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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 450 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
creativeGirl Offline



Beiträge: 37

27.05.2005 19:32
RE: Sehnsucht Antworten

Sehnsucht

Es regnete. Es war kalt. Und sie fror. Ganz erbärmlich sogar, doch sie bemerkte es nicht. Wassertropfen liefen ihre rotgefärbten Wangen hinab, als würde sie weinen. Ihre Haare waren schon ganz durchnässt. In diesem Moment versuchten Wassertröpfchen in ihre Kleidung einzudringen. Auch dies alles nahm sie nicht zur Kenntnis. Ihre Augen waren weit in die Ferne gerichtet. Sie gingen über den scheinbar endlosen Ozean hinaus. Sie starrte auf die Wolkenwand, die nun verbarg, was sie an manch schönem sonnigen Tag preisgab: die andere Küste. Die andere Küste, wo sie noch nie gewesen war. Die andere Küste, die sie unbedingt sehen wollte. Die andere Küste, auf der sie so gerne spazieren gegangen wäre. Die andere Küste, die immer und immer wieder Teil ihrer Träumen war.
Ja, die Insel, auf der sie lebte war schön. Es stimmte, sie führte ein ruhiges, behütetes Leben bei ihrer Familie. Sie erhielt die beste Bildung, die sie bekommen konnte. Sie hatte wunderbare Freunde, die ihr das Leben Tag um Tag versüßten. Sie hatte einen Freund, den sie über alles andere auf der Welt liebte. Sie lebte in einem schönen Haus, mit Aussicht auf den Swimmingpool im Garten. Kurz gesagt, sie lebte einen wahren Traum.
Ihre Eltern waren sehr wohlhabend. Ihr Vater war Manager irgendeiner Band gewesen, an die sich nun, nach 10 Jahren, niemand mehr erinnerte und ihre Mutter arbeitete halbtags als Chirurgin in dem hiesigen Krankenhaus. Sie wusste, ihre Eltern liebten sie und wenn sie einen Wunsch hatte, wurde er auch, so gut wie eben möglich, erfüllt. Sie hatte zwei Geschwister: Einen süßen jüngeren Bruder und eine ältere Schwester, die nicht mehr zu Hause lebte, sondern bei ihrem Mann in dem benachbarten Dorf. Sie war glücklich, ja. Sie konnte es nicht abstreiten, aber dennoch – irgendetwas, ein kleines Detail fehlte in ihrem Leben. Sie fühlte es, Tag für Tag, wenn sie Zeit genug hatte, darüber nachzudenken. Sie fühlte es, wie wenn ihr ein Stück ihres Körpers fehlen würde.
Ein Mal, nur ein einziges Mal, hatte sie ihre Freundin darauf angesprochen.
Ihr fehle etwas im Leben, hatte sie gesagt. Ihre Freundin hatte sie nur ungläubig angesehen.
Nun, sie konnte die anderen Menschen verstehen. In deren Augen musste ihr Leben rund herum perfekt sein. Sie spielte ja auch nach außen hin ein perfektes Leben. Doch es war nicht perfekt. Ganz und gar nicht. Ihr fehlte etwas, ein kleines, aber dennoch wichtiges Detail.
Es war eine unerfüllte Sehnsucht, die beinahe jeden Tag stärker wurde. Es war unerträglich. Sie quälte sich durch die einsamen Stunden, in denen sie niemanden um sich hatte, der sie ablenkte, der sie vergessen ließ, dass es da einen leeren Fleck in ihrem Herzen gab. Nachts beispielsweise war niemand da. Nachts lag sie stundenlang wach und starrte in die Dunkelheit. Einfach so, ohne an etwas zu denken. Dann sah sie die andere Küste vor ihrem inneren Auge auftauchen. Und die Sehnsucht kam. Sie bohrte sich ein Weg durch ihr Herz wie ein Bohrer auf einer Baustelle, der sich rücksichtslos durch Gestein; Lehm und weiche Erde gräbt. Doch anderes als der Bohrer auf einer Baustelle hielt die Sehnsucht nicht irgendwann still und grub nicht mehr weiter. Nein, immer weiter bohrte sie sich. Immer tiefer und tiefer in ihr Herz, bis sich die Wunden nicht mehr schlossen.
Sehnsucht. Manche mögen es als kein angenehmes Gefühl bezeichnen, doch für sie – für sie war es die Hölle. Sie konnte sich nichts schlimmeres vorstellen, als Sehnsucht zu leiden.
Und nun stand sie hier, im Regen, völlig durchnässt und starrte sehnsüchtig hinüber zur anderen Seite, da wo ihre Sehnsucht endlich nicht mehr weiterbohren würde.

Frege89 Offline



Beiträge: 11

29.05.2005 00:39
#2 RE: Sehnsucht Antworten

hey hoo!

Die Story kommt echt gut rüber!
Die Gefühle und Gedanken werden wirklich gut beschrieben, allerdings bleibt offen, warum die andere Küste so faszinierend ist. Vielleicht sagst du mir des ja, oder gibt es keinen richtigen Hintergedanken?
Fass das jetzt bitte nicht falsch auf, mir geht es auch manchmal so, dass ich Dinge schreibe, ohne einen Hintergedanken dabei zu haben.

Also bis bald!
Deine Frege89

creativeGirl Offline



Beiträge: 37

29.05.2005 12:41
#3 RE: Sehnsucht Antworten

Hi,
nee, ich fass das nicht falsch auf.
Warum die Küste so faszinierend ist? Kann ich dir leider keine Antwort geben. Aber kennst du nicht das Gefühl, wenn du in die Ferne schaust, dass du dann denks: ich wär jetzt gern da? Besser kann ich's leider nicht erklären. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.

Liebe Grüße,
creativeGirl

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