Junge Autoren, ein Begriff, der oft gebraucht wird und der nicht das Alter eines Autoren betrifft. Ein 60-jähriger kann ebenso wie ein 20-jähriger Autor ein junger Autor sein, wenn er gerade erst mit der Schreiberei begonnen hat. Ich denke, dass das allen klar ist. Nun habe ich mir gerade ein Interview einer Zeitung mit dem Schriftsteller Christoph Hein reingezogen und folgendes erfahren, was ich hier zur Diskussion stellen möchte. (Im übrigen kenne ich Herrn Hein nicht und folglich auch seine Bücher nicht.) Zitat: alte Autoren sind bei den Verlagen nicht gefragt, da es ein ökonomisches Problem ist. Verlage suchen - wie die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft - junge Leute. Ein Verlagsmitarbeiter sagte zu Hein: „Wissen Sie, wenn wir einen neuen Autor starten müssen, dann kostet das eine Menge Geld, so dass er schon fünf, sechs Romane schreiben müsste. Das ist in dem Alter möglicherweise nicht mehr zu erwarten. Den Verlagen ist es am allerliebsten, wenn der Autor unter 25 ist und nach Möglichkeit einen Nobelpreis mitbringt."
Was sagt ihr dazu? Zumindest erklärt es die Ignoranz der Verlage manchen Autoren gegenüber, die teilweise bereits in Arroganz übergeht. Und es erklärt, warum die Verlage eine Vita über den Autor haben wollen. Dann kann es durchaus sein, wenn ein Lektor im ersten Satz erkennt, dass es sich um einen älteren, jungen Autor handelt, dass das Manuskript unbesehen wieder eingetütet und zurückgeschickt wird.
Ich denke nicht, dass ein Verlag zwingend junge Menschen als Nachwuchsautoren sucht. Es haben ja auch nicht alle bekannten Autoren mit 25 ihr "Debüt gegeben". Gut möglich, dass ein Verlag zweimal überlegt, ob er den Erstling einer Person von 70, 80 verlegt. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein 50-jähriger noch fünf weitere Romane schreibt, ist doch nicht geringer als bei einem 20-jährigen.
Da ist was dran an diesem Jugendwahn. Junge Menschen haben den Vorzug, dass sie noch formbar sind. Und in unserer irrwitzig schnelllebigen Zeit zählt für die Marketingexperten nur noch die Form. Es geht nicht um Inhalte.
So verkommt der Literaturbetrieb zu einem Betrieb, einer Einrichtung , die sich ausschließlich dem Profit unterordnet.
Es wird noch eine Weile brauchen, bis wir gesamtgesellschaftlich begreifen, das wir mit leeren Hüllen agieren und es uns an Inhalten und Sinnhaftigkeit fehlt. Doch , wenn wir das dann mal erkannt haben, wird man auch den Begriff Jungautor so formen, wie ich ihn verstehe. Für mich ist ein Junger Autor (eine Junge Autorin) jemand, der mit dem Schreiben beginnt, weil ihn irgend etwas dazu angestoßen hat. Das kann einem mit 10 Jahren oder mit Neunzig Jahren geschehen.
Da stellt sich mir doch eine Frage! Ich habe in der Schulzeit Gedichte geschrieben und sogar Wettbewerbe gewonnen. Die Gedichte wurden fast alle veröffentlicht. Nicht in Anthologien, das muß ich dazu sagen, aber in Tages- und Wochenzeitungen. Das letzte Gedicht schrieb ich 1973, als Allende in Chile gestürzt wurde. Danach sollten fast dreißig Jahre vergehen bis ich mich daran machte meine Biografie zu schreiben. Dazu habe ich mich ja in einigen Thread schon geäußert. Nun zu der Frage die sich mir stellt, bin ich nun Jungautorin oder wie oder was? Ich denke aber, dass das nicht so wichtig ist, denn der Inhalt des Geschriebenen sollte entscheidend sein!
Hallo Katrin, beim Lesen deiner Zeilen musste ich vor mich hin schmunzeln. Ich gebe dir Recht, was soll so ein Schubladen wie "Junge Autoren"? Aber irgendwie musste die Seite doch heißen. ;-)