Genau das ist oftmals mein Problem und ich denke auch von vielen anderen. Mir ist klar, dass man am Ende von seiner Geschichte vieles Streichen muss. Alles das, was nicht zur Geschichte gehört...ob das nun ganze Sätze oder nur vereinzelte Wörter sind, ist egal. Aber wie erkennt man diese Wörter ? Bei Sätzen finde ich es wesentlich einfacher...aber bei Wörter tu ich mir schwer, weil ja nicht nur Adverbien zu streichen sind. Ein Beispiel aus Stephen Kings "Das Leben und das Schreiben" : Gestern Abend waren Anhänger des Schulteams und Jay-Hills-Fans in der wohlbekannten Sporthalle.... "wohlbekannten" wurde von seinem "Redaktionschef" gestrichen. So leuchtet mir das auch einigermaßen ein, aber wenn das mein Text wäre, dann hätte ich das nicht gesehen. Wieso wurde wohlbekannten gestrichen? Weil es für den Text nicht wichtig ist?? Wie kann ich solche Wörter bei meinen eigenen Geschichten sehen?
@ Susanna Also ich hätte das Wort drin gelassen. Wohlbekannt - warum nicht? Entweder ein Text fesselt mich, oder nicht. Ich gehöre zu denen, die nicht wirklich alles bis auf die kleinsten Atome zerlegen möchten, sondern sich gern auch einfach nur mal gehen lassen. Schreib deinen Text so, das du (und andere) Spaß beim Lesen hast, dann ist er ok. Finde ich. Und wenn es was zu streichen gibt - nun Lektoren sollen sich auch ihr Geld verdienen müssen.
Liebe Grüße vom Schreiberling
Susanna
(
gelöscht
)
Beiträge:
26.04.2004 10:22
#3 RE: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht...
Du hast recht und mir mit deiner Antwort sehr geholfen. Man wird oft so verwirrt, weil manche Leute in Foren sagen, ein Text muss so fehlerfrei ( Rechtschreibung eh klar ) sein, dass die Lektoren fast bis gar nichts mehr zu tun haben. Aber das stell ich mir fast unmöglich vor, denn dann wäre der Beruf Lektor ja völlig für die Katz?!
@Susanna gib deine Geschichten zehn Lesern und befrage sie danach. Du wirst zehn unterschiedliche Interpretationen hören (hoffe ich doch). Sicher gibt es einen allgemeingültigen Schreibstil. Und dennoch schaffen es immer wieder Autoren, ihren Schreibstil durchzusetzen. Im Gegenteil, ich finde der Schreibstil ist auch so etwas, wie ein Markenzeichen.
Nimm nur mal das Beispiel der Groß- und Kleinschreibung. Es ist noch gar nicht lange her, da wurde peinlichst darauf geachtet. Dabei gibt es heute Autoren, die Bücher verkaufen in denen weder ein Komma gesetzt wird, noch ein Wort Großgeschrieben steht.
Zur Zeit sind in Texten immer noch die Symbole und Bemerkungen aus der Chattersprache verpönt. Und doch - menno - schleichen sie sich Stück für Stück in unsere Schreibe ein. Ich finde das so in Ordnung, weil eben auch Sprache lebt und sich verändert.
Dem Rat eines Lektoren würde ich allerdings vertrauen, aber meinen Schreibstil um 180 Grad verbiegen, dass geht nicht. So ist es immer eine Frage der Abwägung. Viele Grüße
ich kann Dein Problem gut verstehen. Sprachlich Feinheiten in meinen eigenen Texten zu verändern und den Text rund zu schleifen, fällt mir auch ziemlich schwer.
Ich habe einen sehr guten (und sehr kritischen) Freund (wie bester Kumpel, nicht wie fester Freund ;-) ), der eigentlich alle meine Texte nach Fertigstellung zu lesen bekommt. Er ist ziemlich gnadenlos in seinem Urteil, macht sich beim kritischen Lesen aber wirklich viel Mühe und findet viele unglückliche Formulierungen und macht Vorschläge für Änderungen und Streichungen. Er hat auch ein gutes Auge für logische Lücken. Er ist wirklich sowas wie mein Privatlektor und für meine eigene Schreiberei ziemlich unverzichtbar. Außerdem ist er mein größter Fan, und das tut natürlich unglaublich gut.
Solche Leute sind schwer zu finden. Aber versuch es einfach mal. Gib Deine Texte im Bekanntenkreis herum und versuche, durch Nachfragen, wirklich vielseitige Kritik zu bekommen. Dann guckst Du, mit wessen Kritik Du am meisten anfangen kannst. Am besten suchst Du Dir Leute, die selber viel und gern lesen, und die vor allen Dingen auch bei der Auswahl ihres Lesestoffs etwas kritisch sind und begründen können, warum ein bestimmtes Buch ihnen gefällt oder nicht.
lg, Capella
Susanna
(
gelöscht
)
Beiträge:
29.04.2004 13:29
#6 RE: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht...
Danke für den Tipp. Werde es auf jeden Fall ausprobieren. Ich hab da auch so nen Kumpel, der ungefähr so drauf ist wie deiner. Dem werde ich meine Texte zeigen
Mit dem Standardurteil "gefällt mir,gefällt mir nicht" kann man als Hobbyautor wenig anfangen.
Mich interessiert meist,was den Leuten gefällt oder nicht gefällt.
Gut,Schreibstil ist meist subjektiv. Je nachdem,ob man idealistisch ist,sollte man sich auch überlegen,ob man nur schreibt,um Geld zu verdienen,oder ob man seinen eigenen schnoddrigen Stil entwickelt ;-)
Meist haben die Leute meist zu wenig Zeit, um eine ausführlichere Rezension zu schreiben, insgesamt siehts bei mir mit den Feedbacks sehr mau aus.