Du bist der schwarze Mann Mit Augen so groß wie Brunnen. So vielsagend und verlierend in der Unendlichkeit. Dein Blick trägt kein Wasser mehr. Deine Brunnen sind ausgetrocknet Und schreien nach ihrem Lebenselixier. - Welche Sehsucht hast du, schwarzer Mann? Hast du etwa Angst zu leben?
Ich hasse deine Ideologie. Ich sehe dich und bin verzweifelt. Nichts an dir passt zusammen. Deine Gesinnung, dein Gesicht. Dein Lächeln, deine Parolen. Es ist bizarr und krank. - Ich will dir Wasser geben, schwarzer Mann. Ich will sehen, welche Siedlung sich dann um dich baut.
Es ist Winter in deinem Land. Und dieser Winter wird bleiben. Wir wissen, dass du es bist, der ihn nicht gehen lässt. Du willst keinen Sommer, du willst keine Sonne. Nur die weiße Landschaft, die vor dir erzittert. Nur deine schwarzen Gedanken, die alles weiß zerstören. Sie alle verachten dich: So versuchst du dich zu verstecken. Aber weißes Wissen ist so rein, das es dich nie verschleiern kann. -
Du bist allein, du armer Mann. Deine Augen sagen es mir. Ich bin fasziniert von der Trauer in deinem Gesicht. Ich bin schockiert von der Umsetzung deiner grausigen Gedanken. Und auch ich bin allein, kleiner Mann. Denn meine Augen schreien wie deine. Doch niemals könnte ich nur eine Farbe sein. Immer werde ich Farben auf gewaschene Flächen tupfen.
Dein Gedicht spricht mich an, ja, das sind Gedanken die mich auch bewegen. Was mag in einem Nazi vorgehen? Irgendwie erinnert mich Dein Gedicht an ein Lied von den Ärtzten, es heißt: Schrei nach Liebe. Vielleicht kennst Du es? Darin wird auch sinniert, was Nazis bewegen könnte. Genau sagen kann das wohl niemand und deswegen muss mann sich Gedanken machen. Dein Gedicht will zum nachdenken anregen und genau das hast Du bei mir geschafft. Also ein gelungenes Gedicht - wie ich finde.
Danke, Wolfgang. ja, ich habe mal einen zwangsläufig kennenlernen müssen und war erschüttert über sein Charisma und seine Höflichkeit, weil man sich unter Nazis immer monsterähnliche Kreaturen vorstellt. Das Lied von den Ärzten finde ich auch toll.
Hallo Manou, das "Thema" Nazi wird meiner Meinung nach in unserer Gesellschaft viel zu hoch gespielt. Es ist auch wenig geeignet, die permanent in (fast)jeder Gesellschaft schlummernde Ausgrenzung von Menschen, die Verfolgung Andersdenkender, die Gleichschaltung von Menschen aufzuzeigen. Im Gegenteil - aus meiner Sicht - wird damit nur vieles verwischt. Wir werden fokussiert. Man betrachtet den Nazi und meint damit was Besseres zu sein, edler im Umgang mit anderen.
Ich bräuchte nur wenig, genau das Gegenteil zu beweisen. Das, was wir an Nazis kritisieren, verurteilen, das steckt in uns selbst mitunter auch. Was uns vielleicht unterscheidet, ist unser Verhalten, unseren inneren Empfindungen nachzugeben, oder unsere anerzogene Vernunft einzuschalten.
Hinter den meisten "Nazis" verbergen sich ganz gewöhnliche Kriminelle. Leute, die durch diese Gruppenzuordnung erst eine "Aufwertung" in ihrem Sinne erfahren. Aus einer brutalen Schlägerei, einem gemeinen Überfall auf einen anderen Menschen wird dann etwas mit einer Zielrichtung. Man ist plötzlich Mitglied einer Gruppe. In der kann man mit diesen Verbrechen dann sogar prahlen. - das geschieht, weil wir, die Gesellschaft denen dazu eine Plattform bieten. Ich denke, es wäre viel besser, einen Schläger als Schläger zu verurteilen, ihn wie das zu behandeln, was er geworden ist - ein Krimineller.
Die anderen, die "nur" mit Worten agieren, hier macht man sich viel zu wenig Mühe, sich mit diesen Worten auseinander zu setzen. Im Gegenteil, oft erlebe ich, dass man diese Menschen ausgrenzt, jeder Diskussion ausweicht - im Grunde genauso plakativ agiert, wie der andere.
Jeder kann in seinem Umfeld etwas dafür tun, dass es zu keiner Ausgrenzung von Menschen kommt, dass man sich auch mit dem abwegigsten Gedanken auseinander setzt, dass man aufklärt, Wissen gegen Gefühl stellt und Gefühl zeigt. Die Verletzung, die man nicht will, sollte man auch nicht anderen zufügen.
Und einen Aspekt, den sollte man sich auch einmal überlegen. Wird dieses Thema "Nazi" von unserer Politik nicht gekonnt verwendet, um von anderen Themen einfach abzulenken? Millionen Kinder leben in unserem Land unterhalb der Armutsgrenze. Sie erfahren bereits im Kindesalter eine Ausgrenzung. Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer. Immer ungenierter rafft die sogenannte Leistungselite unseres Landes seinen persönlichen Reichtum. Eigentlich müsste angesichts der Millionen Armen in diesem Land eine Solidarisierung erfolgen. Doch noch die Ärmsten "kämpfen" lieber gegen Nazis, als diese Gesellschaft zu verbessern. Um Kriminelle soll und kann sich die Polizei kümmern. Und die Meinung Andersdenkender müssen wir ertragen lernen, genauso wie die unsere Meinung ertragen müssen.
Interessant, dein Gedicht hat mich zu diesen Gedanken angestoßen - obwohl ich es für ein wenig zu plakativ halte.