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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 491 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Felios Offline



Beiträge: 416

12.10.2007 22:29
RE: Mein Ausflug nach Gais Antworten

Mein Ausflug nach Gais (Schweiz)

Eine Fahrt am frühen Freitag morgen von Innsbruck über den Arlberg nach Feldkirch mit dem Zug. Landschaften rauschen vorbei. Schroffe Bergwelten. Mächtige Felswände mit hohen Wasserfällen. Schon so oft gesehen. Am interessantesten Stück geht es durch den Arlbergtunnel. Quälend lang durch die Dunkelheit. Das rhythmische Klack-klack der Gleise, über die der Zug rollt, wirkt einschläfernd. Schlafen geht jedoch nicht. Der beißende Gestank nach Metall, das auf Metall reibt, wenn der Zug nach dem Überqueren des höchsten Punktes wortwörtlich "in die Eisen steigt". Nach scheinbar vielen Stunden dann das erlösende Licht am Ende des Tunnels.... Langen am Arlberg, doch danach geht es sogleich in den nächsten Tunnel.

Allmählich wird die Landschaft flacher... wir nähern uns Bludenz. Auf den Wiesen sieht man hier und da ein paar Rehe grasen. Im tiefen Gras lauern Katzen auf Beute. Ländlich ist der Eindruck, ja fast ein wenig verschlafen. Vielleicht auch nur ganz gewöhnlich und doch so ungewöhnlich für einen wie mich, der in einer größeren Stadt den Großteil des Jahres verbringt.

Feldkirch. Eine Stadt mit Mittelaltercharakter. Verwinkelt. Alte Gemäuer. Und seit Jahren eine Baustelle am Bahnhof. Es geht mit dem Auto weiter. Direkt ins Niemandsland. Die Beschilderung wird spärlicher. Dann kommt der österreichische Grenzposten. Niemand sitzt herinnen... dann kommt der schweizerische Grenzposten. "Grüezi mitanand". Ausweise... "haben Sie Ware geladen?" Ware? Zählt Tiroler Käse auch? Wir lassen die Grenze hinter uns. Ein ausgedehntes Tal öffnet sich uns - das Rheintal. Eine Gemeinde berührt die Nächste. Dicht gedrängt sitzen sie aufeinander, wie um sich gegenseitig in diesen rauhen Zeiten zu wärmen. Nach Süden zu frohlocken die ersten höheren Alpengipfel. Im Vordergrund - das heißt nach Westen zu - fast französisch anmutende Hügellandschaften, mit kleinen verstreuten Dörfern, auf jeden Hügel führt eine schmale Straße. Es ist tatsächlich eine andere Welt, die man betritt - oder besser gesagt befährt.

Einen feinen Pass mit vielen Serpentinen geht es ins Appenzeller Land. Immer höher schraubt man sich, während das Rheintal umso überschaubarer wird. Plötzlich ist man in Gais. Ein Dorf mit einer einzigen, langen Straße, möchte man meinen. Scheinbar endlos schlängelt sie sich entlang sanfter Hügel, die im farbenfrohen Herbstlaub eine Stimmung zaubern, die sich mit Worten kaum beschreiben lässt. Es ist absolut ruhig, als ich zum Schwäbrig hinaufsteige. Noch sonnig, aber tiefe Wolken drücken immer mehr von Norden herein.

Der Aufstieg. Vorbei am Dorfplatz. Grüzi.. sagen die Einheimischen. Nicht Grüezi, sondern Grützi... bisweilen versteht man auch nur ...zi. So wie man in Österreich ein "s...vss" vorbeiflüstert. Eine schmale Landstraße führt, gesäumt von Hügeln, hinauf. Vorbei an Gehöften. Die Straße ist abgesperrt. Durch Kühe, welche zur Alm hinauf- bzw. hinabgetrieben werden. Die Zeit scheint stillzustehen. Es ist so ruhig, fast unheimlich lautlos. Kein Verkehrslärm. Kein Hintergrundrauschen. Kein startendes Flugzeug. Man ist mit sich alleine. Die gedachten Gedanken erscheinen einem fast wie gesprochene Worte. Nicht einmal ein Windhauch geht. Der nächste Hof. Ich schaue eine Kuh an. Sie schaut skeptisch zurück. Ein Hund bellt. Ein kleiner Hund, aber ein werdender Wachhund. Knurrend, kläffend nähert er sich mir und versucht mich einzuschüchtern, indem er vor meine Füße läuft. Oder er möchte spielen? Ich weiß es nicht. Freue mich darüber, als der Hund zurückgerufen wird und kann meinen Weg fortsetzen.

Ein Waldstück. Im dichten Nebel. Tau tropft großtropfig von den Laub- und Nadelbäumen. Unheimliche Stille senkt sich um mich herab. Das steilste Stück. Es wird heller. Das Ziel rückt näher. Die Zentrale, ein altes Schulgebäude. Nebelschwaden ziehen immer wieder durch, in der Nacht ist die Sicht gleich Null. Auch am nächsten Tage. In Watte gehüllt und die Stille wird noch deutlicher. Es ist wie eine Insel im großen Ozean. Abgeschottet von dem, was sich Leben nennt. Zugleich lässt es einen wieder spüren, was Leben ist. Kühe. Ziegen. Schafe. Altweiberspinnennetze. Und überall Katzen, die ein so unbeschwertes Leben genießen dürfen. Inmitten all dieser Natur. Ich. Spüre meine Gedanken. Höre meinen Atem. Fühle meine Schritte. Entspannung. Kann es einen schöneren Arbeitsplatz geben?

Felios

"Der beste Kenner einer Gesellschaft ist der Fremde, der bleibt." (Georg Simmel)

stefan böck Offline



Beiträge: 18

29.10.2007 00:41
#2 RE: Mein Ausflug nach Gais Antworten

hallo, kenne arno holz nicht, aber ich fände treffender:
kunst=natur/("geteilt durch")x

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