das ist eine Art Wettbewerb, wo man vor einem Publikum ein paar Minuten Zeit hat (so 5 bis 10), um eigene Texte zu präsentieren. Das können Gedichte, aber auch alle anderen Arten von Kurztexten sein. Und sie können gelesen, frei vorgetragen, bei einigen Wettbewerben auch gerappt oder gesungen werden (allerdings normalerweise ohne Begleitung).
Das Publikum stimmt dann normalerweise ab, was ihnen am besten gefallen hat.
Entstanden ist das ganze in den späten 80ern in den USA, eher so in der Avantgard-Szene. Findet aber wohl auch in Deutschland immer mehr Freunde. Zumindest habe ich heute mal ein wenig im Netz gesurft und jede Menge Poetry Slam-Termine gefunden. Ich war aber selbst noch nie bei einem und habe mich halt heute so einer spontanen Eingebung folgend da angemeldet.
also, der Poetry Slam wegen dem ich angefragt hatte, war mein erster und bisher einziger. Ist aber für mich ziemlich gut gelaufen und wenn die sowas hier in Münster nochmal machen, würde ich auch gerne wieder mitmachen.
Der Ablauf ist wahrscheinlich je nach Veranstalter unterschiedlich. Hier war das halt von so einer kleinen Kulturbühne in einem griechischen Gemüseladen organisiert. Da konnte man sich vorher per e-mail anmelden oder am Abend an der Kasse spontan entscheiden, dass man was vortragen wollte. Bis zu 10 Teilnehmer sind zulässig, wir waren an dem Abend zu neunt.
Dann hat halt jeder eine bestimmte Zeit, um etwas vorzutragen. In unserem Fall waren das 5 Minuten, die aber auf Wunsch des Publikums verlängert werden konnten, wenn ein Text noch nicht ganz fertig war (diese Möglichkeit wurde auch rege genutzt, genaugenommen ist nur ein Vortragender wirklich nach 5 Minuten abgewürgt worden, und seine Geschichte war wirklich recht langweilig und hatte noch gar nicht recht begonnen). Die Art der Texte ist freigestellt, aber man versucht natürlich was zu finden, was man in den 5 Minuten auch gut rüberbringen kann, d.h. normalerweise Lyrik oder sehr kurze Kurzgeschichten. Ich habe ein Gedicht und ein kurzes Märchen vorgetragen. Die meisten haben abgelesen, ich habe mich für einen freien Vortrag entschieden, weil mir das einfach mehr liegt. Ich hasse es, auf einer Bühne zu stehen und dabei einen Zettel in der Hand zu halten.
Man konnte ein Mikrophon benutzen, wenn man wollte, es war aber auch möglich, sich ohne Gehör zu verschaffen (obwohl ca. 50 Zuhörer da waren, ein bisschen Übung im laut Sprechen brauchte man da schon). Mikrophone finde ich noch schlimmer als Zettel, also habe ich auch darauf verzichtet.
Beim hiesigen Poetry Slam war es auch erlaubt zu singen (allerdings ohne instrumentelle Begleitung oder Playback). Das wird allerdings wohl überall unterschiedlich gehandhabt. Bei vielen Veranstaltungen hab ich gehört, dass reine Gesangbeiträge nicht erlaubt sind.
Hier stimmte dann eine Jury aus 5 Leuten nach der Vorrunde ab, welche drei Teilnehmer ins Finale kamen. Die durten dann nochmal drei Minuten lang etwas vortragen (auch wieder mit der Möglichkeit zur Verlängerung). Die endgültige Platzierung nahm dann das Publikum vor (jeder hatte am Eingang drei Wa(h)lnüsse bekommen, die er oder sie jetzt auf die Vortragenden verteilen durften (nein, die wurden nicht nach uns geworfen ;-) ).
Ich habe den zweiten Platz gemacht und war sehr zufrieden. Ich fand die Beiträge der anderen beiden Finalisten ganz großartig und auch sonst waren einige echt starke Teilnehmer dabei. Die Entscheidung war auch denkbar knapp, zwischen dem ersten und dem dritten Platz lagen nur vier Nüsse Differenz.
Also, wenn du die Chance hast, bei sowas mitzumachen, dann trau dich. Es macht eine Menge Spaß. Texte mit hohem Unterhaltungswert und ein paar Lachern haben sicherlich etwas bessere Chancen als toternste Texte. Aber das liegt auch nicht unbedingt jedem. Wenn es ein großer, schon etablierter Poetry Slam ist (in einigen Städten gibt es sowas ja regelmäßig), ist es vielleicht eine gute Idee, vorher mal zum Zuhören hinzugehen, um zu gucken, was einen da wohl so erwartet und wie das Publikum so drauf ist. Oder man macht es halt so wie ich und probiert es einfach aus (das Publikum war aber hier auch echt lieb und dankbar, muss ich sagen. Die haben sogar mein Singen ertragen :-))
Klingt echt super. Schade, dass ich so selten in Deutschland bin, sonst würde ich garantiert auch mal mitmachen! Frei sprechen ohne Mircophon vor mehr als 80 Leuten kann ich ja. Als Reiseleiterin... Danke für Deine Infos und viel Spaß beim nächsten Mal!