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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 610 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Citywolf Offline



Beiträge: 14

24.12.2005 08:29
RE: KURZgeschichte - Eistag Antworten

Eistag

Meine Sinne sind erfüllt vom knirschen der Stiefelsohlen im Schnee, die Sonne scheint kalt und hell auf die weiß bedeckten Felsen und Wälder, die Luft schneidet meine Haut durch ihre eisige Kälte. Die Außenwelt zeigt sich mir als lieblichstes Gebilde, als wunderreinstes Sinnbild von Klarheit und Einklang und gleichzeitig als härtester Feind, da sie jederzeit die Macht besitzt mich zu töten. Mit einem inneren Seufzen, das der bevorstehenden Anstrengung gilt, biegen wir auf einen kleinen Bergpfad ein, der uns aus dem Tal heraus, an schroffen Sandsteinfelswänden hinauf in die Höhe bringt. Unsere Spuren sind die ersten, die die Unberührtheit dieser weißen Unschuld mit unseren gedankenschweren Herzen stören. Still und in Träumen versunken läuft sie neben mir. Die frostige Reinheit der Welt um mich herum, würde in ihr ihre volle Erfüllung finden, sähe man sie nur kurz an, ich jedoch habe den Blick etwas tiefer gewagt, sah das glühende Feuer, den Hass und den Schmerz, der ihre Eisblaue Seele schwarz färbte...
So laufe ich weiter ruhig neben ihr mit schwerem Atem im Schnee und denke an alles und nichts. Ein paar Stunden werden wir so schon laufen, halb in den anderen, halb in uns selbst und doch ganz in die wunderlich fremde Sphäre verliebt, die uns umgibt. Endlich tauchen vor uns die Felsgipfel auf, die bedeckt von vielen Schneebrettern über der Berglandschaft thronen. Mit bedacht streifen wir durch die kleinen Schlüchte hinauf zu dem höchsten Punkt und geben uns der Überwältigung, die uns in diesem Augenblick überflutet, hin. Die Rührung und Sehnsucht flammt in mir auf und wir finden uns in einem brennenden, suchend und verlangendem Kuss wieder..
Als ich die Augen wieder öffne, stehe ich allein auf dem vereisten Gipfel und ein kalter Wind wirbelt eine Wolke Eiskristalle über meine einsamen Spuren im Schnee...

Etty Offline



Beiträge: 61

24.12.2005 12:55
#2 RE: KURZgeschichte - Eistag Antworten

Hallo Citywolf,

Du hast eine, wie ich finde, wunderbare Art zu schreiben - sehr bildhaft und lebendig.
Während ich deinen Text las, hatte ich das Gefühl, selbst diese Person zu sein, die da durch die Schneelandschaft wandert. Ich bekam beinahe eine Gänsehaut...

Unklar war mir nur, ob dies die ganze Geschichte ist oder nur ein Auszug? Würde mich interessieren, mehr davon zu lesen.

Gruß, Etty

Citywolf Offline



Beiträge: 14

24.12.2005 13:41
#3 RE: KURZgeschichte - Eistag Antworten

Das ist alles, nur ein Gedanke - zu Papier gebracht.

Vielen Dank für das Lob!

Wanderin Offline



Beiträge: 179

26.12.2005 17:45
#4 RE: KURZgeschichte - Eistag Antworten

Hey Wolf!

Dein Text gefällt mir sehr gut! Wie Etty schon sagt, du schreibst sehr bildhaft und lebendig.

Ich frage mich nur, ob es nicht reichen würde, die zweite Person, die 'sie' nur mit 'frostiger Reinheit' zu umschreiben und den negativen Einblick (das glühende Feuer, den Hass, den Schmerz usw.) wegzulassen. Am Anfang sagst du ja, dass die Schneelandschaft zwar schön ist, aber auch tödlich sein kann. Und so ähnlich stelle ich mir die Person vor, einerseits schön aber auch tödlich bzw. gefährlich.

Das Ende finde ich beeindruckend.

Lieber Gruß,
Wanderin

Citywolf Offline



Beiträge: 14

28.12.2005 10:00
#5 RE: KURZgeschichte - Eistag Antworten

Hm also ich finde deinen Einwurf interessant und habe auch ne Weile drüber nachgekrübelt. Ich würde vielleicht soweit gehen den Haß umzuformulieren um ihre Ästhetik nicht zu stören. Ich musste beim schreiben sehr an eine Person aus meinem Umfeld denken und warum nicht den Negativeindruck hineinbringen - ist es nicht das, wonach es wohl auch die bravsten irgendwann einmal sehnt? Nach der Dunkelheit, weg von den lichten Gestalten die man schon kennt und gerade aus in die Nacht?

Bin gespannt auf deine Antwort.

Wanderin Offline



Beiträge: 179

29.12.2005 15:19
#6 RE: KURZgeschichte - Eistag Antworten

Hallo Wolf!

Ich bin mir bei meinem Einwand auch nicht ganz sicher. Es war nur so eine Überlegung.
Der Negativeindruck ist auch nicht überflüssig, er zeigt eben ausführlicher das Tödliche an der Person (das für mich vergleichbar ist mit der Gefahr der Schneelandschaft). Vielleicht würde es reichen, das Ganze anders zu verbinden.

Ja, auch die bravsten wollen einmal in die Extreme, mal über die Stränge schlagen. Ob das jetzt unbedingt die Nacht ist... obwohl, ich erinnere mich, ich hab mal ein Gedicht geschrieben, das so etwas aussagt. Ich muss es mal suchen. Wenn ichs gefunden hab, kann ichs ja mal posten.

Schreibst du mehr Gedichte oder mehr Prosatexte? Ich würd gern mehr von dir lesen (vor allem Prosa).

Lieber Gruß,
Wanderin

Citywolf Offline



Beiträge: 14

30.12.2005 16:38
#7 RE: KURZgeschichte - Eistag Antworten

Schreibe meistens Lyrik, ist auch schon ein Theaterstück bei entstanden, Prosa mag ich aber ab und an auch ganz gerne weil sie einfach mehr Raum für Beschreibungen lässt.

Werde demnächst ma wieder was posten.

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