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Felios Offline



Beiträge: 416

29.08.2004 23:37
RE: Sprache und Satire (Kurz-Essay) Antworten

Sprache

Worte existieren nicht ohne Sprache. Sprache muss gelebt werden, ehe sie niedergeschrieben wird. Sprache ist facettenreich. Sprache ist einfach. Sprache ist geheimnisvoll. Sprache ist ordinär. Richtig angewandt sind ihre Möglichkeiten unerschöpflich.
Sprache kann vieles. Verblüffen. Erschrecken. Überhöhen. Verharmlosen. Verletzen.
Sprache und das geschriebene Wort sind unumgängliche Werkzeuge für die zwischenmenschliche Kommunikation.
Ich will mich nun der Satire im Speziellen widmen.
Eine Satire überhöht den Gehalt einer Aussage und zieht ihn dadurch ins Lächerliche. Satire ist feinsinnig und regt zum Nachdenken an. Satire provoziert auf subtile Weise. Satire schockiert zwischen den Zeilen. Im falschen Moment eingesetzt verletzt sie jedoch. Satire braucht Fingerspitzengefühl. Timbre. Vergleichbar mit einem klassischen Gitarristen, der genau weiß, wann er ein Decrescendo spielen muss, wann ein Fortissimo , der ein Gespür für die Situation entwickelt und mit seinen dynamischen Möglichkeiten umzugehen weiß.
Eine ungeübte Hand kann einem Stück viel von seiner Aussagekraft, seiner Ausstrahlung nehmen. Es klingt dann fade, gewöhnlich und erregt nicht des Hörers Aufmerksamkeit.
Satire muss auf den Empfänger eingestimmt werden – wie ein Musiker leicht verdauliche Kost für ein großes Publikum auswählt, so darf Satire einen bestimmten Leserkreis nicht überfordern. Zu häufig und falsch eingesetzt verliert Satire ihren Reiz und ihre Bestimmung.
Dann wird aus ihr Komik und dadurch Tragik. Satiriker müssen erkennen, wann ihre Satiren Schmerzgrenzen erreichen oder überschreiten. Satiriker wissen, wann es besser ist, Satire oder klare Worte einzusetzen. Satire soll eine Sache mit Feingefühl kritisieren und nicht auf persönliche Differenzen anspielen. Eine schlichte, schnörkellose Antwort trifft den Kern eines Diskussionspunktes bisweilen besser als die ausgereifteste Satire, zu der der Satiriker fähig ist. Ein Satiriker setzt Satiren nicht ein, um zu demonstrieren, was für ein ausgefeilter Rhetoriker er ist. Ein Satiriker kann seine Fähigkeit, Satiren zu benutzen , lenken.
Satiriker, die ihre Satiren übersteuern, können keine guten Satiriker sein.

(c) Felios

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