Fahre an der Universität vorbei. Auf der Mauer am Innufer sonnen sich - oder sonnten sich, denn die Sonne verschwindet immer öfter hinter den Wolken, junge, sicherlich auch ein paar hübsche Studentinnen. Denke mir, da könnte ich mich ja mal nebenan setzen, aber dann starren sie mich wieder an, wie die Frauen im Park, und dann werd ich wieder rot, denke ich mir, und wenn ich rot werde, kriege ich Schweißausbrüche, und schwitzige Hände machen sich immer schlecht, wenn man sich Hände gibt, auch wenn ich wohl kaum in die Verlegenheit geraten werde, einer wildfremden, hübschen Studentin an der Mauer plötzlich einen Handschlag geben zu müssen. Zum Glück halte ich während der wirren Gedankengänge, aus deren Labyrinth ich mich nur mit Mühe entfädele, nicht an und fahre schlicht an ihnen vorbei, ihre starrenden Blicke nun im Rücken. Ob ich sie noch mal ansprechen soll? Stelle mir gerade vor, dass sie schon einen Freund hat, was meist der Fall ist, wenn ich ein wenig stärkeres Interesse als die übliche Gleichgültigkeit, die ich beispielsweise gegenüber Kettenraucherinnen empfinde, für eine weibliche Person hege. Nein, nein, entgegne ich im Gedanken, das soll keine Anmache sein. Ich möchte Dich nur begleiten, denke mir, dass Du vielleicht einsam bist. Denke mir zugleich, wenn ich das sage, denkt sie, ich würde irgendeinen tieferen Grund haben, sie zu begleiten, weil ich ja darauf anspiele, dass sie einsam ist. Das ist zu kompliziert, denke ich mir, das muss viel einfacher gehen. Es kann ja wohl nicht so schwer sein, eine Frau anzusprechen, denke ich mir, ohne gleich einen tieferen Grund durchblicken zu lassen, der sicherlich vorhanden ist, denn einfach so spricht ja wohl niemand eine Frau an, denke ich mir.
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Aus einem längeren Text, den ich vollständig im inneren Monolog geschrieben habe, mal ein Auszug.
Felios
"Der beste Kenner einer Gesellschaft ist der Fremde, der bleibt." (Georg Simmel)