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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 369 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Tuju Offline




Beiträge: 13

24.08.2004 12:34
RE: Geschichte Antworten

Tja, ich nehm' mal all meinen Mut zusammen und stelle eine Geschichte von mir hier online. Nun ja, eigentlich nur den Prolog der Geschichte.
Wichtige Infos, die man erst im ersten Kapitel erfährt und ich trotzdem hier preisgeben möchte zum besseren Verständnis: der Hauptcharakter heißt Michel Waterspring, ist 16 Jahre alt und lebt in einer sehr chaotischen Familie.

Viel Spaß beim Lesen!

Prolog

„Sieh dir DAS an!“, grollte ich zornig und schmiss Niclas, kaum dass er mir die Tür geöffnet hatte, den zusammengefalteten Zettel direkt ins Gesicht. Niclas, mein bester Freund seit vier Jahren und an derartige Auftritte von mir gewöhnt, ignorierte meine freundliche Begrüßung, fing das Papier auf, faltete es auseinander und begann zu lesen.

„Hallo Naturfreund... Ferienlager... zwei Wochen natürlichste Natur... Spaß und Abenteuer... coole Kids von zehn bis achtzehn...“, murmelte er leise, während seine dunkelblauen Augen schnell, aber konzentriert von links nach rechts und dann wieder zurück fuhren. Als er fertig gelesen hatte („Auf dein Kommen freuen sich Hellwig und Hitschi, das fröhliche Waldeichhörnchen“), blickte er auf und sah mich gelassen an.

„Und? Was hast Du?“
„Was ich habe?“, donnerte ich zurück, „WAS ICH HABE?“
Niclas blieb weiterhin ruhig, anscheinend nicht imstande, das schreckliche Ausmaß meines Leidens zu erkennen. „Meine Mutter schickt mich zwei Wochen – ZWEI WOCHEN!“, rief ich und schmiss mich auf die Wohnzimmercouch, „in so ein idiotisches Feriencamp!“ „Und?“, fragte Niclas erneut, machte die Tür zu und kam ins Wohnzimmer geschlurft. „UND ich habe überhaupt keine Lust dorthin zu fahren! Die schickt mich doch nur dahin, weil sie denkt, ich wäre nicht fähig, Beziehungen aufzubauen! Weil sie sich einbildet, wenn ich mit einem Haufen unreifer Vollidioten irgendwo in den Bergen festsitze, ich „echte Freundschaften“ knüpfen und „Freunde fürs Leben“ finden werde! Und das nur, weil sie denkt, ich finde keine Freunde, weil ich mich so „in mich zurückziehe“, denn die anderen sind ja eh alle „sooooo nett“!
„Und außerdem wird dir die frische Luft gut tun!“, hat sie gesagt! Die frische Luft? DIE FRISCHE LUFT? Ha! ERSTICKEN, werde ich mich an der frischen Luft da draußen! ERSTICKEN! Die wird schon sehen, was sie davon hat!“

„Jetzt beruhig’ dich erstmal!“, sagte Niclas so ruhig und gelassen, als würde ihn die ganze Sache überhaupt nicht aufregen. Wo doch mir, seinem allerallerbester Freund, solch ein Unrecht angetan wurde. Wütend schloss ich meine Augen und atmete tief durch. „Hört sich doch gar nicht so schlecht an. Also, ich stell mir das toll vor! Den ganzen Tag am See herumlungern und am Abend Grillwürste am Lagefeuer braten. Fernab von jeglicher Zivilisation. Eingebettet in den warmen Schoß von Mutter Natur.“ Langsam hob ich meinen Kopf und sah den großen, blonden Jungen, von dem ich noch bis zu diesem Moment geglaubt hatte, er wäre mein bester Freund, mit weit aufgerissenen Augen an.

„Wie bitte?“, fragte ich ungläubig. „Ich sagte, eingebettet in...“ „Das hab ich schon verstanden! Aber seit wann bitte bist DU ein Fan von Natur und Abgeschiedenheit? Du würdest es doch keinen halben Tag ohne Computer und Internet aushalten!“ „Phh, also da schätzt du mich völlig falsch ein! Ich kann sehr wohl auf die Erzeugnisse unserer modernen, technisierten Gesellschaft verzichten und halte es für sehr wichtig, dass man ab und zu sich besinnt und zur Natur, unser aller Quelle, zurückfindet!“ „Und ich kann auf deine intellektuelle Ausdrucksweise verzichten!“, gab ich barsch zurück, stand auf und ging in die Küche. „Wenn es dir so gut gefällt, dann fahr DU doch!“

Zwei Sekunden Stille.

„Weißt Du was – das tu ich auch!“
Fast wäre mir das große Stück, das ich in meinem Ärger von einem Apfel vom Küchentisch abgebissen hatte, im Hals stecken geblieben. „Waf?“, hustete ich. „Allerdings nicht stellvertretend für dich! Ich werde dich einfach begleiten!“ „Was?“, wiederholte ich. „Da steht „Für coole Kids von zehn bis achtzehn.“! Und ich werde erst in zwei Monaten neunzehn und dass ich cool bin steht außer Frage, also kann ich da noch mitfahren! Das ist eine hervorragende Idee! Ich werde sofort dort anrufen!“ Schon war er nach oben verschwunden. Ich legte den angebissenen Apfel zurück auf den Küchentisch und rannte ihm nach. Als ich in sein Zimmer gestürmt kam, hielt er bereits sein Handy an sein rechtes Ohr gepresst. „Ja, hallo? Ist dort Hellwigs Campingreisen? Ja, ich hätte gern einen Platz gebucht... Für die Reise ins Welger-Tal... Niclas Mello... Ja, mit C...“

Mit halb geöffneten Mund starrte ich auf Niclas, der, während er telefonierte, im Schrank wühlte. Eigentlich war ich zu ihm gekommen um ihn zu bitten, mit meiner Mutter zu sprechen. Auf ihn hätte sie bestimmt gehört, wenn er ihr erzählt hätte, wie gefährlich es in solchen Campinglagern oft sein konnte. Wenn der „intelligente, reife, tolle, vorbildhafte Niclaus“, wie ihn meine Mutter immer nannte, ihr von wilden Bären und sadistischen Lagerleitern erzählt hätte, dann wäre sie bestimmt vor Angst um ihren „kleinen, schwachen, unwissenden, zerbrechlichen Mikki“, wie sie mich immer nannte, halb vom Stuhl gefallen und hätte mich die nächsten paar Jahre nicht mal in die Nähe eines Waldes kommen lassen. Aber anscheinend wollte Nic, wie ICH ihn immer nannte, allen Ernstes in dieses Lager fahren. Ich sah ihm zu, wie er einen riesigen, schwarzen Rucksack auf sein Bett schmiss und dachte nach. Vor fünf Minuten noch war mir die Vorstellung, in ein Feriencamp zu fahren, schrecklich vorgekommen. Jetzt, da ich Nic als Begleitung hatte, fand ich den Gedanken gar nicht mehr so schlimm, im Gegenteil, vielleicht hatte er ja Recht und es würde wirklich lustig werden.

„Ich danke Ihnen. Auf Wiederhören! Lang lebe Hitschi!“ Er legte auf. „Wer bitte ist Hitschi?“, fragte ich neugierig. „Na, das Maskottchen von ihnen! Das fröhliche Waldeichhörnchen!“, erklärte mir Nic und tippte mit dem Zeigefinger auf den Zettel, den er immer noch in der Hand hielt. „Auf dein Kommen freuen sich Hellwig und Hitschi, das fröhliche Waldeichhörnchen – steht doch da!“. Er sagte das so, als würde er es mir übel nehmen, dass sich so eine wichtige Persönlichkeit wie Hitschi beim Lesen nicht sofort für immer in mein Hirn gebrannt hatte. Ich seufzte. So erwachsen und klug Nic auch war, in seinem Herzen war er immer noch ein kleines, verspieltes Kind. Und dieses Kind packte nun voll Vorfreude einen Stapel Boxershorts in den großen schwarzen Rucksack am Bett. „Hey, du kannst dir noch Zeit lassen! Die Abfahrt ist erst in einer Woche.“, versuchte ich ihn zu beruhigen und ließ mich direkt neben dem Rucksack auf das Bett fallen. „Solange wird Hitschi wohl noch auf dich warten müssen. Hach!“, ich seufzte theatralisch, „ob es dir zur Begrüßung die Hand geben wird? Wer weiß, vielleicht darfst du es sogar einmal streicheln!“ Ich kicherte leise.

Nic warf mir einen trotzigen Blick zu, stellte den Rucksack vom Bett und setzte sich neben mich. „Hey!“, ich hörte zu kichern auf und sah Nic tief in die Augen. „Danke!“
Er erwiderte meinen dankbaren Blick und für einen Moment hatte ich das Gefühl, in seinen ruhigen Augen eine tiefe Zufriedenheit zu sehen. Doch dann schloss er sie, beugte sich vor und küsste mich. Ich genoss das Gefühl seiner warmen Lippen auf meinen und vergaß all den Wirbel, den ich wegen des Campes gemacht hatte. Nach einigen Sekunden lösten wir uns und er stand auf. „So!“, er streckte sich und spannte alle seine Muskeln an, „Was wollen wir heute noch unternehmen?“ „Keine Ahnung!?“, antwortete ich fragend, „Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass du ein längeres Gespräch mit meiner Mum führst und sie überzeugst, dass ich auf keinen Fall campen fahren kann. Die hört ja sowieso nur auf dich und meine Schwester...“

Wie ein Blitz fuhr die Erinnerung in meinen Körper und ich sprang auf. „Meine Schwester! Heute ist Dienstag! Verdammt!“. Ich sah auf meine Armbanduhr. „Ich hätte sie schon vor einer halben Stunde von der Musikschule abholen sollen! Scheiße!“ Ich raste die Treppen ins Erdgeschoß hinunter, zog mir meine Schuhe in neuer Weltrekordzeit an und flitzte mit einem „Bis dann! Ich ruf dich an!“ bei der Tür hinaus. Ich sprang auf mein Fahrrad, trat in die Pedale und fuhr in Richtung Stadtzentrum. Das Feriencamp hatte ich schon vergessen. Das, vor dem mir jetzt graute, war die Predigt meiner Mutter, die ich mir sicherlich anhören konnte, wenn sie erfahren würde, dass ich die „unschuldige, hilflose, kleine Anastasia“ (unnötig zu erwähnen, wer sie immer so nannte) ganz alleine und schutzlos hatte warten lassen.

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Würde mich sehr über Kommentare, Verbesserungsvorschläge, Tipps, Aufzeigen auf Fehler und/oder sonstiges Feedback freuen!

vSn,
Tuju

[f1][ Editiert von Tuju am: 24.08.2004 18:53 ][/f]

Wanderin Offline



Beiträge: 179

24.08.2004 17:59
#2 RE: Geschichte Antworten

Hallo Tuju!

Erstmal dickes Lob für deine Geschichte! Sie liest sich echt gut und ist lebendig geschrieben, ich konnte es mir gut vorstellen.
Hab trotzdem ein paar Sachen zu meckern.

Am Anfang steht, dass Michel in der Tür steht, und dann schmeißt er sich auf die Wohnzimmercouch. Ist das Wohnzimmer direkt hinter der Haustür??

Ich weiß nicht, ob dieses 'wie sich mich immer nannte'
immer notwendig ist, allerdings ginge dir dann die 'Pointe' >unnötig zu erwähnen, wer sie immer so nannte< verloren.

>Wer zum Teufel ist Hitschi?“, fragte ich neugierig<

Da passt für mich der Ausdruck 'zum Teufel' nicht zu 'neugierig'.

Zwei kleine Sachen sind mir noch aufgefallen.
>Eingebettet in die warme Schoß von Mutter Natur<
>kam ins Wohnzimmer geschlürft<

Ach so, das was du am Anfang erläutert hast und was man erst im ersten Kapitel erfährt, erstens, ist es nicht so gut, vorneweg Anmerkungen zu machen, die eigentlich aus dem Text rauskommen sollten, zweitens, sind die soo wichtig zum Verständnis?
Ich würde aber gerne wissen, wies weitergeht!

Lieber Gruß,
Wanderin

Tuju Offline




Beiträge: 13

24.08.2004 19:01
#3 RE: Geschichte Antworten

Hallo Wanderin!

Erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen und meine Geschichte gelesen hast! Und über dein Feedback freue ich mich besonders.

Zu den Fehlern:
Bis zu diesem Moment war ich der festern Überzeugung, dass "die Schoß" genauso richtig ist wie "der Schoß". Habe mich jetzt allerdings schlau gemacht und gesehen, dass ich mich wohl all die Jahre geirrt haben muss. Ist seltsam, da meine Familie steirischen Dialekt spricht und ich den Spruch "Komm in meine Schoß!" noch aus der Kindheit im Kopf gespeichert habe... ^^'

Und geschlürft und geschlurft habe ich wohl einfach verwechselt, Gott, ist mir das wieder peinlich... ^^'

Das sich Michel auf die Wohnzimmercouch schmeißen kann, liegt daran, dass er wutenbrannt durchs Haus gelaufen ist. Bis jetzt hat diese Szene noch jeder verstanden. (Oder es hat noch niemand so aufmerksam gelesen wie du... )

Aber ich freue mich sehr, dass dir die Geschichte halbwegs gefallen hat! Ob ich weitere Kapitel so bald hier veröffentlichen werde, ist eher unwahrscheinlich, da ich gerade erst beim Schreiben des dritten Kapitels bin und das zweite auf jeden Fall noch einer Überholung bedarf bevor es je jemand zu Gesicht bekommen wird!

Danke nochmal,
vSn,
Tuju

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