will Spitzschnabel dir die Augen aushacken, und Rotschwanz will dich gleich ganz auffressen. Rosinenauge komm, setz dich auf meinen Rücken. Dort kommt der böse Fuchs nicht an dich ran“, meinte das kleine Reh. Bambi neigte den Kopf und Rosinenauge kletterte am Hals herauf. Und dann lief Bambi einfach los, so schnell es konnte.
Ehe Rotschwanz überhaupt begriffen hatte, was eben geschehen war, war Bambi schon im Wald verschwunden. Verdutzt schaute er in die Richtung, in der die Drei verschwunden waren. Aber er war viel zu faul und bequem, um ihnen hinterherzulaufen.
Kurze Zeit später kamen Bambi, Puschel und Rosinenauge an der Futterkrippe an. Und dort standen doch tatsächlich die Reheltern. „Mama, Papa“, rief Bambi und lief den Eltern entgegen. „Bambi, mein Kind. Endlich haben wir dich wieder“, sagte Mama Reh und voller Freude leckte sie Bambi übers Gesicht. Bambi neigte abermals den Kopf, und Rosinenauge rutschte herunter.
„Rosinenauge, Puschel, ich danke euch Beiden sehr, dass ihr mir bei der Suche nach meinen Eltern geholfen habt. Ohne euch hätte ich sie bestimmt nicht so schnell wiedergefunden. Da meine Eltern jetzt mit mir sicher heimgehen wollen, möchte ich euch auf Wiedersehen sagen. Ich hoffe, wir bleiben Freunde“, sagte Bambi zum Abschied. „Ich habe zu danken. Immerhin hast du mir zwei Mal das Leben gerettet. Wenn ich hier im Wald bleibe, werden wir sicher Freunde bleiben“, erwiderte Rosinenauge. Die Reheltern mahnten allmählich zum Aufbruch. Puschel und Rosinenauge versprachen, Bambi bald zu besuchen. Dann ging Bambi mit den Eltern davon.
Rosinenauge kletterte an der Futterkrippe hinauf, und suchte eine besonders schöne Möhre heraus. Dann gingen Puschel und er zu dem Schneemann zurück. „Schau Schneemann, hier haben wir die versprochene neue Nase für dich“, sagte Rosinenauge. Der traurige Schneemann freute sich sehr darüber, und dankte den Beiden überschwänglich. Nun blieb nur noch eine Frage offen. Wo sollte Rosinenauge diese und die folgenden Nächte bleiben? Puschel schlug vor, dass sie mal bei Langohr fragen sollten, ob Rosinenauge vorläufig bei ihm unterkommen konnte. So machten sich die Zwei auf den Weg zum Bau des Hasen Langohr.
Der Hase war überrascht, dass er noch Besuch bekam. Aber da er alleine wohnte und über genug Platz verfügte, hatte er nichts dagegen, dass Rosinenauge vorläufig bei ihm wohnte. Im Gegenteil, er freute sich sogar über die Gesellschaft. Da es schon spät am Nachmittag war, verabschiedete Puschel sich.
Einige Wochen später gab es eine Versammlung des Ältestenrates des Waldes. Dort wurde beschlossen, dass der kleine Lebkuchenmann mit Namen Rosinenauge als neuer Mitbewohner des Waldes aufgenommen wurde.
So wurde aus dem einst traurigen Lebkuchenmann ein sehr glückliches Rosinenauge. Er hatte viele neue Freunde gefunden, und fühlte sich hier im Wald sehr wohl.
ich habe gerade deine wirklich süße Geschichte gelesen. Wenn ich Kinder hätte, würde ich sie ihnen auch vorlesen! Die Texte sind gut verständlich und liebevoll geschrieben. Ich hätte nur zwei Anmerkungen:
Die Namen der Waldtiere fand ich sehr passend, lustig und leicht zu merken, was für Kindergeschichten ja sehr wichtig ist ("Bongo Bärentatze", "Trüffelschnüffel", "Familie Graupelz", "Rosinenauge"...). Mich hat allerdings gestört, dass das Reh "Bambi" und das Eichhörnchen "Puschel" hieß, weil es schon ein sehr bekanntes Zeichentrickreh und ein Zeichentrickeichhörnchen mit diesem Namen gibt. Man assoziiert sofort Disney und hat dieses Bild dann im Kopf. Kinder sollen sich die Geschichten zwar vorstellen können, aber ich finde, dass ist deine Geschichte und man soll sie nicht mit schon existierenden Charakteren in Verbindung bringen, das wäre schade (dazu ist sie zu eigenständig). Dann gibt es noch eine Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist: Da wo Bodo Bärentatze auf der Eisscholle steht und versucht, sich festzuhalten, schreibst du, dass das Eis "durch das wilde Draufhauen" schon brüchig ist. Beim Lesen passen diese Worte nicht so richtig zu deinem restlichen Schreibstil und wirken etwas plump. Aber das sind wirklich nur klitzekleine Kleinigkeiten, ansonsten fand ich deine Geschichte wirklich schön!
erst mal danke, dass du dir die Geschichte durchgelesen hast. Stimmt, mit den Namen hast du natürlich Recht, aber als ich damals beim Schreiben war, habe ich da nicht so drauf geachtet. Ich schrieb das im Januar 02. Leider kann ich das aber nicht mehr ändern, da die Geschichte mit diesen Namen jetzt schon in meinem ersten Kinderbuch veröffentlicht wurde. Ist zwar bei einem Selbstverlag veröffentlicht, aber um die Namen nachträglich noch mal zu ändern, müsste ich das ganze Kinderbuch noch mal neu machen und darauf habe ich keine große Lust, denn das ist ja auch alles mit viel Arbeit verbunden.
Zwei von meinen 3 Kids ( meine Kleine ist erst 1 Jahr ) dienen mir immer als Testleser, lach! Wenn es meinen Jungs ( 9 und 12 Jahre ) gefällt, lese ich es auch in der Schule. Oder ich gebe es ihnen mit, die Deutschlehrer arbeiten dann im Unterricht mit meinen Texten.
Hi Conny, gerne wieder! Und: Wow, das ist ja toll, dann hast du schon eigene Bücher veröffentlicht! Wie heißt den das Buch, wo die Abenteuer des Lebkuchenmannes enthalten sind? Das kann man doch sicher käuflich erwerben? (Meine Nichte hat bald Geburtstag *grins*) Das ist ja süß, dann hast du zwei kritische Testleser zuhause *schmunzel* und deine Kleine wird sich ihnen sicher anschliessen, wenn sie größer ist. Find ich auch toll, dass der Deutschlehrer der Beiden mit deinen Texten arbeitet(manche versteifen sich ja nur auf bestimmte Literatur); das bestätigt dich sicher auch in deiner Arbeit. Vielleicht stellst du bald wieder etwas ein, würde mich freun!
leider gibt es mein Buch nicht im Handel, es ist bei einem Selbstverlag veröffentlicht wurden und ich muss mich allein um den Verkauf kümmern. Ich wollte es zwar bei Amazon listen lassen, doch habe ich davon schon viel Ungutes gehört, dass ich davon wieder Abstand genommen habe.
Du kannst das Buch aber auch bei mir direkt bestellen, es dauert aber ca. 2 Wochen ehe es bei dir sein könnte, da ich im Moment keine Bücher vorrätig habe und erst nachbestellen müsste. Da der Verlag in Österreich ist, dauert es schon immer eine Woche, ehe die Bücher bei mir eintreffen. Mit Versand würde das ca. 15 Euro kosten. Es sind knapp 70 Seiten und ohne Bilder, also nur Text. Musst du dir übelegen, ob du das bezahlen möchtest. Ich füge mal den Link von meiner privaten HP ein, da kannst du dir das Cover ansehen. Wenn du es wirklich haben möchtest, gib mir das bitte noch mal per E-Mail bekannt mit deiner Adresse an die das Buch gehen soll. Mailadresse steht auf der HP.
Hi Conny, danke für die Info, habs mir ganz lange überlegt, aber ich glaube, ein illustriertes Buch ist für sie (meine Nichte) besser. Sie will immer die Bilder ansehen, weil sie noch nicht lesen kann, und wenn ich ihr vorlese, will sie immer die Bilder dazu ansehen. Aber vielen Dank noch mal und liebe Grüße, Bianca