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Schreiberlilly Offline



Beiträge: 875

28.02.2004 00:25
RE: Das Schloss im Nebel Antworten

Das Schloss im Nebel


In einem tiefen, dunklen Wald stand einmal ein altes Schloss, in dem die einsame, traurige Prinzessin Cassandra lebte. Das Schloss war in einen eigenartigen Schleier aus Nebel gehüllt. Der Wald wurde von dem bösen Drachen Wotan beherrscht. Er hatte das Schloss mit einem Fluch belegt. Prinzessin Cassandra durfte das Schloss und den Schlossgarten nicht verlassen, oder die schöne Prinzessin würde in ein hässliches Ungeheuer verwandelt, vor dem sich alle Menschen mit Abscheu abwenden würden. Auch der König und die Königin konnten der Prinzessin nicht helfen und waren sehr traurig darüber.

In dem Schloss gab es eine reich bestückte Bibliothek. Dort hielt sich Cassandra die meiste Zeit auf. Hier hatte sie sich ihre eigene kleine Welt erschaffen, und die Bücher waren zu ihren Freunden geworden. Aus den alten Schriften erfuhr sie viel über die große, weite Welt, welche sie zu gerne einmal bereist oder sich angeschaut hätte. Doch da dies nicht ging, erlebte Cassandra so manche Weltreise in ihren Träumen, und bestand als mutige Heldin viele Abenteuer. Viele Stunden am Tag verbrachte die Prinzessin lesend in dem großen, gemütlichen Lehnsessel in der Bibliothek. Dort stand auch ein großer Kamin, und Cassandra liebte es, die lodernden Flammen zu beobachten. Wenn das trockene Holz im Feuer knackte und Funken versprühte, schweiften ihre Gedanken ab und sie geriet ins träumen. Dann war sie keine Prinzessin mehr, sondern ein ganz normales junges Mädchen, oder sie wurde zur Piratin, und kämpfte auf hoher See gegen gefährliche Seeungeheuer.

Eines Tages, als die Sonne herrlich schien, ging Cassandra hinaus in den Schlossgarten. Was war denn das? Sie meinte, aus der Nähe der Schlossmauern Stimmen zu vernehmen. Leise, flüsternd nur, aber sie hörte es ganz deutlich. Da sprach doch jemand. Cassandra wunderte sich sehr, denn außer ihr befand sich niemand im Schlossgarten. Neugierig ging sie vorsichtig auf die Schlossmauern zu. Dort, im Blumenbeet, war doch Jemand, der sich mit jemand anderem unterhielt. Leise, auf Zehenspitzen schleichend, näherte sie sich den Blumen. Da, oben auf einer Glockenblume, saßen doch drei kleine Gestalten. Cassandra traute ihren Augen kaum. Sie trat noch näher heran. Huch! Plötzlich schraken die drei kleinen Elfen auf, sie hatten Cassandra entdeckt. „Hallo. Wer seid ihr denn? Habt keine Angst, ich tue euch nichts“, sagte die Prinzessin zu den kleinen Elfen. „Hallo“, hörte Cassandra ein zartes Stimmchen sagen, „wir sind die drei Elfenkinder aus dem Wald. Wir haben von deinem Schicksal erfahren, und wollen versuchen dir zu helfen. Im Wald erzählt man sich viel über deine Schönheit und den Fluch, mit dem euer Schloss belastet ist. Ich bin Glöckchen, und das sind meine beiden Schwestern, Sternchen und Blümchen.“ Cassandra bemerkte, dass die drei kleinen Elfengeschwister trotz ihrer großen Ähnlichkeit recht gut auseinander zu halten waren. Die goldenen Haare der kleinen Elfe Sternchen zierte ein silberner Reif, in dessen Mitte sich ein kleiner Stern befand, bei Blümchen steckte eine zart rosa Blüte im Haar, und Glöckchen hatte an einer Halskette eine kleine Glocke, welche ganz leise Töne von sich gab, wenn Glöckchen sich bewegte. „Das finde ich aber lieb von euch. Aber ich wüsste nicht, wie ihr mir helfen könntet. Ihr seid so klein, und der Drache Wotan ist so groß und gefährlich. Aber ich wäre euch schon dankbar, wenn ihr mir erzählen würdet, was im Wald so alles passiert. Ich komme leider nicht aus dem Garten heraus, und ihr wisst ja, was mir passiert wenn ich durch das Schlosstor trete“.

Nun meldete sich die Elfe Sternchen zu Wort: „Wie wir dir helfen können, wissen wir auch noch nicht, aber uns wird schon etwas einfallen. Lass uns nur machen, wir haben unter den Bewohnern des Waldes viele Freunde. Der Drache Wotan hat zwar nur die drei gemeinen Trolle Rotnase, Zipfel und Knopfauge auf seiner Seite, aber er ist sehr mächtig und beherrscht den ganzen Wald. Alle Bewohner des Waldes leben in ständiger Angst. Niemand wagt es, sich gegen den Drachen aufzulehnen, denn alle fürchten seinen Zorn“. Die Auskünfte der kleinen Elfen machten Cassandra sehr nachdenklich. Dass die Bewohner des Waldes Angst vor Wotan hatten, war ihr schon zu Ohren gekommen.

Nachdem die drei kleinen Elfenkinder den Schlossgarten verlassen hatten, flogen sie zu der guten Fee Viola, die in einem gläsernen Turm lebte. Die Elfen wollten Cassandra so gerne helfen, nur wussten sie nicht, wie sie das anstellen sollten. Sternchen, Blümchen und Glöckchen baten die Fee sie anzuhören. Die Fee hörte sich die Geschichte über die traurige Prinzessin Cassandra an, welche sie von den Elfenkindern erzählt bekam. Noch wusste sie auch keinen Rat. Sie bat die drei Elfen, sie in einigen Tagen noch einmal zu besuchen, bis dahin würde ihr sicher etwas eingefallen sein.

Die gemeinen Trolle Rotnase, Zipfel und Knopfauge hatten inzwischen erfahren, dass sich hinter ihrem Rücken eine Verschwörung zusammenbraute. Sofort berichteten sie Wotan davon. Das erboste den Drachen sehr. „Wer wagt es, sich gegen mich aufzulehnen? Ich bin der Herrscher des Waldes, der Mächtigste hier weit und breit. Ich habe genügend Zauberkräfte, und wenn Viola sich mit mir messen will, soll sie das nur versuchen“, brüllte der Drache mit wütender Stimme. „He, ihr Trolle, meine getreuen Weggefährten, ich habe einen Auftrag für euch. Ihr werdet zum gläsernen Turm gehen, und versuchen herauszubekommen was die Fee im Schilde führt. Ich erwarte dann euren Bericht“, fuhr Wotan fort.

Die Trolle machten sich also auf den Weg zum Turm, indem die Fee Viola lebte. Sie waren sicher, wenn sie in Erfahrung brachten was die Fee vorhatte, würde Wotan ihre Pläne durchkreuzen. Auf ihrem Weg zum gläsernen Turm mussten die Trolle fast den gesamten Wald durchqueren. So begegneten sie auch diesem oder jenem Waldbewohner, dem sie listige Streiche spielten.

Entlang des Waldrandes schlängelte sich ein idyllisches kleines Bächlein. Zipfel hatte eine gemeine Idee. Die drei Trolle warfen einen Baum um. Dieser fiel quer über das Bächlein, und platsch – trat das Bächlein über die Ufer. Das Wasser lief in den Wald hinein, und überflutete die unterirdischen Gänge der Kaninchen und Maulwürfe. Als diese voller Panik und ängstlich aus ihren Bauten gelaufen kamen, amüsierten sich die gemeinen Trolle königlich. Vor Schadenfreude schlugen sie übermütig ein paar Purzelbäume.

Währenddessen hatte sich die Fee Viola überlegt, wie sie der armen Cassandra helfen konnte. Ihre Zauberkraft allein reichte nicht aus um den Fluch, den Wotan über das Schloss gelegt hatte, aufzuheben. Wenn ein Jüngling käme, der sich unsterblich in Cassandra verliebte, und sie in der Lage wäre, die Macht des Drachen zu schwächen, war sie fähig den Fluch beenden. Nur, wo sollte dieser Jüngling zu finden sein? Doch halt! Da fiel der Fee etwas ein. Im benachbarten Königreich Sichelmond gab es den jungen Prinzen Antonio, der noch nicht verheiratet war. Jedoch gab es ein Problem. Wie sollte Antonio vom Schicksal Cassandras erfahren, und würde er sich in sie verlieben? Die Elfenkinder kamen ihr in den Sinn. Ja, die würden sicher helfen können, denn sie selber durfte die Grenzen des Königreiches nicht übertreten.

Nach einigen Tagen flogen Glöckchen, Sternchen und Blümchen wieder zu Viola. Die Fee bat die drei Elfen zu sich in den Turm, und sie tranken zusammen Tee. Währenddessen trug die Fee den Elfenkindern ihre Idee vor. Sie erzählte, dass sie nicht allein in der Lage war, den Fluch zu brechen. „Wenn wir Cassandra helfen wollen, müssen wir zusammenarbeiten“, begann Viola, „mir ist es untersagt, unser Königreich zu verlassen. Aber ihr könnt fliegen, und euch hat es niemand verboten. Ihr müsst versuchen, ins benachbarte Königreich Sichelmond zu gelangen, und bis zum Prinzen Antonio vorzudringen. Wenn euch das gelungen ist, müsst ihr ihm die Geschichte unserer traurigen Prinzessin erzählen. Nehmt ein Bild der Prinzessin mit. Ich wünsche euch viel Glück!“ Mit diesen Worten entließ Viola die Elfenkinder.

Die Trolle hatten derweil versucht, die Worte der Fee zu belauschen. Allerdings stellten sie sich dabei ziemlich dumm an. Die Elfenkinder und Viola waren ganz oben im gläsernen Turm. Dorthin gelangte man von außen nicht. Auf allen erdenklichen Wegen hatten sie versucht, an dem Turm heraufzuklettern. Doch es wollte ihnen einfach nicht glücken.

Ehe die drei Trolle sich versahen ging direkt über ihnen ein Fenster auf, und die kleinen Elfenkinder flogen heraus. Vor lauter Schreck verloren die Trolle das Gleichgewicht und landeten mit einem lauten Plumps im Gras. Völlig verdattert lagen sie da, und ehe sie sich wieder besonnen hatten, waren die Elfenkinder über alle Berge.

Das Königreich Sichelmond lag einen halben Tagesflug entfernt. Die Elfen machten sich sofort auf den Weg.
Sie überflogen den Wald, große Wiesen und weite Täler. Nachdem sie einige Stunden geflogen waren, erreichten sie das Königreich Sichelmond und erblickten das Schloss des Prinzen Antonio. Kurz vor dem Schloss landeten sie auf dem Ast eines Baumes, um eine kleine Weile zu verschnaufen.

Glöckchen, Sternchen und Blümchen berieten, wie sie nun weiter vorgehen wollten. Am Schlosstor würde sie sicherlich niemand hören. So machten sie sich auf, und flogen am Schloss von Fenster zu Fenster, um zu schauen, in welchem Raum sich der Prinz Antonio aufhielt. Doch die Elfenkinder hatten kein Glück, an keinem der Fenster konnten sie den Prinzen entdecken. So landeten sie schließlich ein wenig enttäuscht im Schlossgarten auf einer Glockenblume.

Der Schlossgärtner und sein Gehilfe waren dabei die Rosen zu beschneiden. Die Elfen belauschten das Gespräch der Beiden. „Ich bin sehr gespannt, ob der junge Prinz auf seiner Jagd etwas erlegt“, hörten sie den Gärtner gerade sagen. „Nun, wir werden es sehen, wenn der junge Herr zurückkommt“, erwiderte der Gehilfe.

Aha – nun wussten die Elfenkinder, warum sie den Prinzen nirgends gefunden hatten. So mussten sich die Drei noch ein wenig gedulden, ehe sie mit ihm sprechen konnten.

Lautes Pferdegetrappel ließ die drei Elfen aufschrecken. Antonio und seine Jagdgesellschaft ritten in den Schlosshof ein. Die Jäger hatten reiche Beute gemacht, da würde es bei Hofe bestimmt ein Festmahl geben.

Glöckchen, Blümchen und Sternchen warteten noch eine kleine Weile, und machten sich dann erneut auf die Suche nach dem jungen Prinzen. Dieses Mal hatten sie Glück, am Fenster seines Salons erblickten sie ihn. Sie klopften an die Fensterscheibe, zaghaft zuerst nur, Antonio schien es nicht gehört zu haben. Noch einmal klopften sie, nun etwas lauter. Erschrocken wandte sich der Prinz dem Fenster zu. Er wollte seinen Augen nicht trauen, als er drei winzige Gestalten mit Flügeln erblickte. Er öffnete das Fenster und ließ die kleinen Elfen herein.

Diese berichteten dem Prinzen vom Schicksal ihrer Prinzessin, und zeigten ihm das Bild von Cassandra. Antonio stockte fast der Atem, als er sie erblickte. Sofort war er von ihrer Schönheit und ihrem Liebreiz angetan. Er versprach ihnen zu helfen. Doch wie sie den Drachen besiegen sollten, das wusste er auch nicht.

Die Elfen baten darum im Schlossgarten übernachten zu dürfen, da es für einen Rückflug in ihr eigenes Königreich schon zu spät war. Prinz Antonio gewährte ihnen dieses nur zu gerne. Nachdem die drei Elfenkinder noch mit etwas zu essen und zu trinken bewirtet worden waren, zogen sie sich in den Schlossgarten zurück. Sie suchten sich eine schöne große Glockenblume, auf der sie sich zum Schlafen niederlegten.

Doch ehe sie einschliefen unterhielten sie sich noch über den Prinzen Antonio, und wie überrascht sie waren, dass er ihnen sofortige Hilfe versprach. Auch von den Trollen und dem Drachen Wotan sprachen die Elfen. Dieses bekam Schlossgärtner Nelke mit, der gerade dabei war seinen täglichen Abendrundgang durch den Garten zu machen. Leise, um nicht aufzufallen, blieb er stehen und lauschte mit angehaltenem Atem dem Gespräch der Elfen.

Dem Gärtner war ein dunkles Geheimnis bekannt, was kaum ein Anderer wusste. Der Drache besaß nur mit allen drei Trollen zusammen volle Macht. Wenn es nun gelang, einen der Drei auf ihre Seite zu ziehen, war der Bann des Bösen geschwächt. Dann hätte jemand die Möglichkeit, die Herrschaft des Drachen zu besiegen. Nur wie sollte man es anstellen, einen der gemeinen Trolle auf ihre Seite zu bekommen?

Zunächst suchte Schlossgärtner Nelke den Prinzen Antonio auf, und berichtete seinem Herren, was er wusste. Dieser war sehr erstaunt über das, was ihm sein Gärtner da erzählte. Gemeinseim mit ihm überlegte der Prinz, wie sie nun am Besten vorgingen. „Das Schlaueste wird sein, wenn wir die kleinen Elfen begleiten, und unseren Nachbarn einen Besuch abstatten“, meinte der Prinz. „Das wäre eine gute Gelegenheit Ihren Freund, Küchenchef Pfeffer, einmal wiederzusehen“, fuhr Antonio fort. „Junger Herr, Sie wollen mich wirklich mitnehmen? Ich danke Ihnen für diese Ehre!“, sagte Schlossgärtner Nelke.

Bereits am nächsten Vormittag traten sie die Reise an, die Elfen flogen voraus und wiesen ihnen den Weg. Das Königspaar freute sich sehr über den unerwarteten Besuch des Prinzen Antonio. Insgeheim hatten sie den jungen Prinzen bereits als Mann für ihre Tochter auserkoren. Antonio war sehr auf die schöne Prinzessin gespannt.

Er begegnete ihr im Schlossgarten. Wie verzaubert von ihrer Schönheit blieb er vor ihr stehen, unfähig ein Wort herauszubringen. Wenn es die Liebe auf den ersten Blick gab, so hatte sie ihn wie aus heiterem Himmel erwischt. Cassandra schien ihm noch schöner und liebreizender als auf dem Bild, welches die Elfen ihm gezeigt hatten. „Guten Tag. Wer bist du, und warum schaust du mich so an?“, unterbrach Cassandra das verlegende Schweigen. „Oh, Verzeihung, ich wollte dich nicht anstarren. Ich bin Prinz Antonio und ich bin hierher in Euer Königreich gereist, da mich die Elfen aus Eurem Wald um Hilfe baten. Sie berichteten mir von deinem Schicksal“, antwortete er. Sie reichte ihm ihre Hand, und er begrüßte sie mit einem Handkuss. „Ach, die lieben kleinen Elfenkinder. Ja, sie sprachen davon, dass sie mir helfen wollten. Nur wussten sie nicht wie“, erwiderte Cassandra. „Das ist richtig. Aber mein Gärtner, den ich mitgebracht habe, der weiß Rat.“ Die Prinzessin kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, und war sehr auf das Ergebnis gespannt.

Die drei gemeinen Trolle indes hatten sich in der Tiefe des Waldes versteckt. Da sie nicht erfahren hatten, was die Fee Viola plante, fürchteten sie sich sehr vor Wotans Zorn. Sie trauten sich nicht unter die Augen des Drachen. Aber sie hatten gehört, dass Prinz Antonio aus dem Nachbarkönigreich angereist war. Nun trieben sich die drei Gesellen in der Nähe des Schlosses herum, um vielleicht doch noch etwas in Erfahrung zu bringen.

Die Elfen flogen zum gläsernen Turm der Fee und berichteten ihr, dass der Prinz angereist wäre, und sich unsterblich in Cassandra verliebt hätte. Auch vom Wissen des Gärtners Nelke erzählten sie. Nur wusste niemand, wie man einen Troll zum Guten bekehrt. Aber die Fee hatte schon einen Rat. „Ich weiß, dass der Troll Zipfel schon immer gerne einmal von der Frucht der Verwandlung gekostet hätte. Diese Frucht wächst und gedeiht nur im Schlossgarten, und besitzt eine Zauberkraft, welche den Troll in ein gutherziges Wesen verwandelt. Die Trolle aber wissen nichts von dem Geheimnis, das diese Frucht umgibt. Wenn Zipfel nun von dieser Frucht isst, kann ich etwas unternehmen“.

Die Elfenkinder flogen zurück zum Schloss, und berichteten Antonio was sie von der Fee erfahren hatten. Am Abend trafen sich alle im Kaminzimmer des Schlosses, und berieten das weitere Vorgehen.

Bereits am nächsten Vormittag bemerkten die Elfen, dass die Trolle versuchten, an den Schlossmauern empor zu klettern, um in den Garten zu gelangen. Sie ließen die drei Gesellen gewähren. Als sie oben auf der Mauer standen, fingen Zipfels Augen an zu leuchten, als er die Frucht der Verwandlung im Schlossgarten erblickte. Genussvoll leckte er sich mit der Zunge über die Lippen. Die Elfen bemerkten dieses, und sahen einander an. Ohne ein Wort zu sagen, wussten die Elfen was sie zu tun hatten. Die drei Schwestern verstanden sich auch ohne Worte. Sie erhoben sich von ihrer Blume und flogen Zipfel um den Kopf herum. Dabei säuselten sie ihm mit ihren leisen zarten Stimmchen ins Ohr: „Zipfel, komm und nimm von der leckeren Frucht. Du willst es doch. Nun sei kein Hasenfuß sondern trau dich. Sollen dich die anderen Trolle für einen Feigling halten? Komm, spring hinab und hol dir die Frucht!“ Von den Worten der Elfen wie hypnotisiert sprang Zipfel von der Mauer herab und begab sich zielstrebig zu der Frucht der Verwandlung. Schwups, hatte er eine der Früchte abgepflückt und sie in seinem Mund verschwinden lassen.

Gespannt warteten die Elfen, was nun passieren würde. Das Königspaar, Prinz Antonio, Prinzessin Cassandra und die Freunde Schlossgärtner Nelke und Küchenchef Pfeffer, verfolgten vom Fenster des roten Salon das Geschehen.
Plötzlich hörten sie aus der Tiefe des Waldes ein entsetzliches Brüllen. Es war der Drache Wotan, der merkte, wie seine alleinige Herrschaft über den Wald zu schwinden begann.

Auch die Fee Viola hörte dieses grausame Brüllen. Sie wusste, die Elfen hatten ihr Ziel erreicht. Sie stand am geöffneten Fenster ihres gläsernen Turmes, und blies den Zauberstaub, den sie in ihrer Hand hatte, hinaus. Der silberne Staub flog bis zum Drachen. Als Wotan mit dem Zauberstaub in Berührung kam, wurde er zu Stein, und der Fluch um die schöne Prinzessin Cassandra war gebrochen. Langsam begann sich der Nebel um das Schloss zu lichten, bis er endgültig verschwunden war.

Glücklich fielen sich Antonio und Cassandra in die Arme und küssten sich lange und innig. Einer Hochzeit dieser Beiden stand nun nichts mehr im Wege, und auf dem Schloss gab es zur Feier des Tages ein großes, rauschendes Fest. Cassandra hatte ihre Freiheit zurückerlangt, und konnte nun ohne Einschränkungen ihr Leben an der Seite Antonios verbringen.



© Constanze Mendig, Mai 2002

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