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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 582 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Nathschlaeger ( gelöscht )
Beiträge:

08.07.2004 13:23
RE: Meinem Sohn, den ich nie haben werde... Antworten

Meinem Sohn, den ich nie haben werde…







will ich sagen:

Geh an klaren oder diesigen Tagen
an die Küste eines jedweden
Meeres
und bleib dort still, bis es für dich
singt.
Verharre im Gesang glühender Fische
und gischtiger Wellen am
Felsen und schau
dorthin, wo Wasser und Himmel nur
eine matte Linie ist.

Will ich sagen:

Geh an klaren oder nebeligen Tagen
hoch in die Berge eines jedweden
Landes
und schrei so barbarisch du kannst.
Setz dich und hör auf Echo und Hall –
hörst du dich singen?

Will ich sagen:

Meide die Städte, doch besuche sie einmal, eine
jedwede Stadt
überall auf der Welt.
Geh hin und verliere dich nur kurz
in ihrem Schimmer.
Denn sie sind voller Gift, ohne das man bald
nicht mehr leben kann.

Will ich sagen:

Liebe! Liebe Männer und Frauen
je nachdem, wie dein Kompass dir
die Richtung zeigt, aber
tu es aufrecht und ehrlich, tu es
ohne Falschheit und Scham.
Liebe ehrenwert und gerecht und
im Takt der Brandung deiner Lust und Seele.


Will ich sagen:

Geh über toskanische Felder
und such Schatten im Olivenhain, trink
aus klaren Bächen und speise Bücher
von überall her.

Wenn du all das und noch vielmehr
in dir vereinen könntest, dann wärst du
wohl mein bestes und stolzestes Gedicht.


Will ich sagen:

Du wärst das Meer
an dem ich nie war
Du wärst der Berg
von dem ich nie rief
Du wärst die Stadt
die mich nie vergiftete
und Mann und Frau
die ich nie liebte
Du wärst das Feld und der Hain
wo ich niemals war
und Schatten oder Sonne fand
Du wärst der nie gekostete Bach, das ungelesene Buch.

Will ich sagen:

Komm, schau durch meine Augen
und atme durch meinen Mund, mit
dem ich Meere
und Berge
Felder und
Täler, Liebe
und Leben
anschreie, damit sie alle wissen
das ich lebe und atme und bin.

Will ich sagen:

Sei du das Leben das ich nicht
leben konnte
weil ich mein Leben zu leben hatte
Leb deine eigenen Verse und Lieder,
entdecke deine Berge und Seen,
Felder und Haine, entdecke den
Trost stürmischer Nächte und klarer Tage.
Freu dich
im Regen, das er ist
und endet,
Freu dich am klaren Tag,das er ist und
sinkt
Freu dich über den Hall deiner Stimme
solange er dauert
und über die Weisheit des
Echos.

Will ich sagen:

Sei das Leben, dass ich nie
lebte und sei der Fortgang
meiner Tage.
Sei mein Leben, wenn meine
Verse enden und sei das Lied,
das ich nie sang.

Du wärst mein unvollendetes Gedicht und damit
das Beste meines Lebens.




[f1][ Editiert von Nathschlaeger am: 08.07.2004 13:25 ][/f]

Bianca Offline




Beiträge: 98

10.07.2004 11:00
#2 RE: Meinem Sohn, den ich nie haben werde... Antworten

Hi Peter (darf ich dich Peter nennen?),
wow, ich find dein Gedicht wirklich wunderschön! Die Überschrift macht mich ganz traurig.

Nathschlaeger ( gelöscht )
Beiträge:

15.07.2004 16:53
#3 RE: Meinem Sohn, den ich nie haben werde... Antworten

Danke für das nette Kompliment. Sicher kannst Du mich Peter nennen.

lg/Peter

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