gefallen mir gut. Vor allem der letzte Dreizeiler. Ist eine komplette Geschichte in ganz wenigen Worten. Sowas mag ich.
Bei dem zweiten Zweizeiler würde ich evtl. die Zeilenumbrüche anders setzen (es sei denn, du hast da wie beim Haiku irgendeine feste Regel für die Silbenverteilung oder so, aber die klassische 5-7-5 Anordnung von Haiku bzw. Senryu ist es ja nicht). So wirkt das ein bisschen zerrissen, finde ich.
Mein Vorschlag wäre:
"Beinah schmerzend schlug ihr Herz schneller, als sie die Musik der letzte Nacht hörte."
Dadurch kriegt das ganze so eine Art beschleunigten Rhythmus, passend zu dem Beschleunigen ihres Herzschlags, weil man ja immer mehr Silben in einer Zeile hat und (zumindest geht mir das so) dadurch unwillkürlich das Lesetempo steigert. Außerdem geben die Zeilenumbrüche dann auch eher Sinnabschnitte wieder, als wenn in der Originalversion zwischen "die" und "Musik" getrennt wird.
Hi Jee, Ich würde den Text so lassen. Für mich sind die ersten beiden Zeilen spannender, wenn sie so bleiben, wie sie sind und wenn man den Text mit Pausen liest.
Beinahe schmerzend schlug was schlägt denn da?
ihr Herz schneller, als sie die warum schlägt es schneller, was bereitet den Schmerz
als sie die Musik der letzten Nacht hörte. großes Finale, und schon rauschen die Gedanken weg, was wird sie wohl erlebt haben in jener Nacht, eigene Erinnerungen kommen hoch
Schön, wirklich schön.
@Capella Allerdings ist das nur mein Gefühl, und ich habe keine Ahnung, wie man ein Haiku aufbaut. Sind die Regeln wirklich so streng?
Haikus sind eine sehr strikt geregelte Lyrikform. Nicht nur, was die äußere Form, auch, was den Inhalt angeht. Da gibt es ganze Bücher drüber, aber kurz zusammengefasst lässt sich sagen:
Ein Haiku besteht aus drei Zeilen, die erste mit 5 die zweite mit sieben und die dritte wieder mit 5 Silben. Im Japanischen entspricht eine Silbe einem Schriftzeichen und die kalligraphische Darstellung gehört unbedingt zu einem Haiku dazu. Dadurch ist die Silbenverteilung wichtig, dann sieht das ganze nämlich sehr symmetrisch aus und man sieht wirklich schon von Weitem an der Form, dass es ein Haiku ist. Inhaltlich nutzt der klassische Haiku immer ein Bild aus der Natur, meist ein für eine Jahreszeit tyisches, um eine Stimmung oder einen Gedanken auszudrücken, ohne dass diese explizit genannt werden. Als Europäer einen Haiku eines Japaners wirklich zu verstehen ist daher sehr schwierig (und umgekehrt genauso), weil wir in verschiedenen Kulturen mit bestimmten Bildern (Pflanzen, Farben, Zahlen etc.) einfach verschiedene Dinge verbinden. Symbolik genießt in Japan einen weit höheren Stellenwert als bei uns.
Neben dem Haiku gibt es noch den Senryu, der formell genauso aussieht, also auch die 5-7-5 Einteilung benutzt, aber inhaltlich nicht auf Naturbilder festgelegt ist.
Das soll aber keinesfalls Kritik an Jees Dreizeilern sein, sondern nur erklären, dass ich sie eben nicht als "Haiku" im strengeren Sinne verstehe, aber es ja trotzdem sein kann, dass sie einer anderen, mir so nicht bekannten Form genügen sollen und der Zeilenumbruch deshalb unbedingt an der Stelle sein muss. Wenn nicht, läuft es zumindest meinem Sprachgefühl zuwider, den bestimmten Artikel "die" vom Substantiv "Musik" abzutrennen.
ich schreibe oft bewusst arhythmisch, um einer Zeile mehr Spannung zu geben.
Zu der nachstehenden Korrektur könnte ich mich entschließen, wenn ich gegen meinen Grundsatz verstieße, Geschriebenes nicht mehr zu ändern, weil ich die einstige Stimmung nicht mehr einzufangen vermag:
Beinah schmerzend schlug ihr Herz schneller, als sie die Musik der letzte Nacht hörte.
Bei meinen nächsten Versen werde ich diese Erfahrung, Capella, bestimmt einfließen lassen. Deshalb hab Dank für Deine Reflektionen.
Ich habe, als ich meinen ersten Drei3Zeiler veröffentlichte, folgendes dazu geschrieben:
Seit einiger Zeit probiere ich mich an Dreizeilern aus. Entlehnt aus den japanischen HAIKU. Um mich nicht sklavisch an den 5-7-5 Silbentakt der drei Zeilen halten zu müssen, nenne ich sie einfach DreiZeiler. Es sind Momentaufnahmen, die den Leser zu Reflexionen und Sinnesempfindung ermuntern sollen.
Noch ein Satz zu Matsuo Bashô (1644-1694), dem wohl größten japanischen Lyriker:
Ihm ist es meisterhaft gelungen, in seinen Haiku die Naturverbundenheit des ZEN auszudrücken. Es gibt durchaus auch Werke von ihm, wo er die Silbentaktung durchbricht, aber mit wachsender Reife meisterte er die gestrenge, beinah asketische Form der 17 Silben und machte die Kürze der Worte atmend.
Herzlich grüßt Jee.
PS. Reduziere bis zum Maximum begleitet mich schon lange...
ZitatPS. Reduziere bis zum Maximum begleitet mich schon lange...
Hi Jee,
schreibst du auch Prosa? Und kennst du schon die Gattung der Drabbles? Das sind Geschichten, die genau 100 Wörter lang sind. Ich schreib die ab und zu sehr gerne, und es ist eine gute Übung, um sich wirklich auf das allernötigste zu begrenzen. Fast jede Geschichte lässt sich in 100 Wörtern erzählen.