Du kommst zur Welt und stirbst am Ende zufällig. Was dazwischen passiert nennen wir Leben. Idioten sind ständige Begleiter. Sich zu wehren, sinnlos!
Das Universum ist um die 13,7 Milliarden Jahre alt, unsere Erde knapp 4,6 Milliarden Jahre. Ich bin 19.
Ich lebe noch höchstens 80 Jahre, und ob ich existiere oder nicht interessiert die Geschichte kein bisschen. Ich lebe meine Leben genauso für andere wie auch für mich. Ich lebe ohne gefragt worden zu sein. Ich lebe, weil ich es will. Ich lebe, denke, schlafe, entscheide, atme, versuche, schaffe, mühe mich ab, und am Ende sterbe ich mehr oder weniger zufällig an einem Sonntagmorgen. Ich lebe nicht mehr, und die Welt wird sich weiterdrehen.
Umso mehr mir klar wird, wie nichtig doch meine Existenz und die Auswirkungen meiner Entscheidungen sind, desto klarer wird mir die Sinnlosigkeit mich über andere Personen aufzuregen. Ich habe in den Spiegel geschaut, gesucht, aber nirgendwo ein Schild mit der Aufschrift „Alle Arschlöcher zu mir“ gefunden, jedoch kaum das ich Morgens aufwache und raus in die Welt gehe, warten sie auf mich, stehen parat mir den Tag zu versauen.
Ich verlasse das Haus, mache mich verschlafen und schlecht gelaunt auf den Weg zur Schule, da treffe ich mit erschreckender Sicherheit auf Typ „Ich liebe den Morgen, die Kälte, die Schule, das Leben, und lache, weil die Erde ein toller Platz zu leben ist“. Er wünscht mir nicht nur einen guten Morgen, schönen Tag und viel Freude in Physik, er hat auch immer einen dummen Spruch auf Lager. Lyrik für Leute, die Deutsch als erste Fremdsprache zu haben scheinen.
Mein Schultag fängt immer gleich an. Ich schau auf ein gelbliches DinA4 Papier, auf dem die fehlenden Lehrer für den heutigen Tag vermerkt werden, hoffe auch einen meiner Lehrer dort aufzufinden, bekomme drei Ellenbogen 13 jähriger, pubertierender Mädchen in den Bauch und gehe nach wenigen Sekunden enttäuscht zum Kaffeeautomat. Anfangs regte ich mich über das respektlose Verhalten dieser Gören auf, aber mit der Zeit resigniert man. Beim Kaffeeautomaten angekommen hole ich mir einen schwarzen Kaffee ohne Zucker, höre den Schulgong, überlege in welchem Zimmer ich Unterricht haben könnte, und bahne mir den Weg zum Klassenzimmer. Auf dem Weg werde ich um die fünf Mal angerempelt, nehme den Verlust von circa 50% meines Kaffees regungslos hin und stelle das ein oder andere Mal einem 5.Klässler ein Bein. Irgendwann beginnt man zurückzutreten, ich spreche viele Fremdsprachen, Gewalt ist eigentlich keine davon.
Ich bin ein friedlicher Mensch, ertrage viel, lasse mich nicht leicht provozieren und weiß was ich kann. Mein Selbstbewusstsein ist groß, zu groß für viele Geschmäcker, doch ich akzeptiere Autoritäten. Lehrer gehören nicht dazu. Es gibt zwei Arten von Lehrer: Die Netten, meist Referendare, und die mit Ahnung. Die Sympathischen können nichts, man tanzt ihnen auf der Nase rum, die Guten verzweifeln an uns Schülern und werden zu frustrierten Säcken, dessen Aufgabe darin zu bestehen scheint, dir dein Abitur zu vermiesen. Es gibt Ausnahmen. Hab ich gehört.
Ein Schultag, begleitet von Dilletanten hohen Niveaus, findet ein Ende, oft spät Nachmittags. Ich habe Freizeit, gehe in die Stadt. Wenn ich nicht von Zeugen Jehovas angesprochen werde, dann ganz sicher von irgendwelchen blonden Püppchen mit Fragebogen in der Hand. Wie oft schaue ich Nachrichten, benutze das Internet zur Informationsbeschaffung, wie viel weiß ich über zwischenmenschliche Kommunikationsfähigkeiten? Mehr als sie.
Abends habe ich oft Vorstandssitzungen der FDP oder muss als Pressesprecher mit Praktikantinnen lokaler Zeitungen reden. Sie haben keine Ahnung von was ich rede, notieren fleißig mit, verdrehen mir dir Worte und schreiben absoluten Bullshit. Am nächsten Morgen lese ich, dass ich mich für die Entzerrung aggressiver Hunde und gegen die Kastration des bayrischen Lehrplanes ausgesprochen habe. Die Kunst besteht darin, egal was geschrieben wird, es verteidigen zu können. Wer in der Politik tätig ist lernt mit biologisch abbaubaren Gedankenmüll umzugehen, ihn sogar selber zu produzieren. Früher hatte ich meine eigene Meinung und habe sie euch aufs Auge gedrückt. Jetzt habe ich immer noch persönliche Vorstellungen, erzähle euch jedoch eure Eigenen.
Ich komme mit den Idioten des alltäglichen Lebens klar. Ihre Existenz ist genauso nichtig wie meine, und die Nerven, die ich mit ihnen verlieren würde, gebe ich lieber für spannende Fußballspiele her. 22 Mann laufen einem Ball hinterher, was für Idioten, und ich bin einer von ihnen. Idiot sein macht Spaß manchmal, fragt die Leute, die mir jeden Tag auflauern. Sie sind glückliche Amateuere des Lebens.