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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 677 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Simon K Offline



Beiträge: 31

25.10.2009 16:59
RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Bitte schreibt eure Eindrücke, Kommentare und Verbesserungsvorschläge zu meinem angefangenen Kriminalroman.


Erstes Kapitel
Donnerstag,
16. November

Es war kalt in der Nacht, in der sich alles ändern sollte, bitterkalt.
Victoria Owen saß allein in ihrem kleinen Wohnzimmer, in dem sie vor einigen Stunden den Kamin angeheizt hatte, so dass es warm und behaglich war.
Doch trotzdem fror Victoria gelegentlich; sie war nunmehr 87 Jahre alt, und die Ärzte hatten ihr schon vor Jahrzehnten prognostiziert, dass sie wohl kaum die 60 erreichen werde. Doch dieses Alter hatte sie schon weit hinter sich gelassen, und nun genoss sie ihren Lebensabend: Sie hatte ein hartes, entbehrungsreiches Leben geführt, und sie strebte nicht nach Unsterblichkeit.
Das Einzige, das ihr wirklich zu schaffen machte, das war die Einsamkeit. Victoria lebte einen Tag wie den anderen, ohne jede Abwechslung: Dreimal wöchentlich kam Mary, das Hausmädchen, um sauber zu machen und der alten Frau ein wenig Gesellschaft zu leisten, und jeden Sonntag kam der Pfarrer des kleinen Dorfes zu ihr ins Haus, um mit ihr für zu beten; und zweimal im Monat besuchte ihre Haushälterin mit ihr den Hauskreis der Baptisten-Gemeinde, bei dem sich viele ältere und junge Menschen in verschiedenen Häusern der Gemeindemitglieder trafen, um miteinander zu beten, Kaffee zu trinken oder einfach nur Neuigkeiten auszutauschen. Obwohl sie sehr sparsam war, nicht viel aß und kaum elektronische Geräte, die viel Storm verbrauchten, besaß, wurde das Geld zum Monatsende doch knapp. Natürlich war der fromme Dienst des Dorfpfarrers kostenlos, doch Victoria musste ihr Hausmädchen Jane für die weitreichende Hilfe bezahlen, dazu kamen regelmäßige obligatorische Spendengelder, die gemeinnützigen Stiftungen, die Waisenkindern oder Hungernden aus aller Welt halfen, zu Gute kamen. Und letztendlich heizte ein Haus sich nicht von allein. Zwar hatte sie, als sie jünger war – um genauer zu sein, bis zum dreiundsechzigsten Lebensjahr - täglich schwere körperliche Arbeit geleistet, doch trotzdem erhielt sie nur eine geringe Rente.
Ihr Leben war vor allem mit zunehmendem Alter schwieriger geworden, sie litt unter enormen Rückenschmerzen, dazu kam, dass sie sehr schlecht hörte und im Laufe der Zeit immer mehr von ihrer einstigen Sehkraft eingebüßt hatte.
Victoria hatte keine Verwandtschaft; ihr Verlobter, Edward Harrison, war im zweiten Weltkrieg gefallen, und danach hatte sie sich keinen anderen Männern zugewandt. Kinder hatten Victoria und Edward keine bekommen; uneheliche Kinder waren damals noch eine Schande für die ganze Familie. Und nur sie hatte die Jahre überdauert: Väterlicherseits hatte sie keine Familienangehörigen, mütterlicherseits nur zwei Nichten in Kalifornien, doch eine Reise quer über den Kontinent war natürlich unmöglich: Victoria war einfach zu alt und zu schwach, um stundenlang in einem Auto zu sitzen. Moderne Technik mochte sie nicht: Sie hatte sich schon immer geweigert, in ein Flugzeug zu steigen; vielleicht auch, weil Edward bei Royal Airforce gedient hatte und in einem Luftgefecht über Berlin tödlich getroffen wurden war.
Nun saß Victoria jeden Abend allein in ihrem Wohnzimmer, lauschte der lauten Musik aus ihrem Schallplattenspieler oder hörte die täglichen Nachrichten, die aus ihrem altmodischen Radiogerät, das aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts stammte, kamen.
Es scheint ein Abend wie jeder andere zu werden, Victoria, als sie gegen zweiundzwanzig Uhr auf dem Sofa saß, ein wenig döste und darauf wartete, dass der junge Organist ein besonders schönes Stück beendete. Sie hörte privat häufig Kirchenmusik, weil sie die moderne Musik, aber vor allem die Texte, die von der Rockmusik hervorgebracht worden waren, mehr als anstößig fand. Wenn man mit etwas nicht zufrieden ist, kann man entweder bei sich denken, was man will, oder man geht in die Politik. Schmutzige Ausdrücke in den Mund zu nehmen… ist wohl der einzige Weg für die jungen Leute, ihre Meinung kundzutun, so dachte Victoria, als plötzlich etwas mehrmals gegen die Glasscheibe pochte. Zuerst schien es, als strichen die bloßen Zweige der Bäume, die ihre Blätter schon seit Wochen verloren hatten, über das Fenster. Ein sanfter Winterregen fiel, der sich teilweise in kleine Schneeflocken verwandelte, und das durch den fallenden Schnee gedämpfte Klopfen hörte sich fast an, als würden kleine, regennasse Finger gegen die Fensterscheibe trommeln.
Zuerst versuchte Victoria, dass unablässige Klopfen zu ignorieren. Meine Ohren spielen mir wohl wieder einen Streich, dachte sie. Doch das Geräusch hörte nicht auf; im Gegenteil: diese Finger schienen langsam unruhig zu werden.
Jaja, sagte Victoria zu sich selbst. Ich komme ja schon. Es klopfte wieder, und sie öffnete die Terrassentür. Ein eisiger Wind schlug ihr entgegen und zerzauste ihre penibel gekämmten Haare. Ich bin zwar nicht mehr die Jüngste, aber fein aussehen möchte ich trotzdem immer noch, pflegte Victoria zu sich selbst zu sagen, wenn sie wieder einmal vor dem Spiegel stand. Für ein paar Sekunden hielt die alte Dame den Atem an.
„Hallo? Ist da jemand?“, rief sie mit zitternder Stimme. „Verlassen Sie sofort mein Grundstück, oder ich rufe die Polizei!“ Da war irgendetwas, Victoria spürte es einfach, also blieb sie noch einige Sekunden wie versteinert stehen.
Als Victoria hinauf zum Himmel starrte, schien etwas Leuchtendes auf sie zuzukommen. Zuerst dachte sie, es sei eine Sternschnuppe, doch dazu war der glühende Himmelskörper viel zu groß.
Mit jedem Meter, den das Licht zurücklegte, schien es größer und zugleich heller zu werden. Als er so nahe herangekommen war, dass Victoria ob des grellen Lichtes die Augen zukneifen musste, erkannte sie, dass es sich um einen riesigen Gesteinsbrocken handelte, der aufgrund der Hitzeentwicklung bei der Reibung während des Eintritts in die Erdatmosphäre lichterloh in Flammen aufgegangen war. Victoria rannte, so schnell es ihre alten Beine erlaubten, ins Haus, sie war völlig von Sinnen und wollte laut um Hilfe rufen, doch das Entsetzen in ihr war so groß, dass kein Laut aus ihrer Kehle drang.
Plötzlich war alles vorbei. Der Himmelskörper flackerte einmal heller denn je auf, und Victoria wandte sich ab und lief ins Haus, um nicht geblendet zu werden. Doch als sie sich dann wieder umdrehte, war die seltsame Lichterscheinung nirgends am nächtlichen Himmelszelt zu sehen. Vollkommen benommen brach Victoria auf dem Teppich vor dem Kamin zusammen.




„Mrs. Owen! Mrs. Owen! Hören Sie mich?“
Langsam kam Victoria wieder zu sich. Die sonst so melodiöse Stimme von Jane Dean, Victorias Hausmädchen klang blechern und rauschte in ihren Ohren wie ein Telefonferngespräch. Irgendetwas stimmte nicht.
Mary half Victoria, wieder auf die Beine zu kommen. Einen Moment lang schwankte die alte Frau und drohte umzufallen, doch sie fand ihr Gleichgewicht wieder, hielt sich an einem Tisch fest, blickte Mary an und fragte: „Was ist denn passiert, Mary, dass du mich so herbeirufst?“
Ihr Hausmädchen schaute sie besorgt an: „Aber Mrs. Owen, warum liegen Sie denn hier vor dem Kamin, und warum ist die Terrassentür offen? Sie wissen doch, wie teuer das Heizöl ist!“ Um ihren Vorwurf zu bekräftigen, schlug Jane die Tür mit einem lauten Knall zu. Sie schien zwar aufgebracht, doch diese Gereiztheit war nichts gegen die Angst, die sie um die Victoria hatte.
„Ich… ich kann mich an nichts erinnern“, brachte Victoria mit brüchiger Stimme hervor. „Doch. Da ist etwas. Eine Sternschnuppe… leuchtend hell wie eine sterbende Sonne…“
Jane befühle die Stirn der alten Frau. „Aber Sie fiebern ja, Mrs. Owen! Ganz blass sind Sie im Gesicht. Und zittern tun Sie auch. Kommen Sie, setzen Sie sich auf die Couch, ich koche Ihnen einen Tee, dann geht es Ihnen gleich wieder besser.“
Victoria bekam gleich ein wenig Farbe, als ihre Haushälterin zum Kamin ging, klein geschlagene Holzscheite vom Stapel nahm den Ofen damit nachheizte.
„Danke, Mary. Das ist sehr freundlich von dir. Aber du bleibst hier und trinkst eine Tasse mit mir. Ich lasse dich nicht so schnell von hier weg, sonst wirst du dir da draußen in der Kälte noch den Tod holen. Und keine Widerrede!“
Während Victoria es sich auf dem Sofa bequem machte und die kleine Stehlampe auf dem Beistelltisch daneben andrehte, ging Mary in die Küche und kam nach wenigen Minuten mit einem Tablett, auf dem eine altmodische Teekanne, zwei dampfende Teetassen und ein großer Teller mit Löffelbiskuits standen, zurück ins Wohnzimmer. In eine der Tassen hatte sie wohlwissend einige homöopathische Baldriantropfen gegeben, weil Victoria ihr ein wenig zu nervös schien. Der Vorschlag, der alten Dame Beruhigungsmittel zu geben, stammte von deren Hausarzt, der gemeint hatte, dass zu viel Aufregung zu viel für ein Herz sein konnte, das schon viel hinter sich hatte. Und das Naturheilmittel schien seine Wirkung zu haben, Jane vermutete, dass das Medikament der Grund war, aus dem ihre Klientin jeden Abend mit seligem Lächeln auf dem Sofa saß und vollkommen ruhig und entspannt Jazzmusik hörte.
„Dann wollen wir es uns mal gemütlich machen“, schlug Jane vor. „Wie geht es Ihnen jetzt, Mrs. Owen?“
Victoria trank einen Schluck Tee, atmete danach kurz aus und lächelte ihr Hausmädchen an. „Schon viel besser. Danke der Nachfrage. Aber was ist mit dir? Hast du schon einen Studienplatz?“
Mary zögerte einen Moment lang und schlug die Augen nieder. „Noch nicht so ganz… Aber ich arbeite dran.“
„Das möchte ich wohl hoffen. Du musst doch etwas aus dir machen, Kind! Oder willst du ewig lange für wenig Geld alten Frauen wie mir bei der Hausarbeit helfen?“
„Natürlich nicht, Mrs. Owen! Aber haben Sie schon gehört? Charles Graham kommt in unser Dorf … Schon morgen Vormittag! Ist das nicht wunderbar?“
„Ach du liebe Zeit! Dieser junge, gutaussehende Mann, dessen einzige Leidenschaft seine Liebe zu Jesus Christus ist? Und gerade zu uns in die Kirchengemeinde kommt er? Predigt er nicht ausschließlich in kleineren Städten in den Norfolk Broads um Norwich, in Cornwall und in Gemeinden zwischen dem Lake District, New Castle und York?“
„Anscheinend nicht mehr. Letztes Wochenende feierte er den Gottesdienst mit unserer Nachbargemeinde in Cambridge, und schon nächste Woche kommt er zu uns nach London. Ich und mein Freund gehen dorthin. Möchten Sie, dass ich Sie mitnehme?“
„Oh ja, bitte Mary, Liebes.“ Victorias Augen glänzten. „Das wäre mir eine Freude, wirklich. Dann holst du mich morgen früh ab, und wir laufen dorthin?“
Jane lachte. „Aber nein, Mrs. Owen, Charles Graham pflegt seine Gottesdienste erst um die Mittagsstunde zu beginnen. Sie können also ruhig ausschlafen.“
„In Ordnung, das werde ich tun. Wann holst du mich denn ab? Wir haben schließlich ein gutes Stückchen Weg vor uns, und ich möchte selbstverständlich nicht zu spät kommen… Du verstehst, was ich meine? Graham… welch eine Ehre für unsere Gemeinde!“
„Sie brauchen sich keine Sorgen machen, wir kommen schon rechtzeitig an. Ich werde Sie mit dem Auto abholen, um dann mit Ihnen und meinem Freund zur Kirche zu fahren. Sie wissen doch, dass Sie nicht mehr so gut zu Fuß sind wie früher… Aber nun gehen Sie zu Bett, es ist schon spät. Ich komme dann morgen gegen zehn Uhr wieder. Schlafen Sie gut.“
„Dankeschön. Gute Nacht Mary. Dem Herrn sei Dank, dass es dich gibt.“
Das letzte Geräusch, das Victoria hörte, bevor sie einschlief, war, wie Mary behutsam die Haustür hinter sich schloss.









Zweites Kapitel
Sonntag,
19. November


Als der Wecker pünktlich um sechs Uhr am Morgen klingelte, sprang Victoria mit einer Behändigkeit, die man einer Frau in ihrem Alter niemals zugetraut hätte, aus dem Bett.
Sie hatte vor Aufregung kaum Schlaf gefunden, war fast stündlich aufgewacht und hatte auf dem Ziffernblatt des Funkweckers überprüft, ob es schon sechs Uhr war.
Nun legte Victoria ihre Bettdecke ordentlich zusammen, ging ins Bad, um sich zu waschen und stieg dann in Bademantel und mit dicken Pantoffeln an den Füßen die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Sie fror. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, mitten an einem kalten Novembermorgen aufzustehen. Unsinn, sagte sie zu sich selbst und schüttelte energisch den Kopf, ich brauche meine Zeit, um mich für den Gottesdienst fertig zu machen, und es ist besser, früh aufzustehen, als zu verschlafen.
In der Küche angekommen, spürte Victoria eine eisige Kälte, die von den Bodenfliesen ausging. Gut, dass ich die Pantoffeln angezogen habe, dachte sie, sonst würde ich jetzt schrecklich an den Füßen frieren. Hatte sie nicht am Vorabend die Heizung angeschaltet, um jetzt, am frühen Morgen, nicht frieren zu müssen? Mit der rechten Hand fasste sie an den Heizkörper. Er war eiskalt. Hatte Mary die Heizung am Abend ausgeschaltet, um weniger Heizöl zu verbrauchen? Victoria zog die Augenbrauen hoch. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr Hausmädchen so übermäßig sparsam war. Zwar bekam die alte Dame keine große Rente, doch sie besaß noch Geld auf der Bank, von dem sie noch nie Gebrauch gemacht hatte. Als sie noch jung gewesen war, hatte Victoria jeden Monat einen Teil ihres Gehaltes auf der Bank in einem Sparkonto zu einem hohen Zinssatz angelegt. Nur für Notfälle, hatte sie damals gedacht, wenn sie einmal finanzielle Probleme haben sollte. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte war das spärliche Geld zu einem kleinen Vermögen angewachsen, von dem Victoria hin und wieder insgeheim Gebrauch machte. Sie sah immer wie aus dem Ei gepellt aus, weil sie sich hin und wieder dieses oder jenes Stück mithilfe des gesparten Geldes leistete.
Victoria trat ins Wohnzimmer, wickelte eine auf dem Ohrensessel liegende Wolldecke um ihren zitternden Körper und ging dann wieder in die Küche, doch es half nichts: Ihr war immer noch kalt.
Ein Kaffee wird mich sicher aufwärmen. Was hat sich Mary nur dabei gedacht, die Heizung abzuschalten?, dachte sie und schaltete die Kaffeemaschine ein, die sich unter lautem Getöse vorheizte. Mit der heißen Kaffeetasse in den kalten Händen begab sich Victoria wieder in das Wohnzimmer, wo sie einige kleine Holzscheite in den Kaminofen legte und ihn mit einem Streichholz befeuerte. Danach setzte sie sich auf das Sofa, breitete die Decke über ihrem Körper aus und starrte in die Flammen, die langsam aus dem Holz emporwuchsen. Sie trank einen Schluck dampfendheißen Kaffee, legte den Kopf zurück und dachte an ihre jungen Jahre zurück.
Ihre Liebe zu Edward hatte wie eine unsterbliche Flamme in ihrem tiefsten Inneren gelodert, und nach ihrer Verlobung hatte sie fast ein Jahr in dem Glauben gelebt, dass das Leben nie wieder trist und grau werde. Bis zum Ausbruch des Krieges. Die meisten Amerikaner hatten in dem Glauben gelebt, dass dieser Krieg nur ‚die da drüben‘, die Menschen des europäischen Festlandes, betreffe, doch mit den ersten Angriffen der deutschen Bombern kam alles anders. Denn das Vereinigte Königreich beteiligte sich nun aktiv am Kriegsgeschehen, und wann immer es einen Krieg gibt, werden junge, oft verheiratete Männer mit Kindern, eingezogen. So auch Edward. Doch im Gegensatz zu seinen Kameraden, die niemals freiwillig in den Krieg gezogen wären, meldete er sich freiwillig bei der Royal Airforce.
Es ist eine Ehre für uns Männer, für unser Vaterland zu kämpfen- und wenn der Herr so will- im Krieg für das Vereinigte Königreich ehrenvoll zu sterben. Untätigkeit hilft niemandem, hatte Edward zu Victoria gesagt, und er hatte so stolz geklungen, als gäbe es keine bessere Möglichkeit, die Liebe für sein Vaterland auszudrücken, als dafür im Krieg sein Leben zu lassen. Sie hatte von diesem Moment an keine Worte mehr für ihren Verlobten übrig gehabt: Er hatte sich für den Krieg und gegen sie, seine zukünftige Ehefrau entschieden. Es hatte keinen Abschied gegeben. Auch nach dem Krieg nicht, denn Edwards Leiche, die wie die tausender seiner Kameraden so verbrannt war, dass man nur anhand des Abzeichens der Luftwaffe erkennen konnte, dass es sich um einen Piloten handelte, wurde zusammen mit tausenden anderen jungen Männern, die eine trauernde Frau oder sogar, wie in vielen Fällen, eine Familie allein zurückließen, auf einem Soldatenfriedhof beigesetzt. Es gab keinen eindeutig identifizierbaren Leichnam, also konnte es auch keine private Trauerfeier geben. Man hatte Victoria damals damit vertröstet, dass eine Gedenktafel am Tor des Friedhofs an ihren verstorbenen Verlobten erinnere, und so wurde eine Trauerfeier für die Angehörigen der Soldaten und Piloten gehalten, bei der nicht ein einziger Name erwähnt wurde; der Pastor las nur aus der Bibel und bekundete den Ehefrauen tiefe Verbundenheit und sein Beileid. Trauerfeier, hatte Victoria damals gedacht, , dieses Wort ist ein Widerspruch in sich. Man hat mit seiner Trauer zu kämpfen, man feiert sie nicht. Nach Ende des Krieges, als sich die vier offiziellen Siegermächte, namentlich Großbritannien, Russland, Frankreich und die Vereinigten Staaten, noch im Siegestaumel befanden, war Victoria in ein schwarzes Loch gefallen, aus dem sie selbst jetzt, nach vielen Jahren, nicht wieder hinaussteigen konnte.
In den ersten Jahren nach Edwards Tod hatte sich Victoria nicht dazu in der Lage gefühlt, erneut eine Beziehung einzugehen, dazu wog die Trauer zu schwer.
Doch als sie sich weitgehend von ihrem Verlust erholt hatte, war sie zu alt und zu schwach gewesen, um sich wieder zu verlieben.
Sie wusste, dass viele Menschen der Meinung waren, dass man nie zu alt sei, um die Liebe wiederzuentdecken, doch Victoria war sich sicher, dass die Leute, die diesem Gedanken Ausspruch verliehen, selbst weder alt noch krank waren und meist so jung oder so verliebt waren, dass sie dachten, dass sich das Leben nur um Spaß und Liebe drehe.
Sie hatte andere Erfahrungen gemacht. Wichtige Elemente des Lebens waren sie ohne Frage, doch wer einen Weltkrieg, mehrere Finanzkrisen, Krankheiten und den Tod seiner Liebsten erfahren hatte, wusste es besser. Denn das Leben ist, wie banal es auch klingen mag, ein ständiger Kampf um das tägliche Überleben. Der Begriff ‚Überleben‘ muss weiter gefasst werden, denn oft wird er als ‚nicht sterben‘ verstanden, doch er bedeutet auch ‚am Leben bleiben‘ oder ‚wirklich leben‘, so dachte Victoria.
Wer sein Leben lang verliebt war, ohne dass seine Liebe jemals erwidert wurde, der konnte einfach nicht leben. Man möchte für das, was man tut, auch etwas zurückbekommen. Seien es finanzielle Unabhängigkeit, Spaß und Anerkennung in der Arbeit oder Liebe in einer Beziehung…
Der Mensch, dessen war sie sich sicher, lebte nicht für sich selbst. Viele Menschen lebten trotzdem glücklich; ohne jemals wirklich Liebe empfunden zu haben. Aber konnte ein liebloser Mensch wirklich existieren? Wenn ein junger und gesunder Mensch sich aufopferungsvoll um alte oder kranke Menschen kümmerte, und das, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, war es da nicht Liebe, die er von den Menschen, denen er Gutes tat, zurückbekam? Empfand er beim Anblick eines dankbaren Lächelns oder einer glücklichen Miene nicht im Grunde genau dieselbe Liebe, die ein wahrlich leidenschaftlich Liebender empfand? War es Liebe, die Mary immer wieder zu ihr trieb, um sich um sie, eine alte, physisch schwache, jedoch geistig aktive Frau mit Freude zu kümmern, anstatt in einen Club zu gehen und sich einen Freund zu suchen? War die Liebe also nicht doch die Sache, die dem Leben einen tiefgründigen Sinn verlieh, auch wenn die Liebe ausschließlich einer bestimmten Tätigkeit gehörte?
Mit solchen Fragen beschäftigte Victoria sich oft, wenn sie allein zu Hause in ihrem Ohrensessel saß und nichts zu tun hatte, als langen Gedanken nachzugehen. Sie war vom Leben und seinen Tücken gezeichnet und fragte sich daher oft, warum der Mensch trotzdem- oft ohne sich zu beschweren- einfach sein Leben lebte.
Mit einem leisen Seufzer fuhr sich Victoria mit der Hand durch ihr lockiges, aber ergrautes Haar. Eine ordentliche Spülung mit einem Pflegeshampoo konnte ihre ehemals mähnenartige Haarpracht aber trotzdem gebrauchen, gerade an einem solch wichtigen Tag wie diesem.
Sie seufzte erneut. Was war das Leben nur für ein Wettlauf. Ständig lief man von Pontius zu Pilatus, ohne auch nur irgendetwas zu erreichen.
Oben im Badezimmer angekommen, legte sie den flauschigen Bademantel auf einem Sessel aus geflochtenem Rattan zusammen, strich ihn noch einmal glatt und wusch sich die Haare. Danach trat sie an den Spiegel, um sich zu betrachten. Mit zunehmendem Alter war sie eitel geworden, was ihr Aussehen betraf. „Ein gepflegtes Aussehen ist die halbe Miete, wenn man eine Person zum ersten Mal trifft. Der erste Eindruck ist der wichtigste, weil er tief im Gedächtnis erhalten bleibt. Achte stets darauf, ordentlich und gepflegt zu wichtigen Treffen zu erscheinen; deine Kleidung muss immer sauber und faltenfrei sein“, hatte ihre Mutter sie immer belehrt, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Victoria hatte sich immer an die Ratschläge gehalten: Ihren Haaren half sie fast täglich mit einem Lockenstab auf die Sprünge, Hände, Gesicht und Körper wusch sie ständig und ihre Kleidung war immer frisch gebügelt und faltenfrei- Die Falten fanden sich nun in ihrem Gesicht wieder.
Victoria trocknete ihr Haar, putzte sich die Zähne, wusch sich das Gesicht und verließ dann das Badezimmer, um sich anzuziehen. In ihrem Schlafzimmer angekommen, schaute sie auf den kleinen Radiowecker, der unweit von ihrem Bett auf dem Nachttischchen stand. Ihm zufolge war es genau fünfzehn Minuten nach sieben. Victoria lächelte. Die neueste Errungenschaft des kleinen Ortes in der Vorstadt von London, das Postamt, öffnete bereits um sieben Uhr. Dann kann ich gleich auf dem Weg zur Kirche den Brief absenden, dachte sie.

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Der Fürst Offline



Beiträge: 616

26.10.2009 13:31
#2 RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Ich bin immer sehr froh, wenn ein Autor am Beginn oder am Ende seines Textes die Bitte oder den Wunsch ausspricht, daß man seine Eindrücke, Kommentare und Verbesserungsvorschläge zum Besten gibt. Denn dadurch fällt es einem Antworter leichter alles zu schreiben, was ihm dazu einfällt. Wenn nichts dabeisteht, weiß man nicht immer, wie man sich verhalten soll. Man kann ja mit wenigen Worten die Liebe zu einem Text ins Wanken bringen, wenn man nicht genau weiß, ob der betreffende Autor einen starken Charakter hat und einiges aushält... Ich hoffe, den hat der Simon K...

Ich, der Fürst, jemand der nicht so sehr darauf bedacht ist, für alle Texte seine Bewunderung auszudrücken, wenn es nichts zu bewundern gibt, hat sich also den Beginn des Kriminalromans durchgelesen und ist zur Einsicht gekommen, daß wohl nur Über-60-jährige diesen Text interessant und gut finden würden, aber wahrscheinlich auch nicht alle...

Natürlich weiß ich nicht, wie's weitergeht, aber ich kann mir kaum vorstellen, daß irgendein Unter-60-jähriger irgendeinen Bezug zu dem aufbauen kann, was in diesem 1. Teil zu lesen ist.

Dieser Text ist durchaus gut beschrieben, und ich kritisier auch gar nicht, daß alles, was in dem Text zu lesen ist, auf der ganzen Welt täglich tausende Male vorkommt, in dieser Beziehung bin ich ja total gestört, wie jeder weiß, aber ich hab irgendwie das Gefühl, dieser Roman spielt in den 70er- oder 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, und diese Zeit ist nunmal vorbei, und dann geht's um eine sehr alte, wenn auch rüstige Dame, also für mich eindeutig ein Seniorenroman, der noch dazu bisher zumindest eher im Genre "Mystery" anzusiedeln wäre, als im Genre "Krimi"...

Aber gut, das ist wohl weniger wichtig... Wichtig ist, daß am Ende des 1. Teils des 1. Kapitels die Victoria zweimal ins Haus rennt... Irgendwie seltsam...

Wichtig ist auch, daß diese Geschichte ja deutlich in Großbritannien spielt und nicht in den USA. Da paßt zum Beispiel der Satz "Eine Reise quer über den Kontinent..." überhaupt nicht... Zwischen England und den USA liegt bekanntlicherweise der Atlantik und kein Kontinent.

Und dann scheinst Du, lieber Simon, ein ausgesprochen gutes Verhältnis zum Glauben, zur Kirche und so weiter zu haben... Durchaus positiv, keine Frage, aber gerade weil das alles so deutlich in diesem Text rauskommt, wirst Du kaum einen Leser jungen oder mittleren Alters finden, dem Deine Zeilen was sagen...

Aber ich nehme sogar an, daß Du das weißt... oder aber, Du denkst gar nicht daran, daß es so sein könnte... Es gibt kein Dazwischen...

Ach ja, und abschließend bitte ich DICH AUCH, hier zu antworten, denn bei Deinem anderen Text "Herbsteswind" hast Du ja auch nach meiner sehr ausführlichen Erklärung zum Text, nichts dazu geschrieben...

[ Editiert von Der Fürst am 08.11.09 14:43 ]

Universen und Welten feiern prächtig, Galaxien singen hell und klar und die Sterne tanzen mit Dir... (EMail: Idee@gmx.at)

Gast ( gelöscht )
Beiträge:

26.10.2009 16:19
#3 RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Es war kalt in der Nacht, in der sich alles ändern sollte, bitterkalt.
Victoria Owen saß allein in ihrem kleinen Wohnzimmer, in dem sie vor einigen Stunden den Kamin angeheizt hatte, so dass es warm und behaglich war.
Doch trotzdem fror Victoria gelegentlich; sie war nunmehr 87 Jahre alt, und die Ärzte hatten ihr schon vor Jahrzehnten prognostiziert, dass sie wohl kaum die 60 erreichen werde. Doch dieses Alter hatte sie schon weit hinter sich gelassen, und nun genoss sie ihren Lebensabend: Sie hatte ein hartes, entbehrungsreiches Leben geführt, und sie strebte nicht nach Unsterblichkeit.




In diesen wenigen Zeilen kommt bereits die ganze fehlende Qualität zum Tragen. Im ersten Satz ist es kalt, im zweiten wird es warm. Das ist für einen Leser völlig uninteressant. Und dann schreibst Du, sie sollte nur 60 werden, ist aber 87 und hat die 60 weit hinter sich gelassen. Das sieht man doch schon anhand der Altersangaben. Sorry, lieber junger Autor, das ist totaler Schrott. Nichts für ungut, Du schreibst sicher gern, aber stell nicht jeden unausgereiften Text ein. Damit forderst Du nur den Zorn derer herauf, die sich die Zeit genommen haben, Deinen Text zu lesen. Übe, übe, übe...aber erst im stillen Kämmerlein, nicht öffentlich.

Harald-H Offline




Beiträge: 5.232

26.10.2009 16:49
#4 RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Was mir noch auffiel:

Die Zeiten eines Krimis im Stil eines Agatha Christie Romanes sind schon gefühlte fünfzig Jahre vorbei ...

LG

Harald

Liebe Grüße vom

Dichter, Denker - Lenker

Harald

Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!

Simon K Offline



Beiträge: 31

26.10.2009 17:13
#5 RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Sorry, wenn was an den Infos nicht stimmt. Zuerst sollte er in Amerika spielen, doch dort passt die Handlung nicht
Ich habe kein gutes Verhältnis zum Glauben, ich bin Atheist und glaube nicht an Gott (Auch wenn ich getauft bin!)
Diese Frau, das muss ich hier sagen, wir später sterben, sie wird anscheinend einen schweren Unfall haben, der gar nicht nach einem Mord aussieht.
Daraufhin wird ein junger Mann namens Jay Cooper (Daher der Titel) anreisen und später auf einige Ungereimtheiten in dem Fall stoßen, woraufhin das eigentliche Buch beginnt.
Ich habe zu 95 % morgens gegen vier Uhr geschrieben, weil bei mir in der Straße ein rücksichtloser Biker wohnt, der einen Höllernlärm verursacht, sodass ich mich nicht aufs Schreiben konzentrieren kann.
Der gesamte Text wurde zeitversetzt innerhalb von 5-6 Monaten geschrieben, weil ich erstens den Jay Cooper betreffenden Text anfing und zweitens an einigen Projekten in der Schule arbeiten musste (Bin 15 und bin ganz schön mit dem Gymnasium beschäftigt ). Dadurch kann es sein, dass Informationen am Anfang und gegen Ende nicht mehr übereinstimmen; zwar habe ich angefangen, die Story anzupassen, doch bei mehr als 5.000 Wörtern ist das nicht leicht: der Anfang des zweiten Teils hat noch mal so viel Text.
Die Fehler werde ich natürlich berichtigen, so weit es geht. Doch ich möchte vor allem Kommentare zum Stil hören. Es ist wohl klar, dass ich nicht jeden einzelnen Satz, den ich geschrieben habe, nach 5 oder 6 Monaten noch im Kopf habe, sodass leider Ungereimtheiten enstehen.

Danke schon mal für die ersten Kommentare.
Simon

Edit: An den Gast. Hättest du meinen Text aufmerksam gelesen, hättest du nichts geschrieben Es ist draußen kalt, doch innen hat Victoria das Wohnzimmer mit dem Kamin angeheizt.
Die Ärzte haben hier prognostiziert, dass sie kaum 60 werden würde. Eine Prognose macht man, bevor etwas eintritt; das heißt, sie war noch nicht 60, die Ärzte haben nur vermutet, dass sie nicht so lange leben würde.

Ist es löblich, an einen Agatha-Christie-Krimi erinnert zu werden? Ich habe selbst nie einen gelesen, ich lese lieber Ken Follett und Charlotte Link. =)

[ Editiert von Simon K am 26.10.09 17:18 ]

Auf alle meine Texte gilt, so fern nicht anders angegeben :
Copyright by Simon K.
Unerlaubtes Kopieren, auch nur von Abschnitten oder Sätzen, ist nicht gestattet.

Leute, es sind meine Gedanken. Klaut sie nicht, denkt selber nach!

NN ( gelöscht )
Beiträge:

27.10.2009 00:32
#6 RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Ohne mich grundsätzlich mit allem einverstanden zu erklären, was bereits zu diesem Text geschrieben wurde: Hier ist wirklich ÜBEN angesagt ... im stillen Kämmerlein.
Dass der Autor Agatha Christie nicht kennt, sollte klar sein. Würde er ... er hätte besser geschrieben. Man lern auch durch die Lektüre anderer ... größerer Meister! (Unabhängig davon, ob der Stil "gefühlt" antiquiert wäre oder nicht)
Is so!
No Name

Harald-H Offline




Beiträge: 5.232

27.10.2009 10:36
#7 RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Ich habe auch nur den Stil gemeint, keine Verwandtschaft zu den von mir sehr geachätzten Agatha Christie Romanen. Was ich andeuten wollte ist, dass man heute diesen Stil entweder lassen sollte oder gezielt so schreibt, dass man dem Leser diese Zeiträume nahebringen will, mit allen Konsequenzen!

Das hieße vor allen Dingen zuerst mal Recherche, was kann ich nicht schreiben, wenn ich mich z.B. im Jahr 1950 bewege.

Beispiele, was man dann nicht bringen könnte:

"Er wählte den Notruf"

"Sie ärgerte sich, dass in keinem Programm etwas Gutes geboten wurde"

"An der Fleischtheke im Supermarkt ..."

"Wie jeden Morgen ärgerte er sich, dass im Berufsverkehr jede Ampel auf rot stand..."


Dann eher dieses:

Im Londoner Nebel zu fahren war für jeden Autofahrer eine Herausforderung, die 6 Volt-Beleuchtung gab nicht viel her, den Straßenrand konnte man nur ahnen, an Kurven sich nur im Schritttempo herantasten, und dies war in manchen Fällen fast zu schnell!

Kann man sich heute kaum vorstellen, ohne Begrenzungsstreifen und Leuchtpfählen mit Schummerlicht unterwegs zu sein in dieser Milchsuppe!


LG

Harald

[ Editiert von Harald-H am 27.10.09 11:00 ]

Liebe Grüße vom

Dichter, Denker - Lenker

Harald

Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!

ULucas ( gelöscht )
Beiträge:

27.10.2009 11:06
#8 RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Hallo Simon !

Also ich muss sagen, dass mir Dein Stil gefällt. Von Jugendlichen Deines Alters liest man zumeist Fantasy. Ich find's schön, dass sich mal jemand an den guten, alten Krimi wagt. Es liest sich recht flüssig, die Beschreibungen sind bildhaft, von ein paar kleinen Schnitzern (wie der Fürst richtig bemerkte, läuft Victoria zweimal hintereinander ins Haus) abgesehen. Das passiert mir auch, wenn ich zu lange Pausen beim Schreiben einlege. Man erwähnt Dinge, die kurz vorher schon beschrieben wurde. Da hilft nur wiederholtes Lesen, damit man nach der Unterbrechung im Fluss bleibt.

Ach ja, an "Gast" und "NoName": So nichtssagend wie Dein/Eure Name(n) sind auch die Äußerungen: Im "stillen Kämmerlein" soll er üben. Na klar, ein Forum für junge Autoren ist natürlich der gänzlich falsche Ort, um sich Anregungen zu holen. Soll er seine Schreibtischschublade fragen, oder was? Die ersten Zeilen, an denen sich so "gastlich" ausgelassen wird, sind sehr wohl in sich logisch, sowohl was das Heizen angeht (sowas tut man, wenn es draußen kalt ist) als auch die angesprochene Prognose das Alter betreffend.

Von "Schrott" ist der Text meilenweit entfernt!!! Das zu behaupten, hat nichts mit Kritik zu tun, sondern mit Rumstänkern. Allein schon bei dem Satz "...stell nicht jeden unausgereiften Text hier rein ..." könnt ich in den Monitor beißen.

Also Simon, lass Dir von solchen Geschreibseln nicht den Spass verderben. Ich denke mal, Du weißt selber, dass Du üben musst. Dafür braucht's keine solchen Noobs.

Gruß
Uli Lucas

www.achtzehntage.de

Gastx ( gelöscht )
Beiträge:

07.11.2009 20:32
#9 RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Hallo Simon,
zunächst möchte ich mein Erstaunen und gleichzeitig meine Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass Du mit erst 15 Jahren ein so enorm schwieriges Projekt in Angriff nimmst! Das Finde ich gut, übe weiter!
Meine zweite Anmerkung ist dann auch eher an die Kommentatoren Deines Textes gerichtet: wohl kaum einer der hier postet, hat in Deinem Alter schon einen so überlegten Stil gepflegt.
Hab weiter Spaß am Schreiben, Du hast ja noch jede Menge Zeit um zu lernen!

Der Fürst Offline



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08.11.2009 15:06
#10 RE: Jay Cooper... Der Anfang eines Krimis. Antworten

Die absolut starken Sätze des ULucas hier sind die genialste und wunderbarste Kritik, die ich hier jemals irgendwo las. Herrlich! Besonders der Satz "Soll er seine Schreibtischschublade fragen?" ist kaum zu übertreffen. Ich lach schon seit Minuten... Wahnsinn!

Schwer ist es natürlich jetzt nach diesen unbeschreiblichen Worten des ULucas noch was halbwegs Gescheites da anzuschließen. Ich bin wirklich sehr verwundert, daß der Autor Simon K erst 15 ist, keinen Glauben hat und den Roman mit einer ziemlich genauen Lebensbeschreibung einer 87jährigen beginnt.

Ich meine der Stil gefällt mir auch, man kann sich da wirklich voll reinversetzen in die Geschichte, aber wer würde sich so einen Roman kaufen? Und vor allem: In welcher Zeit spielt er nun wirklich?

Diese Fragen stell ich deshalb, weil ich mir denke, wenn diese Geschichte als Buchform in den Buchhandlungen steht, dann will ich nicht wissen, wieviele Leute das besagte Buch nach dem Lesen der ersten Sätze gleich wieder zurückstellen.

Ich finde, ein Krimi sollte mit irgendetwas Spannendem oder Überraschendem beginnen und nicht mit der ausführlichen Beschreibung des Alltags einer alten Dame... Das ist ehrlich ziemlich langweilig, besonders wenn der Humor fehlt...

PS: Üben und lernen braucht der Simon wirklich nicht mehr... Wie soll er diese Beschreibungen verbessern?

Universen und Welten feiern prächtig, Galaxien singen hell und klar und die Sterne tanzen mit Dir... (EMail: Idee@gmx.at)

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