Das Jahr neigt sich dem Ende zu, es wird Weihnachten. An jeder Straßenecke sieht man bunt-leuchtende Schriftzüge, „Merry X-mas“, „Frohe Weihnachten“, „Frohes Fest“, die Welt ist im kollektiven Weihnachtsrausch. Die Läden sind überfüllt und wer in diesen Tagen versucht per Post ein Päckchen zu verschicken muss mit mindestens einer Stunde Anstehzeit rechnen. Schnee? Fehlanzeige, eine weiße Weihnacht wird es wohl kaum geben. Jedoch selbst ohne Schnee kann man der allgemeinen Stimmung nicht entfliehen, sieht man doch überall Weihnachtsmänner in den Schaufenstern, verzierte Tannenbäume und der Marienplatz, nur wenige Meter von meinem Büro der FDP entfernt, wurde wie jedes Jahr zum Christkindlmarkt umfunktioniert.
Aber was, wenn man gerade nicht in der Stimmung für das „Fest der Liebe“ ist? Weihnachten ist ein Fest an dem man all die Menschen treffen sollte die man liebt. Familie, Freunde, Partner. Man soll in größter Harmonie zusammensitzen, und sich miteinander freuen. Und wenn alle Geschenke ausgepackt, und die Weihnachtsgans gegessen ist, dann wird gesungen oder anderweitig frohlockt. Ich hasse aufgezwungene Stimmung, sei es an Weihnachten oder Silvester. Wieso sollte man auf Knopfdruck sich in einen Zustand versetzen, der nicht im Geringsten sein Befinden ausdrückt? Was wenn ich zur Zeit nicht mit meiner Familie kann, wir streit haben, oder einem in diesen Tagen der Begriff des Festes der Liebe allzu ironisch erscheint? Nächsten Sonntag, oder besser schon die ganze Woche, soll ich mit Santa-Claus-Mütze rumrennen und fröhlich lächeln, Silvester die ganze Nacht durchfeiern. Aber was, wenn ich das zur Zeit nicht kann?
Ich frage mich: kann man sich wehren, kann man anders sein? Wie würde es wirken, wenn ich rumlaufe wie ich mich fühle, und dies auch jedem zeige, in dieser Zeit? Man würde mich gesellschaftlich ausschließen, denn es passt einfach nicht in das Prinzip der Weihnacht, dieses Festes, der Stimmung, die durch alle Medien und Freunde vermittelt wird. Es würde ein komisches, seltenes und anderes Bild von mir zeigen, eines das nicht viele kennen. Es wäre neu, und neues schreckt ab. Aber was bleibt?
Wie immer, und stets erfolgreich angewendet, mieme ich den fröhlichen Chris, von dem nichts anderes erwartet wird als zu grinsen, blöde Witze zu reißen und Lebensfreude auszustrahlen.
Ich wünsche euch schöne und frohe Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr. Macht es besser. Euer Chris