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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 396 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
miaMonica Offline



Beiträge: 2

14.05.2004 21:24
RE: Romananfang Antworten

hallo!
Hier ist ein Anfang von einem Roman. Die geschichte geht grob um WG-Leben, Liebe, unsere BRD, das bunte Leben halt........Schreibt mir mal, wie sich's liest, ob ihr es weiterlesen würdet etc....Bin ja mal gespannt..;-)




Prolog

Es ist gar nicht so. Es ist nicht so, dass Unfälle immer spektakulär sind. Die meisten Leute brechen sich ein Bein, weil sie eine Treppe runter gefallen sind oder von einem Baum. Ganz ohne Blaulicht und Heldenmut. Es ist gar nicht so, dass alles, was weh tut, spektakulär ist.

Und doch ist es nicht so, dass diese Leute danach nur den Fahrstuhl benutzen oder alle Bäume fällen. Nein, sie tun es immer wieder. Und das ist auch richtig so, denn wenn jemand glaubt, das Leben hat nichts Besseres mehr zu bieten, der braucht gar nichts mehr. Keine Treppe und keinen Fahrstuhl, keinen Baum, keinen Apfel, keinen Rasen. Und viele Leute sind sogar schon zweimal vom Baum gefallen. Und? Richtig, er steht immer noch. Und blüht und gedeiht und gelegentlich fällt jemand runter.
Der Liebesbaum zum Beispiel. Und darum ist das hier die Geschichte von Leonie, dem Fluss, den Menschen und dem Liebesbaum.

Kapitel 1


Der Tag, von dem an sich alles in meinem Leben änderte, war eigentlich ein ganz normaler. Hätte mir damals jemand gesagt, dass es ein besonderer war, hätte ich ihn für komplett bescheuert erklärt. Aber im Nachhinein würde ich sagen: An dem Tag fing alles an.
Nina und ich kamen vom Einkaufen. Langsam bog ich mit meinem alten Opel in die Lehmbacher Straße ein. Ich manövrierte die Klapperkiste in eine Parklücke. Nina hielt mir gerade einen Vortrag über den gestrigen Abend. „Ich habe dir doch gesagt, er sah jung aus“, sagte sie und stieg aus. Scheppernd schlug die Autotür zu. Der alte Opel schaukelte träge hoch und runter. „Kein Wunder, dass so einer keine Ahnung von Frauen hat.“ Sie hievte die prallen Einkaufstaschen aus dem Kofferraum. Nina ist meine Mitbewohnerin und wunderschön. Sie hat lange schwarze Haare, eine Wahnsinnsfigur und unglaublich strahlende, blaue Augen. Nina weiß alles von mir und ich von ihr. Mit ihr macht sogar Einkaufen Spaß. Also sagte sie mir jetzt auch zu dem Spinner von gestern Abend die Meinung.
Ich nickte abwesend, nahm die letzten zwei Tüten aus dem kleinen, rostigen Auto und kramte nach dem Hausschlüssel. Sehnsüchtig sah ich hinauf zur Wohnung. Hoffentlich würden wir in den ersten Stock gelangen, ohne dass...zu spät. Verdächtig wackelte der Vorhang im Erdgeschoss und wie von selbst öffnete sich kurz darauf die Haustür. „Ah, gut dass ich SIE mal treffe. Was machen Sie denn da oben immer? Rücken Sie Möbel !?“
Der Vorwurf in Person, stand sie da, der Schrecken des gesamten Hauses Lehmbachstrasse 14: Frau Irene Heiter. Als Hauswärtin und selbsternannte Sicherheitsbeauftragte hatte sie nur eine Aufgabe im Leben: Die Wahrung von Ruhe, Ordnung und Moral in diesem Haus. Tag und Nacht wachte sie über ihr Revier. Verstöße jeglicher Art ahndete sie ohne eine Sekunde zu verschwenden. Eine ganz besondere Bedrohung, da ließ die alte Dame keinen Zweifel, bildeten hier Nina und ich als Teil einer so genannten Wohngemeinschaft.
Frau Heiters liebste Mieter waren Pärchen Mitte dreißig, kinderlos, beide Vollzeit beschäftigt. Ohne Haustiere natürlich, das verstand sich ja von selbst. Wir als die „so genannte“ Wohngemeinschaft dankten dieses selbstlose Engagement mit einem liebevollen Ehrentitel: IM Heiter. Denn so stellten wir uns auch einen inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi vor. Oder zumindest einen Blockwart.

Erwartungsvoll und in voller Kampfbereitschaft schon mal die Ärmel hochgeschoben, funkelte uns IM Heiter an. „Das tut uns sehr leid, Frau...Heiter“, schob ich mich in Richtung Haustür. IM Heiter holte tief Luft für den nächsten Akt in ihrer Arie der Anschuldigungen. Doch ich kam ihr zuvor „aber leider müssen wir jetzt erst mal unsere Einkäufe einräumen, sie kennen das ja, womöglich verdirbt uns die Tiefkühlkost“. Engelsgleich schwebten Nina und ich die Treppe hoch und ließen eine Gift sprühende IM hinter sich.
„Unerhört“, hörten wir es noch im Erdgeschoß fauchen, da war die rettende Wohnungstür schon zu.
Ich stellte die schweren Einkaufstüten ab und ließ mich in das Küchensofa sinken. Auf dem Tisch lag ein winziges, wütend blinkendes Handy. Aha, Marko war da. Außer Nina und mir wohnten in der „so genannten“ WG noch Marko, der Elektrotechnikstudent, und Dirk, der „Neue“: passionierter Nichtstuer und das „WG- Kind“, dessen Mutter alle drei Tage klingelte und für den Putzen gleichbedeutend mit einmal irgendwo Staubsaugen oder so war.

„Cool, das hast du super gemacht!“, freute sich Nina. Mit Nina, der Biologie-Studentin und mir, offizielle Betriebswirtschafts-Studentin, gaben wir einen bunten Haufen ab. Und eine lieb gewonnene Familie für mich.
„Möbel rücken!“, knurrte ich und streckte die müden Beine unter dem Tisch aus. „Als ob..“ „Na, seid ihr der IM wieder in die Hände gefallen?“ Gähnend betrat Dirk die große Küche. Mit verstrubbelten Haaren blinzelte unser gut zwei Meter große WG-Kind uns erwartungsvoll aus den verschlafenen braunen Augen an.
Es war deutlich, dass er den Tag gerade erst begonnen hatte. Um drei Uhr Nachmittag. Nina und ich warfen uns einen resignierten Blick zu.
Zwei Monate war es nun her, dass Dirk in der gut eingespielten Lehmbachstraßen-WG Einzug gehalten hatte. Bis jetzt war er nur ein „so genannter“ Mitbewohner, wie IM Heitrup es diesmal sehr treffend formuliert hätte. Niemand wusste, was er tat und wovon er lebte.
Dirks Tage begannen um drei und endeten um Mitternacht, mit dem Spätfilm. Was für ihn einer immensen Anstrengung glich, das Betrachten des Spätfilms. Ninas favorisierte Vermutung für diese Belastungsgrenze war der enorm hohe Anstrengungsfaktor durch die mütterlichen Besuche. Ein Nachmittag mit Frau Nylke entsprach ungefähr zwei Wochen Urlaubsbedarf. Dabei hatte Dirk so einen netten Eindruck gemacht, für ihn hatten wir sogar, sehr zu Markos Bedauern, die französische Jurastudentin sausen lassen.
„Heute bekomme ich Besuch“. Dirk steuerte zielstrebig auf den sich füllenden Kühlschrank zu und schnappte sich einen Joghurt. Erstaunt strich sich Nina eine Strähne ihrer langen schwarzen Mähne aus dem Gesicht. „Ja, und?“
Dirk wand sich sichtlich und versuchte, unauffällig auf dem lebensmüden Holzstuhl am Tisch zu landen. Der Stuhl knarrte, und Dirk stützte seine Ellbogen an der Tischplatte ab. „Na ja, das ist ein alter Freund von mir. Julien.“ Verständnislos starrten Nina und ich zu Dirk.
Es klingelte. „Nein, die alte IM! So geht das nicht weiter!“, schimpfte Nina und stürzte zur Tür. Ich sinnierte über die verschiedenen Arten von Hausbewohnern und verpatzte Vorabende und beschloss, erstmal einen Kaffee zu kochen. Egal, ob Studenten oder Journalisten, das brauchten wir alle. Literweise, täglich. Nichtstuer natürlich ausgenommen, spottete ich innerlich.
„Oh, ja, hallo, Dirk ist da vorne“, hörten wir Nina sagen.
In der Tür stand ein großer blonder Mann Ende Zwanzig. Er trug ein unsagbar hässliches T-Shirt mit einem verwaschenen Kamel-Aufdruck. Das Auffälligste an ihm war jedoch der gigantische Rucksack, den er auf dem Rücken trug. Dirk sprang auf und klopfte ihm zur Begrüßung auf die Schulter.
„Hallo, ich bin Julien“, sagte der Rucksacktourist in die Runde. Mit einer tiefen, angenehmen Stimme, fand ich. „Möchtest du auch einen Kaffee?“, fragte ich freundlich. „Nein, danke erstmal, wohin soll ich denn...“
Dirk ließ ihn nicht ausreden und schleifte den Besucher unter ungewohntem Aktionismus und unverständlichem Gemurmel in das Wohnzimmer. Sofern man es guten Gewissens so nennen konnte. Es war ein verschwindend kleiner Raum, in dem sich fünf Leute, die aber mindestens freundschaftliche Gefühle füreinander hegen mussten, um einen antiquierten Fernseher scharen konnten. Die sportliche Herausforderung dabei war, nicht von den verbogenen Drähten der Zimmerantenne erstochen zu werden. Marko betrat den Raum aus Prinzip nicht oder nur zu „Museumszwecken“, wie er immer lästerte.
„Da räumt gerade einer seine Sachen in unser Wohnzimmer“ Unbemerkt war Marko in die Küche getreten und schielte auf sein Handy. „Ach, Jennifer Lopez hat immer noch nicht zurückgerufen.“ Er warf sein Charmeurlächeln in den Raum und räumte Tassen, Milch und Zucker auf den Tisch. „Was macht der denn da?“, fragte er beiläufig interessiert. Nina und ich starrten nun Marko verständnislos an. Aus dem Flur erschien Dirk.
„Ich habe ihm angeboten, dass er im Wohnzimmer wohnen kann, bis er eine Wohnung gefunden hat. Äh, ihr braucht das Zimmer ja sowieso nicht, oder?“

Gast ( gelöscht )
Beiträge:

14.05.2004 22:19
#2 RE: Romananfang Antworten

Hallo "miaMonika"!

Ich finde den hier von dir vorgestellten Roman-Einstieg nicht schlecht. Ich bin keine "Leseratte" - insofern muss mich ein Romananfang schon überzeugen, damit ich freiwillig "dranbleibe".
Bei deinem Anfang würde ich schwanken, wenngleich ich ihn keineswegs "ausladend" finde...

Detailierter ausgedrückt: Den Prolog würde ich an deiner Stelle nochmal überdenken. Er lädt zwar zum Lesen ein, weil er einerseits so halb-durchsichtig formuliert ist, dass er auf den Inhalt hinweist (... man gibt in Sachen Liebe trotz Enttäuschungen... nicht auf - das Leben wäre sonst sowieso witzlos...), die genauen Zusammenhänge aber andererseits im Dunkeln bleiben (Metaphorik). Aber bitte: Dass Unfälle nicht spektakulär sein MÜSSEN, ist doch nicht die erste "Erkenntnis", die du in deinem Buch liefern willst?

Als ich in das erste Kapitel einstieg, fragte ich mich, ob ich mir die Mühe machen und weiterlesen sollte - bis du die "wunderschöne" Studentin erwähnt - und beschrieben - hast: Das lockt junge männliche Leser!

Diese unfreundliche "Hausaufpasserin" ist recht anschaulich beschrieben, kommt aber ein bischen klischeehaft rüber - wie übrigens auch die Mutter des WG-Genossen.

Dass die Geschichte aus der Sicht einer Betriebswirtschafts-Studentin geschrieben ist, hättest du meiner Meinung nach ein bischen eher erwähnen sollen: Bis zu dieser Stelle wird die Geschichte von einem "Phantom" erzählt, habe ich das Gefühl.
Ich nehme an, sie wird sich in den jungen Besucher verlieben...?!

Sprachlich ist dir der Auszug übrigens gut gelungen! --

Wie soll die Geschichte denn weitergehen?
Du solltest ein paar "ungeläufige" Elemente einbringen. Wenn sie nämlich ohne größere Überrschungen weiterverläuft, wäre das eine "typische WG-Liebes-Geschichte"...

Michael

miaMonica Offline



Beiträge: 2

14.05.2004 23:21
#3 RE: Romananfang Antworten

Hallo Michael!
Danke für die auführliche Antwort! das waren echt gute Denkanstöße! Schön, dass eine "Nicht-Leseratte" weitergelesen hat.....
Monika
PS:Nein, nein, da kommt noch Mord und Totschlag. Naja. Nicht ganz. Aber kein Klischee, hoffich.

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