Warum sehen Menschen im Fernsehen nach dem Sex immer so schön aus?


Verstohlen krieche ich aus dem Bett und schäme mich ein bisschen. Meine Brüste, die er gerade noch liebkoste, sehen jetzt wieder so klein aus wie immer. Und überhaupt, meine Beine sind unrasiert und attraktiv fühle ich mich eher nicht so.
Nicht so schön und sinnlich wie die Darsteller in einem Liebesfilm.
Meine blonden langen Haare sind zerzaust und ich habe das dringende Bedürfnis zu duschen. Zum Glück gibt es hier im Zimmer keinen Spiegel, denn so dreckig wie ich mich fühle, sehe ich bestimmt gerade auch aus.
Also, bloß schnell meine Unterwäsche suchen. Irgendwo muss sie doch liegen, in diesem mit fremden Zimmer zwischen benutzten Kondomen und anderen Kleidungsstücken, die nicht mir gehören.
Ich schaue gerade auf dem beigefarbenen Sofa nach, wo auch meine Jacke liegt, da kommt er mit einem Glas Wasser in der Hand wieder.
Ob ich schon gehen will, fragt er.
Ich schaue an ihm herunter und quatsche irgendwas von Aufräumen und Muttertag, als mir auffällt dass er dort auch nur in Boxershorts steht-oder auch schon.
Wieso kann es jetzt nicht einen Cut geben und ich anschließend in der nächsten Szene sein?
Ich schaue mich weiter um, deute meine Suche nach der Unterwäsche durch übertriebenes Anheben von Gegenständen an, bis er sie mir schließlich in die Hand drückt, zusammen mit einer zerknüllten Socke.
Wir frühstücken und reden, aber wie Kumpels, nicht verliebt. Nicht wie im Film. Und auch nicht im Bett, sondern am Tisch in der kleinen WG-Küche neben der Spüle, in der sich das dreckige Geschirr stapelt. Statt Brötchen gibt es Käsebrot, statt Orangensaft Eistee-mit Pulver angemischt- und statt dem Latte Macchiato einfach nur Tee.
Ein kurzer Gang auf die Toilette bestätigt mit, dass ich zwar fertig aussehe, aber nicht so eklig, wie ich dachte. Make-Up und Rouge befinden sich schon lange nicht mehr auf meinem Gesicht, dafür aber verschmierte Mascara.
Hätte man diese Nacht gefilmt, ich glaube, niemand hätte mehr Lust auf Sex, auch wenn er verdammt gut war.

Tja, Zoé ...
Den Sex, den man im Bett genießt und nicht nur auf der Leinwand bewundert, muss man unter dem selben Vorbehalt beurteilen und verstehen, dass er von derselben Lüge getragen wird.
Realität ist das, was wir rundherum empfinden - mit allen Gerüche, Gefühlen, Nebensächlichkeiten und Dingen, die eigentlich gar nicht dazu gehören.
Schon die Tatsache, dass wir uns heute mehr Kinofilme im eigenen Wohnzimmer ansehen, als es früher möglich gewesen wäre, trägt dazu bei, die Empfindungen abzustumpfen. Wir sitzen ja bei uns daheim rum und kennen die ganzen Kleinigkeiten. Dadurch wird der Film immer weiter in die klinische Perfektion getrieben. Früher konnte einem schon das aufdringliche Parfüm aus der Reihe vor einem oder der röchelnde Asthma-Schnapper hinter uns zur Weißglut treiben.
Heute geht das anders vonstatten.
Nach dem Sex kommt WERBUNG!
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Klosterfrau Melissengeist fehlt derzeit, aber wenn die Wirtschaftskrise vorbei ist, wird's auch da wieder was zu lachen geben.

So ist das Leben. Wir haben es uns selbst eingebrockt und jetzt will's keiner gewesen sein.
Mein Tipp:
Selber sexen und bei Werbung sofort abschalten!
LG
Alex tHEfOOl

ich denke sex ixt nur so gut, wie man ihn genießen kann. mit dem richtigen menschen an der seite zur richtigen zeit, macht auch eine wg-küche keinen abschreckenden eindruck. auf die chemie zwischen den partnern kommt es an. und in dem text sah es für mich so aus, als handele es sich mehr um einen onenightstand, als um eine beziehung. da kann so etwas natürlich schon mal passieren.

Hallo Zoe,
sehr schöne Geschichte, gut beschrieben, ich konnte mich gut rein versetzen. Ein wenig tut mir die Frau in der Handlung sogar leid. Es gibt bessere Männer, aber vielleicht hat sie ja gerade das gewollt? Gibt es eine Fortsetzung über das Leben dieser Frau? Im Text gibt es einige Wiederholungen (z.Bsp. "Ich schaue"), das würde ich noch einmal überarbeiten. Aber ansonsten.. mehr davon
Viele Grüße vom Schreiberling

das find ich auch, zoe, mehr davon.

wem so was am muttertag einfällt ... ich muss mich da sehr bemühen. mir fällt da mehr zum 1. mai ein, es trifft den selben nerv. aber - sehr einfühlsam, es trifft die innere stimmung. die scheinbar unscheinbaren kleinigkeiten, die sind es, in denen ich mich erkennen kann.