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Dieses Thema hat 0 Antworten
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 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Gusano Offline



Beiträge: 53

06.04.2007 16:57
RE: „Es ist doch nur eine Schublade“ Antworten

Mit einem Teil deines Zimmers fängt es an, wenige Zeit später wohnt sie ganz bei dir und irgendwann musst du sie heiraten, sagen meine Freunde.

„Eine simple Schublade, es ist doch nur eine einzige Schublade“. Diesen Satz höre ich zur Zeit fast täglich. Seitdem ich meiner Freundin ein Fach in meinem Kleiderschrank frei gemacht habe, damit sie „für den Notfall“ ein „paar Sachen“ bei mir aufbewahren kann, hat sie das unglaubliche Bedürfnis Dies ständig rechtfertigen zu müssen. Aus „wenige notwendige Dinge“ wurde eine Grundversorgung an Allem, was man beim Notfall in der Wohnung des Freundes braucht. Sämtliche Jeans, Röcke, Unterwäsche von schlicht bis sexy, Schminksachen, Duschhandtuch, Duschgel, Haarshampoo, Pediküre, Maniküre und zu guter Letzt noch eine Packung der Anti-Baby-Pille. Ich habe nichts dagegen, räumte freiwillig einen Teil meines Schrankes frei. De Facto ist es eine sehr große Schublade, die zuvor mit sämtlichen Rechnungen, Mobilfunkverträgen oder sonstigen Papierkram gefüllt war. Ich schmiss das Zeug weg, Entbürokratisierung fängt im Privathaushalt an.

Jedes Mal, wenn Sie wieder denkt mich davon überzeugen zu müssen, dass meine Freunde Unrecht haben, und dies nicht der erste Schritt in Richtung Zusammenziehen oder gar Heirat ist, versichere ich ihr, dass es vollkommen in Ordnung ist. Ich habe damit kein Problem, ich fühle mich nicht bedrängt, eingeengt oder unwohl, es ist schlichtweg „Okay“. Dass wir erst knapp zwei Monate zusammen sind, irritiert mich nicht im Geringsten.

Doch so sehr ich mich bemühe, ihr dies klar zu machen, ich finde mich immer wieder in der gleichen Situation wieder. Wir unternehmen Dinge, die Paare eben so unternehmen. Eisessen zum Beispiel. Erste Sonnenstrahlen im April zählen als Grund die ideale Strandbikinifigur in den Hintergrund geraten zu lassen, und ich sitze mit ihr in Einem der vielen italienischen Eiscafés, genieße das Eis und schweige.

„Hast du was? Warum bist du so still?“
„Nichts, ich sonne mich“
„Seit wann willst du braun werden?“
„Seit eben“
„Aha“
„Genau“
„Was denkst du?“
„Nichts“
„Man kann nicht nichts denken“
„Ich schon“
„Ich weiß, was du hast!“
„Ich habe nichts“
„Wie oft soll ich es dir noch erklären, es ist nur eine Schublade, kein Heiratsantrag. Ich werde nicht bei dir einziehen, es sind nur ein Paar Dinge. Du brauchst den Platz eh nicht, und ich will dich damit ja nicht besetzen oder einnehmen!“
„Okay“

Mit der Zeit betrachte ich das Schauspiel mit gewisser Ignoranz und Amüsement. Schubladen habe ich Viele. Eine ist etwas Besonderes, neben der meiner Freundin. Es ist die Einzige, die ich noch nie versucht habe zu ordnen, Eine, die ich seit Langem nicht mehr geöffnet habe. In ihr verstaue ich Erinnerungen. Dort liegen Fotos, Briefe und andere persönliche Sachen meiner Exfreundin. Meine Freundin will, dass ich dort „ausmiste“ und gefälligst im Jetzt leben soll. Mit dieser „Gegenwart“ meiner früheren Liebe habe sie ein Problem. Ich finde, es ist nur eine Schublade.

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