hab noch keinen Säufer gesehen, der seine Flasche still
Zitatins Gebet
versunken, umarmt hat. Er hält sich fest an ihr (wie er es auch am nächsten Laternenpfahl tun würde), fleht sie allenfalls an, nicht leer zu sein. Ob das ein Gebet wert ist, vermag ich zu bezweifeln. Mag sein, des Säufers Geliebte ist die Flasche, doch bleibt diese Liebe kalt und unerwidert. Sie gibt ihm nur prozentuale Wärme. Das Hirn eines Säufers betrachte ich dennoch nicht als tot. Es galoppiert in apokalyptischer Tobsucht, die Gefäße zu durchtrennen, in süßem Delirium zwischen weißen Mäusen, Visionen und Wahnsinn zu unterscheiden. Der Säufer verletzt sich an seinen glasharten, geschärften Gedanken, ohne sie fassen zu können, sorgsam bedacht, die visionären Worte nicht zu verletzen. Der Säufer ist mir jedenfalls sympathischer als der Trinker, der es nur aus Gewohnheit tut. Diogenes war das alles wurscht. Er liebte seine Tonne, wie die, die ihn dieserhalb verspotteten und mit leichtem Anschub seiner Tonne einer Talfahrt versetzten. Den Säufer zu verachten, das hieße das Chaos zu verachten. Wie wollte man aber Ordnung ohne Rebellion erklären? Was gefällt uns besser? Rebellion oder fremd bestimmt sein? Lieber lande ich in der Hölle oder mit der Tonne im Tal, vom Fluss der Gedanken aufgenommen, als mir meine Federn zurecht zu zupfen, nur weil gerupfte Hühner angeblich in ein hübsches Passpartout der Gesellschaft passen.
hm, ich sehe hier weniger den Säufer, als einen Menschen voller Selbstzweifel, ja Selbsthass, der immer noch den Funken Hoffnung in sich trägt...
Hallo Rainy, ich finde deinen Text sehr düster, bildreich - das Kopfkino setzt sich in Gang... alles was ein guter Text braucht. Viele liebe Grüße vom Schreiberling
Ich muss Schreiberling zustimmen. Die erwähnte Person versucht sich einen weiteren von der Seele zu trinken. Sie weiß, dass Alkohol keine Lösung ist, aber sie hat nichts anderes um die "Leere" in sich zu füllen.
Wenn ich was falsch interpretiert habe, sagt's mir. Es is noch zu früh um wirklich klar zu denken.