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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 770 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Bianca Offline




Beiträge: 98

21.06.2004 00:09
RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

Hi,
dann wag ich es auch mal, ein Eigenfabrikat zur Diskussion zu stellen*g*. Würde mich freuen, wenn ihr euch dazu äußern würdet.


Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester

-Dämonen tragen Masken-

Wenn sie sich nur nicht so schlecht fühlen würde... Vielleicht hätte sie dann endlich einmal die Kraft dazu gehabt, aufzustehen.
Sie blinzelte.
Was für einen seltsamen Traum sie gehabt hatte. Ihr Kopf schmerzte, ein unangenehmes, stechendes Pochen hinter ihrer Stirn und ihren Augen. Das Bild vor ihren Augen flimmerte. Warum ging es ihr nur so schlecht? Warum war ihr Leben nicht einfach ein widerlicher Albtraum, aus dem sie wieder aufwachen konnte? Weckte sie den niemand?

Ich möchte sterben, hier und jetzt.

Wie viele Wunden kann eine Seele verkraften, ehe sie sterben muß?
Und... Wie viele Wunden kann sie zu Narben verheilen, ehe ihre Kraft aufgezerrt ist?

Gibt es einen Weg, mich zu retten? Ich spüre die Kälte, die sich in meiner Seele ausbreitet. Sie ist hier... ich fürchte mich davor, in den Spiegel zu blicken. Werde ich sehen, was ich nicht sehen will?

Es wird Herbst.
Das Telefon ist tot- und noch immer liegt sie hier und verschließt ihre Augen. Der Ostwind blickt durch ihr Fenster und schüttelt traurig sein Köpflein. Und dann... läßt er bunte Herbstblätter vor ihrem Fenster tanzen. Gelbe und rote, grüne und braune. Plötzlich bewegen sich ihre Augen und ihr Blick wird klarer, erkennt das lustige Treiben vor ihrem Fenster. Ihr Körper bewegt sich, als würde er aufwachen. Sie steht auf und geht an ihr Fenster. Doch als der Nachtwind kommt, muß der Ostwind gehen. Er fürchtet sich. Und sie ist wieder einsam.

Der Wind heult und rüttelt schreiend an den Fensterscheiben.
Sie hat sich umgedreht und blickt in den Spiegel. Warum diese Angst? Es ist nur ein Spiegel.

Sie erschrickt, als sie sich darin wiedererkennt. Ihre Augen sind so dunkel, fast schwarz verfärbt. Und ihre Haut ist blaß und kränklich. Nur ihr Haar, das ist schön geblieben. Lang und seidig ist es und reflektiert das schwache Licht. Wie schön es aussieht, fast, wie das Haar von Schneewittchen. Schwarz wie Ebenholz...

Sie erschrickt, als ihre ausgestreckten Fingerspitzen das Spiegelglas berühren. Es ist von eisiger Kälte erfüllt, wie die Oberfläche eines gefrorenen Sees. Sie hebt den Kopf und murmelt: Du siehst aus wie ich.

Wie seltsam es sie ansieht, ihr Spiegelbild. Als hätten ihre Wörte es selbstständig gemacht und von ihr abgelöst. Nun sieht es sie an und wartet. Und plötzlich... spürt sie den Atem, der ihr aus dem Spiegel entgegenschlägt und über ihre Wangen streicht. Sie hört den Herzschlag, der den Spiegel vibrieren lässt. Doch sie kann sich nicht abwenden... Die Spiegelschwester hält ihre Blicke gefangen.

Meine Schwester...
Die Leere und die Einsamkeit, Dämonen, die die Herzen der Menschen entzweien. Seien sie verflucht, denkt sie. Sie will ihrer Schwester die Hand reichen. Sie will nicht mehr einsam sein.

Spieglein, Spieglein,
an der Wand,
wo ist das Tor
zu des Schwesters Land?


Der Spiegel antwortet, mit ein Flüstern. Es geht im Tosen des Sturms unter, das aus dem Spiegel hervorbricht. Das Glas beginnt, sich zu verflüssigen, dann in eisigem Weiß zu glühen. Und plötzlich gibt der Widerstand unter ihren Händen nach, die auf der Spiegelscheibe liegen. Ihre Finger sinken ein und verschwinden darin... Diese Kälte, sie ist fast unerträglich. Ihre Füsse setzen sich in Bewegung, in langsamen, bedachten Schritten. Das Licht lässt sie erblinden und zu einer Marionette werden, dessen Fäden ein Unbekannter führt...

Es ist vorbei.

Es beginnt.

Eisiger Wind schlägt ihr in die Augen, wirbelnder Schnee umschließt ihre Gestalt. Eine Eiswüste. Sie ist leer. Und einsam. Diese Kälte, sie schmerzt. Ihre Augen sind verschleiert, von Schnee und weißem Licht. Sie kneift die Lider zusammen und sieht sich um. Sie sucht ihre Schwester. Doch noch immer ist die Wüste leer und kalt. Warum ist sie nicht hier? Ihre Augen hatten es doch versprochen: Ich warte hier auf dich. Und sie war gekommen. Doch niemand ist hier, der auf sie wartet...
Wo bist du?, bricht es aus ihr hervor. Sie schließt die Augen, führt die Hände an den Kopf. Er beginnt zu schmerzen und zu vibrieren, hinter ihren Augen spürt das quälende Pochen erneut. Wo bist du?, flüstert sie und legt den Kopf in den Nacken.

Wo bist du??


Die Zeit dreht sich im Kreise, sie besteht aus kleinen Ewigkeiten, die sich wie auf einer Perlenschnur aneinanderreihen. Ihre Enttäuschung lässt sie beinahe ohnmächtig werden. Warum ist die Spiegelschwester nicht hier? Warum lässt sie sie hier zurück, alleine?

Wenn Einsamkeit aus Glas wäre, würde ich sie zerspringen lassen... Ich würde sie auseinanderbrechen und ihre Splitter in alle Winde verstreuen, bis sie aus der Welt getilgt ist...

Ihr Wille beginnt zu glühen und sich aufzubäumen. Er füllt ihren Kopf und scheint ihn zerbersten lassen zu wollen. Sie beginnt zu schreien, sinkt auf ihre Knie herab. Alles glüht und wird heiß, heißer als die Sonne. Die Erkenntnis scheint aus ihren Augen. Sie hat IHN entdeckt. Die Zeitkette zerreißt. Das Glas zerspringt. Der Dämon krümmt sich unter Schmerzen, seine Flügel brechen. Die Kälte lässt ihn erstarren, während die Hitze ihrer Gedanken ihn verbrennen läßt...

Das Eis schmilzt. Der Ostwind ist gekommen und trägt seine Asche fort. Es ist vorbei.


Die Sonne geht auf und kitzelt das schlafende Schneewittchen mit ihren Srahlen. Als sie die Augen aufschlägt, ist ihr Blick klar und hell. Der Schmerz in ihrem Kopf ist verschwunden. Sie wusste, dass sie schlecht geträumt hatte, einen häßlichen Albtraum, doch sie erinnerte sich nicht mehr daran. Sie beschloß, aufzustehen. Sie fühlte sich schon viel besser als am Tag zuvor.

Das Telefon begann zu schellen.

Der Spiegel war zersprungen.
Seine Scherben lagen auf dem Teppich und schmolzen, als die Sonne ihn berührte.



©Bianca N.



[f1][ Editiert von Bianca am: 29.06.2004 20:56 ][/f]

[f1][ Editiert von Bianca am: 01.07.2004 15:49 ][/f]

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

21.06.2004 13:49
#2 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

sieht schon ganz interessant aus, aber ich habe im mom. keine zeit zum lesen. ich kopier es mir und lese es offline, ja? danke. ich meld mich bald zurück.

Bianca Offline




Beiträge: 98

21.06.2004 18:20
#3 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

Mach dir keinen Streß! Bis dann!

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

21.06.2004 20:20
#4 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

so, habs gelesen.

wow. ich würde das ganze einfach mal depression nennen, oder? ein, zwei schreibfehler hast du drin. wahrscheinlich schnelligkeitsfehler. ich denke, wenn du die gedanken des "ich" in anführungsstriche oder ähnliches setzen würdest, kämen sie besser zur geltung. so gehen sie etwas unter in diesem text.

Bianca Offline




Beiträge: 98

21.06.2004 20:42
#5 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

Hi Miss Rainstar,

danke für deine Antwort! Das mit den Anführungszeichen habe ich anfangs so stehengehabt, dann aber durch kursiv ersetzt. Gefiel mir besser, weil die Frau nicht laut spricht, sondern sich alles in ihrem Kopf abspielt. Vielleicht wär es in Anführungszeichen tatsächlich deutlicher.
Ja, die Frau in meiner Geschichte ist sehr depressiv...(ich frage mich, ob ich zu dick aufgetragen habe?). Ich wollt´ einfach mal ausprobieren, ob ich so ein extremes Gefühl rüberbringe(ich schreib noch nicht lange und bin noch am experimentieren...)

Grüßle

Schreiberlilly1 ( gelöscht )
Beiträge:

22.06.2004 00:14
#6 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

Hallo Bianca,

ich werde es so halten wie Anja, ich kopiere mir den Text und lese ihn in Ruhe. Ich gehe dann morgen oder so auf den Inhalt ein, ok?

Ich wollte nur schnell was zu den Gedanken sagen.
Ich halte das in meinen Texten auch immer so, dass ich die Gedanken, die eine Person in meinen Texten hat, nur in kursiver Schrift darstelle.
Setzt man Gedanken in Anführungsstriche, könnte dies den Leser verwirren. Ich verwende die Anführungszeichen nur bei der direkten wörtlichen Rede. Gedanken stelle ich grundsätzlich auch nur in kurviser Schrift dar.

Bianca Offline




Beiträge: 98

22.06.2004 15:49
#7 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

Hi Conny,

danke für deine Antwort! Ist immer interessant zu erfahren, wie Andere solche Dinge handhaben. Ich werde die Gedanken in kursiv auch so stehen lassen, weil es mir besser gefällt (bin natürlich für Kritik aller Art offen, jeder denkt anders). Und: Klar ist das ok, online längere Texte lesen geht mit der Zeit ganz schön ins Geld *räusper*.Ich hab vorhin entdeckt, dass du auch Geschichten eingestellt hast- wenn es ok ist, werd ich sie mir auch kopieren, damit ich offline darin schmökern kann. Bin schon gespannt.

Grüßle und bis dann!

Schreiberlilly1 ( gelöscht )
Beiträge:

23.06.2004 03:15
#8 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

Hallo Bianca,

so, jetzt habe ich auch deinen Text gelesen.
Ich war beeindruckt über die Ausdrucksstärke, mit der du die Geschichte rüberbringst. Das hat mir sehr gefallen.
Überhaupt, sich an so ein Thema heranzuwagen verdient schon Respekt, also ich hätte das nicht gekonnt. Du hast das wirklich gut umgesetzt.
Ich finde, es ist dir gut gelungen, die Gefühle und Gedankengänge dieser Frau in Worte zu fassen.

So, wie Anja schon schrieb, ein paar kleine Fehler haben sich eingeschlichen, aber das ist ja nicht so schlimm.
Aber einen Satz habe ich doch gefunden, der mich so ein bisschen stört, da bin ich förmlich zusammengezuckt, lach!
Es ist gleich am Anfang, da schreibst du:

Zitat:
Einen seltsamen Traum hatte sie geträumt.

Du verwendest hier Traum und geträumt in einem Satz. Ich habe mal gelernt, zwei mal das gleiche Wort in einem Satz sollte man vermeiden. Nun ist zwar Traum und geträumt nicht das selbe Wort, aber es sagt das gleiche aus.
Ich würde den Satz etwas umformulieren, z. Bsp. so:

Sie hatte seltsam geträumt.
oder
Sie hatte einen seltsamen Traum.
oder
Ein seltsamer Traum hatte sie in der Nacht begleitet.

Das waren jetzt nur mal so ein paar Vorschläge.
Ansonsten ist dir die Geschichte wirklich prima gelungen.
Weiter so!
Ich hoffe, noch viel von dir zu lesen.

Bianca Offline




Beiträge: 98

23.06.2004 16:12
#9 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

Hi Conny,

vielen Dank für den netten Beitrag, hab mich echt gefreut! Natürlich hast du recht, diesen Satz hab ich verbockt, ist mir gar nicht aufgefallen *schwitz*. Man sieht den Text vor lauter Worten nicht. Sicher sind noch ein paar Schnitzer drin... man sollte sich einen Deutschlehrer im Haus halten...(Aber...wo stell ich den dann hin? Ok, seh es ja ein, wird nichts mit dem Deutschlehrer...). Ich werd auf jeden Fall noch mal auf Fehlersuche gehn. Noch mal danke und liebe Grüßle,

Bianca

Bianca Offline




Beiträge: 98

23.06.2004 16:15
#10 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

Raaah, immer vergess ich etwas! Danke auch für deine Vorschläge! Bis bald!

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

23.06.2004 19:44
#11 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

hay.

stimmt schreiberlilly hat recht, was den satz mit dem geträumten traum angeht. ich fand ihn auch nicht gerade gut getroffen, hatte aber vergessen es zu erwähnen :-(

also, die depression der frau ist ganz gut dargestellt. da sich bei jedem eine depression anders auswirkt, ist sie auch nicht zu dick aufgetragen. dieses "in sich eingeschlossene" kam sehr gut zur geltung. es hat mir gefallen. ich kenne es.

was mir als frage aufbleibt _ wie schaffte sie es allein da raus zu kommen? denn in real völlig allein und iohne hilfe aus einer schweren depression wieder zu "erwachen" ist schwer bis unmöglich.

dark greetz, anja

Bianca Offline




Beiträge: 98

23.06.2004 23:17
#12 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

Hallooo Anja, grüß dich!
Wie die Frau aus der Depression rausgekommen ist? Enttäuschung und ein starker Wille, diese Enttäuschung nicht mehr erleben zu müssen.
Das mag nicht unbedingt der Realität entsprechen, ganz klar, denn Depressionen sind teilweise unheimlich kompliziert und wenn es so einfach wäre, diese zu besiegen( vor allem, wenn man an sehr schweren Depressionen leidet)wären viele Psychologen arbeitslos. Ich hoffe, dass du von solchen (extrem tiefen) Abgründen bisher verschont wurdest (das wünsch ich dir wirklich)! Ich tendiere auch manchmal dazu, etwas depressiv zu sein (wobei ich diese Zeiten auch brauche, um nachzudenken und mich zurückzuziehen), aber wie es Menschen mit schweren Depressionen ergeht, kann ich, zum Glück, nur erahnen und auch gelegentlich beobachten (leider auch an Menschen, die mir nahe stehen).
Manchmal bekämpfen Menschen Ängste (also extreme, negative Gefühle, auch Wut, Schmerz ect.) mit extremen "Gegengefühlen" (ein Verdrängungsmechanismus: Die Verdrängung wird durch Fixierung des Gegenteils im Bewußtsein gesichert), in diesem Fall hat die Frau ihre extreme Schwäche in das Gegenteil, in Stärke (der Wille, rauszukommen) verkehrt und sich erkannt. Wobei ich dir nochmals völlig recht gebe, es ist längst nicht so einfach. Aber so wollte ich die Geschichte haben, ich wollte, dass die Frau so viel Kraft und Wille besitzt, dass sie dort wieder herauskommt.
Letztendlich hat die Geschichte auch einen Märchentouch und braucht ein Happy- End *grins*. Sie richtet sich nicht zu 100 % an die Wirklichkeit, ein bißchen Phantasie ist auch dabei.
Ich diskutiere gern über solche Themen und höre gern andere Ansichten und Erfahrungen, man kann nur lernen (vielleicht hab ich auch Unsinn erzählt, lasse mich gerne korrigieren!) !
Liebe Grüße,
Bianca

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

24.06.2004 19:33
#13 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

hay bianca

leider kenne ich diesen zustand nur zu genau. wäre fast einmal daran zu grund egegangen. deshalb konnte ich deinen text ja so gut nachfühlen. man dreht sich tatsächlich im kreis.

du hast es schon ganz gut beschrieben. und mal ganz ehrlich, ein text, der zwar realität aufgreift jedoch völlig ohne phantastische elemente auskommen will, ist doch langweilig, oder? also, kein prob. mit der fantasie!!

Bianca Offline




Beiträge: 98

24.06.2004 20:48
#14 RE: Spieglein, Spieglein, Spiegelschwester Antworten

*lächel*
Ja, find ich auch!

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