,,... Flocken tanzen vor ihrer nase, unbeschwert und frei. Die weiten felder sind weiß bedeckt, sträucher und bäume ruhen unter einer dicken schneeschicht. Nadine zieht fröstelnd die schultern hoch. Tränen laufen aus ihren augen, aber die kälte lässt sie sofort auf den wangen erstarren. Sie vergräbt die hände in der wärmenden mähne des pferdes. Die araberstute galoppiert zügig den weg entlang, der schnee knirscht unter den hufen von ihm. das mädchen fängt langsam an, sich zu entspannen. Doch der schmerz, dieser schmerz in ihr, der will nicht vergehen. Es zerreißt sie in tausend stücke und nimmt kein ende. Ist es die richtige entscheidung? Nein, sie zweifelt nicht mehr. Diese verdammte sehnsucht hat so viele winzige beinchen, die kreuz und quer über den körper laufen und durch die haut treten. Sie schmerzen so lange, bis nadine beschließt, zu gehen. Bei einer tanne, deren zweige durch die schneelast tief nach unten hängen, stoppt die reiterin das pferd. Aus der jeans-tasche zieht sie ein verknittertes foto. Das bild zeigt einen jungen, der offen in die kamera lacht. Seine augen strahlen hellblau und leuchten, wie zwei sterne. Neben der stute lässt sie sich auf dem kalten boden nieder, die zierlichen finger der einen hand umschließen fest das foto, die anderen die warmen nüstern vom pferd. ,, es tut mir leid, maya“, flüstert nadine mit tränenerstickter stimme. Sie legt sich ohne jacke oder wärmende kleidung in den hohen schnee. ,, lauf...lauf nach hause. Warte nicht auf mich. lauf schon!“ Am nächsten tag ist das mädchen erfroren. Um sie herum liegen kleine eiskristalle, die glitzern und funkeln. Das waren die letzten tränen von ihr... die letzten tränen aus eis. "