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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Simon K Offline



Beiträge: 31

23.09.2009 15:52
RE: 3 Anfänge... Bitte reinlesen ;) Antworten

Hallo,

ich habe im Alter von etwa 10 Jahren angefangen, kleine, meist ziemlich schlechte Texte zu schreiben. Nun bin ich 15 und habe jetzt 3 Einleitungen, die, wie ich meine, nicht schlecht sind.
1. Sollte ein Krimi werden.
2. Sollte ein Roman werden, der dem Kapitalismus und der Wirtschaftskrise den Spiegel vorhält.
Sagt mir bitte ganz ehrlich eure Meinung, gebt mir Tipps zum Schreiben sowie wie man eine Schreibblockade, wie ich sie im Moment habe, überwinden kann. Ach ja, bitte sagt auch, welche Einleitung am meisten von sich verspricht, damit ich diese dann auch weiterführen kann. Die 3.Einleitung muss ich auslassen, da ich sost die 32.000 erlaubten Zeichen überschreite. Kopieren des Textes und einfügen auf andern Websites ist nicht gestattet.


1.


Prolog

Es war kalt in der Nacht, in der sich alles ändern sollte, bitterkalt.
Victoria Owen saß allein in ihrem kleinen Wohnzimmer, in dem sie vor einigen Stunden den Kamin angeheizt hatte, so dass es warm und behaglich war.
Doch trotzdem fror Victoria gelegentlich; sie war nunmehr 87 Jahre alt, und die Ärzte hatten ihr schon vor Jahrzehnten prognostiziert, dass sie wohl kaum die 60 erreichen werde. Doch das war ihr egal: Sie hatte ein hartes, entbehrungsreiches Leben geführt, und sie strebte nicht nach Unsterblichkeit.
Das Einzige, das ihr wirklich zu schaffen machte, das war die Einsamkeit. Victoria lebte einen Tag wie den anderen, ohne jede Abwechslung: Dreimal wöchentlich kam das Hausmädchen, um sauber zu machen und der alten Frau ein wenig Gesellschaft zu leisten, und jeden Sonntag kam der Pfarrer des kleinen Dorfes zu ihr ins Haus, um mit ihr für zu beten; und alle vier Wochen kam der Priester zu ihr, damit sie die Beichte ablegen konnte – Victoria war streng katholisch; ihre Vorfahren waren im 19. Jahrhundert von Irland nach Amerika übergesiedelt, als dort eine große Hungersnot wütete-; doch diese einfachen Notwendigkeiten konnte sie sich nur schwer leisten: Natürlich war der fromme Dienst des Dorfpfarrers kostenlos, doch musste Victoria Kirchensteuern zahlen, dazu kamen regelmäßige obligatorische Spendengelder, die kirchlichen Stiftungen zu Gute kamen. Zwar hatte sie, als sie jünger war – um genauer zu sein, bis zum dreiundsechzigsten Lebensjahr - täglich schwere körperliche Arbeit geleistet, doch trotzdem erhielt sie nur eine geringe Rente.
Ihr Leben war vor allem mit zunehmendem Alter schwieriger geworden, sie litt unter enormen Rückenschmerzen, dazu kam, dass sie sehr schlecht hörte und sta
Victoria hatte keine Verwandtschaft; ihr Verlobter, Edward Harrison, war im zweiten Weltkrieg gefallen, und danach hatte sie sich keinen anderen Männern zugewandt. Kinder hatten Victoria und Edward keine bekommen; uneheliche Kinder waren damals noch eine Schande für die ganze Familie. Und nur sie hatte die Jahre überdauert: Väterlicherseits hatte sie keine Familienangehörigen, mütterlicherseits nur zwei Nichten in Kalifornien, doch eine Reise quer über den Kontinent war natürlich unmöglich: Victoria war einfach zu alt und zu schwach, um stundenlang in einem Auto zu sitzen. Moderne Technik mochte sie nicht: Sie hatte sich schon immer geweigert, in ein Flugzeug zu steigen; vielleicht auch, weil Edward bei amerikanischen Luftwaffe gedient hatte und in einem Luftgefecht über Berlin tödlich getroffen wurden war.
Nun saß Victoria jeden Abend allein in ihrem Wohnzimmer, lauschte der lauten Musik aus ihrem Schallplattenspieler oder hörte die täglichen Nachrichten, die aus ihrem altmodischen Radiogerät kamen.
Es scheint ein Abend wie jeder andere zu werden, so dachte Victoria, doch sie irrte sich in ihrer Vermutung gewaltig.
Als sie nun gegen 22 Uhr auf dem Sofa saß und langsam vor sich hin döste, klopfte etwas ans Fenster. Ein sanfter Winterregen fiel, der sich teilweise in kleine Schneeflocken verwandelte, und das durch den Schnee gedämpfte Klopfen hörte sich fast an, als würden kleine, regennasse Finger gegen die Fensterscheibe trommeln.
Zuerst versuchte Victoria, dass unablässige Klopfen zu ignorieren. Meine Ohren spielen mir wohl wieder einen Streich, dachte sie. Doch das Geräusch hörte nicht auf; im Gegenteil: diese Finger schienen langsam unruhig zu werden.
Jaja, sagte Victoria zu sich selbst. Ich komme ja schon. Es klopfte wieder, und sie öffnete die Terrassentür. Ein eisiger Wind schlug ihr entgegen und zerzauste ihre penibel gekämmten Haare. Ich bin zwar nicht mehr die Jüngste, aber fein aussehen möchte ich trotzdem immer noch, pflegte Victoria zu sich selbst zu sagen, wenn sie wieder einmal vor dem Spiegel stand. Für ein paar Sekunden hielt die alte Dame den Atem an.
„Hallo? Ist da jemand?“, rief sie mit zitternder Stimme. „Verlassen Sie sofort mein Grundstück, oder ich rufe die Polizei!“ Da war irgendetwas, Victoria spürte es einfach, also blieb sie noch einige Sekunden wie versteinert stehen.
Als Victoria hinauf zum Himmel starrte -es war eine sternenklare Nacht- schien etwas Leuchtendes auf sie zuzukommen. Zuerst dachte sie, es sei eine Sternschnuppe, doch dazu war der glühende Himmelskörper viel zu groß.
Mit jedem Meter, den das Licht zurücklegte, schien es größer und zugleich heller zu werden. Als er so nahe herangekommen war, dass Victoria ob des grellen Lichtes die Augen zukneifen musste, erkannte sie, dass es sich um einen riesigen Gesteinsbrocken handelte, der aufgrund der Hitzeentwicklung bei der Reibung während des Eintritts in die Erdatmosphäre lichterloh in Flammen aufgegangen war. Victoria rannte, so schnell es ihre alten Beine erlaubten, ins Haus, sie war völlig von Sinnen und wollte laut um Hilfe rufen, doch das Entsetzen in ihr war so groß, dass kein Laut aus ihrer Kehle drang.
Plötzlich war alles vorbei. Der Himmelskörper flackerte einmal heller denn je auf, und Victoria wandte sich ab und lief ins Haus, um nicht geblendet zu werden. Doch als sie sich dann wieder umdrehte, war die seltsame Lichterscheinung nirgends am nächtlichen Himmelszelt zu sehen. Vollkommen benommen brach Victoria auf dem Teppich vor dem Kamin zusammen.






3.


Prolog

Eine Schweißperle rann Jay Cooper die Stirn hinunter. Er saß seit fast einer Stunde auf der Veranda des Farmhauses seines Großonkels Thomas Laird, wartete auf ihn, schlug die Zeit und unzählige nervige Fliegen tot- und schwitzte.
Angestrengt die Augen zusammenkneifend und sie gleichzeitig mit der rechten Hand beschattend, blickte Jay in Richtung Westen, wo die rubinrot glühende Sonne ihre tägliche Wanderung am Horizont allmählich beendete.
Er suchte die umliegenden kornbestandenen Hügel mit seinen Augen nach seinem Großonkel ab.
Normalerweise ginge von den dort wachsenden Weizenstauden zur Zeit der Abenddämmerung, wenn die sterbende Sonne die Ähren in rötliches Licht tauchte, ein rotgoldener Schimmer aus, doch es hatte seit mehreren Monaten keinen Regenschauer mehr gegeben, und in Folge dessen war ein großer Teil des Getreides entweder aufgrund des chronischen Wassermangels vertrocknet oder von der unerbittlichen, glühendheißen Sonne im mittleren Westen der Vereinigten Staaten verbrannt worden; bei den Pflanzen, die diese Dürreperiode überdauert hatten, hingen die Ähren schlaff und halbtot hinunter- ein trostloser Anblick.
Und tatsächlich: Nach einiger Zeit entdeckte Jay auf einem benachbarten Hügel –die Farm und die umliegenden Ställe, in denen Hühner lebten, lag in einer kleinen Senke- eine korpulente Gestalt, die, auf den abgestorbenen Pflanzen langsam dahin schreitend, in Jays Richtung kam.
Er seufzte tief- und musste leise lächeln: So kannte er seinen Großonkel Thomas: Er hatte es bei keiner Tätigkeit eilig, ließ sich sowohl beim Essen als auch beim Reden Zeit und gab nur wohlüberlegte Antworten, was ihn zu einem treuen Ratgeber für Jay machte.
Doch egal, wie lange sich Thomas auch den Schädel zermarterte: Gegen den akuten- permanent wollte er ihn auf keinen Fall nennen- Wassermangel half nichts: Über Bewässerung wollte er gar nicht erst nachdenken: Auf die Dauer wäre dies, obwohl Thomas‘ Landparzelle zu den kleineren gehörte, nicht bezahlbar gewesen: Wasser war teuer. Doch vor allem daran gab es Mangel in den Great Plains, den gewaltigen Ebenen im Herzen der USA, wo etwa fünfzig Prozent des amerikanischen Getreides angebaut wurden.
Nicht nur Thomas Laird hatte große Probleme mit diesem kontinentalen Klima: Die große Hitze, die seltenen Regenfälle und die Windströmungen, die ungehindert über das Land herzogen, machten den Getreideanbau zu einem risikoreichen Unterfangen. Viele Farmer, die sich ebenfalls keine automatischen Bewässerungsanlagen leisten konnten,
nahmen jedoch die Risiken in Kauf: Wenn man großes Glück mit dem Wetter hatte und die Ernte geschickt zu einem guten Preis verkaufte, konnte man große Gewinne einstreichen- aber später mehr dazu.
Kommen wir wieder zu Jay. Die ganze unwirkliche Situation kam ihm wie eine Szene aus den alten Westernfilmen vor: Er, der zähe Revolverheld, sitzt auf der breiten Veranda seines Landhauses. Eine durch das Dämmerlicht undeutliche Silhouette- ob Verbündeter oder Bösewicht, lässt sich noch nicht ausmachen- nähert sich ihm langsam wie eine Katze, die sich auf leisen Tatzen an ihre Beute heranschleicht, während er ganz entspannt in der Sonne döst
Fehlt da nicht etwas? Ach ja, der lässig, halb schief auf dem Kopf sitzende, ein wenig in die Stirn gezogene Cowboyhut, der geladene Revolver, den der Cowboy gekonnt zwischen Zeige- und Mittelfinger hin und her dreht… Eine eisgekühlte Coca-Cola wäre auch nicht schlecht, als kleine Erfrischung zwischendurch… Gab es da nicht so eine Fernsehwerbung?, fragte sich Jay selbst im Halbschlaf.
„Gut geschlafen, Jay?“, fragte Thomas Laird mit seiner tiefen Stimme.
Der Befragte schreckte jäh hoch. „Wa- was?“ Er gähnte herzhaft und blinzelte ein paar Mal. „Du hast mich aber auch lange warten, Thomas…“
Thomas Laird zwang sich zu einem Lächeln, das aber eher einer Grimasse ähnelte. Es schien, als hätte er keine wirkliche Übung mehr darin.
„Ihr jungen Leute habt wohl nie Zeit, hetzt von einem Termin zum nächsten, wie?“ Er wurde plötzlich wieder ernst. „Ich habe wirklich keine Ahnung, wie es mit der Farm weitergehen soll. Bei meinem kleinen Spaziergang eben… -ich glaube, dass knapp vierzig Prozent des Getreides dahin sind. Wenn es weiterhin so heiß und trocken bleibt, stehe ich am Ende des Sommers ganz ohne Ernte da. Der Herr stellt uns auf eine harte Probe…“
Fast, als wollte er sich vergewissern, ob der Herr nun nicht doch den dringend benötigten Regen engelsgleich auf die Erde hinab sendete, blickte Thomas Laird nach oben. Er seufzte. Der Himmel war wolkenlos und rein.
„Das Ende. Anders kann man unsere Situation nicht nennen. Regen… Das wäre wirklich die göttliche Erlösung für uns Farmer. Möge Gott uns helfen.“
Jay spürte, dass sein Großonkel, den er früher für den Fels in der Brandung in seiner Familie gehalten hatte, der ihn immer, wenn er Probleme hatte, getröstet hatte, den Tränen nahe war. Er konnte ihn verstehen: Die Situation war –oder schien- ausweglos.
„Ich kenne keine Lösung, Onkel. Du könntest das Land verkaufen-…“
Thomas schnitt ihm das Wort ab und schüttelte heftig den Kopf.
„Niemals. Das wäre wirklich das allerletzte, was ich machen würde. Mein Urgroßvater und sogar sein Urgroßvater haben dieses Landstück bereits bestellt. Ich kann mir vorstellen, dass sie schon viel schwerere Zeiten durchgemacht haben, ohne aufzugeben.“
Jim hielt einen kurzen Augenblick inne, kramte ein wenig in seiner Hosentasche, zog
dann ein vom häufigen Waschen farbloses Stofftaschentuch hervor, schnäuzte sich geräuschvoll die Nase, faltete es dann wieder sorgfältig zusammen und steckte es danach in seine Hosentasche. Als er Jay wieder anblickte, bemerkte dieser, dass in den Augenwinkeln seines Großonkels Tränen standen, die langsam, aber stetig seine Wangen hinunterliefen.
Thomas seufzte wieder und wischte sich mit einem Hemdsärmel die Tränen von der Wange.
„Als Mary noch da war… damals war alles besser…“
Weitere Tränen folgten, doch Thomas schien sie nicht zu bemerken. Er stand einfach nur da und weinte. Es war ein Anblick der vollkommenen Trauer und Niedergeschlagenheit: Ein Mann Mitte Sechzig, dem man ansehen konnte, dass er gutem Essen zusprach, aber trotzdem einen von der harten Arbeit gebeugten Rücken hatte; der mit hängenden Schultern und halboffen stehendem Mund dastand. Ein gewaltiges Zittern durchlief seinen Körper, beginnend in den breiten Schultern. Thomas‘ Arme hingen schlaff hinunter, seine Hände jedoch versuchten, etwas für Jay nicht sichtbares festzuhalten, das ihm zu entfliehen drohte. Jay verstand trotzdem. „Mary…“, murmelte Thomas scheinbar besinnungslos. „Mary… warum musstest du nur gehen…?“
Er schluchzte einmal laut. Bei jedem nachfolgenden Schluchzer zog er die Schultern hoch, erstarrte dann einen Moment und ließ sie dann, zitternd, sinken. Seine Tränen rannen zuerst seine Wangen hinunter und fielen dann auf den rissigen, staubtrockenen Boden, wo sie, schimmernd wie durchsichtige Perlen aus Kristall, liegen blieben.
Jay stand bewegungslos da, geschockt ob dieses Anblicks. Früher, als er noch ein kleines Kind war und zu Besuch bei Thomas und Mary war, hatte er sich gefragt, ob sein Großonkel, dieser große, sanfte Bär, den er nur als „Onkel Tom“ kannte, überhaupt weinen konnte. Bis zu diesem Moment hatte er ihn- abgesehen von Marys Beerdigung vor ein paar Jahren- nie auch nur eine Träne vergießen sehen.
Zögernd nahm Jay seinen Onkel, diesen großen Bären, der ihm kaum bis zum Kinn reichte, in den Arm. Beschwichtigend klopfte er ihm auf den Rücken, genau so, wie man ein kleines Kind tröstet, das sich beim Spielen verletzt hat. „Ganz ruhig. Es ist doch alles gut. Beruhige dich.“
Und Thomas beruhigte sich, die Tränen versiegten und er atmete wieder ruhig und gleichmäßig.
Jay drehte seinen Großonkel vorsichtig in Richtung Treppe, stieg sie dann zusammen mit ihm hinauf, führte ihn durch die Tür, warf noch einen letzten Blick nach draußen und schloss dann leise die Tür hinter sich.







Erstes Kapitel
02. August

Mit einem Mal wurde Jay Cooper wach. Er schreckte jäh aus dem Tiefschlaf hoch, fast als hätte er das Klingeln eines Weckers vernommen.
Widerstrebend stand Jay auf, ging die wenigen Meter zum Fenster, zog die bodenlangen Vorhänge zur Seite und blickte aus dem Fenster. Obwohl er schon vorher darauf vorbereitet war, zuckte er bei dem Anblick doch ein wenig zusammen: Die Sonne stand hoch am Himmel; Jay hatte es mal wieder geschafft, zu verschlafen. In dieser Disziplin war er der ungeschlagene Meister: Auch, wenn er früh aufwachte, blieb er noch zwei oder drei Stunden im Bett liegen, döste vor sich hin, las oder trank einen Kaffee- wobei er in letzter Zeit eher selten nur Kaffee trank; meist war es so, dass Jay gegen halb sieben aufwachte, aufstand und auf leisen Sohlen in die Küche schlich, um niemanden zu wecken. Dort packte er, so leise, wie möglich –er machte dabei aber doch einen gewaltigen Lärm- die Spülmaschine aus, nahm sich eine, oft auch zwei große Tassen, stellte sie unter die zwei Düsen seines Kaffeeautomaten und ließ heißen Cappuccino mit extra viel Milchschaum in die Tassen laufen. Dann nahm er sich ein Croissant aus dem Gefrierschrank- er wollte sich die Angewohnheit, frische Brötchen und Croissants einzufrieren, abgewöhnen, und Gebäck lieber ofenfrisch beim Bäcker kaufen- ließ dieses von der Mikrowelle auftauen- ja, endlich mal ein Küchengerät, das keinen Heidenlärm verursachte- nahm dann ein Stückchen Butter und ein Glas Marmelade aus dem Kühlschrank, um sich dann wieder zurück in sein Schlafzimmer zu schleichen.
Dort angekommen, legte er sich dann wieder in sein durch seine eigene Körperwärme vorgeheiztes Bett, ließ sich die gefrierschrankfrischen – aber trotzdem frischen- Croissants und den Cappuccino schmecken, las ein wenig in diesem oder jedem Roman, den er oft innerhalb von wenigen Tagen durcharbeitete und legte ihn dann wieder auf das kleine antike Nachttischchen. Jay verabscheute Bücherregale, auch wenn er solche hatte, bei denen sich die Bretter unter einem gewaltigen- literarischem- Gewicht bogen, wagte er es nicht, die Bücher, die meist schon jahrelang in ebendiesen verabscheuenswürdigen Bücherregalen vor sich hin staubten, auch nur anzurühren. Die Bücher, die er entweder besonders spannend, besonders amüsant oder besonders langatmig fand, lagerte er dann auf seinem antiken Nachttischchen. Dieses Nachttischchen war nicht antik, weil es so alt war, sondern weil es so alt und abgenutzt aussah, dass man es problemlos für ein antikes Stück halten konnte. Schon seit mehreren langen Wochen wehrte sich Jay gegen den schrecklichen Gedanken, einen neuen Nachttisch zu kaufen: Er vertraute den Möbelgeschäften nicht, bei denen man sich zuerst nur scheinbar perfekte Ausstellungsstücke ansieht- Änderungen und Irrtümer vorbehalten- und nachher ein Bücherregal, das am Ende ganz anders aussieht, in einer gigantischen Lagerhalle abholt, nur um es dann zu Hause versucht, aufzubauen. Viele dieser Versuche scheiterten bei Jay kläglich, entweder, weil die Anleitung nicht stimmte, oder weil irgendein verdammtes Teil fehlte. Die riesige Lagerhalle ähnelt, mal abgesehen von dem Licht, das hier von Leuchtstoffröhren und nicht von meterhohen Kerzen und Buntglasfenstern stammt sowie den turmhohen stählernen Lagerregalen, die seltsamerweise ähnlich wie die Bänke in der Kirche ausgerichtet sind- die Kassen sind hier das Allerheiligste- einer Kathedrale aus dem Spätmittelalter.
Nun gut, wir befinden uns im 21. Jahrhundert, aber mit jedem Besuch in diesen- zugegebenermaßen schrecklichen- aber zumindest hochmodernen Möbelhäusern lernen wir ein wenig von der spätmittelalterlichen Kultur und vor allem Architektur kennen. Wer weiß, ob die großen Familien, die nun vollkommen erschöpft und verwirrt durch dieses Geschäfte irren, nicht vor siebenhundert Jahren so ähnlich auf den mittelalterlichen Marktplätzen zu finden waren? Sie bestehen meist aus drei bis vier ständig quengelnden, meckernden oder heulenden Kinder, einem gehetzten Familienvater, der seine ganze Willenskraft auf den Moment konzentriert, in dem er zur netten Frau an der Kasse „Auf Wiedersehen!“ sagt –wieder eine Parallele: das abschließende Amen in der Kirche- sowie der begeisterte Ehefrau, die übereifrig von einer wunderschönen Topfpflanze zur nächsten und von dem einen wunderbaren Edelstahltopf zum nächsten rennt. Oft wird diese unschlagbare Kombination entweder durch den Großvater der Kinder, der, meist die ganze Zeit über, zwischen Rückenschmerzen und Nervenzusammenbruch steht oder von der Großmutter, die weder Kosten noch Mühen scheut, ihren geliebten Enkelkindern all das zu kaufen, was diese brauchen („Aber Mutter, das ist ein rosa Topflappen, ich glaube nicht, dass deine Enkelsöhne viel damit anfangen können!“) und dabei wie eine nervige Biene zwischen Warenregalen und Familienmitgliedern hin- und her summt, komplettiert.
Am Ende dieser Horror- pardon, Einkaufstour- sind alle Beteiligten sowohl physisch als auch psychisch am Ende, obwohl das, was unbedingt benötigt wird, wieder nicht gekauft wurde. Weil sie fast immer so abliefen, hatte Jay die familiären Einkaufstouren hassen gelernt. Aber nun wieder zu unserem Protagonisten, der gerade aus dem weichen Bett aufgestanden ist, nun am Fenster steht und sich fragt, wann es endlich mit der Handlung weitergeht.
Jay blickte aus dem Fenster, betrachtete die Pflanzen, von denen große Teile entweder bereits entfernt wurden waren oder mit geknickten Halmen in der Sonne verdorrten. Es gab viele landwirtschaftliche Probleme im „Dust Bowl“, der „Staubschüssel“ der vereinigten Staaten. Die Great Plains, die riesigen Ebenen, die im Zentrum der USA gelegen sind, sind meist nur steppenartig mit kurzem Gras und kleinen Sträuchern bestanden. Das ganze Jahr über herrscht hier ein semi-arides, also halbtrockenes, winterkaltes Klima. Im Sommer herrschen heiße Temperaturen, doch die Winter sind trotzdem sehr kalt. Das Klima ist mit den gewaltigen Temperaturschwankungen ebenso kontinental wie das in Russland. Niederschläge sind in diesen Bereichen sehr unregelmäßig, mal regnet es wochenlang nicht, dann gibt es wieder wahrlich sintflutartige Regenstürze, bei denen bis zu ein Drittel des jährlichen Niederschlages in wenigen Stunden fallen kann. Es gibt ganzjährig zum Teil sehr kräftige Winde, die ihren Höhepunkt im Winter zwischen November und April erreichen. Die Landwirtschaft in den Great Plains ist immer mit sehr hohen Risiken behaftet, durch die Monokultur, das heißt durch den Anbau einer einzigen Art von Feldfrüchten, wird dieses Risiko nur verstärkt. Doch viele Farmer, sowie Großunternehmen, die durch ein enormes Farmensterben einen großen Teil der Farmen aufkauften, nehmen all die Risiken trotzdem in Kauf. Es gibt ein weit verbreitetes Sprichwort, das ungefähr „Wenn du viel Geld verdienen willst, musst du Risiken eingehen“ lautet. Wenn das Verhältnis von Niederschlägen und Trockenzeiten stimmt, kann ein Farmer in kurzer Zeit große Gewinne einfahren. Die heftigen Regenfälle und die starken Winde im Winter, wenn die Felder nicht bestellt sind, führen zu einer hohen Bodenerosion, teilweise sogar zu einer Deflation, bei der große Flächen abgetragen werden.
Doch Farmer wie Thomas Laird hatten im Laufe der Jahre wirksame Maßnahmen gegen die Bodenabtragung entwickelt. Dazu gehörten unter anderem das Konturpflügen und das stubble mulching. In den hügeligen Regionen der Great Plains ist vor allem das Konturpflügen sehr verbreitet. Dabei werden Furchen höhelinienparallel zum Hang gezogen, damit abwärts fließendes Wasser ein wenig gebremst wird und dann in der Erde versickern kann. Wenn das Gelände flach ist, werden die Felder quer zur Hauptwindrichtung angelegt, da die einfallenden Winde hier sehr gefährlich sind. Beim stubble mulching werden nur die reifen Ähren abgeschnitten und das Getreidestroh nach der Ernte auf dem Feld stehen gelassen. Die Wurzeln werden zusätzlich durchdrennt, damit sie keine Bodenfeuchtigkeit verbrauchen. Dadurch bildet sich zugleich eine Mulchschicht als auch eine schützende Schicht, die verhindert, dass Erde im großen Maße abgetragen wird. Danach sollte der Boden am besten nicht mehr bearbeitet werden.
Jay hatte den terrassenförmigen Feldanbau in der Schule kennengelernt, als über Asien gesprochen wurde. Wie beim Reisanbau werden die Felder terrassenförmig angebaut, wodurch das Wasser langsamer abfließt und sich auf den Feldern staut und sich gleichmäßg zwischen den Pflanzen verteilt. Strip Farming, also streifenförmige Bestellung wird meist in Beziehung mit Fruchtwechsel und Konturpflügen verwendet. Dabei werden etwa gleich große Feldstreifen wie beim konturförmigen Anbau parallel zueinander bestellt. Bis zu jedes Jahr werden dann abwechselnd verschiedene Feldfrüchte und Gemüsesorten, meist zuerst Halm- und dann Blattfrüchte angebaut. So wird verhindert, dass der Boden nicht einseitig ausgenutzt wird.
Die letzte, aber trotzdem sehr wichtige Möglichkeit, die Ernte zu schützen, ist Windbarrieren aufzubauen. Bäume oder Sträucher werden rechtwinklig zur Hauptwindrichtung angepflanzt, wodurch der im Windschatten liegende Bereich geschützt wird. Hänge, die stark von Winderosion betroffen sind, werden oft komplett aufgeforstet oder in Permanentgrünland umgewandelt.

Auf alle meine Texte gilt, so fern nicht anders angegeben :
Copyright by Simon K.
Unerlaubtes Kopieren, auch nur von Abschnitten oder Sätzen, ist nicht gestattet.

Leute, es sind meine Gedanken. Klaut sie nicht, denkt selber nach!

Gast ( gelöscht )
Beiträge:

23.09.2009 17:54
#2 RE: 3 Anfänge... Bitte reinlesen ;) Antworten

Hallo Simon,

für einen 15-jährigen schreibst Du bereits sehr gut. Ein erfahrener Lektor würde Dir folgendes raten:

1.) Kürzen, kürzen, kürzen. Wirf so gut wie alle Adjektive über Bord, vor allem beim Krimi. Schreibe kurz und prägnant. Du mußt nicht alles beschreiben. Dialoge, kurze Schilderungen zeigen eine Handlung, eine Emotion ebenfalls sehr gut.

2.) Wenn Du einen Krimi schreiben willst, siedle die Story in Deutschland an, am besten in der Region, in der Du lebst. Die kennst Du, die kannst Du beschreiben. Von Deutschen geschriebene Krimis, die in den USA, England oder sonstwo spielen, haben auf dem deutschen Markt so gut wie keine Chance. Die Verlage kaufen lieber erfolgreiche Werke aus dem anglizistischen Raum auf und übersetzen diese ins Deutsche.


Also unbedingt weiterschreiben, hörst Du!!!

Ach ja, Thema Schreibblockade: Geh joggen, schwimmen, iß ein leckeres Eis, lies ein gutes Buch. Einfach nur den Kopf frei kriegen, dann wird das schon.

No Name ( gelöscht )
Beiträge:

23.09.2009 20:44
#3 RE: 3 Anfänge... Bitte reinlesen ;) Antworten

Ja, englische Namen sind ganz schlecht für einen deutschsprachigen Newcomer.
Wir versuchen, gerade im Literature-Business die fremdsprachigen Einflüsse, na ja, die foreign influences halt, möglichst abzuwehren. Keiner kann sich was unter Cooper vorstellen. Nenn Deinen Helden Müller und das ist die halbe Miete.
Verleger, Lektoren, Leser ... wollen Transparenz.
Woher kommst Du, wer bist Du? Lokalität! Terroir!
Also möglichst in Deinen eigenen Suburbs!
Klar?
No Name

Schreib so weiter. Irgendwann wirst Du merken, dass links und rechts von Dir mehr passiert als in London, Paris, Bejing oder Sydney. Dein Stil ist für 15 (zweifle ich schwerstens an) gigantisch.
Jetzt nur noch erweachsen werden und Du wirst viele, viele Leseratten glücklich machen.
Comprendre?

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