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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 315 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Anonym 69 ( gelöscht )
Beiträge:

12.09.2007 15:07
RE: Virtus et Vis Antworten

Vorgeschichte

Die Entstehung von Virtus et Vis

Als vor ca. 4,5 Milliarden Jahren die Erde aus einem riesigen Glutball entstand, wusste keiner, dass fernab in einem anderen Universum gleichzeitig eine Parallelwelt heranwuchs, die der Erde gar nicht so unähnlich war. Erstes Leben ließ nicht lange auf sich warten, denn vor ca. 3,8 Milliarden Jahren, siedelten sich dort Lebewesen, bekannt unter dem Namen Urbakterien an. Wie auch die Erde, brachte Virtus et Vis die vier Erdzeitalter erfolgreich hinter sich, bis sich schließlich vor 1,6 Millionen Jahren die Menschen auf den beiden Planeten breit machten und ihr Dasein durch die Evolution einleiteten. Doch irgendwann, im Laufe der Jahrhunderte, begannen sich die Menschen, die auf der Erde lebten, schneller zu entwickeln und die Bewohner von Virtus et Vis konnte mit ihnen nicht mehr mithalten. Keiner wusste bis dato von der Existenz des anderen, als eines schönen Tages ein gewisser Franz Müller, der auf der Erde lebte, angeblich ein Portal in die andere Welt entdeckte und sein Wissen an andere Leute weitergab. Lange währte dieses Gerücht auf Erden und verteilte sich schnell über den ganzen Globus. Doch einige Leute erklärten ihn für verrückt und nach und nach schlossen sich ihnen mehr und mehr Leute an, die derselben Meinung waren. Schließlich ließen sie ihn in eine Irrenanstalt einweisen. Als sich der geistige Zustand des Mannes jedoch nach drei weiteren Jahren nicht besserte, zerrten sie ihn eines Tages auf den Dorfplatz und hängten ihn zur Belustigung der damaligen Gesellschaft an einem Strick auf. Doch nicht lange Zeit verging, bis abermals ein Mann, diesmal wegen Herumerzählens einiger gesetzeswidriger Scherze, in dieselbe Irrenanstalt eingewiesen wurde, nachdem er aufgrund der Agitation seines Freundes, eines reichen Adeligen, der wegen seines Wohlstandes sehr großes Ansehen genoss, nicht gehängt sondern begnadigt worden war. Auch er entdeckte dort das Portal zur anderen Welt und erzählte seinen Freunden davon. Eines Nachts durchschritten sie die als Wandschrank getarnte Pforte und fanden sich schließlich auf Virtus et Vis wieder. Als am nächsten Morgen die vermissten Männer nicht aufgefunden werden konnten, wurde der reiche Adelige beschuldigt, seinem Freund und ein paar anderen bei einem Fluchtversuch geholfen zu haben und daher ebenfalls nach einem kurzen Prozess am Dorfplatz gehängt.
Der Mann, der sich seit seinem Besuch auf der anderen Welt nur noch Neramus nannte, gründete dort zusammen mit seinen Freunden ein neues Reich: Opportunus. Sie schmuggelten allerlei Unrat und Werkzeug von der Erde durch das Tor und machten sich auf Virtus et Vis breit. Bis dahin hatten die Menschen auf diesem Planeten noch nicht die geringste Ahnung von Krieg oder ähnlichen Sachen. Sie lebten noch glücklich und zufrieden nebeneinander und akzeptierten die anderen einfach. Doch schon bald mutierten die fremden Männer wegen ihrer neuesten Erfindungen und Fähigkeiten zur führenden Macht auf dem Planeten und begannen bald nach immer mehr Macht zu streben, bis sie eines Tages damit anfingen wehrlose Dörfer zu überfallen, auszurauben und in Besitz zu nehmen. Da wurden die Völker auf sie aufmerksam und begannen es ihnen gleich zu tun. Es war eine Zeit der Gewalt und Grausamkeit, doch einige behielten standhaft die Tugend bei. Aus dieser Zeit stammt auch der Name Virtus et Vis, denn er heißt übersetzt: Gewalt und Tugend. Nachdem Neramus jedoch starb, folgte ihm sein Sohn Nocturnal nach und übernahm den Herrscherthron in Opportunus. Er versuchte wieder Kontrolle über die Welt zu erlangen, die sich ihm aufgewühlt und ungeordnet zeigte. Zwei verschiedene Zeitalter schienen durcheinander geraten zu sein, deshalb verriegelte er das Portal und vernichtete schließlich alles, was von der Erde stammte. Doch das Tor wurde erneut geöffnet...

Anonym69 Offline



Beiträge: 2

19.09.2007 16:13
#2 RE: Virtus et Vis Antworten

Dann poste ich hier mal das erste Kapitel. Ich würde gerne wissen, ob diese Fantasy-Geschichte eurer Meinung nach zu etwas taugen würde...

1.Kapitel

Der Dunkle

Er war normal, lebte auf der Strasse. Er mied die Menschen, genauso wie sie ihn, und fiel im Großen und Ganzen nicht weiter auf. Seine Gedanken basierten auf menschlichem Niveau und doch war er auf eine unbeschreibliche Art und Weise - einfach nur anders. Gern schrieb er Gedichte, oder starrte von seinem Versteck, einem Hochstand tief im Wald, einfach nur in den Regen hinaus, als könne er dort den Verlauf seiner weiteren Zukunft erkennen. Von wo er herkam, wusste er nicht genau. Seine Erinnerungen, waren nicht mehr als ein Faden Gehirnrinnsal, der im nächsten Moment zu reißen drohte. Laut war es dort gewesen, überall Menschen, die so waren wie er. Entweder sie hatten einen Grund, oder sie hatten keinen sich so zu benehmen. Vielmehr ein Hoffen auf Anerkennung, gesehen zu werden, aufzufallen trieb sie dazu sich anders zu verhalten. Deshalb taten sie so. Dumm, nein, dumm, das waren sie ganz sicher nicht. Man müsste sie, wenn schon, als einfallsreich bezeichnen, als welche, die wussten sich im Leben durchzusetzen - Überlebenskünstler.
Er kannte sie alle, diese Leute, und verstand sie. Nicht die im weißen Kittel, nein, die nicht. Eingesperrt hatte man sie, und als eine Schande für die Bevölkerung waren sie dargestellt worden. Verfolgt und eingefangen, zurückgebracht dorthin, wo sie hingehörten, hatte man sie. Er nicht, nein, er war geflüchtet von dort, denn er wollte sich nicht alles gefallen lassen. Er verstand sich mit allen, bis auf die, die sich als Menschen bezeichneten. Oft hatte er ihren Begräbniszeremonien gelauscht, die sich fast täglich auf dem Friedhof in der Nähe abspielten. Das erstickte Schluchzen hatte ihn jedes Mal in Rage versetzt, der Gesang in Abgründe gezerrt. Der ganze Aufzug war ihm zuwider. Alles Einbildung, die Trauer, gespielt, mehr nicht. Was wussten die schon vom Leben? Er wollte das Gefühl unterdrücken, das ihn so regelmäßig überkam, doch etwas kam näher und es verhieß nichts Gutes, das spürte er. Seine Gedanken basierten bis dahin auf menschlichem Niveau - noch.

Ein Mann kam des Weges. Schlenderte. Suchte. Der Alte war ihm während einer Übung weggestorben, genauer gesagt, qualvoll verbrannt. Doch er hatte nur sein Taschentuch gezückt, sich kurz hineingeschnäuzt und hatte befohlen den nutzlosen Kadaver wegzuschaffen. Hatte weggeschaut. Nutzlos und faul waren sie heutzutage, wabernde Gestalten, die sich teilweise nur noch rollend fortbewegten. Einen neuen konnte er jetzt aber ganz gut gebrauchen. Gerade war Hochsaison in seinem Geschäft und es mangelte nach einem heftigen Streit wieder einmal an Mitarbeitern. Besonders gerne nahm er die Verrückten auf, denn die waren nicht schwer zu bekommen und suchten meist nur nach einem willigen Chef, der sie anwies, was sie zu tun hatten. Einen im Visier hatte er auch schon mehrere Monate. Er schlich seit geraumer Zeit in der Gegend herum, daher war es ihm sogar recht, dass der Alte nicht mehr war.
Immer nachdem er sein nächstes Opfer gefunden hatte, nistete er sich in dessen Gehirn ein und gewann somit die Kontrolle über den von ihm Auserwählten. Genau diese Kontrolle hatte er nun über den Neuen erlangt und konnte nun, wann immer er auch wollte, zugreifen und ihn holen. Dieser Moment war nun gekommen. Der Mann rückte den Hut zurecht, strich die schwarze Krawatte glatt und stolzierte mit hoch erhobenem Haupt auf den Hochstand, der tief im Wald stand zu. Mit dem Gehstock, auf dem ein schwarzes, geschnörkeltes Kreuz angebracht war, klopfte er an einen Balken des „Gebäudes“, dass er unter normalen Umständen nur als mickrige Höhle abgetan und sich wahrscheinlich nicht einmal mehr als dreißig Meter an sie heran gewagt hätte, aus Angst vor Ungeziefer, das gewiss hier in der Umgebung im Unterholz des Waldes hauste. Bedrohlich schwenkte die Hütte, die sich als äußerst morsch erwies, im Wind. Fahles Licht, kräuselnde Blätter, raschelnde Zweige, tief der Abgrund, der sich auftat. Oh, wie sehr hasste er dieses ewige Gesinge und Gepfeife, eine Gräueltat in seinen Ohren. Lautere Melodie, näherkommende Person. Da war er. Genauso hatte er sich seinen neuen Schüler vorgestellt, eine Verschwendung an die Menschheit. Die Kleider zerfetzt, der Blick vernebelt, umgeben von einer fahlen Aura, die nur noch dünn zu bestehen schien. Ein hämisches Grinsen umspielte seine Mundwinkel. Als die Person näher kam, veränderten sich seine Züge jedoch rasch und er setzte bei dem Anblick der Gestalt, die zwischen den Bäumen hervortrat, ein amüsiertes Lächeln auf und fragte mit gespieltem Interesse und in einem betonten freundlichen Ton: „Guten Tag, euer Ehren, ist dies ihr Revier, auf dem diese großartige Behausung steht? Etwas zu nobel für meinen Geschmack.“ Der andere wankte und stützte sich an einem Baumstamm ab, die Augen starr zu schmalen Schlitzen verzogen und auf dem ihm unbekannten Mann gerichtet. Seine Finger umklammerten ein blutbeschmiertes Messer. Er sagte kein Wort. Lässig auf seinen Stock gestützt, blickte der Mann auf das Bürschchen im zarten Alter von vielleicht 18 Jahren hinunter. Fettige, hüftlange schwarze Haare, umrandeten sein bleiches Gesicht, der Gang gebückt, die Schritte federnd, die Augen tiefbraun. Nein, er hatte sich nicht geirrt, dieser hier war eindeutig sein Fall, genau so einen brauchte er. Der Mann war nun ganz in seinem Element, wirkte entspannt und angsteinflößend zugleich. Mit einem Wink forderte er den anderen auf ihm zu folgen. Dieser trottete wortlos hinter ihm her, wie ein ängstlicher Hund mit eingezogenem Schwanz.

Er wagte es nicht zu widersprechen und zwang sich ruhig zu bleiben. Die Macht, die von dem Unheimlichen ausging, hielt ihn gefangen. Schon als er den Mann das erste Mal sah, hatte er ihm insgeheim den Namen „der Dunkle“ gegeben, nur wusste er bis dahin noch nicht, dass der Unheimliche auch allgemein so genannt wurde. Doch eines war ihm unweigerlich klar geworden, dass er sterben würde, wenn er sich dem Dunklen zu widersetzte wagte. Die wenigen Sachen, die er besaß, hatte er liegen gelassen. Nur sein Gedichtbuch, das er immer mit sich herumtrug, hatte er mitgenommen.
Der Dunkle führte ihn weiter in den Wald hinein. An diesem Ort war er noch nie gewesen, so tief im Wald, er hatte noch nicht einmal gewusst, dass dieser so undurchdringlich und dicht war, denn mehr als ein paar Meter hatte er sich aus Furcht vor unerwünschten Besuchern nie von seinem Zuhause entfernt. Sie liefen lange durch das Dickicht des Waldes und es mussten wohl einige Stunden vergangen sein, denn die dunklen Konturen von dem Mantel seines Peinigers verschwammen allmählich vor seinen Augen und durch die im Wind wippenden Zweige der hohen Bäume konnte er den tiefschwarzen Himmel, an dem eine Vielzahl von Sternen glänzte, genau erkennen.
Die ganze Zeit schon hatte er ihn beobachtet, den vor ihm, seinen Schritten gelauscht, doch er wagte es nicht daran zu denken, wohin ihn der Unbekannte führte. Schon bald konnte er kaum mehr laufen und schleppte sich seinem Anführer hinterher. Dieser lief wie vom Teufel geritten vor ihm, immer im selben Tempo und ohne auch nur einmal daran zu denken, ihm zuliebe eine kurze Pause einzulegen. Aber warum sollte der Mann auch, schließlich lief er ihm ja hinterher und nicht der andere ihm. Also lag es wohl oder übel an ihm, dem Dunklen zu folgen und nicht umgekehrt, wobei er genau wusste, dass die Widerrede seinerseits sowieso zwecklos gewesen wäre. Noch immer war es ihm nicht so ganz klar, warum er dem Unbekannten so bereitwillig gefolgt war. Was, wenn er plötzlich stehen blieb, wieder zurücklief? Fragen, die nach einer Antwort verlangten und keine fanden. Irgendwie spürte er jedoch, dass er dem Dunklen zu folgen hatte, es seine Bestimmung war. In den letzten Tagen war er häufig nach einer schlaflosen Nacht schweißgebadet aufgewacht und hatte über den Sinn seines Existierens nachgedacht. Darüber Tag und Nacht gegrübelt, ob das Leben nach dem Tod ihm einen glücklicheren Lebensverlauf bringen würde. Sein Gehirn war damals psychisch sehr überlastet gewesen, praktisch auf dem Nullpunkt, um es genauer auszudrücken. Diese Fase hatte er schon öfters durchlebt und hatte sie jedes Mal knapp überstanden. Was soviel hieß, dass er zwar zum Beispiel mit einem Messer in seinen Händen gespielt hatte, aber dem unwiderruflichen Drang es sich in den Körper zu rammen, jedes Mal entgangen war, denn schließlich wusste er ja, wie einfach es ist, sich das Leben zu nehmen, ohne dabei große Schmerzen zu erleiden. Fast monatlich wechselten seine Stimmungen, er konnte fröhlich wie kein anderer sein, sich über jede kleine Gegebenheit der Natur totlachen sowie den ganzen Tag im hintesten Winkel sitzen und über den Tod nachdenken. Vielleicht folgte er deshalb dem Mann, klammerte sich an ihn, denn selbst konnte er es nicht tun, das war eine seiner Schwächen. Er konnte kein Blut sehen. Der Abstand zwischen ihnen wurde stetig größer. Er hatte plötzlich unheimlich große Angst den Unbekannten zu verlieren und lief deshalb schneller. Seine Lunge schmerzte bis ins Unerträgliche und ihm war bitterkalt. Er nahm diese Kälte schon eine geraume Zeit wahr, doch der kühle Wind war daran sicher nicht schuld. Die Kälte ging vom Dunklen aus, das spürte er und ließ ihn erschaudern.
Langsam brach die Nacht herein und noch immer lief der Unbekannte, auf den er so viel Hoffnung gesetzt hatte, vor ihm her. Immer im selben gleichmäßigen Tempo. Schritt, Schritt, Schritt... Schlurf. Eigentlich lief er nicht, schien bei seiner Art der Fortbewegung auch nicht zu ermüden. Schweben, das war der richtige Ausdruck, für seine Gangart, denn tatsächlich berührten seine Füße kaum den Boden. Langsam kam es ihm so vor, als würde er nur noch durch die Willenskraft des Unbekannten vorwärts getrieben werden. Er fühlte sich müde, ausgelaugt, ja, sogar dem Tode nahe, wie noch niemals zuvor. Einmal hatte er sich aus Versehen den Arm aufgeritzt, danach war ihm aber so schlecht gewesen, dass er das Messer im hohen Bogen weggeworfen und nie wieder gefunden hatte. Er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er vor Erschöpfung am Boden kriechen würde.
In den letzten Wochen hatte er kaum Nahrung zu sich genommen und war dadurch ziemlich geschwächt. Doch die Macht des Dunklen trieb ihn vorwärts. Plötzlich war es soweit, kurzerhand tat er einen letzen Atemzug, der ihm die Kehle zuschnürte, schluckte schwer, würgte, sein Körper krampfte sich zusammen, wankte und schlug schwer am waldigen Boden auf. Die Willenskraft des Anderen, die ihn fortzubewegen vermocht hatte, war durch ein schnell näherkommendes Licht durchbrochen worden und hatte ihn zu Boden geworfen.

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