Weit, weit hinaus will ich wachsen. So weit dein Auge reicht, meine Krone breiten.
An meinen Ästen soll das Leben hängen. Nimm, so nimm es nur. Pflücke den Gedanken und koste die Frucht.
Meiner Wurzeln schwarze Träume dringen tief, so tief ... ach, in die staubig, trockne Erde vor.
Ihr Singen lähmt den Schrecken, selbst der Schöpfung Atem, leis verklingt,
das raschelnde Gefieder des Vogels, der tot von meinen Ästen fiel.
Und doch wachsen meine Zweige deinen Tränen entgegen.
Du sollst mein Regen sein.
Für Boris, meinen geliebten Stern.
Gez. Anja T., 07.12.2003
Ach so, bevor Fragen kommen : "Bi Sona Thu Blodeuweed" ist Gälisch und bedeutet auf Deutsch so viel wie "Werd glücklich Blodeuweed". Blodeuweed ist eine alte gälisch / keltische Göttin der Natur und Schutzpatronin der Bäume und Wälder in Eulengestalt.
[f1][ Editiert von Miss Rainstar am: 05.06.2004 21:58 ][/f]
Doch, ich habs gelesen aber es fällt mir schwer, dazu meine Meinung zu äußern (bin eigentlich nicht auf den Mund gefallen ) Nein, Spaß beiseite.
Wirst du die Erläuterung zu dem Gedicht (was das heißt, wer Blodeuweed ist etc.) immer darunterschreiben, wenn du es irgendwo veröffentlichst? Macht sich finde ich n bisschen schlecht, obwohl es in diesem Fall wahrscheinlich nicht anders geht.
Jetzt zum Gedicht an sich...also ich kann nicht sagen, dass mir dein Stil nicht gefällt. Um es ganz krass zu sagen: Ich find deinen Stil klasse versteh aber den Sinn nicht. Ganz so ist es natürlich nicht.
Es ist mir nicht immer klar, was du ausdrücken willst.
Wieso heißt es: Pflücke den Gedanken? Ist die Frucht ein Symbol für den Gedanken?
Wieso dringen nur die Träume der Wurzeln in die Erde ein (ich würde 'vor' durch 'ein' ersetzen, es sei denn, es steckt etwas ganz bestimmtes dahinter) und nicht die Wurzeln selbst?
Dieser 'Satz' den du auf 2 Strophen verteilst (leis verklingt, -- das raschelnde Gefieder) das find ich gut, man könnte denken, 'leis verklingt' gilt für die Zeile davor und danach (verstehst du mich?).
Das Ende, mit dem Regen versteh ich nicht so ganz, kann sein, dass ich da noch mehr drüber nachdenken müsste...
Weit, weit hinaus will ich wachsen. So weit dein Auge reicht, meine Krone breiten.
>>stark und lebendig will ich sein, um dir Halt geben zu können. im geiste, wie im körper.<< ----------------------------------------------
An meinen Ästen soll das Leben hängen. Nimm, so nimm es nur. Pflücke den Gedanken und koste die Frucht.
>>meine gedanken, meine gefühle will ich dir geben. lass aus ihnen eigene kraft erwachsen.<< --------------------------------------------------
Meiner Wurzeln schwarze Träume dringen tief, so tief ... ach, in die staubig, trockne Erde vor.
>>doch vertrocknet ist meine seele. ihre ängste dringen tief in mein leben vor und zerstören.<< ----------------------------------------------------
Ihr Singen lähmt den Schrecken, selbst der Schöpfung Atem, leis verklingt,
>>ihre stimme ist laut, so laut, dass sie alles leben erstickt. auch meinen blick in das leben anderer<< (und ja, die beiden strophen sollen eine oder zwei getrennte ergeben, je nach verständniss und lesefluß)
das raschelnde Gefieder des Vogels, der tot von meinen Ästen fiel.
>>und mit dem leben erstickt und stirbt langsam auch die kraft von vorn zu beginnen. neues leben hervorzubringen. in diesem zustand stirbt unweigerlich alles in meiner nähe ("der tote Vogel" = sozusagen die geistigen Kinder der seele, gefühle)<< ------------------------------------------
Und doch wachsen meine Zweige deinen Tränen entgegen.
Du sollst mein Regen sein.
>>nur ein wort von dir reichte aus um mich wieder leben, erleben und neu beginnen zu lassen. deine tränen, deine sorge um mich und deine gefühle für mich geben mir halt und lassen mich mut schöpfen.<< (Tränen = Regen) ------------------------------------
...ich habe mal vor einiger zeit mitbekommen, dass ich immer und immer wieder ziemlich verschlüsselt schreibe, ohne dies im schaffensprozess jedoch mitzubekommen. ich selbst mag gedichte auch nicht, die sehr auf authentizität beharren. also realistisch geschrieben sind.
allerdings muss ich eingstehen, dieses gedicht ist für eine person geschrieben, die es auf jeden fall sofort verstand. langsam glaube ich wirklich an seelenverwandschaft.
ach so, die blodeuweed ist hier der "baum" das lyr. Ich also. da sie eine göttin ist, stellt sie den baum ebenso dar, wie auch den menschen und gewisse tiere. (eulen)
Dein Gedicht zu beurteilen, ist gar nicht so leicht. Ich würde das nämlich in "zwei Schritten" machen:
Erstmal habe ich gehört, dass es nichts Schwierigeres in der Literatur geben soll, als als "noname" (wie es so uncharmant heißt) mit Gedichten Fuß zu fassen. Du hast das Gedicht damals für deinen Freund/ Partner geschrieben, was ja eine sehr schöne Geste - und für diesen Zweck sehr gelungen - ist. Im kleinen Rahmen also kein Problem.
Meiner Meinung nach hat das Gedicht wegen seiner sprachlichen Qualität aber auch im Literaturbetrieb gewisse Chancen - wenn du ein paar von dieser Sorte oder besser schreibst/ geschrieben hast. Allerings frage ich mich, ob ein so breiter Leserkreis, wie nötig ist, um eine Gedichtsammlung nicht zum Flot werden zu lassen, dieses Gedicht annehmen könnte - oder mit diesem Maß an Metaphorik nicht zurecht kommt...
@ Miss Rainstar also zunächst ist es ein Gedicht wie ich es mag. Man muss es mehrmals lesen, und die Gedanken schweifen ab, die Fantasie formt Bilder.
Und es gibt da einen Absatz, den ich sehr dick aufgetragen empfinde:
ZitatIhr Singen lähmt den Schrecken, selbst der Schöpfung Atem, leis verklingt,
Aber das liegt nur daran, dass ich Schrecken nicht mit Schöpfung verbinden würde (nicht einmal im dialektischen als Gegenstück), und das ich nichts Lebendes als so wichtig ansehe, dass es die Schöpfung zum Schweigen bringen könnte. Dennoch, laß es so stehen, ändere es nicht. Denn die Einen werden sich bestätigt fühlen und bei den Anderen entsteht Widerspruch und das ist doch schön.
Und laß dich nicht dazu verführen, deine Gedichte zu interpretieren. Überlaß es Anderen und genieße einfach, was es so anrichtet mit uns.
ist schon komisch. als ich anfing mit schreiben, habe ich eine art kurzgeschichte geschrieben (61 din a 4 seiten = kurzgeschichte ??). sie ist sehr, sehr emotional geworden. mittlerweile schreibe ich kurzgeschichten weil ich gefallen an bestimmten themen finde. und gedichte dienen mir dazu, gefühle rauszulassen.
ich hatte mir vor langer zeit mal überlegt ... "warum schreibst du überhaupt? warum diese ganze Arbeit?".
-weil ich den menschen zeigen will, das es mich gibt. das ich lebe.
fuß fassen werde ich mit dieser einstellung bestimmt nicht. und diesen gedanken habe ich zwischenduch zwar mal gehabt (wer nicht??) aber wieder fallen gelassen.
zum zweiten... ich bewege mich in der sogenannten "gothic szene". wie ich festgestellt habe scheinen viele der leutchen dort mit metaphorik wirklich etwas anfangen zu können, während es -ich sag mal- "normalos" nicht so gut schaffen. warum das so ist, habe ich noch nicht herausfinden können.
@ Schreiberling
stimmt, wenn man beim lesen eines gedichtes keine vorgefasste meinung hat, wie das gedicht "sein sollte", sondern den inneren blick schweifen läßt, kommen einem bilder in den sinn, ein kleiner film oder standszenen. man beginnt das gedicht für sich selbst zu interpretieren und zu verstehen. und deshalb mag ich keine gedichte, die einen zustand oder eine handlung mit direkten worten beschreiben.
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da das lyr. ich ja die göttin darstellt (gleichzeitig als mensch und baum zu sehen) ist dieser baum praktisch der "lebensbaum".
danke für deine ehrlichen worte. auf eine art hast du schon recht. aber wie ich oben sagte, ich schreibe gedichte in einem fast tranceartigen zustand. und ich war schon immer der meinung das alles, was SO entsteht, einen tieferen sinn hat. haben muss. schon deshalb würde ich es nicht ändern .
leider schaffen es nicht viele, bilder zu worten in sich entstehen zu lassen. und viele dieser leser bestehen auf einer erklärung (nach der sie ziemlich oft immer noch nichts verstehen ) ((nicht du, wanderin ))