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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 381 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

29.05.2004 23:01
RE: Irmgard die 3. (Kurzgeschichte) Antworten

So, damit ihr wieder was zu lesen habt.
( bin natürlich für alle Arten von Meinungen dazu offen)

Irmgard, die 3.

1

Langsam öffnete sie ihre Augen.
Gleißendes Licht fiel durch das Fenster, das sich ihrem Bett gegenüber befand. Es wurde von den weiß gestrichenen Wänden zurückgeworfen und um ein Vielfaches verstärkt, so dass es eine ganze Weile dauerte bis sie ihre Umgebung halbwegs erkannte.
Für den grauen Nebel vor ihren Augen war die Krankheit verantwortlich, doch das wusste sie nicht mehr.
Auch nicht, dass ihre Zimmernachbarin diese Nacht gestorben war und eine der Krankenschwestern sie in der Nacht auf die Seite zum Fenster hin gedreht hatte, damit sie nicht doch eventuell etwas von dem Geschehen mitbekam.
Nun wartete sie auf die nette Frühschwester, die sie wieder auf den Rücken drehen würde.

~ * ~

Durch die drückende Ruhe im Zimmer konnte sie das behäbige Ticken der Uhr hören, die hier irgendwo stand.
In der Stille klang es wie der dumpf hallende Schlag von Kirchenglocken, etwas fehlte im Zimmer. Irmgard überlegte, schon den ganzen Vormittag versuchte sie zu erfassen was es war. Doch mit starrem, unbeweglichem Blick an die Zimmerdecke liefen ihre Gedanken im Kreis.

Mit einem hastigen Geräusch öffnete sich die Tür und erschrocken zuckten Irmgards dürre Fingerspitzen auf der Bettdecke. Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen. Sie kannte diese Art die Tür zu öffnen.
„Hallo Irmi.“. Eine dicke, ältere Frau schob sich durch das enge Zimmer bis zu ihrem Bett, während ein kleiner Junge johlend die Tür zuwarf.
„Lass das gefälligst sein und komm her. Sag deiner Großtante guten Tag. Robert. Hörst du nicht?!“, rief sie dem Jungen zu und zog sich einen Stuhl vom Tisch heran.
Sie wand sich wieder dem Bett zu. „Weißt du warum ich so außerplanmäßig hier bin? Stell dir vor Irmi, haben doch Neumanns von nebenan eine Flugreise gemacht! Ich hab dir doch vor zwei Wochen erzählt das sie plötzlich verschwunden waren. Und ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt wo sie hin sind.“, indigniert schüttelte sie ihren Kopf, das die starren, festgepappten Locken erzitterten.
„Robert!“, erschrocken drehte sie sich um und warf ihre Handtasche auf Irmgards Bett, als hinter ihr ein lautes Klirren erscholl. Grinsend sprang der Junge von dem Stuhl in die Wasserlache, die sich langsam zwischen den Scherben der zerbrochenen Vase ausbreitete. Ihr lautes Schimpfen verblasste zu einem undeutlichen Gemurmel...

>Glücklich sah Irmgard auf. Nur wenige Meter vor ihr stand die kleine Fachwerkhütte tief in die Erdsenke geduckt. In dem Raum hinter der geöffneten Tür erkannte sie ihre Mutter, die ihr nun fröhlich zuwinkte.<

„...und da musste ich doch tatsächlich erfahren, dass dieses Volk ihren Onkel beerbt haben! Und was machen sie mit dem sauer verdienten Geld des Alten? Sie verreisen! Stell dir das mal vor.“. Die Tasche wurde wieder von Irmgards Bett und ihren Händen genommen. Die Stimme der Frau drang schrill in sie ein und zerschnitt ihren Traum. Wer war diese Person?
Irmgard überlegte, doch es fiel ihr nicht ein.

2

Etwas Schweres fiel ihr auf die Füße. Der Schreck und der Schmerz pressten ein ersticktes Keuchen aus ihren Lungen.
„Robert! Wenn du schon auf dem Bett turnen musst, dann unterbrich mich bitte nicht wenn ich rede!“, die Frau sah den Jungen böse an bis er maulend wieder vom Bett hinunter sprang. Irmgards Hände zitterten auf der gestärkten, weißen Bettdecke.

„Wo war ich stehen geblieben?“, fragte die Frau und fixierte einen Punkt irgendwo an der Wand über Irmgards Kopf.
„Ach ja, genau. Ich habe mich mit Reinhard und Martchen beraten und wir sind zum Notar gegangen und haben dein Testament untersuchen lassen. Aber es ist nichts zu machen. Kein Rankommen vor der Zeit. Ich frag mich warum du und Paul das so kompliziert abgesichert habt. Ich meine...“, sie stockte und knetete ihre Finger. Irgendwo im Zimmer raschelte es.
„Also ich meine dann würden wir dir hier natürlich auch ein paar Dinge besorgen, die dir das Leben angenehmer machen würden.“.
Ein hässliches Reißen erklang.
„Robert! Kannst du dich nicht einmal benehmen? Ach was soll`s. Soll sich doch deine Mutter drum kümmern.“. Lustlos riss der Junge weiter die Zeitungen auf dem Tisch in kleine Fetzen, ohne sich um das Schimpfen der Frau zu kümmern.

Lähmendes Schweigen senkte sich über das Zimmer und die Frau ließ ihre Augen haltlos durch den kahlen Raum wandern.
Schließlich seufzte sie und stand auf. „Wahrscheinlich hast du mich ja sowieso nicht verstanden. Aber es dauert ja nicht mehr lange.“. Sie schob den Stuhl zurück und griff den Jungen am Arm.
Ohne weiter etwas zu sagen drängte sie ihn grob zur Tür und schob ihn auf den Flur hinaus, dann drehte sie sich noch einmal um und starrte auf das Ende von Irmgards Bett.
„So was. Wer hat denn eine Drei hinter den Namen geschrieben?“, murmelte sie.
„Ach das hat einer der Pfleger gemacht. Das bedeutet nur das schon die dritte Irmgard in diesem Bett liegt. Sollte wohl etwas humorvoll gemeint sein.“, sagte eine Schwester lachend, die gerade vorbeikam und die Frau gehört hatte.
„Ach so.“, antwortete die Frau und zog die Zimmertür hinter sich zu.

~ * ~

Irmgards welke Finger zuckten auf der Bettdecke und ihr Atem ging stoßweise.
Immer weiter hörte sie sich die Stimmen entfernen.
Sie spürte wie ihr Tränen auf den Wangen hinunter liefen. Wie erst ihre Ohrmuschel nass wurde und dann auch das Kopfkissen unter ihr.
Es wurde still im Zimmer und durch das geschlossene Fenster hörte sie weit entfernte Geräusche vom alltäglichen Leben.


Gez. Anja T.

Wanderin Offline



Beiträge: 179

30.05.2004 16:06
#2 RE: Irmgard die 3. (Kurzgeschichte) Antworten

Hallo Miss Rainstar!

Ich musste gründlich über die Geschichte nachdenken, dass mir alles klar wurde (oder ich glaubte, dass mir alles klar ist ). Aber ich finde die Geschichte wirklich gut. Dass man nachdenken muss, ist ja auch nichts negatives...

Lieber Gruß,
Wanderin

AutorPeterTernes Offline




Beiträge: 3.162

31.05.2004 09:25
#3 RE: Irmgard die 3. (Kurzgeschichte) Antworten

Irmgard, die 3.

1

Langsam öffnete sie ihre Augen.
Gleißendes Licht fiel durch das Fenster, das sich ihrem Bett gegenüber befand. Es wurde von den weiß gestrichenen Wänden zurückgeworfen und um ein Vielfaches verstärkt, so dass es eine ganze Weile dauerte bis sie ihre Umgebung halbwegs erkannte.
Für den grauen Nebel vor ihren Augen war die Krankheit verantwortlich, doch das wusste sie nicht mehr.
Auch nicht, dass ihre Zimmernachbarin diese Nacht gestorben war und eine der Krankenschwestern sie in der Nacht auf die Seite zum Fenster hin gedreht hatte, damit sie nicht doch eventuell etwas von dem Geschehen mitbekam.
Nun wartete sie auf die nette Frühschwester, die sie wieder auf den Rücken drehen würde.

~ * ~

Durch die drückende Ruhe im Zimmer konnte sie das behäbige Ticken der Uhr hören, die hier irgendwo stand. Bis hier ist alles richtig, die Uhr, die irgendwo stand, denn sie liegt mit dem Gesicht zur Wand und kann sie nicht sehen. Ich würde aber besser Wecker schreiben, denn eine Uhr steht da mit Sicherheit nicht (kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen).In der Stille klang es wie der dumpf hallende Schlag von Kirchenglocken, etwas fehlte im Zimmer. Irmgard überlegte, schon den ganzen Vormittag versuchte sie zu erfassen was es war. Doch mit starrem, unbeweglichem Blick an die Zimmerdecke sie ist zur Wand gedreht und kann sich offensichtlich nicht selbst bewegen, kann sie dann zur Decke sehen? liefen ihre Gedanken im Kreis.
Die Erzählperspektive ist also eindeutig die von Irmgard, der Leser nimmt alles durch ihre Perspektive wahr und weiß, dass sie zur Wand gedreht im Bett liegt, dann ist der Rest, was jetzt folgt nicht richtig, denn Du wechselst in eine andere Perspektive, in die eines unsichtbaren Erzähler. Irmgard kann nicht sehen, wie eine ältere dicke Frau sich ins Zimmer schiebt. Folglich kann sie darüber auch nicht berichten.Die Perspektiven zu wahren, ein Umstand, der nicht jeden bewusst ist und auch nicht gleich klar wird, wenn es erklärt wird. Man ist immer gut beraten, wenn man sich für eine eindeutige Perspektive entscheidet und sie auch konsequent durchhält. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, dass aber jetzt und hier zu klären, würde den Rahmen sprengen. Wer dran interessiert ist, findet es im Seminar unter www.peters-buchladen.de.

Mit einem hastigen Geräusch öffnete sich die Tür und erschrocken zuckten Irmgards dürre Fingerspitzen auf der Bettdecke. Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen. Sie kannte diese Art die Tür zu öffnen.
„Hallo Irmi.". Eine dicke, ältere Frau schob sich durch das enge Zimmer bis zu ihrem Bett, während ein kleiner Junge johlend die Tür zuwarf.
„Lass das gefälligst sein und komm her. Sag deiner Großtante guten Tag. Robert. Hörst du nicht?!", rief sie dem Jungen zu und zog sich einen Stuhl vom Tisch heran.
Sie wand sich wieder dem Bett zu. „Weißt du warum ich so außerplanmäßig hier bin? Stell dir vor Irmi, haben doch Neumanns von nebenan eine Flugreise gemacht! Ich hab dir doch vor zwei Wochen erzählt das sie plötzlich verschwunden waren. Und ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt wo sie hin sind.", indigniert schüttelte sie ihren Kopf, das die starren, festgepappten Locken erzitterten.
„Robert!", erschrocken drehte sie sich um und warf ihre Handtasche auf Irmgards Bett, als hinter ihr ein lautes Klirren erscholl. Grinsend sprang der Junge von dem Stuhl in die Wasserlache, die sich langsam zwischen den Scherben der zerbrochenen Vase ausbreitete. Ihr lautes Schimpfen verblasste zu einem undeutlichen Gemurmel...

>Glücklich sah Irmgard auf. Nur wenige Meter vor ihr stand die kleine Fachwerkhütte tief in die Erdsenke geduckt. In dem Raum hinter der geöffneten Tür erkannte sie ihre Mutter, die ihr nun fröhlich zuwinkte.<

„...und da musste ich doch tatsächlich erfahren, dass dieses Volk ihren Onkel beerbt haben! Und was machen sie mit dem sauer verdienten Geld des Alten? Sie verreisen! Stell dir das mal vor.". Die Tasche wurde wieder von Irmgards Bett und ihren Händen genommen. Die Stimme der Frau drang schrill in sie ein und zerschnitt ihren Traum. Wer war diese Person?
Irmgard überlegte, doch es fiel ihr nicht ein.

2

Etwas Schweres fiel ihr auf die Füße. Der Schreck und der Schmerz pressten ein ersticktes Keuchen aus ihren Lungen.
„Robert! Wenn du schon auf dem Bett turnen musst, dann unterbrich mich bitte nicht wenn ich rede!", die Frau sah den Jungen böse an bis er maulend wieder vom Bett hinunter sprang. Irmgards Hände zitterten auf der gestärkten, weißen Bettdecke.

„Wo war ich stehen geblieben?", fragte die Frau und fixierte einen Punkt irgendwo an der Wand über Irmgards Kopf.
„Ach ja, genau. Ich habe mich mit Reinhard und Martchen beraten und wir sind zum Notar gegangen und haben dein Testament untersuchen lassen. Aber es ist nichts zu machen. Kein Rankommen vor der Zeit. Ich frag mich warum du und Paul das so kompliziert abgesichert habt. Ich meine...", sie stockte und knetete ihre Finger. Irgendwo im Zimmer raschelte es.
„Also ich meine dann würden wir dir hier natürlich auch ein paar Dinge besorgen, die dir das Leben angenehmer machen würden.".
Ein hässliches Reißen erklang.
„Robert! Kannst du dich nicht einmal benehmen? Ach was soll`s. Soll sich doch deine Mutter drum kümmern.". Lustlos riss der Junge weiter die Zeitungen auf dem Tisch in kleine Fetzen, ohne sich um das Schimpfen der Frau zu kümmern.

Lähmendes Schweigen senkte sich über das Zimmer und die Frau ließ ihre Augen haltlos durch den kahlen Raum wandern.
Schließlich seufzte sie und stand auf. „Wahrscheinlich hast du mich ja sowieso nicht verstanden. Aber es dauert ja nicht mehr lange.". Sie schob den Stuhl zurück und griff den Jungen am Arm.
Ohne weiter etwas zu sagen drängte sie ihn grob zur Tür und schob ihn auf den Flur hinaus, dann drehte sie sich noch einmal um und starrte auf das Ende von Irmgards Bett.
„So was. Wer hat denn eine Drei hinter den Namen geschrieben?", murmelte sie.
„Ach das hat einer der Pfleger gemacht. Das bedeutet nur das schon die dritte Irmgard in diesem Bett liegt. Sollte wohl etwas humorvoll gemeint sein.", sagte eine Schwester lachend, die gerade vorbeikam und die Frau gehört hatte.
„Ach so.", antwortete die Frau und zog die Zimmertür hinter sich zu.

~ * ~

Irmgards welke Finger zuckten auf der Bettdecke und ihr Atem ging stoßweise.
Immer weiter hörte sie sich die Stimmen entfernen.
Sie spürte wie ihr Tränen auf den Wangen hinunter liefen. Wie erst ihre Ohrmuschel nass wurde und dann auch das Kopfkissen unter ihr.
Es wurde still im Zimmer und durch das geschlossene Fenster hörte sie weit entfernte Geräusche vom alltäglichen Leben.


Gez. Anja T.

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

31.05.2004 16:42
#4 RE: Irmgard die 3. (Kurzgeschichte) Antworten

hmm...ist schwierig, da das aussehen der frau für mich und die geschichte schon eine rolle spielte.

dann müsste ich wohl eher den anfang der gesch. umschreiben. hmm...

aber das ist möglich, hab da schon eine idee im kopf.

danke ihr lieben

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