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Dieses Thema hat 9 Antworten
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 Rund um Literatur, Altbeiträge
Michael H Offline



Beiträge: 45

17.03.2004 17:53
RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Hallo zusammen!

Möglicherweise befinde ich mich momentan nur in einer (vorübergehenden) kleinen "Krise". Oder ich leide unter einer neuerlichen Einsicht!

Wenn man die Beiträge in diesem Forum liest, sich überhaupt unter dem "literarischen Nachwuchs" umhört, kann man sich der Tatsache nicht verschließen, dass ein "Einstieg" ins "richtige literarische Leben" (Autor eines renomierten Verlags sein, Vorlesungen halten...) den allermeisten verwehrt bleibt. Jetzt wird man sagen: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!" - Doch frage ich mich trotzdem: Was macht es eigentlich für einen Sinn, dass ich an einem Manuskript schreibe, wenn ich es vielleicht später einmal einem Verlag zuschicken möchte - und es dann ohne Durchlesen abgelehnt oder maximal nach dem Durchblättern verworfen wird? Wieso eigentlich all das Schreiben, fast zwanghaft, wenn man doch eigentlich mit wenig Nachdenken feststellen kann, dass man keine echte Chance bekommen wird? Nur, um nicht nichts zu tun?

Was meint ihr zu meinen Gedanken (eure Einschätzungen/ Erfahrungen; Einsprüche, Ermutigungen,... alles willkommen!)?

Michael

Schreiberlilly Offline



Beiträge: 875

18.03.2004 01:27
#2 RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Hallo Michael,

also ich schreibe nicht aus Zwang, sondern aus Spass.
Auch ich habe schon erlebt, von Verlagen abgelehnt zu werden, aber davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Ich probiere es weiter.
Nun muss ich aber dazu sagen, dass ich Kindergeschichten schreibe, und von der Schule meiner Söhne schon oft eingeladen wurde und meine Geschichten dort vorlesen durfte. Meine Geschichten wurden von den Kids immer sehr positiv aufgenommen und als am Ende die Klasse klatschte und ich in die leuchtenden Kinderaugen sah, war das für mich der schönste Lohn. Da wusste ich wozu ich schreibe, um Kinder in eine Fantasiewelt zu entführen, in der sie sich einfach fallen lassen können.

Ich würde dir einfach raten, deine Texte zunächt Freunde zum Lesen zu geben, und dir deren Urteil und Einschätzung anzuhören. Und was die Verlage angeht, da kann ich auch ein Lied von singen und dir echt nur raten, es immer weiter zu probieren. Vielleicht suchst du dir mal ein paar regionale kleine Verlage in deiner Umgebung raus, da hat man vielleicht noch die größeren Chancen genommen zu werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, die großen, bekannten Verlage lehnen mit einem Standardbrief ab, ohne den Text je eines Blickes gewürdigt zu haben. Ist zwar schade und traurig, aber diese Erfahrungen haben sicher schon viele hier gemacht.
Also, nicht die Geduld verlieren und probieren, probieren, probieren! Irgendwann erwischst du vielleicht mal einen Verlag, der ernsthaft an deinen Texten interessiert ist.

Liebe Grüße,
Conny

AutorPeterTernes Offline




Beiträge: 3.162

18.03.2004 09:52
#3 RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Hallo Michael
Das was Du da ansprichst, nennt Frey eine Schreibblockade.
Ich, und da bin ich mir ziemlich sicher, nicht nur ich, kenne das auch. Man fragt sich plötzlich, was mache ich denn hier überhaupt? Kein Mensch wird das je zu Gesicht bekommen. Das ist richtig und die Ignoranz der großen Verlage ist zum kotzen und auch ich habe schon wiederholt gesagt, wenn ich das alles vorher gewusst hätte, hätte ich nie eine Feder zur Hand genommen. Wenn uns also die großen Verlage ignorieren, dann machen wir es doch genauso. Ignorieren wir Piper, Heyne und Co, es gibt genügend andere, kleinere Verlage. Und wenn es da auch nicht klappen sollte, bleiben immer noch BOD und der Selbstverlag. Aufhören zu schreiben ist eine weniger gute Alternative. Das Schreiben ist ein schönes und sinnvolles Hobby, es öffnet einem neue Horizonte und es bildet. In meinem Seminar gibt es einen Artikel, der lautet: Ist das Schreiben eine brotlose Kunst?, den solltest Du Dir mal reinziehen, vielleicht hilft er Dir über Deine Krise hinweg.

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

18.03.2004 19:02
#4 RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Hallo Michael,
über manches darf man wahrscheinlich nicht zu lange nachdenken. Ich schreibe einfach, weil irgend etwas mich dazu antreibt. Das versuche ich nicht zu ergründen. Später bearbeite ich den Text noch einmal und später noch einmal. Aber auch nur, damit er mir gefällt. Ob das dann jemals gelesen wird, oder ob es eine Chance hat als bessere Literatur zu gelten, darüber können sich andere Gedanken machen.
Vielleicht solltest du den Stift weglegen und dich ins Leben stürzen. Irgendwann kommt deine Schreiblust wieder, ganz bestimmt.

Viele Grüße

Gast ( gelöscht )
Beiträge:

19.03.2004 12:09
#5 RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Hi Michael, ich weiss genau, was Du meinst. Nach meinem ersten Roman war ich euphorisch, obwohl er von einem dieser Zuschussverlage veröffentlicht worden ist. Einfach weil ich so viel positives Feedback von den Lesern bekommen habe. Das hat den ganzen negativen Sch... gemindert, der sich um den Verlag gerankt hat.
Mein zweites Buch habe ich über BoD-Norderstedt herausgebracht, weil ich die üblichen Absagen der renommierten Verlage bekommen hatte, aber auch genügend Anfragen meiner Leser und so was "geht runter wie Butter", d.h. es gibt nichts Schöneres für einen Autor (Meiner Meinung nach).
Doch kaum war mein Buch gedruckt, konnte ich nicht mehr schreiben. Ich habe mich gefragt, warum ich mir den Stress antun soll. Ständig Geld vorlegen, von den sogenannten "echten" Autoren ignoriert oder beleidigt werden, weil ich halt nicht in einem "renommierten Verlag" angenommen worden bin, Stress mit Literatur-Wettbewerben -aus gleichem Grund.
Inzwischen sind von den 100 Büchern, die ich zum 30.01.04 erstmal habe auflegen lassen, 75 verkauft, und ich habe meinen Einsatz wieder raus. Und ich habe gute Hoffnung, dass ich von dem zweiten Band mindestens soviele Exemplare verkaufen werde, wie vom ersten. Mehr als 400 Stk.
Ich habe mehrfach gelesen und festgestellt, dass das der Grund warum ich weitermache, das Lachen der Zuhörer, die Fragen der Jugendlichen und das Wissen, dass es Menschen gibt, die sich über meine Bücher freuen, ist.
Auch ich schreibe Kinder- und Jugendbücher und auch ich habe u.a. mehrfach in Schulen gelesen. Und dieser Weg steht jedem offen. Was meinst Du wie sehr sich die Lehrer Deiner alten "Penne" freuen, wenn Du sie fragst, ob Du aus Deinem Buch lesen darfst? Meine letzte Lesung ist sogar in die Web-Side "meines" Gymnasiums gestellt worden.
Oder die Büchereien Deiner Heimatstadt. Auch die haben jährliche oder zweijährige Budgets für Lesungen, und als "Kind der Stadt" hast Du gute Chancen. Es gibt viele Möglichkeiten für Dich und Dein Buch Werbung zu machen, wenn es erstmal gedruckt ist. Frag mal Karona, sie weiss wovon ich spreche. Und weisst Du was? Wenn du es selber machst, auch wenn es der harte Weg ist, weisst du, dass das Buch vom ersten Wort bis zur letzten Werbung Dein "Baby" ist. Auch ein schönes Gefühl! Also nicht aufgeben. Es gibt immer ein Licht am Ende das Tunnels. Sieh nur zu, dass dieses Licht nicht "Zuschussverlag" heisst, denn das ist rausgeschmissenes Geld.
Übrigens, ich schreibe wieder. Momentan beteilige ich mich an allen Wettbewerben, die mich zulassen und den dritten Teil meiner "Kettengliedertrilogie" habe ich auch begonnen.
"...bist Du im Tunnel drinn, dann siehst Du es nicht, jedoch am Ende des Tunnels ist ein Licht..."

Iserpiah Offline




Beiträge: 92

19.03.2004 12:12
#6 RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Ich möchte doch zu gerne wissen, warum dieses System mich einloggt, aber bei meinem obigen Beitrag dann letztendlich nur "Gast" steht. Also ich war`s. Hoffentlich kommts diesmal an!

Michael H Offline



Beiträge: 45

20.03.2004 18:12
#7 RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Hallo zusammen!

Danke für eure Reaktionen/ Anteilnahme. Eure Antworten sind wirklich ziemlich aufbauend, vor allem realistisch und optimistisch zugleich!
Trotzdem sollte ich betonen, dass ich nicht mit dem Schreiben aufgehört habe. Ich sitze nicht verzweifelt vor dem Computer, denke "Wieso?" und schalte wieder aus. Das ist ja gerade das, was ich (vieleicht etwas hart) als "Zwang" bezeichnet habe: ich schreibe weiter.
Aber wieso soll es mir viel bringen, das Geschriebene Freunden, Bekannten, Verwandten zu zeigen? Wenn ich nur für die schreiben würde, könnte ich auch alles mündlich "rüberbringen". Am Ende ist es doch so: Enthusiasmus von den Bekannten, Ablehnung vom Verlag!

Michael

AutorPeterTernes Offline




Beiträge: 3.162

21.03.2004 11:10
#8 RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Ich denke, Du solltest mal etwas grundlegendes klären. Ich füge Dir mal einen Artikel aus meinem Forum ein, der Deine Thematik behandelt. Vielleicht ist er gerade für Dich interessant.
Gruß von der Ostsee Peter

Welche Voraussetzungen benötige ich, um schreiben zu können oder was macht das Schreiben aus?
Wenn wir eine Grundvoraussetzung an erster Stelle sehen wollen, welche wäre das? Ein Universitätsstudium? Nein! Ganz abgesehen davon, dass man das Schreiben - im Gegensatz zu den USA - in Deutschland nicht studieren kann, höchsten artverwandte Richtungen, wie z.B. Germanistik, Literatur oder Journalismus. Aber das ist es nicht! Viele gute Schriftsteller haben nie eine Universität von innen gesehen, wie beispielsweise Charles Dickens, Daniel Defoe, Ernest Hemmingway um nur einige zu nennen.
Was ist es denn? Ganz einfach, als Voraussetzung können wir Selbstdisziplin, Beharrlichkeit und absolutes Durchhaltevermögen setzen. Ich teile Freys Meinung (Dozent für kreatives Schreiben in den USA), wenn er sagt, das Romane schreiben viel Zeit in Anspruch nimmt und viel emotionale und mentale Energie erfordert. Zeit, die man normalerweise mit der Familie oder mit Freunden verbringt, muss geopfert werden. Es gibt kaum Schriftsteller, die ein zweites Zeitintensives Hobby haben. Frey geht noch einen Schritt weiter, er behauptet, dass die meisten Schriftsteller ein ziemlich eintöniges Leben führen. Sie verbringen die meiste Zeit im Keller oder in einer stillen Kammer vor dem PC. Verfolgt von der Vorstellung, die Leser könnten ihre Arbeiten dümmlich, flach oder blöde finden. Freys Botschaft lautet: „Das Schreiben ist nicht glanzvoll, aufregend oder romantisch. Es ist harte Arbeit. Befriedigend ja. Aber verdammt hart."
Eine Frage, die mir oft gestellt wird, ist die, wie lange man an einem Roman schreibt. Stephen King sagt in seinem Buch „Das Leben und das Schreiben", das er pro Buch etwa ein viertel Jahr an Zeit benötigt. Ich teile dies Meinung, auch ich schreibe in der Regel drei Monate an einem Manuskript. Wenn man längere Zeit veranschlagt, liegen auch längere Pausen vor. Währen dieser Zeit läuft der Autor Gefahr, die Bindung zu seinem Werk teilweise oder sogar ganz zu verlieren. Ich musste diese bittere Erfahrung bei meinem derzeitigen Projekt machen. Äußeren Umständen hatte ich es zu verdanken, dass ich das Schreiben vernachlässigt habe. Die Bindung und die Identifikation mit dem Stoff sind weg und es könnte durchaus sein, dass das Manuskript nie zu Ende geschrieben wird.
Wie gehe ich als angehender Autor aber nun an ein Romanprojekt heran? Meiner Meinung nach sollte an erster Stelle die fertige Story in groben Zügen in unserem Kopf existieren. Ich habe einmal einen Roman geschrieben wo das nicht der Fall war und ich hatte mir damals geschworen, das nie wieder zu tun! Habe ich also eine Idee, setze ich mich vor meinen Computer und fange an zu schreiben. Nach ca 3 Monaten (oder auch länger) tippe ich die Buchstaben -E-n-d-e- ein und das vorläufige Manuskript ist fertig. Wie geht es dann weiter? Während des Schreibens habe ich mir schon eine Handvoll Probeleser gesucht (4-6 Personen sollten reichen), diese Leute sollten aber einiges an Voraussetzungen mitbringen. Sie sollten belesen sein und sich im Genre, in dem ich geschrieben habe, auskennen. Ihr IQ sollte etwas höher sein als eine Tischkante sein und es wäre auch nicht verkehrt, wenn deren Beruf etwas mit der Schreiberei zu tun hat (bei mir Lehrerin, Leiter Universitätsbibliothek, andere Autoren), ist aber nicht immer zu verwirklichen. Ganz wichtig ist, dass sie sich nicht scheuen, dem Autor ihre ungeschminkte Meinung zu sagen. Niemanden von uns ist geholfen, wenn man ein Pfund Honig ums Maul geschmiert bekommt. Ein Punkt erscheint mir noch wichtig. Die Testleser sollten in der Lage sein, ein Manuskript in einer vorgegebenen Zeit zu lesen. Wenn ich ein Manuskript im Januar rausgebe und die Einschätzung irgendwann im Dezember wiederbekomme, dann brauche ich sie nicht mehr. Eine reale Zeit wären 6 Wochen. Während dieser Zeit - und das ist ganz wichtig - sollte der Autor selbst sein Manuskript nicht anrühren. Warum nicht? Weil der Autor unbedingt Abstand gewinnen muss. Frey definiert diese Zeit auf mindestens 4 Wochen, besser 6, noch besser 12 Wochen. Meine Erfahrungen bestätigen das. Während dieser Zeit trudeln die testgelesenen Manuskripte nach und nach beim Autor wieder ein. Die Kommunikation und der Versand zwischen Autor und Testleser funktioniert am besten via Internet, geht natürlich auch anders. Die Probanden schreiben dann direkt in mein Manuskript ihre Eindrücke rein und geben abschließend eine Gesamteinschätzung ab. Stolpern mehrere Testleser über ein Problem, ist der Autor gut beraten, dies zu ändern. Aber auch bei der Schreiberei gilt: Jeden recht getan, ist eine Kunst die niemand kann. Was heißen soll, ich muss nicht jeden Änderungswunsch akzeptieren. Meine Dozentin und Lektorin sagte immer zu mir: „Sie sind der Boss und ich schlage vor, dass Sie vom Recht des Urhebers Gebrauch machen."
Irgendwann ist das Manuskript fertig, was dann folgt kennen wir alle. Klinkenputzen bei den Verlagen ist angesagt und wie das endet, steht in den Sternen...
Noch ein paar Worte zu den technischen Voraussetzungen. Handschriftliche Manuskripte werden von den Verlagen nicht mehr angenommen. Auf eine Schreibmaschine schreiben? Um Gotteswillen! Ich würde jeden empfehlen sich einen PC oder Notebook zuzulegen, wobei man dran denken sollte, dass es nicht eine moderne Höllenmaschine zu 1.000 Euro oder mehr sein muss. Wenn ich nur schreibe, genügt ein guter Gebrauchter. Mein erstes Notebook war Bj. 98, leistet 350 MHz, reicht zum schreiben dicke und hatte mich gebraucht 375 € gekostet. Die Frage nach der Textverarbeitung sollte jeder für sich selbst klären. Ich schreibe mit WordPro. Word, StarWord eignen sich ebenfalls bestens. Texteditoren sind eher ungeeignet. Wer professionell arbeiten möchte, kommt um ein Diktiergerät nicht herum. Jeder wird es kennen, man hat einen zündende Idee und bevor man vor dem PC sitzt, hat sie sich in Wohlgefallen aufgelöst. Ich habe ein digitales Diktiergerät, nicht viel Größer als ein Kugelschreiber. Ein herkömmlich, mechanisches reicht natürlich auch, wenn die Größe nicht stört. Und wer meint, mit einem Notizblock und Bleistift auskommen zu müssen, bitte schön. Und wer meint gar nichts von all dem brauchen zu müssen, auch gut. Es gibt kein Muss.

Capella Offline




Beiträge: 152

29.04.2004 12:22
#9 RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Hallo Michael,

Zitat

Aber wieso soll es mir viel bringen, das Geschriebene Freunden, Bekannten, Verwandten zu zeigen? Wenn ich nur für die schreiben würde, könnte ich auch alles mündlich "rüberbringen". Am Ende ist es doch so: Enthusiasmus von den Bekannten, Ablehnung vom Verlag!



Es ist halt die Frage, warum Du schreibst. Und was Du erreichen möchtest. Du sollst den Freunden das Geschriebene ja nicht zeigen, weil du es ihnen dann nicht mehr mündlich erzählen musst Sie können Dir einfach helfen, ein breiteres Meinungsbild zu Deinen Texten zu liefern. Wenn Dir 5 von 8 Lesern sagen: "Den Abschnitt habe ich jetzt aber nicht kapiert." oder "Finde ich total unglaubhaft, dass der Held sich an dieser Stelle nicht wehrt", dann solltest Du Dir diese Kritik echt zu Herzen nehmen und die entsprechenden Bereiche nochmal überarbeiten. Dann funktioniert Dein Text an der Stelle so noch nicht.

Man ist den eigenen Texten gegenüber immer betriebsblind. Und kein Text ist in der Rohfassung schon soweit, dass man ihn an einen Verlag schicken sollte. Überarbeiten ist angesagt. Und dabei können fremde Meinungen sehr hilfreich sein. Das heisst nicht, dass man jede Kritik sofort annehmen und umsetzen muss. Aber sich Gedanken dazu machen, sollte man schon, und sich dann bewußt entscheiden, den Text an der Stelle so zu lassen oder zu ändern.

All das zählt natürlich nur, wenn man irgendwie "produktionsorientiert" und für eine wie auch immer geartete Öffentlichkeit schreibt. Gibt ja auch Leute, die sehr glücklich damit sind, einfach nur für sich selber zu schreiben, sozusagen als therapeutische Maßnahme. Ist völlig legitim und nix falsch dran. Die werden ihre Texte im Normalfall auch nicht an einen Verlag schicken, sondern eher in der Nachttischschublade versenken. Die brauchen sich dann auch nicht der Kritik durch Freunde und Bekannte zu stellen.

Aber Du willst ja scheinbar schon, dass andere Menschen Deine Texte lesen. Also solltest Du an sämtlichen Dir zur Verfügung stehenden Testmenschen ausprobieren, ob die Texte funktionieren, also, ob sie den von Dir gewünschten Effekt überhaupt erreichen.

lg,
Capella

karona Offline



Beiträge: 124

29.04.2004 20:48
#10 RE: Krise oder Einsicht? Antworten

Irgendwie steht es in meinem Vorwort, ich habe erst mal geschrieben geschrieben und...und das Tag und Nacht. Nach ca. zweieinhalb Monaten nahm ich an, ein fertiges Manuskript vorliegen zu haben. Unbedarft und guter Dinge schickte ich fast gleich darauf die Manuskriptseiten an die ersten Verlage.

Im Vorwort steht auch, dass ich davon ausging nicht professionell genug schreiben zu können, aber siehe da, von den drei Verlagen bekundeten gleich zwei ihr Interesse an meinem "Kunstwerk" und das auch, weil der Schreibstil ok war. Das konnte ich nun gar nicht richtig verstehen, denn in den letzten Jahren hatte ich kaum noch einen Roman gelesen. Die Zeit in der ich, unter der Bettdecke, bis fast zum Schulbeginn gelesen hatte, war auch schon einige Jahrzehnte vorbei. In den letzen Jahren hatte ich es eher mit Sachbüchern gehalten, die Hansezeit vor allem und das alte Ägypten z.B.. Das hatte ja nun wirklich nichts damit zu tun, sich an anderen, professionellen Schreibstilen zu orientieren.

Zwischenzeitlich hatte ich aber noch die Idee Uraltkontakte zu nutzen und schickte das Manuskript an die Cheflektorin des Eulenspiegelverlages. Sie wußte dass ich von der Eulenspiegelzeitschrift jemanden kannte der ihr ebenfalls kein Unbekannter war. So konnte ich davon ausgehen, dass ich eine ehrliche Kritik erhalten würde. Als ich dann las, dass meine Befürchtung nicht professionell genug zu schreiben unbegründet sei und ich aus ihrer Sicht frisch, frei und locker von der Leber weg schreibe, schlug mein Herz, das sollte nachvollziehbar sein, gleich um ein wesentliches höher. Auch wenn sie mir im Anschreiben mitteilte, dass meine Biografie nicht ins Verlagsprofil passe.

Inzwischen hatte ich die Biografie aber weiteren Testlesern geschickt, von denen ich annehmen konnte, dass von ihnen eine ernsthafte Kritik zu erwarten sei. Dabei waren Lehrerinnen eine junge Autorin und eine Bibliothekarin. Nachdem diese Leserinnen mir auch nichts negatives verklickt hatten, aber wertvolle Hinweise mit auf den Weg gaben, machte ich mich noch einmal, gleich für ein paar Wochen, auf den Weg des Überarbeitens.

Von zu Hause aus ungeduldig, schrieb ich dann erst gar keinen Verlag mehr an, sondern beschloss das Buch selber auf den Markt zu bringen. Es wäre, nicht nur aus meiner Sicht, alles ganz wunderbar gelaufen, wenn ich nicht einem Copy Shop Geschäftsführer ins offene Messer gerannt wäre. Der erzählte mir, kurz bevor ich die fertigen Unterlagen nach Norderstedt schicken wollte, dass das alles Abzocker seien und er mir ein viel besseres Angebot machen könne. Was konnte mir besseres passieren als vor Ort mein gedrucktes Buch in Auftrag zu geben. Allerdings stellte sich nach dem ersten Druckauftrag heraus, dass die von diesem Filialleiter zugesagten Serviceleistungen, gar nicht zum Profil des angeschlossenen Fachbuchverlages passten. Das Endresultat der Geschichte war, dass ich eine atemberaubende Rechnung erhielt und für jedes gedruckte Exemplar, bei einem 25%- tigen Buchhandesrabatt, zwei Euro hätte zuzahlen müssen, statt Erlös einzufahren.

Nach dieser Erfahrung war ich, wie nachvollziehbar sein sollte, etwas konzeptionslos. Da ich voll gegen die Wand gefahren war, hatte ich nicht einmal mehr die Mittel um weiter drucken zu lassen, so dass einige Lesungen nicht mehr realisiert werden konnten, da es keinen Sinn machte für etwas zu werben, was auf dem Büchermarkt nicht vorhanden war. Auch der Fernsehauftritt brachte mich, verständlicherweise nicht weiter. Ich wußte aber inzwischen, dass mein Buch gut war und ankam. Das bezeugten mir u.a. völlig Unbekannte, die mich auf der Straße oder in Geschäften ansprachen und mir freudig verkündeten, mein Buch gelesen zu haben und es für sehr gut befanden. Ein Grund zur Freude oder?

Kürzlich nahm ich im Fernsehen, allerdings eher mit halbem Ohr, eine Verlagsvorstellung wahr. Alles was dort erzählt wurde brachte mich zu der Überzeugung, dass es dieser Verlag sein könnte. Ich rief dort einige Tage später an und oh Wunder, hatte gleich den Chef des Hauses am Apparat. Den schickte ich gleich auf meine Homepage und bot ihm anschließend an das fertige Buch zu schicken.

Womit ich dann nicht gerechnet hatte, der Verleger selber nahm sich die Zeit, sich in das Buch hineinzulesen. Er selber rief mich dann auch an, um mir kund zu tun, dass die Biografie in seinem Verlag gedruckt werde. Ich glaube etwas schöneres kann gar nicht passieren, vor allem wenn es sich um einen Verlag handelt, der im Jahr ca 30 - 40 Bücher auf den Markt bringt.

Ist es nicht wunderbar, dass sich von acht angeschriebenen Verlagen, drei für mein Manuskript entschieden haben? Ich finds jedenfalls "Welle Wahnsinn! Was ich damit sagen will, versucht einfach mal unkonventionelle Wege zu gehen. Irgendwann stellt sich dann garantiert der Erfolg ein.

Katrin

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