Zart streichen Schneekristalle um meine Haut. Bäume ächzen unter der Last des bleischweren Wassers, welches sich so lieblich an seine Äste anschmiegt. Die Farbe des Wassers ähnelt den Federn eines Schwanes.
Etwas ergraut ist der Vogel. Könnte man meinen. Denn die Luft ist fahlig-trüb. Industriebraune Abgase, die den einst pomposen Glanz der samtweichen Wassermassen erblassen ließen. Tristesse macht sich zunehmend breit.
Nur mühsam wagt die Sonne den Blick durch dünne mittelhohe Wolken. Sie künden von einem Umschwung, der die Natur erzittern lässt. Die Wolken halten sich zunehmend bedeckt, als wollen sie ihr noch etwas Zeit geben. Zeit, die mit einem Eimer Schwanengold übergossene Landschaft nocheinmal trinken zu können.
Der Abschied naht. Der Schnee rückt schon enger zusammen, als wollen sich die einzelnen Kristalle gegenseitig Mut machen. Sie sollten es. Leises Taumeln dünner Zweige. Ein Rauschen geht durch das Tal. Die Kristalle tanzen noch einmal Pirouetten. Scheren sich nicht um das Ende des Winters.
Das kommt mit aller Macht. Wollüstige Zungen aufsteigender Schneeglöckchen schieben sich durch den Schnee nach oben. Tosender Lärm wälzt sich durch das zuvor so beschaulich daliegende Tal. Zerstört den Frieden, der es umgab. Heiße Tropfen zischen wie kleine Damoklesschwerter nach unten. Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter.
Unten angekommen verdampft das weiße Tafelsilber und weicht einem bedrückenden erdmännchenbraun. Aufgescheucht von den Angriffen pulsiert das aus dem Winterschlaf erwachte Leben . Menschen beenden ihr Klagegeschrei und ziehen Sommerreifen auf. Der natürliche Zauber einer Winteridylle hat sein steriles Ende.