Ich labe mich am frischen Duft nach Regen. Wie es platsch macht auf der Fensterbank. Platsch. Plonk. Platsch . Plonk. Monoton prasselt es, ab und zu ein Höhepunkt. Es reißt einen Tropfen aus diesem monotonen Geplänkel heraus. Tack. Stille. Ein leiser Luftstrom zieht zum Fensterspalt herein. Das Kitzeln auf meiner Haut lässt mich erzittern. Ich lebe. Tack.....tack, tack... unaufhörlich schlägt es vom Himmel nieder. Wolken wird es schwer ums Herz. Sie fühlen sich belastet. Als gebe jemand ihnen den Befehl, öffnen sie sich und es fallen Felsbrocken vom Herzen. Tack. Tack. Dann kehrt wieder Ruhe ein und das Ritual beginnt von Neuem. Etwas ändert sich. Die Tropfen taumeln zu Boden. Der Luftzug wird schneidend. Rasierklingen auf meiner Haut. Sie dringen tief ein. Mir wird rot vor Augen. Ich verschließe die Augen vor der Wahrheit und lasse mich fallen. Der Boden rückt näher. Doch ich erreiche ihn nicht. Ich schwebe zwischen Himmel und Erde. Mir wird flau . Furcht breitet sich aus. Der Regen durchnässt meinen Körper und lässt ihn erkalten. Der Sturm rüttelt heftig an mir . Ich kotze meine Eingeweide heraus und wache auf.
ZitatEin leiser Luftstrom zieht zum Fensterspalt herein. Das Kitzeln auf meiner Haut lässt mich erzittern. Ich lebe.
Als gebe jemand ihnen den Befehl, öffnen sie sich und es fallen Felsbrocken vom Herzen.
Der Luftzug wird schneidend. Mir wird rot vor Augen.
Ich schwebe zwischen Himmel und Erde.
Hallo Felix,
hier gefällt mir vor allem die Verbindung von Natur/ Wetter und der eigenen Befindlichkeit (kann ich gut nachvollziehen). Das Geräusch der Regentropfen klingt etwas seltsam ("Plonk" "Platsch") im Gegensatz zu schönen Formulierungen wie "Das Kitzeln auf meiner Haut lässt mich erzittern" oder "Mir wird rot vor Augen" ect., (andererseits würde aber etwas fehlen, wenn man sie rausnimmt). Manchmal fehlt noch ein wenig die Balance zwischen verschiedenen Ausdrucksarten, aber es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, wenn man deine neuen Texte mit den alten vergleicht- muss ich noch mal betonen, du hast dich echt enorm gesteigert, aus meiner Sicht!
Du hast recht. Das Geräusch des monotonen Prasselns könnte ich noch etwas feiner übersetzen. Tapp,tapp, etwa... wie wenn jemand mit Turnschuhen über einen Holzboden läuft (der natürlich stabil genug sein muss, sonst knarrt er - knarr,knarr wäre hier eher ungünstig). Tapp.Tapp. Ja, das gefällt mir gut.
"Ich labe mich am frischen Duft nach Regen. Wie es trippelt auf der Fensterbank. Tipp. Tapp . Tipp. Tapp. Als schleiche eine Armee an Mäusen vorbei. Monoton prasselt es, ab und zu ein Höhepunkt. Es reißt einen Tropfen aus diesem monotonen Geplänkel heraus. Plonk. Stille. Ein leiser Luftstrom zieht zum Fensterspalt herein. Das Kitzeln auf meiner Haut lässt mich erzittern. Ich lebe. Tapp. Tapp. Tipp. Tapp ... unaufhörlich schlägt es vom Himmel nieder. Wolken wird es schwer ums Herz. Sie fühlen sich belastet. Wenn sie die Kraft verlässt, öffnen sie sich und es fallen Felsbrocken vom Herzen. Plonk. Plonk. . Dann kehrt wieder Ruhe ein und das Ritual beginnt von Neuem. Tipp. Tapp. Tipp. Tapp. Eine Veränderung geht vor sich. Zuerst unmerklich. Doch bald ist es offenkundig. Das ungestörte Fließen hat ein Ende. Die Tropfen taumeln zu Boden. Der Luftzug wird schneidend. Rasierklingen auf meiner Haut. Sie dringen tief ein. Mir wird rot vor Augen. Ich verschließe die Augen vor der Wahrheit und lasse mich fallen. Der Boden rückt näher. Doch ich erreiche ihn nicht. Mir wird flau . Furcht breitet sich aus. Der Regen durchnässt meinen Körper und lässt ihn erkalten. Der Sturm rüttelt heftig an mir . Ich kotze meine Eingeweide heraus und wache auf."
lg,Felios
[ Editiert von Administrator Felios am 09.04.05 1:21 ]
Dein Text lebt von einer gewissen Wortgewalt/ Natürlichkeit, die "beschnittenen" wird, wenn du aus Geschossen das Geräusch von Mäusepfoten machst (auch wenn das Mäusevolk eine schöne Idee ist).
Es ist noch dunkel, als ich meine müden Lider hebe. Ich kann mich nicht rühren, als sei ich an das Bett gefesselt. Der Schreck sitzt mir tief in den Knochen. Nur langsam weicht die Starre aus meinem Körper. Es gelingt mir (mit Konzentration) , den Kopf zu drehen und einen Blick auf den Wecker zu werfen. Halb fünf. In vier Stunden wollte ich aufstehen. Doch an Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken. Allmählich kehrt das Gefühl in meine geschwächten Glieder zurück. Ich stemme mich hoch und taumele aus dem Bett. Mühsam finde ich mein (äußeres) Gleichgewicht wieder, innerlich schwanke ich weiter wie auf einer Schiffsschaukel und drohe ins Wasser zu stürzen. Der Traum. Einer von Vielen. Sie beginnen mit der Natur. Sind fröhlich , verspielt. Enden tragisch, zuweilen tödlich. Selbstzweifel nagen an mir. Steckt eine Botschaft in den Träumen ? Niedergeschlagen nehme ich endgültig Abschied vom lieblich anmutenden Kopfkissen, der flauschig nassverschwitzten Bettdecke und meinem Vorhaben, ausgeschlafen in den Tag hineinzuleben. Ich komme mir vor wie in einer Festung. Abgeschottet von der Außenwelt. Ein Gefängnis. In dem es eine schicke Küche und jede Menge Amüsiermöglichkeiten gibt. Bisweilen scheint es mir, als klage ich über jede Menge dicke Luft, die ich mir nur einbilde. Bisweilen aber bilde ich mich selbst nur ein und denke, wenn jemand es wolle, könne er mich mit einem Fingerschnippen verschwinden lassen und keiner würde meinen Abgang vermissen. Ich könnte ein neues Leben beginnen. Etwa auf dem Mond. Niemanden würde es stören. Widerwillig schleppe ich mich in die Küche und brühe schwarzen Tee auf. Der letzte Beutel. Das hat unausweichliche Folgen. Es zwingt mich, meine Festung zu verlassen. Hinauszugehen. In das Unbekannte. Das unzählige Gefahren innehat, die ich mir nicht einmal vorstellen möchte. Aber mir sehr bald vorstellen werde (mit einem Gefühl im Bauch, das so komisch zieht). Der Wasserkocher meldet sich. Das Wasser ist heiß. Beim Eingießen in einen großen Humpen verschüttete ich einen Teil über meine Finger. Trotzdem warte ich noch sekundenlang, ehe ich hastig kaltes Leitungswasser darüber laufen lasse. Jetzt bin ich wach. Die Sinne geschärft. Neue Energie pulsiert durch meine Adern. Für kurze Zeit, ehe ich wieder dem alten , resignierenden Trott verfalle. Hunger habe ich keinen. Am Morgen frühstücke ich selten. Und um halb fünf erst recht nicht. Alles geschieht sich in Zeitlupe. Wie ein Stein, der durch zähen Honig nach unten fällt. Ab und zu gesellt sich eine hastige Bewegung dazu. Doch das sind nur Halluzinationen. Trugbilder, die mir mein krankes Hirn vorspielt, um mich bei Laune zu halten. Ich sollte sie aufzeichnen. Mich an ihnen ergötzen. Damit aber würde ich mir eingestehen, wirklich krank zu sein. Ich fühle mich bereits so. Stinkend, nach Schweiß triefend. Die Wohnung eine Müllhalde. Verfaultes Obst, dreckiges Geschirr überall. Teilweise auf dem Boden verteilt. Leere Verpackungen. Nahrungsreste. Die Ratten fehlen noch. Ich setze mich lustlos auf die Couch und starre an die Decke, während Selbstzweifel an mir nagen. Die Mäusearmee. Emsige Tierchen. Machen ihre Arbeit gut.
Toll also ich zieh den Hut vor diesem Anfang... da sitzt jeder Satz und die Mäusearmee scheint flugs aus meinem Kopf auf den Kasten da drüben gehüpft zu sein. Ich für meinen Teil trau mich noch nicht so recht an die Prosa ran, was aber nicht heissen soll, dass ich mich hinter meinen Reimen verstecken würde. Aber ich hab noch nicht den Mumm in den Knochen oder sonstwas... aber aus deinem Text blickt mich ein verwegenes erfahrenes Grinsen an und ich bin erstmal gespannt wie es weitergeht.
Danke , Niko ! Verwegen...vielleicht, erfahren ? Eher nein, ich habe zu lange versucht, etwas zu schreiben, dass eine Aussage haben muss. Habe mich zu wenig auf das konzentriert, was mir am Ehesten liegt. Und zwar schlicht und weitgehend ohne Schnörkel Gefühle in Worte fassen. Die Realität.
Hier der Rest von Kapitel 1
Den Tee verschüttet. Quer über den Couchtisch. Die Fernsehzeitschrift unbrauchbar gemacht. Das Missgeschick reiht sich nahtlos ein in Unzählige in meinem Leben. Alleine meine Geburt war ein Solches. Halb sechs. Eine Stunde totgeschlagen. Und es wird weitergehen. Tick. Tack. Tick. Tack. Die Wanduhr. Ein ewig monotones Geräusch in einem ereignislosen Leben. Da klappert etwas! Ich kann es nicht einordnen. Und pfeifen tut es auch. Singin’ in the rain. Das ist es ! Tatsächlich, es regnet. Es war also kein Traum! Der Sturm rüttelt heftig am Fenster. Abrupt wende ich mich ab. Die Bilder der Nacht sind zu stark. Ich versuche die Erinnerungen zu verdrängen, doch wie Geysire stoßen sie immer wieder in mich hinein und die ungebändigte Furcht vor dem, was kommen mag, sprudelt heraus. Der Zeiger der Uhr schiebt sich langsam vorwärts. Ich zähle die Minuten. Warum kann der Tag nicht vorbeigehen? Doch es ist ein Trugschluss zu glauben, damit würde eine Besserung einsetzen. Im Gegenteil. Jeder Tag nährt das Elend, in dem ich mich eingelebt habe. Der Schweiß läuft meine Stirn hinab. Meine Hände sind nass. Ich schwitze, als habe ich gerade einen Dreitausender bezwungen, dabei sitze ich hier im Schlafanzug auf der Couch und glotze den Fernseher an, in dessen dunkler Mattscheibe sich meine mit dunklen Ringen versehenen, vertränten Augen spiegeln. Ein leises Glitzern. Nur den Bruchteil einer Sekunde, doch ich habe mich nicht getäuscht. Hoffnung keimt auf. Lange ist es her, seit ich dieses Glimmern in meinen oft stecknadelkopfgroßen Pupillen wahrgenommen habe. Ich taxiere es genauer. Es verblasst. Nein, das lasse ich nicht zu. Bleib da! Doch der Funken Hoffnung erlischt wie eine Taschenlampe, deren Batterien gerade die letzte Energie ausgesaugt wurde. Ich möchte den Akku wieder aufladen. Aber was bleibt einem übrig, wenn man bereits auf Reserven angewiesen ist, stetig Gefahr läuft, den Boden unter den Füßen zu verlieren ? Insgeheim sehne ich mich zu früheren Zeiten zurück, an denen das Glitzern und Glänzen Gang und Gäbe war. Als ich sogar lachen konnte, ohne dass es einen Grund dafür geben musste. Nein, ein freies, unbeschwertes Lachen. Einfach so herausgeplatzt. Jetzt klingt jeder Ton, den meine zögernde Stimme verlauten lässt, wie Hohn in meinen Ohren. Seltsam verzerrt, als schlucke der umherwabernde Dreck in meiner Wohnung die warmherzigen, gutmütigen Anteile dessen, was aus mir herausdringt. Ich weiß , was ich tun muss, um mich besser zu fühlen. Ich weiß, welche Fehler ich immer wieder begehe, doch ich ändere nichts daran, sondern geile mich regelrecht daran auf. Bemitleide mich. Schwelge in dieser Unlust, die mich täglich überkommt. Suhle mich darin, als sei ich ein Schwein. Doch selbst dieses tut das nicht aus Vergnügen. Der Schreibtisch. Eine willkommene Abwechslung. Ich brauche Musik. Musicals. Tonight. Aus den Computerboxen ertönt ein steriler Lärm. Von Höhen und Tiefen erfüllt. Die Müdigkeit verfliegt . Der Atem geht schneller. Ganz in mich gekehrt lausche ich den kraftvollen Stimmen. Tonight. Tonight. Streicher setzen ein. Ein Lied vom Lieben und Sterben. Tränen kullern meine Wangen hinab. Plonk. Ein Lied, das mich berührt. Die Leere in mir besiegt. Der Tränenstrom versiegt wieder. Die Quelle ist verstummt.