Obwohl einsam, bin ich nicht allein. Menschen um mich, die einander lieben, Menschen, die sich wohl fühlen und lachen - Sie schließen mich nicht ein und doch nicht aus. Sie lachen mir zu und nicken freundlich. Ich aber sehe sie nur durch Nebel und Dunst. Ich lache nicht mit, aber ich freu' mich für sie. Keine Regung durchzuckt mich, da mein Herz einsam ist. Millionen umgeben mich mit Wällen aus Lärm, Und denken, reden lustig - unbeschwert an mir vorbei.
Die Welt liegt abseits, der Tag gibt nur Licht. Die Nacht umhüllt alles, nur mich allein nicht. Mich deckt kein Dunkel, kein Leid, das man fühlt. Dies' Leben ist schmerzhaft, der Tod allein kühlt. Doch sehne ich niemals dies Ende herbei. Ich lebe zwar einsam, doch atme ich frei!
Da ziehen sie hin, Scharen aus der Stadt; Umspülen mich wirbelnd, schäumend - und sind schon vorbei. Mein Herz schlägt mit ihnen, meinen Gedanken gleich; Doch. weit abseits lebe ich, fern in der Ruh'. Kein Glück, das ich teile, nicht Schmerz oder Weh'. Ich träume dies Dasein, bis Wirklichkeit mich erlöst. Da geh' ich hin träumend, den Nebel entlang. Mein Freund bleibt die Kunst, bis ich's Leben fang!
"FEUERAUGEN" (3 Bände: 1-Das Dorf, 2-Drei Städte, 3-Das Schloss) Mein Roman im Buchhandel
Melancholie, stimmt, kann man durchaus mit Depression übersetzen. Eine melancholische Stimmung ist für mich aber noch lange keine Depression, in der man sich aufgibt. So habe ich tHefOOl's Zeilen nicht verstanden. Melancholie und Depressionen sind ganz persönliche Empfindungen. Für mich lässt Melancholie Hoffnung zu. Setze ich die Euphorie dagegen, ist der Absturz in eine hoffnungslose Depression viel näher liegend. Ich mag die Melancholie, die an einem Novembertag unter den schmutzigen Sternen einer Stadt liegt. Sie lässt mich auf Wärme hoffen. In meinem Bekanntenkreis gibt es genügend Sonnen- und Lichtfanatiker, die schon im Spätsommer mit dem Gesicht zur Faust geballt herumlaufen. Ich kann an regenverhangenen, melancholischen Tagen die Empfindsamkeit dessen spüren, was man hinlänglich als Glück bezeichnet. Ich fürchte mich mehr vor den Tagen, an denen ich mit glücklichen Ereignissen überschüttet werde, weil ich weiß, das hält nicht an. Das "Glück" ist eine Momentaufnahme. Erinnerungen und Hoffnungen bewahre ich, solange ich sie fühlen kann. Jeder Erinnerung wohnt die Hoffnung auf Erfüllung inne, was ich als Optimismus verstehe. Mit anderen Worten, ich gebe vielleicht meine Ziele auf, nicht aber den Weg zu ihnen.
Danke, Nun. Scheint so, als ob wir beide tatsächlich des öfteren gemeinsam auf einer langen, hohen Welle schwimmen, die den Ozean der Gemeinplätze und Gefühllosigkeit gezeitengleich durchpflügt. Der eine kippt zwar dort mal runter und den anderen sprudelt's mit der Gischt auf dem Wellenkamm ein wenig länger in die andere Richtung - doch beide landen wir wohl am Strand der inneren Glückseligkleit. (Bin -nur, um Dir auch das noch mitzuteilen- ein absoluter NOVEMBER-Mensch!)
Mein Gedicht MELANCHOLIE sollte keineswegs als Depressions-Ausdruck zu verstehen gewesen sein, Rainy. In dem Alter damals habe ich viele Dinge übersteigert beurteilt und mich in meiner jugendlichen Unvergleichlichkeit manchmal ausgeschlossen gefühlt. Soll vorkommen, wenn man leicht größenwahnsinnig ist und andererseits aber -wie das so heißt- "ein guter Kumpel".
Oft finde ich hier auf der Site Äußerungen -gerade von jüngeren Mitliedern- die in diese Richtung laufen. Ich halte mich da meist zurück, weil mir damals einige zustimmend-euphorische (und auch negative-ablehnende) Meinungen nicht gut getan haben - so oder so. Aber irgendwo wiederholt sich das alles .. in anderen und manchmal auch immer noch in mir selbst. Hoffe nur, dass jeder gut damit umzugehen versteht .. oder es lernt.
Morgen ist Wahl! Da kann man so manches Verständnis umsetzen.
Alles Beste bei der "richtigen" Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss - nicht nur bei DER Wahl.
tHEfOOl Alex Die kaputte Leber (for Rainy) HE OO usw
"FEUERAUGEN" (3 Bände: 1-Das Dorf, 2-Drei Städte, 3-Das Schloss) Mein Roman im Buchhandel
Hallo tHEfOOl! Ich sehe Melancholie keineswegs als Depression an. Sie hat auch viel romantisches. Z.B. ein Herbstspazierhang kann romantisch, melancholisch sein.. Und diese Zeilen, in Deinem Gedicht, gefallen mir besonders gut: Ich lebe zwar einsam, doch atme ich frei!