Ich war im Vorfeld des Irakkrieges erstaunt, als Saddam Hussein Waffen ans Volk verteilen ließ. Macht das jemand, der alle Leute gegen sich hat?
Saddam Hussein handelte ja in dem Glauben, bzw. eher im Glauben der Bevölkerung, er bliebe an der Macht. Wenn es also einen Aufstand gegeben hätte, so hätte seine Republikanische Garde diesen sicherlich blutig niedergeschlagen,die Vergangenheit beweißt das- ich bin sicher, aus Furcht vor Repressalien hat sich vor dem Sturz Husseins kein Iraki getraut, eine Meuterei anzuzetteln.
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Dann bekam mein "Feindbild" den nächsten Dämpfer, als sich dieser so barbarische Diktator ein dreiviertel Jahr in seinem Land unerkannt verstecken konnte, obwohl seine Macht längst beendet war. Kann ein verhaßter Mensch soviele Helfer haben?
Er war ja nicht bei allen verhasst, bei den Sunniten,seinem Stammvolk, eher beliebt, weil er sie großzügiger behandelte als die Kurden oder Schiiten, das dreiviertel Jahr,wo er sich versteckt hielt,befand er sich ausschließlich in sunniitischen Dörfern, dort,wo der Zusammenhalt besonders groß war.
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Und schlußendlich erweisen sich die Iraker als ein selbstbewußtes und wehrhaftes Volk, dass sich trotz technischer Unterlegenheit erfolgreich gegen die Terroristen aus den USA und GB zur Wehr setzt und gegen die Besatzung kämpft. Wenn diese Iraker so todesmutig gegen die Besatzer kämpfen, wie konnte sich dann ein Diktator Hussein solange an der Macht halten? Die hätten ihn doch genauso hinweg fegen können?
Nein - konnten sie nicht, die Kurden und Sunniten waren verfeindet (sind es eigentlich noch immer), ebenso Schiiten und Sunniiten. Schiiten werden nie den Racheakt Saddams nach dem 2.Golfkrieg vergessen - ich bezweifle arg, dass sie den Mut gehabt hätten, nocheinmal gegen Hussein aufzustehen und zu kämpfen.Ansonsten liegen bei den drei unterschiedlichen Völkern die politischen Ziele sehr verschieden und Saddam Hussein muss es i.d.T. gelungen sein, eine starke Hand zu beweisen.
Das jetzige Selbstbewusstsein gegen die Besatzer hat eher einen religiösen Hintergrund (s.Text), denn letztere kommen als Ungläubige in ihr Land und scheinen sie missionieren zu wollen, Bush spricht davon ja auch immer und wieder in theatralischen Worten. Man kann aber niemanden Freiheit und Demokratie aufzwingen, sie sollte möglichst von Innen kommen, und die brutale Gewalt der US-Soldaten ist keine große Hilfe dabei. Ich glaube eher,dass die Einigkeit der Irakis derzeit mit der Furcht zusammenhängt, dass die Besatzer in der Nackriegszeit einen zu großen Einfluss auf das Land ausüben werden, gerade den Schiiten würde dadurch ein Gottesstaat verwehrt - oder über eine Mehrheit bei einer demokratischen Wahl, die zu solch einem führen könnte. Die Sunniiten sind sehr enttäuscht über die Versorgungslage nach dem Krieg, welche viel schlechter als unter Saddam ist. Einzig die Kurden können zufrieden sein, weiten sie ihre Autonomie doch aus.
Zitat Eines muss man auch wissen, wenn man über Hussein spricht. Hussein wollte die arabischen Völker einen und den Ölreichtum zur Entwicklung der arabischen Länder nutzen.
In der Anfangszeit ja, in der Blütezeit des Iraks, bis er sich mit Nebukadnezar verglich und zu einem Tyrannen wurde, der nur noch nach unersättlicher Macht strebte.
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Mir scheint es, als wenn genau diese Gedanken und seine aufmüpfige Art gegenüber den USA, das eigentlich gefährliche für die USA waren. Deswegen musste er weg. Denn die uSA halten sich im Nahen Osten nur durch von ihnen unterstützte brutale Herrschaftssystem wie zum Beispiel in Saudi Arabien. Auch Kuwait ist um Meilen von einer Demokratie entfernt.
Absolut richtig - Kuwaiit hätte schon nach dem 2. Golfkrieg demokratisiert werden können. Saudi-Arabien , die Brutstätte El-Kaidas und Finanzierungsquelle der palästinensischen Selbstmordattentate , bleibt dagegen unberührt. Das sagt eigentlich schon alles über den wahren Willen der US-Regierung(en) aus.
"[...] vielleicht aber wäre es für Dich hilfreich zu versuchen, nicht in Begriffen, sondern in Bildern zu baden [...]" - hast du bei meinem letzten Gedicht geschrieben, Peter. Ich habs mir mal zu Herzen genommen und eines, das ich schon länger einmal geschrieben habe, "aufgemotzt", wenn man so sagen will Eigentlich finde ich es jetzt, überarbeitet wie es ist, gar nicht mal soooooooo schlecht. Kommt die Stimmung gut rüber? Hat man ein geistiges Bild vor den Augen?
Der Text bietet ein schönes, stimmungsvolles Bild. Und Du machst einen Fehler den viele Dichter immer wieder machen; Du formst den Inhalt nach den Erfordernissen des Reimes und nicht, wie ich es richtig finden würde, die Verse nach dem Bild. Speziell ernste Gedichte bekommen manchmal durch diese Reimsucht etwas unfreiwillig komisches, weil man eben manchmal Satzstrukturen umwerfen muß, um das passende Wort ans Ende der Zeile zu kriegen.
Schön in dem Gedicht finde ich, dass zwei Möglichkeiten offen sind: Dass sich der Erzähler vom Meer abwendet und in die Welt geht, lebendig und bewusst, oder aber auch den einen Schritt nach vor geht, um eine ihm völlig fremde Welt zu entdecken.
aber wenn ich es so machen würde, wie du es sagst, reimt sich das Gedicht doch nur noch zur Hälfte. (Du meintest schon, dass die Satzstruktur unecht wirkt, weil man sie so hindrehen muss, dass es sich reimt?) Aber das klingt doch dann auch komisch - wie halb fertig. Ich denke, du denkst an die Stellen, die mir auch "schwammig" vorkommen, nämlich:
- ich atme ein die frische Luft - doch merke ich schon bald
Aber wenn ich sie umformulieren würde, klänge das doch wirklich blöd. Hm ...
Da hast Du natürlich auch recht. ich denke da viel eher daran, dass jeder Text, den man schreiben will, seine eigene Form finden muß. Vielleicht war Dein Ansatz, in Reimen schreiben zu wollen hinderlich, dem Text die Möglichkeit zu geben, sich voll zu entfalten. Gut finde ich auf jeden Fall, dass Du nicht von vornherein Möglichkeiten ausschließt. Du machst genau das richtige: Nämlich schreiben und schreiben und schreiben und versuchen, den eigenen Sound zu finden.