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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 393 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Anke ( gelöscht )
Beiträge:

07.10.2004 13:40
RE: Krimi KRABBELHILFE Antworten

Ich hoffe, Euch gefällt mein kleiner Krimi. Viel Spaß dabei.



Krabbelhilfe

Glauben Sie mir: Das Leben als Schabe ist nicht immer schön. Viele meiner Artgenossen leben in den erbärmlichsten Verhältnissen. Sie wohnen in Mülltonnen, auf schäbigen Hinterhöfen, in Aufzugschächten oder Kellergewölben. Manche werden von Vögeln gefressen, fallen Spinnen zum Opfer oder werden von Katzen zu Tode gequält. Überall lauern Gefahren auf uns, denen ich allerdings bisher erfolgreich aus dem Weg gehen konnte. So geht es mir im Vergleich mit anderen Schaben ziemlich gut.
Ich wohne in einem netten Bürogebäude in Köln, habe jederzeit genug zu essen, genieße den Bürotratsch und führe auch sonst ein sorgenfreies Leben. Die Firma, der das Bürogebäude gehört, heißt Silkes und Partner. Sie befaßt sich mit Immobiliengeschäften jeglicher Art. Der Firmengründer heißt Hans- Joachim Silkes. Er ist mittlerweile über siebzig Jahre alt und hat sich vor kurzem aus dem Geschäft zurückgezogen. Er übergab die Leitung seinen Söhnen Stefan und Georg, ein Umstand, der von Anfang an große Probleme mit sich brachte.
Die von Silkes vorgegebene Aufgabenverteilung sah so aus, daß sich Stefan, der ältere der beiden Söhne, um das Controlling kümmern sollte. Alle anderen Bereiche fielen Georg, dem jüngeren Sohn, zu. Stefan fühlte sich dadurch betrogen und machte seinem Vater große Vorwürfe, die der alte Silkes jedoch mit der Bemerkung „Wenn es dir nicht paßt, kannst du ja verschwinden!“ abschmetterte.
So stand die Zusammenarbeit der beiden Brüder von Anfang an unter einem schlechten Stern, und das blieb auch so, obwohl sich Georg redlich bemühte, die Fronten zu enthärten. Stefan war unnachgiebig in seiner Wut und ließ seinen Bruder wissen, daß er nicht gewillt war, die Entscheidung seines Vaters kampflos hinzunehmen. Gestern abend dann gipfelte der Bruderkampf in einer schrecklichen Tragödie. Von dieser möchte ich Ihnen nun berichten.
Es war kurz nach zweiundzwanzig Uhr. Ich krabbelte gerade von der Küche, wo ich ein spätes Abendessen in Form einiger Käsekrümel zu mir genommen hatte, in Richtung Luftschacht, als ein großer, dunkler Schatten über mich hinweg rauschte. Erschrocken blieb ich stehen und blickte nach oben. Ich staunte nicht schlecht: Ich erkannte Stefan Silkes, der soeben das Büro seines Bruders betrat.
Einen Augenblick lang überlegte ich, was ich tun sollte. Auf der einen Seite war ich natürlich neugierig darauf zu erfahren, was Silkes zu dieser späten Stunde noch im Büro wollte, auf der anderen Seite wußte ich aus Erfahrung, daß es nicht immer ratsam war, seiner Neugier nachzugehen. Als Schabe landet man schnell einmal unter einem Fuß, einem Aktenordner oder wird von einer Tür zu Tode gequetscht. Am Ende aber siegte meine Neugier!
Ich streckte meine Fühler aus, schob mich an der Wand entlang und blickte einige Sekunden später in das Büro von Georg Silkes hinein. Stefan Silkes stand am Schreibtisch seines Bruders. Er hatte eine der Schubladen geöffnet und hielt eine schwarze Kladde in der Hand. Sein Gesicht war rot angelaufen. Wütend ballte er die Fäuste, bevor er die Kladde mit einem lauten Knall auf den Schreibtisch warf.
„Dieser elende Mistkerl!“ fluchte er leise vor sich hin.
Meine Nerven waren zum zerreißen gespannt. Ich krabbelte über den beigen, flauschigen Teppich, versteckte mich für einen Moment unter dem Tisch, um dann, nach wenigen Sekunden, an einem der Tischbeine nach oben zu krabbeln. Ein dumpfes Pochen hämmerte wild von innen gegen meine Schläfen. Meine Beine fühlten sich sehr schwer an. Mein kleines Herz raste vor Aufregung.
Endlich erreichte ich die Tischplatte. Ich duckte mich hinter einem Briefbeschwerer und blickte in Silkes‘ Richtung. Er hatte sich umgedreht und lief in wirren, konzentrischen Kreisen durch das Zimmer. Die Kladde lag noch immer auf dem Schreibtisch. Sie war nur wenige Zentimeter von mir entfernt, doch in diesem Augenblick kam es mir wie tausend Kilometer vor.
Vorsichtig bewegte ich mich vorwärts, bemüht, meine Beine so leise wie möglich auf dem Tisch aufzusetzen. Draußen auf der Straße fuhr ein Auto vorbei und gab ein lautes Hupen von sich. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund. Durch das Fenster konnte ich die leuchtende Silhouette des Mondes erkennen.
„Laß dich nicht ablenken!“ mahnte ich mich und krabbelte weiter auf das Stück Papier zu.
Endlich hatte ich es erreicht. Mit einem kurzen Seitenblick überzeugte ich mich davon, daß Silkes sich weiterhin nur mit sich selbst beschäftigte. Der Käse, den ich eben verzehrt hatte, lag mir plötzlich schwer im Magen. Ich fragte mich, warum ich immer so gierig sein mußte, schob den Gedanken daran aber beiseite. Stattdessen überflog ich rasch die Informationen, die sich auf dem Papier befanden.
Bei dem Pamphlet handelte es sich um eine große Ansammlung von Zahlen. Ich war nie gut in Mathematik gewesen; als Schabe muß man das auch nicht! Trotzdem erkannte ich, daß zwei große Zahlenreihen gegenübergestellt waren. Ich las etwas von Cashflow, von Umlaufvermögen und von Bankguthaben, Dinge, mit denen ich nicht viel anzufangen wußte. Unter den Zahlenreihen befand sich ein dicker Strich, und unter dem Strich befanden sich zwei weitere Zahlen. Die beiden Zahlen differierten um mehrere Millionen. Ich schluckte, bevor mein Blick auf das Wort fiel, das in dicken, schwarzen Lettern unter dem Differenzbetrag stand. Das Wort lautete: „BILANZFÄLSCHUNG“!
Ich versuchte, mir einen Reim auf die Sache zu machen, als ich plötzlich jäh in meinem Gedankenfluß gestört wurde. Die Störung rührte von einer sonor klingenden Männerstimme, die von der Tür her kam.
„Als hätte ich es geahnt!“ verkündete die Stimme.
Schnell huschte ich von der Kladde fort, krabbelte vom Tisch herunter und verkroch mich schutzsuchend hinter dem Papierkorb. Ich zog meine Fühler ein und starrte in Richtung Tür, wo sich Georg Silkes breitbeinig aufgebaut hatte. Sein Gesicht wirkte aufgebracht. Kopfschüttelnd musterte er seinen Bruder, der sich ihm langsam näherte.
„Du hast es also herausgefunden“, meinte Stefan Silkes und lächelte schwach.
„Das war nicht besonders schwer“, erwiderte Georg schwermütig. „Du hast die Sache nicht gerade clever aufgezogen. Morgen werde ich Vater und den Aufsichtsrat über deine Machenschaften informieren. Danach werden wir zusammen entscheiden, ob wir die Polizei einschalten oder nicht.“
Stefan Silkes bleckte die Zähne. Er stand jetzt direkt vor seinem Bruder und griff in seine Jackentasche.
„Wieso vergißt du die ganze Sache nicht einfach? Du und ich könnten uns das Geld doch teilen. Ich verspreche auch, es niemals wieder zu tun.“
Georg Silkes schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich nicht. Ich wäre dann genau so ein Verbrecher wie du, und das will ich nicht.“
Stefan Silkes nickte knapp. „Ganz wie du meinst!“ erwiderte er. Dann zog er mit einer blitzschnellen Bewegung seine Hand aus der Tasche.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich ein Messer in seiner Hand aufblitzen. Georg Silkes zuckte erschrocken zusammen und riß schützend die Hände vor seinen Körper, doch es war bereits zu spät. Mit unbändiger Kraft stieß Stefan Silkes seinem Bruder das Messer in die Brust.
Georg ging in die Knie. Mit letzter Kraft umklammerte er den Metallgriff und zog das Messer aus seiner Brust. Die mit Blut verschmierte Waffe fiel zu Boden und schlitterte in Richtung Schrank. Im nächsten Augenblick zog sich Silkes‘ Körper in einer Art Embryonalhaltung zusammen. Ein ersticktes Röcheln drang aus seiner Kehle. Dann bewegte er sich nicht mehr. Er war tot!
Zitternd sah ich, wie Stefan Silkes nach der Kladde griff. Anschließend bückte sich der Mörder und tastete mit ausgestrecktem Arm unter dem Schrank nach dem Messer. Dieses war, wie ich erkannte, bis ganz hinten an die Wand gerutscht. Es lag hinter der Teppichkante und war mit bloßem Auge für Silkes nicht auszumachen.
Seine Finger tasteten blind nach dem metallenen Gegenstand. Sie kamen näher und näher und hatten ihn beinahe schon erreicht, als plötzlich ein Geräusch aus dem vorderen Bereich des Bürokomplexes zu hören war. Irgend jemand pfiff eine fröhliche Melodie vor sich hin.
Die Putzkolonne, schoß es mir durch den Kopf. Um diese Zeit konnte es nur die Putzkolonne sein!
Scheinbar dachte Stefan Silkes dasselbe, denn im nächsten Moment sprang er aufgeregt auf, stieß einen leisen Fluch aus und stürmte, die Kladde in der Hand haltend, aus dem Zimmer.
Jetzt war ich ganz allein mit der Leiche. Ich atmete tief durch und versuchte, Herr über meine durcheinander gewirbelten Sinne zu werden. Ich zitterte am ganzen Leib. Ich hatte schon einige meiner Artgenossen sterben sehen, aber noch nie einen Menschen. Mein Herz raste. Mein Verstand rotierte. Was sollte ich bloß machen? Was?
Langsam setzte ich mich in Bewegung. Ich krabbelte zu der Leiche hinüber und begutachtete sie. Ein Strom roten Blutes tropfte von Silkes‘ Brust auf den Teppich. Dann mußte ich plötzlich an das Messer denken. Ich bewegte mich in die Richtung des metallenen Gegenstandes, als hinter mir plötzlich ein heiserer Schrei ertönte. Er stammte von einer der Putzfrauen, die das Zimmer betreten hatte. Jetzt also hatte man die Leiche offiziell entdeckt.
Während der nächsten zwei Stunden ging alles rasend schnell. Ich hatte mich wieder hinter dem Papierkorb versteckt und beobachtete, wie die Polizei und die Rettungssanitäter eintrafen, die nur noch den Tod von Georg Silkes feststellen konnten. Kurz darauf traf auch Silkes‘ Familie ein, darunter Hans- Joachim Silkes und der Mörder, Stefan Silkes.
Ich schüttelte erbost den Kopf. Stefan Silkes brachte es doch tatsächlich fertig, ein Meer von Tränen zu vergießen! Ich preßte wütend meine Fühler aneinander. Was für ein Mistkerl, dachte ich aufgebracht. Was für ein erbärmlicher Mistkerl!
Die Polizei begann mit ihren Ermittlungen. Sie sperrte den Tatort ab, durchsuchte das Zimmer nach Spuren und Fingerabdrücken und befragte die anwesenden Personen. Ich hörte, wie Stefan Silkes aussagte, er sei den ganzen Abend über zu Hause gewesen und hätte erst durch den Anruf der Polizei vom Tod seines Bruders erfahren.
Der Polizist, der die Ermittlungen leitete, war ein stämmiger, kleiner Kerl namens Bernd Neumann. Seine Augen wirkten aufmerksam und intelligent. Er wanderte immerzu durch das Zimmer und sah sich neugierig um. Hier und da blieb er stehen und inspizierte verdächtige Stellen. Besonders der Schreibtisch hatte es ihm angetan. Immer wieder forderte er die Mitarbeiter der Spurensicherung dazu auf, sich noch intensiver mit dem Möbelstück zu beschäftigen. Scheinbar ahnte er etwas.
„Wie sieht es aus?“ fragte ihn ein Kollege nach einer Weile.
Neumann zuckte mit den Achseln. „Nicht gut. Es gibt zwar jede Menge Fingerabdrücke, aber die reichen als Beweis nicht aus. Die Sache kommt mir komisch vor. Hier hat kein Kampf stattgefunden. Der Mord muß aus nächster Nähe verübt worden sein. Ich glaube, daß Silkes den Täter kannte. Vielleicht war es ja jemand aus seiner Familie.“
„Ja, vielleicht“, bestätigte sein Kollege.
„Wenn wir doch nur die Mordwaffe hätten“, erklärte Neumann und seufzte leise.
Ich zuckte zusammen. Natürlich, dachte ich aufgeregt. Das war es! Das Messer lag noch immer, für die Polizei unsichtbar, hinter der Teppichkante unter dem Schrank. Stefan Silkes spekulierte sicher darauf, daß die Polizei das Messer genauso wenig finden würde wie er selbst.
Sofort setzten sich meine kleinen grauen Zellen in Bewegung. Es mußte doch einen Weg geben, der Polizei bei ihrer Spurensuche zu helfen. Schließlich kannte ich den Schlüssel zur Lösung, und ich war nicht gewillt, Silkes einfach so davonkommen zu lassen.
Meine Gedanken überschlugen sich jetzt fast. Meine Fühler zuckten nervös. Mein gesamter Körper stand unter einer enormen Anspannung.
Plötzlich hatte ich eine Idee. Ich wußte, daß es gefährlich war, sogar lebensgefährlich, aber es war die einzige Chance, die Polizei auf mich und damit auf das Messer aufmerksam zu machen. Zitternd machte ich mich auf den Weg.
Ich lief so schnell ich konnte. Ich rannte durch das Zimmer, vorbei an den Füßen der Polizisten, schnurstracks zu der Leiche hin. Ich blieb stehen, blickte nach oben und wartete. Endlich, nach gut einer Minute, sah Hauptkommissar Neumann zu mir nach unten. Er schüttelte unsicher mit dem Kopf.
Der Aufmerksamkeit des Polizisten gewiß, spurtete ich los. Meine Beine hatten sich nie zuvor in meinem Leben schneller bewegt als jetzt. Jeden Augenblick rechnete ich damit, daß sich ein gigantischer, menschlicher Fuß über mich legen würde, aber dem war nicht so. Stattdessen hörte ich Neumann in der Sekunde, als ich den Schrank erreichte, zu seinem Kollegen sagen:
„Hast du das eben gesehen?“
Der andere Polizist schüttelte den Kopf. „Nein, was denn?“
„Die kleine Schabe eben. Stand vor der Leiche, als wollte sie uns etwas mitteilen.“
„So ein Blödsinn!“ schnaufte der andere Polizist. „Nur weil dir die Beweise fehlen, mußt du doch nicht gleich anfangen zu halluzinieren.“
Neumann lächelte. „Ja, wahrscheinlich hast du recht. Ist wahrscheinlich alles nur Blödsinn.“
Ich schüttelte erbost den Kopf. Da riskierte ich mein Leben, und was passierte: Die Beiden machten sich über mich lustig! Das konnte ich unmöglich auf mir sitzen lassen. Ich war es mir und Georg Silkes schuldig!
Das Spiel begann von vorn. Ich drehte eine schnelle Runde durch das Zimmer, huschte an den Füßen der Polizisten vorbei und postierte mich vor der Leiche. Ich starrte nach oben.
Und wartete.
Eine Minute. Zwei. Drei.
Endlich schaute Neumann nach unten. Er entdeckte mich.
„Da ist sie wieder“, sagte er.
Das war mein Zeichen! Wie von der Tarantel gestochen rannte ich los. Die Polizisten verfolgten gebannt meinen Weg durch das Zimmer. Sie sahen, wie ich unter dem Wandschrank verschwand.
„Das sehe ich mir jetzt mal genauer an“, sagte Neumann und steuerte auf den Schrank zu. Seine riesigen Füße tauchten zwanzig Zentimeter von mir entfernt auf. Während er mit beiden Händen den Wandschrank packte, brachte ich mich hinter dem Papierkorb in Sicherheit. Dort angekommen, atmete ich tief durch. Meine Lunge gab ein schrilles Pfeifen von sich.
Als ich wieder Luft bekam, sah ich zu Neumann hinüber. Ich sah, wie er den Schrank mit einem kräftigen Ruck beiseite schob. Im nächsten Augenblick riß er überrascht die Augen auf. Er hatte das Messer entdeckt.
Das Messer, an dem noch Georg Silkes‘ Blut klebte.
An dem sich Stefan Silkes‘ Fingerabdrücke befanden.
„Da schau her!“ sagte er. „Ich glaube, wir haben die Tatwaffe gefunden. Jetzt dürfte es nur noch ein Klacks sein, den Mörder zu überführen.“
Er blickte in meine Richtung. Ein dankbares Lächeln umspielte seine Lippen. In der nächsten Sekunde sicherte er das Beweisstück in einem durchsichtigen Plastikbeutel.
Der andere Polizist schüttelte fassungslos den Kopf. „Das...das gibt es nicht“, stotterte er.
„Wie du siehst, gibt es das doch“, erwiderte Neumann. „Ich bin jetzt schon gespannt, was die Untersuchung des Messers ergibt.“ Damit verschwanden die beiden Beamten vom Tatort.
Die nächsten vierundzwanzig Stunden verliefen äußerst hektisch. Ein heilloses Durcheinander von Polizisten und Angestellten beherrschte die Szenerie. Eine Befragung reihte sich an die nächste. Erst am Abend hatte ich das Büro wieder für mich allein. Ich dachte an die zurückliegenden Ereignisse.
Stefan Silkes war nicht zur Arbeit erschienen. Ich vermutete, daß er von der Polizei als Täter überführt worden war. Es war ein gutes Gefühl. Allerdings wurde mir gleichzeitig auch bewußt, daß der Tod von Georg Silkes einen herben Verlust für die Firma darstellte.
Mit dieser Einsicht im Kopf krabbelte ich durch die leeren Räume, als ich plötzlich Schritte auf dem Flur hörte. Ich duckte mich hinter einem Türvorsprung und starrte gebannt in die Richtung, aus der die Schritte kamen.
Ein Schatten kam um die Ecke. Ein großer, furchteinflößender Schatten. Ich tippte nervös mit den Fühlern auf den Boden. Mein Herz hämmerte im Takt eines Boogie Woogie- Songs. Ich streckte meinen Kopf aus und...
(Uff!)
...atmete beruhigt auf.
Hauptkommissar Neumann kam den Flur entlang. In seiner Hand hielt er eine Tüte, aus der ein betörender Duft an meine Nase drang. Ich konnte nicht anders, als ihm entgegen zu krabbeln. Er entdeckte mich und blieb stehen.
„Da bist du ja“, sagte er und beugte sich zu mir hinunter.
Eigentlich hätte ich weglaufen sollen, so wie es mich mein Instinkt gelehrt hatte, doch ich blieb stehen. Ich wußte, daß Neumann mir nichts tun würde.
„Ich wollte mich bei dir für deine Hilfe bedanken“, sagte er und öffnete die Tüte, die er bei sich trug. Eine Sekunde später verteilte er Dutzende herrlich duftender Kuchenkrümel vor mir auf dem Boden. „Laß es dir schmecken! Und wenn du einmal ein neues Zuhause suchst, komm einfach zu uns ins Polizeirevier. Gute Detektive wie dich können wir immer gebrauchen.“
Ich lächelte. Natürlich wußte ich, daß er es nicht sehen konnte, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, als spürte er es. Er nickte mir zu und berührte sanft mit dem Daumen meinen Panzer.
„Ich wünsche dir alle Gute!“
Mit diesen Worten machte er sich wieder auf den Weg. Ich sah ihm nach, während er den Flur entlang marschierte. Dann, als er um die Ecke gebogen war, machte ich mich voller Heißhunger über den Kuchen her. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Schließlich bin ich eine Schabe!

Peter Ternes ( gelöscht )
Beiträge:

07.10.2004 17:17
#2 RE: Krimi KRABBELHILFE Antworten

Das witzigste, was ich hier bis jetzt gelesen habe, gut geschrieben, du hast Talent. Störend sind die vielen Ausrufezeichen. Ein Ausrufezeichen hat seinen Namen nicht umsonst, man setzt es, wenn jemand ruft oder brüllt, aber ansonsten gute Arbeit.
PvO

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

08.10.2004 09:28
#3 RE: Krimi KRABBELHILFE Antworten

Hallo Anke,
eine spannende und lustige Geschichte. Gibt es noch mehr davon? Magst Du Dich auf unserer Seite vorstellen?
Viele Grüße
vom Schreiberling

Anke ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2004 09:39
#4 RE: Krimi KRABBELHILFE Antworten

Hallo Literaturfreunde,

vielen Dank für die netten Komplimente. Ich freue mich, daß es Euch gefallen hat.

LG Anke

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