Was mich von dir unterscheidet liegt klar auf der Hand. Unsere Existenz basiert auf zwei verschiedenen Bausteinen. Als wir in diese Welt hineingeboren wurden entschied sich jeder von uns für einen Pfad auf dem er sein Leben beschreiten wollte. Während ich die Kostbarkeit des Seins akzeptiert, respektiert und geliebt habe, warst du derjenige von uns beiden der seit jeher eine tiefe Abscheu für seine Umwelt, seine Mitmenschen und sein eigenes Ich empfand. Du warst immer anders als die Anderen, hast nicht das Gefühl verstanden wenn sie lachten, weinten, ihre Gefühle offenbarten, und erzählten das sie Geborgenheit und Freunde fürs Leben suchten, mit denen sie ihr Glück teilen konnten. In deinen Augen war ich einer von diesen Fremden, jemand aus deiner Nähe, dessen Anwesenheit du verabscheut hast, aus Angst vor dir selbst, deinen Gefühlen, deinen Wünschen. Du hattest Angst vor deinem Ich. Wenn ich heute an deinem Grab stehe frage ich mich, ob mein Zwilling heute noch leben würde, wenn das Leben unser Schicksal vertauscht hätte und mich mit dieser Ängstlichkeit vor mir selbst und allem um mich herum gestraft hätte. Denn obwohl wir beide uns einander nie Nahe waren, wusste ich stets das tief in dir drin etwas gutes steckt, ein Kern der nur darauf wartete auszubrechen und das Leben zu erkunden. Was wäre, wenn du einen anderen Weg eingeschlagen hättest? Was wäre wenn es dich nicht geben würde? Wenn du ein anderer geworden wärst, vielleicht jemand der du sein wolltest, aber nicht sein konntest. Meistens ist es schon dunkel wenn ich deinen Platz verlasse und mich auf meinen Weg nach Hause mache. Erst dann merke ich das ich am leben bin, das es Menschen gibt die mich brauchen. Du brauchst mich leider nicht mehr, ich habe dir nicht helfen können. Ich hoffe du kannst mir verzeihen. Jeden Tag denke ich an dich und hoffe inständig das wir uns eines Tages wiedersehen. Bis dahin hoffe ich aber das noch viel Zeit vergehen wird. Denn eines ist sicher: Ich will leben.
Wenn es dich nicht geben würde, wäre es schon schlimmer als es eh schon ist, läg’ er nur noch rum und wimmert „alles Mist“. Der alte Boden würde sich nur noch stark biegen, statt sich unter deinen Schritten sanft zu wiegen.
Seit du nicht mehr hier bist, seh ich, dass am Kühlschrank dein Zettel hängt, bis er einmal seinen Blick auf den Fetzen lenkt, gleicht der Grund den Enten, die da im Fluss versanken, zu Grund gingen die Vögel an deinen harten Gedanken.
Vielleicht kommt er auch nicht mehr, frag ich mich und seh ein leeres Haus -ich Katzentier, kratz ich mich am Ohr und gehe aus ins Lachsrevier. Noch ein wenig träume ich, schnurr den beiden vielen Dank, bis der Zettel kam gabs immer Whiskas im kühlen Schrank!