Ziemlich fragmentiert und bedeutungsschwanger, das alles, nicht? Ein Gedicht kann ich hinter den zerbröselten Zeilen noch nicht entdecken - eher auseinandergerissene Sätze, die auch durch mannigfaltigen Zeilenwechsel nicht an Sinn gewinnen.
Also ich kann damit mehr anfangen, als so manches anderes was hier unter "Gedichte" veröffentlicht wird... vor allem "Hoffnung erwürgt durch kämpferisches Verlangen."
Wir oft wollen wir denn so sehr etwas erreichen, das wir es übertreiben und damit in weite Ferne rücken...
Und dann das aprupte Ende... lass es nur eine Metapher bleiben...!
Ich finde ich es gut, wie eigentlich alles, was ich von dir hier immer wieder lese.
Normalerweise schreibe ich ganz anders, falls ihr schon einmal von mir etwas gelesen habt, ist euch das bestimmt aufgefallen. Es ist wie so ein Experiment auch mal was anderes auszuprobieren und Erfahrung sammeln.
Den folgenden Text hab ich mal auf einer Internetseite von einem Autor gelesen, der hier auch veröffentlicht und gelegentlich Kritiken schreibt: "Abgesehen von erlernbaren Formalismen gibt es für mich nur ein Qualitätskriterium, was Schreiben betrifft. Und das ist Wahrhaftigkeit."
Es gibt jede Menge kluger Sätze, die das Schreiben, das richtige Schreiben erklären und begreifbar machen sollen.
Mark Twain sagte beispielsweise: "Gut zu schreiben ist ganz einfach. Man braucht nur die falschen Wörter wegzulassen."
Ich habe sehr oft solche Textschnippsel gelesen - vor allem auf gedichte.com - und dann, in der Folge eben auch die Kommentare zum Text und die Kommentare des Autoren. Sehr oft versucht ein Autor, durch bedeutungsschwangere Wörter und Satzfragmente Inhalt da vorzutäuschen, wo definitiv keiner ist. Es ist ja auch verführerisch einfach: Man wirft den Lesern einen kalten Happen zu. Dann lässt man sie interpretieren. Und wer da nicht mitspielt, meint, dass es da nichts zu interpretieren gäbe, setzt sich der Gefahr aus, als Ignorant bezeichnet zu werden. Oder schlichtweg: "Du hast eben mein Gedicht nicht verstanden."
Den Vorwurf möchte ich hier nicht machen -schon deshalb, weil der Autor schreibt, der Text wäre ein Experiment. Das gefällt mir ganz gut. Spielen mit der Sprache ist das Beste, was man tun kann, wenn man sich ernsthaft mit ihr auseinandersetzen möchte.
e.e.cummings war einer, der dieses Spiel virtuos beherrschte und der amerikanischen Literaturschikeria einen herzinfarkt nach dem anderen bescherte - nicht zuletzt, weil sein Werk von namhaften Vertretern der Literaturszene sehr ernst genommen wurde.
Das Spiel mit der Form, in die man seine Texte bringt, ist ebenfalls eine gute Übung. Man lernt, Begriffen und den damit transportierten Bildern Bedeutung beizumessen. Und, diese Bedeutung zu vermitteln.
Und so gesehen schließe ich mich den Kommentatoren an: Weiterschreiben, spielen, experimentieren. Aber auch zu erkennen geben, dass es ein Spiel ist; ein Experiment. Bei publizierten Texten gehe ich nämlich immer davon aus, dass sie in sich abgeschlossene Werke sind. Wahrhaftig. Nur sich selbst, und nie dem Autoren verpflichtet.
Zitat: Bei publizierten Texten gehe ich nämlich immer davon aus, dass sie in sich abgeschlossene Werke sind. Wahrhaftig. Nur sich selbst, und nie dem Autoren verpflichtet.