Hi Leutz, da ich bisher immer nur kritiken gepostet habe, will ich jetzt mal was eigenes on stellen, allerdings ist das schon älter (von vor 4 jahren, da war ich 13 Jahre), denn es ist meine erste Kurzgeschichte ever, aber es ist auch die einzige, die von der Länge her in ein Forum passt... - hm, langer satz...- Gut, hier also "Das Geschenk" (habe diese Kurzgeschichte für einen Literaturwettbewerb von meiner Schule geschrieben) :
Hallo, mein Name ist Maurice. Ich will euch eine Geschichte erzählen, eine Kurzgeschichte, die Kurzgeschichte meines Lebens. Obwohl, es ist eigentlich nicht mein ganzes Leben, sondern es ist eher eine Phase, die gerade erst begonnen hat. Manche würden sie vielleicht „die Erkenntnisphase“ nennen, da man begreift, dass man sein bisheriges Leben vollkommen verschwendet hat. Andere wiederum würden sie vielleicht „die Erwachensphase“ nennen, auch diese Menschen bemerken, dass sie ihr vergangenes Leben schlafend und unaufmerksam verbracht haben. Ich nenne sie die Angst- und Kampf-Phase. Angst und Kampf, diese beiden Wegbegleiter, haben nämlich in meinem Leben seit Beginn dieser Phase die allmächtige Oberhand gewonnen. Ich meine, wer würde nicht vor Angst halb verrecken, wenn er wüsste, dass er von einer tödlichen Krankheit angefallen wurde? Und wer würde nicht erschöpft vom Kampf daliegen, der Tag und Nacht im eigenen Körper wütet, ohne zu wissen, ob es gut oder schlecht ausgeht? Wer würde nicht nach Atem ringen und fast ersticken, wenn er wüsste, dass seinem Leben ein schnell erschöpftes Limit gesetzt wurde? Wer würde nicht anfangen, sich Gedanken zu machen, während das Immunsystem langsam gegen den äußerst starken und mächtigen Gegner im Kampf zu versagen scheint? Wer würde nicht beginnen, sich und anderen Vorwürfe zu machen, dass man nicht früher sein Leben gelebt hat? Wer würde nachts nicht nassgeschwitzt aufschrecken, von den quälenden Träumen, die einem durch den Sinn geistern und das Gehirn zerfahren machen, weil einem die Angst im Nacken sitzt? Wer hätte keine Angst vor dem Tod? Mein Tod „heißt“ Krebs! Ich muss mich mit diesem schrecklichen Gegner abfinden. Wie dein Tod heißt, weiß keiner, bis er gekommen ist. Dann wird es dir plötzlich auf die härteste Weise klar, einen Stärkeren kann man nicht besiegen. Ein entschlossener Wille kann dich zwar bestärken, und du ringst dem Tod zwei Jahre ab, aber auch der beste Wille bringt dich nicht zum Ziel. Ein Unbesiegbarer kann nicht verlieren und der Tod ist unbesiegbar. Mein Tod heißt Krebs. Aber mein Wille ist noch nicht erschöpft und kämpft noch gut. Noch, denn erst möchte ich euch etwas erzählen. Euch etwas mit auf den Weg geben. Vielleicht erwartet ihr jetzt etwas Grandioses, doch ehrlich gesagt, es ist weder grandios noch bedeutsam. Trotzdem ist es das einzige, was ich habe, besitze, besaß und hoffe, es noch ein wenig besitzen zu können: meine Phantasie, meine Gedanken, mein Talent. Es ist wahrhaftig nicht viel, aber für mich ist es das größte und teuerste Geschenk, das ich euch machen kann! Es ist mir bewusst, dass es kein außergewöhnliches oder berauschendes Talent ist – soweit man das überhaupt sagen kann. Es sind bloß die Gedanken eines 14-jährigen Jungen, der sterbenskrank in seinem Bett liegt und nicht weiß wohin mit der verbleibenden Zeit. Es sind die Gedanken von mir. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr es – selbst wenn nur ein bisschen – als Geschenk ansehen würdet und euch einen kurzen Moment damit beschäftigen könntet. Und hier nun das Besprochene:
Lebensweisheiten! Oder Lebensweisheiten?
Ich weiß nicht wann und wieso. Manchmal überkommt es mich! Ist es Traurigkeit? Ist es Sehnsucht? Sehnsucht trifft es eher. Sehnsucht aber wonach? Nach dem Leben, das mir nicht vergönnt ist? Oder Angst? Ist es Angst vor dem Ungewissen? Dem Ungewissen, das man Tod nennt? Angst vor dem Tod? Nein, es ist Leere. Aufwühlende Leere! Aber nur manchmal, wenn man nachdenkt. Ansonsten geht es mir gut! Ich habe Alles! Alles was man braucht, um Glück zu empfinden. Auch Krankheiten sollten und dürften das Glück nicht einschränken. Wo ist mein Glück? Kommt es noch? Oder war es schon? Habe ich es verpasst? Man merkt meistens nur, wenn man traurig ist oder verzweifelt! Dann überlegt man warum! Wenn man aber Glück empfindet, fragt man nicht wieso, man hält es für selbstverständlich Glück zu haben. Bei der Traurigkeit ist das schon was anderes. Man lebt die Traurigkeit, sie verfliegt nicht so schnell wie das Glück, sie ist stärker, standhafter! Darum leb’ das Glück! Bemerke es, wenn es dich trifft. Verschlafe dein Glück nicht! Sei dankbar! Manchmal fällst du Entscheidungen für einen kurzen Augenblick. Manche triffst du für dein Leben. Doch Entscheidungen für den Augenblick können auch dein ganzes Leben vollständig verändern. Manche Menschen sagen: Lebe für den Augenblick! Doch beachten sie nicht, dass nach dem ersten Augenblick der zweite folgt! Für welchen Augenblick soll man also leben! Sich zu verändern ist gut, doch verändere dich nicht zu oft. Menschen sind manchmal zu dumm, dich wieder zu erkennen! Sei du selbst!
Mein Freund Maurice Engelhard starb noch im selben Monat, in dem er mir das „Geschenk“ aushändigte. Er war erst 14 Jahre jung, vor drei Tagen wäre er eigentlich 16 Jahre alt geworden. Er wollte immer 16 sein. So gerne. Zum 16. Geburtstag schenke ich ihm das, was er nicht mehr erledigen konnte. Sein Geschenk zu veröffentlichen. Ich habe also beschlossen, in seinem Namen „Das Geschenk“ an euch weiterzuleiten. Ich hoffe, ihr werdet es annehmen, ich tat es und nun lebe ich auf erfrischende Weise aufgeweckt und 100-prozentig! Probiere, für ihn mit zu leben! Lebt auch ihr für andere mit, die verhindert sind, Glück zu haben, Glück zu empfinden. Das war sein Wunsch! Ein guter Freund