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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 404 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
brombeeer Offline




Beiträge: 135

16.12.2004 20:49
RE: Kräfte (Gedicht) Antworten

Kräfte

Du bist
nur da.
Deine Augen
und dein Mund
sind ausdruckslos
auf mich gerichtet
bevor man uns trennt,
den Deckel schließt,
für immer.
Dann wird der Sarg in die Erde
gelassen
und du weinst
- oben
glasige Tränen,
ich in Gedanken schwarze,
während ich
zu sterben beginne.

(c) brombeeer

Was mich interessieren würde: Habt ihr während dem Lesen immer wieder umdenken müssen? Ich meine, dachtet ihr erst, dass zwei Menschen sich verabschieden, dann dass der einen um den Toten trauert und, das wirkliche Ende, der Tote sich um den Lebenden sorgt?
Das wollte ich nämlich bezwecken: Dass der Sinn immer wieder wechselt und am Ende etwas ganz anderes herauszukommen scheint, als am Anfang vermutet.
Habt ihr Vorschläge, wie man das noch deutlicher machen kann?
Lg
brombeeer

Wanderin Offline



Beiträge: 179

16.12.2004 21:21
#2 RE: Kräfte (Gedicht) Antworten

Hi brombeer!
ja, ich musste umdenken. Ich denke, das kommt gut rüber. Ist mir jedenfalls nicht negativ aufgefallen, dass das zu undeutlich ist. Ich versteh nur die letzte Zeile nicht. Der ist doch schon tot. Oder ist das wieder der andere 'ich'? Wenn ja, dann ist das mir wirklich zu undeutlich...
Ist aber ne interessanter Gedanke und auch gut umgesetzt. Hat einen schönen Rhythmus, jedenfalls die ersten Zeilen(bis Dann wird der Sarg).
Allerdings würd ich die Zeilen:
>Dann wird der Sarg in die Erde
gelassen<
anders aufteilen. Z.B.
>Dann wird der Sarg
in die Erde gelassen<

klingt für mich schöner, vom Rhythmus her.
Die letzten Zeilen finde ich vom Rhythmus her nicht mehr so schön bzw. ist es vielleicht ein anderer Rhythmus als am Anfang?

Lieber Gruß,
Wanderin

Ach so, fällt mir grad noch auf: Der Titel passt für mich irgendwie nicht so zum Gedicht.

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

17.12.2004 12:17
#3 RE: Kräfte (Gedicht) Antworten

Hallo Brombeer
also mir gefällt der Text, auch wenn das Ende sehr hoffnungslos erscheint.

Zitat
glasige Tränen,
ich in Gedanken schwarze,
während ich
zu sterben beginne.



So muss es meiner Uroma ergangen sein. Sie verstarb in hohem Alter von 97 Jahren wenige Tage nach dem Tode ihres Mannes.

Für all die anderen, die den Tod eines lieben Menschen zu beklagen haben kann ich mir nur wünschen, dass sie ihr "Überleben" als Chance und Auftrag wahr nehmen und weiter leben bis zum letzten Atemzug.
Viele (nachdenkliche) Grüße
vom Schreiberling

brombeeer Offline




Beiträge: 135

17.12.2004 14:40
#4 RE: Kräfte (Gedicht) Antworten

Hallo ihr!

@ Wanderin: Die zwei Zeilen mit dem Sarg sollte ich "umreimen", das klingt anders wohl besser

"Ich versteh nur die letzte Zeile nicht. Der ist doch schon tot. Oder ist das wieder der andere 'ich'? "
Ja, du hast Recht, der Erzähler ist schon tot. Aber ich habe mir vorgestellt, wie er (seine Seele) noch alles mitverfolgen kann und darum IN GEDANKEN weint. Er sorgt sich eben um die Hinterbliebenen.

Der Rhytmus soll sich ändern, da auch das Geschehen wechselt.

@ Schreiberling:
Ich finde den Text eigentlich nicht hoffnungslos. Eine schöne Vorstellung, wenn man denkt, dass die Toten noch auf einen aufpassen

Lg

brombeeer

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

17.12.2004 16:09
#5 RE: Kräfte (Gedicht) Antworten

@Brombeer
das habe ich nicht mitgekriegt. Wo paßt denn da ein Toter auf? Mich hat die letzte Zeile traurig gestimmt. Das diese aus der Sicht ddes Toten kommen soll, erschließt sich mir nicht.

Viele Grüße
vom Schreiberling

brombeeer Offline




Beiträge: 135

17.12.2004 21:47
#6 RE: Kräfte (Gedicht) Antworten

Hallo Schreiberling,

an der Stelle

"... und du weinst
- oben
glasige Tränen ..."

kannst du ausschließen, dass der Erzähler der Hinterbliebene ist, weil die Trauernden ja um das Grab herum, oben stehen. Stell dir das einfach so vor: Du liegst unten und siehst nach oben (naja, nicht unbedingt eine berauschende Vorstellung, wollte nur verdeutlichen, wie der Erzähler alles sieht)

Zu deiner allerersten Frage, wo zu finden ist, dass die Toten auf einen aufpassen:
Ich stelle es mir vor, habe aber keinen konkreten Hinweis dafür eingebaut. Jedoch denke ich, dass die letzten drei Zeilen eine leichte Andeutung sind: Schwarze Tränen, weil der Erzähler sich um das Leid der anderen Gedanken macht und eigentlich gar nicht will, dass er sie alleine lassen muss ... Aber alles nur reine Interpretation von mir.

Einen schönen Abend noch,
brombeeer

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

19.12.2004 13:25
#7 RE: Kräfte (Gedicht) Antworten

hay brombeer

das es die seele des toten ist und nicht der tote oder überlebende selbst, das wurde mir beim lesen schon klar. mir gefallen gerade die letzten zeilen des gedichtes, weil sie den unterschied und das umdenken noch besser rüberbringen. allerdings ist der satz, wo der sarg geschlossen wird, nicht sehr glücklich, finde ich. das wort "sarg" an sich drängt mir, als leser, schon eine wertung auf und das hindert mich bei der freude am lesen.

ich persönlich würde versuchen für den sarg ein synonym oder eine metapher zu finden.

bye rain

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