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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 337 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Peter Ternes ( gelöscht )
Beiträge:

05.04.2004 09:01
RE: Katzenjammer Antworten

Nach und nach verabschiedeten sich die Leute von Opa. Zurück blieben Rudi, Opa Werner, Angele und ich. Angele war Kellnerin und arbeitete ein paar hundert Meter weiter in einem Kaffee. Da sie zu den treuesten Gästen gehörte, war es selbstverständlich, dass sie heute auch hier war. Sie war eine tolle Frau. Ich mochte sie gerne. Sie war so unkompliziert und hatte eine tadellose Erziehung genossen. Sie war immer gut gelaunt, fröhlich und überaus höflich. Kurz und gut ein charmantes Wesen. Angele lebte allein und war genau wie Katja solo. Hätte ich Katja nicht kennen gelernt, so hätte ich mich bestimmt für Angele erwärmen können. Wobei doch zwischen Katja und Angele ein Unterschied bestand, wie er krasser nicht hätte sein können. War Katja doch eher eine zierliche Erscheinung, mit einer Figur wie ein Mannequin und einem Gesicht wie ein Fotomodell, so war Angele eher robust gebaut, ohne dabei aber dick zu wirken. Sie hatte lange, wellige, dunkelblonde Haare, kräftig wirkende Arme und Beine und große Brüste. Sie war ein geborenes Rubensmodell. Sie hatte ein sanftes Wesen. Ruhig, ausgeglichen und sexy. Sexy auf ihre eigene Art. Sie verkörperte für mich den Typ Mensch, mit dem man Pferde stehlen konnte.
„So, Leute, ich bin nicht mehr der Jüngste. Ich werde mich zurückziehen." Opa war sichtlich angetrunken. Wie es so seine Art war, drehte er sich um, ohne auch nur eine Antwort abzuwarten und stieg die Treppe zum Obergeschoss empor.
„Ich bin auch mit durch", lallte Rudi vor sich hin. „Spät genug ist es auch."
Ich bot mich an, Rudi die paar hundert Meter nach Hause zu bringen und war heilfroh, dass er dies dankend ablehnte.
Angele unternahm keinerlei Anstalten zu gehen, sie wollte unbedingt noch ein letztes Glas von dem süffigen Wein trinken. Da ich kein Spielverderber sein wollte, schenkte ich ihr noch ein Glas ein und das Unheil nahm seinen Lauf. Angele hatte plötzlich die innere Eingebung tanzen zu wollen. War sie doch sonst immer so entgegenkommend, so duldete sie jetzt keinerlei Widerrede. Kurz entschlossen stimmte ich zu. Viel zum Tanzen kamen wir nicht. Wir hatten beide das gleiche Problem. Der Alkohol schien sich in unseren Füßen gesammelt zu haben. Sie wollten einfach nicht mehr so gehorchen, wie wir es wollten. Im Nachhinein hätte ich sonst was drum gegeben, hätte sich der Alkohol woanders gesammelt und diverse Dinge unmöglich gemacht. So standen wir vorm Tresen und versuchten krampfhaft uns zu den Takten der Musik zu bewegen. Meine Hände fanden sich plötzlich unter ihrem Pullover auf ihren schweren Brüsten wieder und wir gaben uns einer wilden Knutscherei hin. Da hatte ich mich auf was eingelassen. In Angele erwachte die Frau, eine Frau, die weiß Gott wie lange keinen Mann mehr gehabt haben musste. Stellenweise kam es mir vor, als wolle sie mich umbringen. Ich hatte eine geballte Ladung Fleisch um den Hals hängen. Ihre Arme waren überall. Sie schien so ausgehungert zu sein, dass sie nicht merkte, wie sie mich fast erwürgte. Gemeinsam sanken wir auf den Fußboden und in nur wenigen Augenblicken hatten wir uns unserer Sachen entledigt. Wild, wie eine Furie fiel sie über mich her. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich je so passiv bei einer Frau war. Hier gab es einfach nichts zu tun. Angele hatte die Zügel in die Hand genommen. Sie ritt auf mir herum, als galt es, einen neuen Rekord aufzustellen. Dabei ging sie nicht gerade zimperlich mit mir um. Sie krallte ihre langen Fingernägel in meine Brust und überhörte dabei völlig, dass mein Stöhnen nicht gerade von sexueller Erregung herrührte. Sie nahm sich was sie zu brauchen glaubte, ohne auch nur eine Spur von Rücksicht zu zeigen, bis es in ihr explodierte, begleitet von einem Schrei der Erlösung. Erschöpft sackte sie über mir zusammen.
*
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war bereits heller Tag. Langsam kamen mir die Gedanken der letzten Nacht und des Abends wieder ins Bewusstsein. Was hatte ich da nur getan? Ich schalt mich einen Esel, ein Rindvieh, einen Vollidioten und schwor tausend Schwüre, nie wieder so viel Alkohol zu trinken. Es nützte nichts, das Geschehene war geschehen. Wie sollte ich Katja, wie sollte ich Angele, die von Katja wusste, gegenübertreten? Sollte ich alles beichten, zu Katja kriechen wie ein reuiger Hund? Wie würde sie es aufnehmen. Würde sie Verständnis zeigen, da wo ich kein Verständnis erwarten durfte? Der Katzenjammer war groß. Was hätte ich nur alles gegeben, das Geschehene ungeschehen zu machen. Die Tatsachen ließen sich jedoch nicht ändern.
Während ich da so im Bett lag, klopfte Opa Werner an meine Tür und rief leise, so als wüsste er nicht, ob ich noch schlief oder schon wach war: „Der Kaffee ist fertig."
Ich sprang aus dem Bett und nahm eine kalte Dusche. Ich bildete mir ein, dadurch klarere Gedanken fassen zu können.
Unten in der Gaststube angekommen, begrüßte mich der Alte mit: „Kaum ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch."
Ich sah ihn verständnislos an.
„Dich meine ich. Dich und Angele."
„Du weißt Bescheid?", fragte ich kleinlaut.
„War ja wohl nicht zu überhören."
„Scheiß Alkohol!", war das einzige was ich entgegnen konnte.
„Manche Leute denken mit ihrem Schwanz, statt mit dem Gehirn", brabbelte der Alte vor sich hin.
„Denken? Mit denken war da nicht mehr viel." Ich nahm einen Schluck Kaffee, stütze meinen Kopf auf und stöhnte. Die Nachwehen des Alkohols traten in mein Bewusstsein. „Was mach ich denn jetzt nur?"
„Das hättest du dir heute Nacht überlegen müssen." Der Alte war sichtlich amüsiert.
„Das ganze freut dich wohl?"
„Eins will ich dir sagen, Junge. Gefreut hätte es mich, wenn ich an deiner Stelle wäre. Bei so einer Frau. So geht es nicht. Du musst dich entscheiden. Zwei Frauen, das hältst du auf Dauer nicht durch. Irgendwann fällst du vom Fleisch. Mein Gott, ist die rangegangen."
„Hast du dir etwa das ganze Schauspiel angesehen?"
„Wo denkst du hin? Bin ich etwa ein Spanner? Ich wollte mir noch eine Flasche Wasser holen. Bevor ich mitbekam, was da auf dem Fußboden abging, war es auch schon zu spät. Ich habe dann vorgezogen, auf das Wasser zu verzichten."
Den Alten schien die ganze Angelegenheit wirklich zu amüsieren. Dass ich seine Enkeltochter betrogen hatte, schien ihn nicht im geringsten zu stören.
„Was meinst du, soll ich Katja alles beichten?"
„Bist du verrückt? Bloß das nicht. Sieh zu, dass Angele den Mund hält und lass alles so, wie es ist. Wenn du Katja die Sache beichten willst, kannst du sie vergessen. Das würde sie dir nie verzeihen. Das nächste Mal schalte dein Gehirn ein, bevor du deinen Schwanz in Betrieb nimmst, sonst nimmt es noch mal ein böses Ende mit dir."
Damit war das Thema für den Alten beendet und nur ein Mann hätte so eine nüchterne Analyse geben können. Schweigend tranken wir unseren Kaffee.


Aus: "Das Schicksal wollte es anders" ISBN3-936600-05-8

kruemelkranich Offline



Beiträge: 34

05.04.2004 12:48
#2 RE: Katzenjammer Antworten

Obwohl ich Mann bin, kann ich nur sagen: "Typisch Mann." Die Geschichte ist mir persönlich zu sexistisch. Und sollte sich ein Hauch von Ironie dahinter verbergen, so habe ich es nicht verstanden. Die Geschichte, auch wenn als Buch bereits veröffentlicht, ist mir viel zu banal und tendenziös einseitig:

Frau wird betrogen, alles wird auf den Suff geschoben, Mann hat für kurze Zeit ein schlechtes Gewissen und entscheidet sich, nichts seiner Freundin zu sagen, schweigt und alles ist gut.

enniaG Offline




Beiträge: 10

05.04.2004 14:02
#3 RE: Katzenjammer Antworten

Oh - eine Geschichte -
pur aus dem Leben gegriffen -
meine Tipps betreffen den sprachlichen Ausdruck.

° sie war: viel zu häufig hintereinander gebraucht

° Konjunktive: sie hätte ...auch zu oft benutzt

Doch amüsiert hat mich diese Geschichte,lieber Peter

meint S. Grad

Kalle ( gelöscht )
Beiträge:

06.04.2004 16:33
#4 RE: Katzenjammer Antworten

Ich finde diesen Ausschnitt gut, er ist gut geschrieben. Sexistisches kann ich beim besten Willen nicht finden. Was ist passiert? Nach einer Feier haben es zwei Menschen getrieben, einer davon lebte offensichtlich in einer festen Beziehung... Ich musste sogar etwas schmunzeln, denn ich bin mir sicher, dass das so bereits tausendfach passiert ist und in Zukunft passieren wird, auch wenn es nie bewusst passiert. Es passiert einfach, so ist halt das Leben. Sind denn das alles Sexisten? Nur Moralapostel rümpfen darüber die Nase.
Stimme meine Vorreiterin damit teilweise zu.
Kalle

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