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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 514 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Alienor ( gelöscht )
Beiträge:

15.09.2006 21:04
RE: Der Falknerjunge Antworten

ich bin grosser Mittelalterfan, hier der Anfang einer meiner Kurzgeschichten, über Kritiken, egal welcher ARt würde ich mich freuen


Urlaub in London...meine Eltern hatten mich dazu eingeladen und natürlich sagte ich nicht nein. Es wurde ein wunderbares Wochenende, ich interessierte mich als grosser Mittelalterfan vor allem für die Sehenswürdigkeiten der Stadt.
An diesem Nachmittag gingen meine Eltern lieber shoppen, während ich mir die Westminster Abbey ansehen wollte. Dort hatte man im Mittelalter die Könige gekrönt, schon seit fast 1.000 Jahren war das Tradition, natürlich liess ich mir das nicht entgehen, ging alleine hinein. Nach der sommerlichen Wärme draussen war es in der Kathedrale erstaunlich kühl. Es hielten sich viele Leute hier auf, alle trugen mittelalterliche Kleidung. Vermutlich eine Veranstaltung für die Touristen, ich fand das jedenfalls ganz interessant, setzte mich in eine der vorderen Reihen, um ein wenig die Kirche von innen zu betrachten. Ich sass an einem Platz, seitlich neben dem Altar, es deutete alles darauf hin, dass hier gleich eine Messe stattfinden würde, obwohl ich nicht sehr gläubig war, wollte ich mir das nicht entgehen lassen. Allmählich füllte sich die Kirche, immer mehr Leute kamen herein, viele tuschelten miteinander. Es herrschte Betrieb, als käme die Queen höchstpersönlich hier vorbei, selten hatte man diese Kirche so voll gesehen. Alle trugen historische Gewänder, weiter hinten sassen Menschen in brauner und grauer Bekleidung, wie Bauern des Mittelalters, vorne Menschen in prächtigen Kleidern und Tuniken. Ich trug als einzige kein Kostüm, mein Jeansrock und mein rosa Shirt mit der Erdbeere darauf wollten hier nicht so recht passen. Ich fragte mich, wo die Touristen sich aufhielten, oder hatte man die auch in historische Kleidung gesteckt? Alle musterten mich neugierig, ich fragte mich, woran das wohl lag, war das hier vielleicht eine Veranstaltung, auf der ERscheinen in mittelalterlicher Kleidung Pflicht war, und ich fiel nun auf wie ein bunter Hund? Ausser mir sass niemand auf den seitlichen Plätzen neben dem Altar, ich kam mir doch ziemlich verloren hier vor. Aber ich musste nun hier sitzen bleiben, alle anderen Bänke waren bereits vollbesetzt. Viele Leute mussten stehen, weil sie keinen Sitzplatz mehr bekommen hatten. Hmm...vielleicht kommt ja wirklich die Queen hier vorbei, dachte ich mir, anders konnte ich mir den Menschenauflauf hier nicht erklären. Und erstaunlicherweise kamen noch mehr Leute herein, obwohl die Kathedrale schon überfüllt war, kein Zweifel, hier musste irgendetwas sehr wichtiges stattfinden. Schliesslich ertönte Orgelmusik, und ein Bischof, flankiert von vier Messdienern die Weihrauchfässer schwenkten kam herein. Für meinen Geschmack zuviel Weihrauch, der Geruch stieg mir intensiv in die Nase. Hinter dem Bischof gingen drei Männer, die jeweils ein Schwert trugen, die Waffen sahen sehr kostbar aus. Diese Männer trugen historische Tuniken, die recht teuer aussahen. Einer der drei, ein jüngerer Mann, um die 20, mit pechschwarzem Haar und dunklen Augen, blickte ziemlich finster drein, ihm schien die Veranstaltung keinen Spass zu machen.
Hinter den Männern ging eine alte Frau, sie trug ein blaues Seidengewand, und auf dem Kopf ein Gebende, eine Art Kopfschmuck, einem Tuch ähnlich, wie ihn verheiratete Frauen im Mittelalter tragen mussten. Die Menschen in den Reihen jubelten und winkten ihr zu, sie winkte und lächelte ebenfalls, sie machte das besser als jeder aus dem Königshaus. Hinter ihr ging ein weiterer Mann, in eine rote, seidene Robe gehüllt, zwei Jungen hielten die lange Schleppe hinten fest, das ganze wirkte wie eine feierliche Prozession. Er glich der alten Frau und dem missgelaunten jungen Mann vor ihr, die gleichen brauen Augen, das gleiche dunkle Haar, die gleichen, schönen Gesichtszüge. Ich nahm an, dass die drei miteinander verwandt sein mussten. Der Mann, ich schätzte ihn auf Ende 20 bis Anfang 30, schritt in stolzer, würdevoller Haltung durch das Kirchenschiff, er wirkte wie ein Mann, der fand, dass ihm die Welt gehorchen sollte. Als er vorne bei dem Bischof ankam, kniete er vor diesem nieder. Der Kirchenmann begann eine längere Rede auf Latain zu unterhalten, von der ich überhaupt kein Wort verstand, da ich diese alte Sprache nie gelernt hatte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, ich unterdrückte ein Gähnen. Schliesslich salbte er den Mann mit Weihwasser, machte ihm ein Kreuz auf die Stirn, murmelte noch mehr latainische Worte. Der Mann verharrte in knieender Stellung, blickte den Bischof andächtig an. Ich beschloss, meine Eltern anzurufen, sie zu fragen, was das für eine Veranstaltung war, in unserem Touristenhandbuch stand ganz sicher etwas darüber drin. Ich holte mein Handy heraus, wählte.....kein Empfang, die Batterie war noch lange nicht leer, daran konnte es nicht liegen, aber diese Kathedrale musste eine Art Funkloch sein. Dummerweise Ich wollte das Handy ausschalten, drückte aber dummerweise die falsche Taste, meinen Klingelton von "Crazy Frog"; erst kürzlich heruntergeladen. "Bähhhhääääääm...BooooomBoooom, Blalalablblablalblaaaabummmbummmmbuuuuum", tönte es aus dem Handy, laut genug, dass man es in den vorderen Reihen der Kathedrale hören musste. Wohl jeder kennt den nervigen Frosch, schliesslich kann man auf Viva ständig die Clips mit ihm und die Werbung für die Klingeltöne sehen. Zu meinem Unglück hatte ich das Handy auch noch auf voller Lautstärke stehen, man konnte den verrückten Frosch gut hören. Der Bischof war gerade dabei gewesen, dem jungen Schauspieler eine goldene Krone aufs Haupt zu setzen....sie spielten hier also eine mittelalterliche Königskrönung nach, eine nette Idee, fand ich, für Touristen sicherlich wunderbar. Als der "Crazy Frog" in voller Lautstärke aus meinem Handy erklang, liess der Bischof voller Schreck die Krone fallen, sie kullerte über den Boden, blieb ausgerechnet vor meinen Füssen liegen. Wie peinlich, am liebsten wäre ich im Erdboden versinken, ich hatte das Gefühl, dass jeder, wirklich jeder in dieser Kirche auf mich schaute, lief knallrot an. Das Handy hatte ich mittlerweile ausgeschaltet, und schnell wieder eingesteckt, hoffte, der kleine Zwischenfall würde schnell vergessen werden. Die Krone lag noch immer auf dem Boden, niemand machte Anstalten, sie aufzuheben, alle starrten das Ding nur an. Also stand ich kurzentschlossen auf, holte sie und ging zu dem Mann in der roten Robe, setzte sie ihm auf. "Sorry, das mit dem Handy war ein Versehen"; meinte ich höflich, ich schämte mich für meine Panne, es war mir noch immer endpeinlich. Ich konnte nur hoffen, dass das hier keine Veranstaltung war, an der Reporter teilnahmen, und es käme auch noch in die Zeitung....naja, wenigstens konnte ich nirgendwo Fotoapperate sehen, ein gutes Zeichen. Der dunkelhaarige Mann glotzte mich an, wie eine Kuh wenns donnert, er sah ziemlich sauer aus, sagte aber kein Wort. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten, seine Mundwinkel zuckten. Wir standen uns direkt gegenüber, alle Blicke in der Kathedrale schienen auf uns gerichtet zu sein. Noch nie in meinem Leben war mir so etwas passiert, konnte es überhaupt noch schlimmer werden? "Das Teil steht Ihnen wirklich gut, dass es runtergefallen ist, ist doch nicht so schlimm, ist ja nichts passiert. Es sieht total echt aus, wo kann man denn sowas kaufen?", meinte ich, um die peinliche Stille zu durchbrechen, "macht einfach weiter, vergesst den Crazy Frog!" Der Mann sagte immer noch nicht, war er vielleicht stumm oder taubstumm? Schliesslich kamen ein paar Männer in Ritterkostümen, zerrten mich von ihm weg, hielten mich fest. "Hey, lasst mich gefälligst los, was soll der Unsinn, es ist doch gar nichts passiert!"; schimpfte ich, wollte mir eine solche Behandlung nicht gefallen lassen. Sie dachten gar nicht daran, mich loszulassen, so sehr ich mich auch wehrte. Der Man in der roten Robe nahm gar keine Notiz mehr von mir, wandte sich wieder dem Bischof zu, der in Latain zu ihm sprach, natürlich verstand ich kein Wort. Währenddessen durchsuchten die verkleideten Ritter meine Taschen, einer fand dabei das Handy, nahm es heraus. Erst betrachtete er es eine Weile kritisch, dann hielt er es an die Nase, schnupperte daran, schliesslich begann er, die einzelnen Knöpfe zu drücken. "Hey, lassen sie das, das ist mein Handy!" Er dachte gar nicht daran, machte weiter, und es kam, wie es kommen mussteurch einen weiteren Knopfdruck aktivierte er den Klingelton vom Crazy Frog. Wieder ging es los:"Bääääähääääääääm Boooook Bähhhhäääääm! Blablalblbalblablablablablab!", tönte der verrückte Frosch laut durch die Kathedrale. Der Mann liess das Handy fallen, bekreuzigte sich, schrie erschrocken auf. Ein echter Freak, dachte ich mir, der hat wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Alle schienen hier etwas durchgeknallt zu sein, wichen vor dem Handy zurück, machten das Kreuzzeichen. Ich konnte es nicht fassen, waren denn hier nur Verrückte? Der Bischof wich ebenfalls zurück, versteckte sich zitternd hinter dem Alter. "Mann, ihr spinnt ja wohl alle hier!"; meinte ich genervt. Der dunkelhaarige Mann in der roten Robe ging zu meinem Handy, hob es auf, betrachtete es, schnupperte ebenfalls daran. Dann warf er es auf den Boden, trampelte darauf herum. "Bääääääähäääämmmm....blblblblalbalblabooooohooooooooom!"; hörte man den Crazy Frog, nach einem weiteren Tritt schwieg er still, das Handy war kaputt, hatte vorne eine grosse Delle. Unverschämtheit, was dachte sich dieser freakige Amateurschauspieler eigentlich dabei, einfach so mein Handy kaputtzumachen. Und jetzt stand er auch noch da, grinste stolz, als habe er etwas ganz tolles gemacht, meinte schliesslich:"Ich habe es geschafft, den Antichrist zum Schweigen zu bringen, das ist für meine Krönung ein gutes Vorzeichen, ganz gewiss ist Gott mit mir, meine Zeit als Herrscher wird voll Segen sein!" Alle jubelten und klatschten Beifall. Ich konnte nicht genau hören, was sie riefen, aber es war Latain, soviel hörte ich heraus, ich verstand etwas wie "Ricardus Rex!", immer wieder riefen sie das. Fabelhaft, waren denn hier alle total gaga? Ich fand das ganze nicht mehr lustig, das Handy war nagelneu gewesen, ein superteures Fotohandy, mit dem man auch ins Internet gehen konnte, ein Weihnachtsgeschenk meiner Eltern. Ich kochte vor Wut, konnte mich nicht mehr beherrschen. Ich stürzte mich auf den freakigen Schauspieler, versetzte ihm einen so heftigen Schlag, dass er zu Boden ging. Zwar war er nicht bewusstlos, aber doch etwas lädiert, seine Nase blutete. Die Männer in Ritterverkleidung packten mich wieder, hielten mich an den Armen fest, einer schlug mich sogar. Der dunkelhaarige Freak blickte mir fest in die Augen, sah ziemlich wütend aus. "Bringt sie in den Tower"; befahl er den Ritterschauspielern, "nach meiner Krönung entscheide ich, was mit ihr geschehen soll!" Die Männer zerrten mich von ihm weg, durch die vollgestopfte Kirche Richtung Ausgang. "Leck mich doch, du Loser!"; beschimpfte ich den Freak in Robe und Krone, bevor wir beim Ausgang ankamen. Hätte ich eine Hand freigehabt, hätte ich ihm garantiert auch noch den Stinkefinger gezeigt. ER hatte sich bereits wieder dem Bischof zugewandt, und sie machten mit ihrem Krönungsschauspiel weiter. Ich hörte die Leute in den hinteren Reihen der Kirche leise flüstern. "Den König niederschlagen, dafür wird er sie mit dem Tod bestrafen, das ist gewiss. Oder lebenslänglich Tower, das Mädchen hat sich heute sein Todesurteil selbst gebracht, wie kann man nur so dumm sein. Gewiss ist sie eine Hexe!" Die Männer zerrten mich erbarmungslos zur Kirchentür. "Wo ist eigentlich die Drehtür"; fragte ich mich, da war nur eine massive Holztür beim Eingang, schon waren wir draussen. Ich wollte mich losreissen und weglaufen, bei der Polizei Anzeige erstatten, doch ich erstarrte vor Schreck, als wir die Kirche verlassen hatten. Alles hatte sich verändert. Grobes Kopfsteinpflaster anstatt geteerter Strasse, nirgendwo Autos zu sehen, Fachwerkhäuser anstatt Hochhäuser, diese Stadt sah aus wie London im Mittelalter. "Achso, das hier ist versteckte Kamera, Sie machen einen Scherz mit mir"; fragte ich die verkleideten Ritter. "Halts Maul, Hexe"; fuhr einer mich an, gab mir eine Ohrfeige. Ich bekam die Panik, das alles hier konnte gar kein Scherz sein, das wa reindeutig die Westminster Abbey, nur war das London, das ich kannte, komplett verschwunden un ddurch ein mittelalterliches ersetzt worden. Ich bekam die Panik, hatte ich tatsächlich einen echten König bei seiner Krönung niedergeschlagen? Aber das war absurd, so etwas wie Zeitreisen, Löcher in der Zeit gab es gar nicht, unmöglich. Und doch sprach alles dafür. Wenn es so wäre, könnte das mein Tod sein. "Wer ist eigentlich heute gekrönt worden, wie heisst der König?"; fragte ich die Ritter, die womöglich gar keine Schauspieler waren. Ein Ritter grinste mich hämisch an. "Du hast eben Richard I, unseren neuen König niedergeschlagen, dafür stirbst du, Hexe. Ein Glück, dass unser neuer König den Antichrist, den du dabeihattest, vernichtet hat, er
besitzt wahrhaftig grossen Mut!" Na fabelhaft, ausgerechnet Richard Löwenherz, der als mutiger Kämpfer bekannt war, der musste es als besonders schlimme Demütigung empfinden, vor allen Leuten von einer Frau, und das auch noch bei seiner Krönung, niedergeschlagen zu werden. Ich war tot, soviel war sicher, aus dieser Situation kam ich niemals günstig heraus. Panik überkam mich, während die Ritter mich durch die mittelalterlichen Strassen zum Tower führten. Ich wollte nicht sterben, ich liebte das Leben, ich wollte nur eines, in meine Zeit zurück. Auf eine Begegnung mit dem Löwenherz war ich nicht gerade scharf. Würde er über mich zu Gericht sitzen, so wie sie es in Mittelalterfilmen immer taten? Voller Angst fragte ich mich, was mich erwartete.

Im Tower war es dunkel, kalt und es gab dort Ratten. Eine lief mir in meiner Zelle zwischen den Füssen durch, ich schrie, weil ich Angst vor Ratten hatte. Niemand kam, um mir etwas zum Essen zu bringen, wie lange ich dort gewesen war, konnte ich später nicht genau sagen. Aus der Stadt konnte ich Jubelrufe und Gesänge hören, alle feierten die Königskrönung. Ich bekam die Panik, ganz bestimmt würde man mich hier unten vergessen...bestimmt würden sie tagelang feiern, an die gefangenen gar nicht mehr denken. Mein Magen knurrte, mir war ganz schlecht vor lauter Hunger, seit dem Frühstück im Hotel hatte ich nichts mehr gegessen.
So sass ich hier, versuchte, mir die fetten Ratten, es waren mindestens drei vom Leib zu halten. Es gab keine Fenster hier, man verlor jedes Zeitgefühl, weil man nicht sehen konnte, ob gerade Tag oder Nacht war. Irgendwann hörte ich Schritte, jemand sperrte die Zelle auf....ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen, oder Angst haben sollte. Was genau erwartete mich jetzt? Ich erkannte den Mann sofort, als er hereinkam, es war der junge, finster dreinblickende, dunkelhaarige Mann, der bei der Krönungszeremonie eines der Schwerter getragen hatte. Seine braunen Augen musterten mich eindringlich, ich fragte mich, was jetzt kommen würde. Ich erkannte die Ähnlichkeit, ohne Zweifel war er der Bruder des neuen Königs. "Auf das was Ihr heute getan habt, steht die Todesstrafe, das wisst Ihr sicher"; begann er. Warum sagte er mir das, natürlich wusste ich das, ich fürchtete mich auch so schon genug. "Aber ich könnte Euch jetzt hier herausholen und Euch davor bewahren"; meinte er, "wenn Ihr mir dafür einen kleinen Gefallen tut!" Ich schöpfte wieder Hoffnung, offenbar war mein Ende doch noch nicht gekommen. Ich fragte mich, was das für ein Gefallen war, den er von mir wollte, würde ich möglicherweise mit ihm schlafen müssen? Der Gedanke gefiel mir nicht, obwohl er sehr gut aussah. Aber alles war besser als die Ratten hier unten. "Ich tue alles um hier rauszukommen", antwortete ich, "egal was Ihr verlangt!" Er grinste zufrieden. "Gut...dann sind wir uns ja einig!" Er kam näher an mich heran....tat aber nicht, was ich erwartet hatte, stattdessen holte er eine Schere aus der Tasche, begann, mir mein langes, blondes Haar abzuschneiden. "Was genau soll das denn werden?", verlangte ich zu wissen, es ergab für mich einfach keinen Sinn. Was wollte er mit meinen Haaren, wozu sollte das gut sein? Unbeirrt schnippelte er weiter. "Ihr habt ein zartes Gesichtchen, könntet durchaus als Knabe von dreizehn, vierzehn Jahren durchgehen!"; meinte er zufrieden. Immer mehr blonde Haare fielen auf den Boden, er packte sie in einen Sack, den er bei sich trug. Ich verstand immer noch nicht so ganz. Mit meinen 20 Jahren sollte ich wie dreizehn aussehen, ein zartes, knabenhaftes Gesicht haben? Ich hatte mein Aussehen eigentlich immer als sehr weiblich empfunden. "Mein Bruder sucht einen neuen Falknerjungen, der letzte starb vorigen Winter...und ich werde ihm einen zur Krönung schenken"; erklärte er mir.
Nachdem er meine Haarpracht in eine jungenhafte Kurzhaarfrisur verwandelt hatte, rieb er mir die verbliebenen Haare mit einer dunklen Paste ein. "In einer Stunde waschen wir das ab, dann seid Ihr dunkelhaarig, Ihr müsst die Prozedur aber alle paar Tage wiederholen, Ihr bekommt von mir immer neue Paste!", meinte er. Allmählich verstand ich. "Ich soll mich also als Falknerjunge ausgeben? Wozu eigentlich, was habt Ihr davon?", fragte ich, für mich ergab das keinen Sinn. "Nun", meinte er, "Ihr sollt mir helfen, meinen Bruder zu töten, niemand würde den Falknerjungen verdächtigen, bei der nächsten Falkenjagd soll es geschehen, Ihr bekommt von mir noch genaue Anweisungen, was zu tun ist!" Das gefiel mir gar nicht, einen Mord sollte ich begehen? "Das kann ich nicht tun, nein, das geht nicht"; protestierte ich.
"Nun, du hast die Wahl"; begann er, "entweder du willigst ein, oder du beendest deine Tage hier im Tower...glaub mir, das ist kein Vergnügen, die erste Zeit wirst du vielleicht noch froh sein, keinen Mord auf dein Gewissen geladen zu haben, aber mit der Zeit...weisst du, die Ratten, sie sind sehr hungrig, und es gibt hier unten nicht viel für sie zu fressen. Nachts werden sie zu dir kommen, wenn du schläfst an dir knabbern, bis dein ganzer Körper voller offener, schwärender Wunden ist. Man stirbt daran nicht gleich, hier unten kann es jahrelang dauern, bis der Tod kommt!" Diese Schilderung des Kerkerlebens löste in mir solches Grauen aus, das ich einwillige. "Also gut, ich mache es, ich tue was Ihr wollt, hauptsache ich bin wieder frei!"
Er grinste zufrieden. "Braves Mädchen, ich wusste, Ihr wurdet ja sagen!" Etwas machte mir aber noch Sorgen. "Euer Bruder, wird er mich nicht erkennen? sicher, als Junge sehe ich ganz anders aus, aber was, wenn er trotzdem etwas bemerkt, ich bin doch kein Junge, und über Falken weiss ich gar nichts!"
"Ich bringe dir die Grundkenntnisse bei, die ein Falknerjunge haben muss, geb dir Mühe, lerne schnell, dann wird er nichts merken. WEnn dir auch nur der kleinste Fehler unterläuft, darfst du den Ratten wieder Gesellschaft leisten!" Diese Drohung war unmissverständlich. "Schon gut, ich bin sicher, ich werde alles richtigmachen, ich gebe mir grosse Mühe"; versprach ich. Mir war durchaus klar, dass sich durch König Richards tod die geschichte verändern könnte, da er eigentlich erst 10 Jahre später gestorben war. Und ich war mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich töten könnte.
aber ich wollte auf keinen Fall wieder in den Tower zurückgebracht werden. So verliess Prinz John mit dem neuen "Falknerjungen", den Tower, und da begann für mich ein neues Leben voller Gefahren.

Gusano Offline



Beiträge: 53

16.09.2006 15:02
#2 RE: Der Falknerjunge Antworten

Hallo,
ich maße mir nicht an soetwas besser schreiben zu können, will aber ein paar Sachen anmerken:

Eine Kurzgeschichte startet ohne Einleitung direkt im Geschehen. Dafür finde ich haben deine ersten Sätze zu viel beschreibenden Charakter. Auch finde ich für meinen Geschmack ist deine Kurzgeschichte zu lang, um sie wirklich als Kurzgeschichte charaktersisieren zu können. Desweiteren verfehlt sie Eigenschaften wie "konfliktreiche Situation, geprägt von vielen Emotionen" oder "Themen sind Probleme der Zeit". Aber wahrscheinlich ist es dir egal in welches literarisches Genre man es einordnet, es geht dir um den Inhalt, den sollen wir bewerten =)

Zum Stil:
Du wiederholst dich sehr oft, wie zum Beispiel "natürlich liess ich mir das nicht entgehen", 2 Zeilen weiter schreibst du "wollte ich mir das nicht entgehen lassen".

Zum Thema:
Das Thema Mittelalter interessiert dich wohl sehr, mich auch, jedoch finde ich nicht dass du es schaffst Spannung aufzubauen. Ich dachte mir sofort schon ziemlich am Anfang wie die Geschichte verlaufen könnte, dass du dich eben im Mittelalter befindest. Das war weit mehr als "Forshadowing".

Logikfehler:
Ja ich weiß, dass diese Geschichte nicht logisch sein soll, und ich kritisiere auch nicht, dass du ins Mittelalter verfrachtet wirst, sondern dass man mit EINEM falschen Tastendruck einen Klingelton abspielt, das ist nicht möglich. Es hat mich ein bisschen gestört beim weiterlesen.

Insgesammt:
Eine ziemlich simple Idee, aber ich finde ein guter Versuch. Zwar hat es nichts mit einer Kurzgeschichte zu tun, sondern könnte ausgearbeitet eher eine tolle Abenteuergeschichte sein, aber danke für die Abwechslung die du in dieses Forum gebracht hast

Wanderin Offline



Beiträge: 179

19.09.2006 16:34
#3 RE: Der Falknerjunge Antworten

Ich finde, die Ich-Erzählerin handelt und redet nicht wie eine 20jährige (z.B."Leck mich doch, du Loser!"). Ich dachte an eine 14/15 jährige.

Auch finde ich es merkwürdig, dass das Handy als 'Antichrist' bezeichnet wird, ich dächte eher an Teufel/Satan o.ä. Aber das ist nur eine Kleinigkeit.

Viel Spaß weiterhin beim Schreiben!

Lieber Gruß,
Wanderin

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