Heute ist einer dieser Tage, an denen ich unsichtbar bin. Es ist, als sei ich einfach gar nicht da. Keiner redet mit mir. Es interessiert niemanden, ob ich hier sitze und meine Arbeit tue oder nicht. Natürlich bekomme ich auch keine Email, nicht eine einzige, nicht einmal Spam. Versuchsweise stelle ich mich auf meinen Schreibtisch und tanze einen Steptanz. Die Kollegen schauen nicht auf. Ich mache früher Feierabend.
Im Supermarkt rennen mich dauernd irgendwelche Leute um, ohne sich auch nur zu entschuldigen. Nachdem mir in der Kassenschlange das dritte Mal ein Einkaufswagen in die Hacken gefahren ist und sich zwei Frauen vorgedrängelt haben, packe ich meine Einkäufe in die Tasche und gehe an der Kasse vorbei, ohne zu bezahlen. Niemand hält mich auf.
Ich stehe fünf Minuten an der Fußgängerampel und hämmere auf den Knopf ein, der mir Grünlicht gewähren soll. Nicht einmal die blöde Ampel nimmt mich ernst. Ich überquere die Kreuzung trotzdem. Der Motorradstreifenpolizist sieht mich nicht. Hätte mich auch gewundert. Kurz erwäge ich, die Situation auszunutzen. Ich könnte zum Beispiel in den Zoo gehen, ohne Eintritt zu bezahlen. Oder mich in die Umkleidekabinen des Stadions schleichen und den Fußballern beim Duschen zusehen. Aber das habe ich letztes Mal schon gemacht. Man überschätzt die Erfahrung.
Ich gehe nach Hause. Keine Post, keine Anrufe auf dem Anrufbeantworter. Ich versichere mich kurz, dass wenigstens mein Name noch an der Tür steht. Irgendwann werde ich wahrscheinlich an einem solchen Tag nach Hause kommen und meine Wohnung ist an jemand anderen vermietet.
Während ich mir einen Tee koche, kommt die Vorfreude. Ich zwinge mich, die Programmzeitschrift in Ruhe durchzublättern, treffe meine Auswahl mit Bedacht. Schimanski? Nein, das ist mir heute zu aufregend. Unsere kleine Farm? Vielleicht schon ein bisschen zu oft gesehen. Da! Das ist es. Mit zitternden Fingern drücke ich die Fernbedienung.
Robert Redford sieht mich an und streckt mir seine Hand entgegen. „Schön, dass du kommen konntest“, sagt er und schließt mich in seine Arme. Dann sehen wir zusammen die afrikanische Sonne groß am Horizont untergehen.
Hallo Capella, eine wunderschöne Kurzgeschichte. Eine Frage habe ich da allerdings. Zählt es wirklich zu den Wünschen , wenn man unsichtbar ist, Fußballern beim Duschen zuzuschauen? Ich musste beim Lesen schmunzeln. Und Rainy hat Recht, solche Tage kennt wahrscheinlich ein jeder. Gut, wer damit umgehen kann.
Ja, so kommt mir das Leben auch manchmal vor... seitdem ich von der Kleinstadt in die Großstadt zum studieren gegangen bin - alles Leben zieht an mir vorüber.
sry wollt noch was geschrieben ham...abba mein pc war da glaub ich andrer meinung*pc schrottreif machz* nja irgendwie entspricht dieser text manchmal dem alltag und das ich echt super beschrieben worden...solche tage kenn ich auch..nja bis denne