Ich bin neu hier und hab gedacht, ich stell hier mal meine erste Kurzgeschichte rein.
Ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand dazu äußert. Mich interessieren eure Meinungen dazu.
Danke schon mal
Weite Kreise
Die Wasseroberfläche der Ostsee rührt sich kaum. Es weht fast kein Wind, was sehr selten ist hier oben im Norden. Viele Möwen sitzen auf dem Wasser. Manche erkunden die Gegend und wieder andere halten nach ihrer nächsten Mahlzeit Ausschau. Ich beobachte eine der Möwen schon eine ganze Weile. Ich schaue ihr zu, wie sie immer wieder ihre Kreise zieht. Einmal, Zweimal, Dreimal – taucht sie ab. Doch ohne Fisch steigt sie wieder auf. Sie scheint schwach und alt zu sein. Es sieht aus, als wäre sie zu langsam für die Fische, die sie so gerne isst. Ich leg mich zurück in den Sand. Er ist kühl und breitet in mir ein wohliges Gefühl aus. Er kühlt mich von unten während die Sonne von oben meinen Körper braun werden lässt. Ich schaue in die Wolken. Es sind nicht sehr viele, doch kann ich in manchen von ihnen Bilder entdecken. Ich sehe Wolken in Formen von Pfeilen und Tieren sogar von Buchstaben. Weit draußen über dem Meer entdecke ich eine Wolke in Form eines Herzens. Ein Herz wie man es auf vielen Postkarten, Briefen und Kettenanhängern für die Liebste sehen kann. So ein Herz, bilde ich mir ein in dieser Wolke zu sehen. Es bewirkt seltsame Dinge in meinem Kopf. Ich kann nicht mehr klar denken. Ich habe ständig ihr Gesicht vor Augen, ihr Lachen, ihr Weinen und wie sie mich mit ihren wundervollen blauen Augen anschaut. Sie schaut mich an, als wäre ich ihre Welt. Als wäre sie glücklich in meinen Armen. Ich streichle ihre Wangen und schaue ihr zu, wie sie mit ihren Zarten Fingern Kreise in den Sand malt. Immer größer werdende Kreise, verbunden und ganz allein stehende Kreise. Ich frage sie was sie dort malt, was es für sie bedeutet, doch sie antwortet nicht. Ich schmiege mich an sie und spüre für einen Moment, dass sie bei mir ist. Ich spüre die Geborgenheit und die Liebe zu ihr, die ich immer in ihren Armen verspürte. Die Liebe zu ihr, die ich noch immer in mir habe. Sie löst sich langsam von mir und steht auf um mit den Möwen zu tanzen. Sie tanzt um mich herum und streckt die Arme nach mir, doch ich kann sie nicht fassen. Ihr Blick ist nun traurig und während sie immer weiter Richtung Meer läuft werden auch meine Augen traurig und müde. Das Bild ihres wohlgeformten Körpers wird schwächer und schwächer bis sie ganz am Horizont und im Meer verschwindet. Noch für einen Moment bleibe ich liegen und lausche den Möwen, die mit mir meine Trauer teilen. Ich setzte mich wieder aufrecht hin und fange an mit meinen Fingern Kreise in den Sand zu ziehen. Kreise, die immer größer werden, verbundene und alleinstehende Kreise. Kreise, die mir mehr über die Liebe zu ihr und von ihr erzählen. Sie erzählen mir von der immer größer werdenden Liebe zwischen uns beiden. Und auch wenn ich nun den einst unseren Weg, alleine gehen muss, wird sie immer in Gedanken und Erinnerungen mit mir verbunden sein.
Die alte, schwache Möwe hat sich neben mich in die Kreise gesetzt und schaut mich an. Als ich aufstehe folgt sie mir. Ich gehe zum Leuchtturm hinauf und zähle jede einzelne Stufe. So wie sie es immer getan hat. 134, 135, 136, 137.. Ich bin oben angekommen. Hier, etwas näher am Himmel, weht der Wind schon etwas kräftiger als unten am Strand. Und wie schon eben habe ich eine treue Begleiterin. Die Möwe setzt sich auf das Geländer und schaut hinaus auf das Meer. Ich tue es ihr gleich und werde mich nun ein letztes Mal von ihr verabschieden.
Mit Tränen im Gesicht schaue ich ihrer Asche hinterher, dich sich gerade in diesem Moment auf eine lange Reise durch die Welt begibt. So wie sie es immer gewollt hat.
Das ist eine wirklich beeindruckende Geschichte. Mir kommen selten Komplimente aus, aber hier bin ich einfach baff. Wenn das wirklich Deine erste Geschichte ist und wenn ich davon ausgehe, dass Du weiterschreiben und Dich verbessern willst, dann werden sich einige der sogenannten etablierteren Autoren sehr warm anziehen müssen. Und damit meine ich auch mich.
Warum?
Du hast, ohne ein einziges Mal auf die alten abgegriffenen Stilmittel von Trauer und Verlust zurückzugreifen, eine nachvollziehbare, aufrichtige Geschichte geschrieben. Anfängerfehler wie Häufung von Adjektiven und Schachtelsätzen und dem elenden Passiv hast Du sehr gelungen umschifft. Es gibt ein, zwei Stolpersteine, aber die sind rasch aus der Welt geschafft. Moment, ich suchs raus:
Manche erkunden die Gegend und wieder andere halten nach ihrer nächsten Mahlzeit Ausschau. (Und wieder andere) würde ich rausnehmen, kürzen.
Einmal, Zweimal, Dreimal – taucht sie ab (Ist schon schön kurz, kann aber nochmal gekürzt werden: -taucht ab.)
Ich spüre die Geborgenheit und die Liebe zu ihr (Zu ihr - ist zuviel)
Und auch wenn ich nun den einst unseren Weg, alleine gehen muss, wird sie immer in Gedanken und Erinnerungen mit mir verbunden sein.
Der Satz bockt in sich selbst. Den würde ich rausnehmen, auseinanderklopfen. Oder vielleicht ganz weg lassen.
hätte nicht mit solchen antworten gerechnet. Aber freut mich und motiviert mich weiterzumachen.
@nathschläger danke! werd deine Anmerkungen durchgehen.
Dass ich nicht
Zitatauf die alten abgegriffenen Stilmittel von Trauer und Verlust
zurückgreife liegt wohl daran, dass ich sie gar nicht kenne. Ich schreibe einfach aus dem Gefühl heraus. Ich schreibe auch schon länger Gedichte und hab mich jetzt mal an ne Geschichte rangetraut. Und werde mich auch in Zukunft weiter mit beschäftigen.