ich denke ja immer, von mir auf andere schließend, dass man einen Text ins Internet - bzw. in dieses Forum - stellt, weil man Antwort (Neudeutsch: Feedback) in jeglicher Form erwartet. Drum möchte ich dir mal schreiben, was ich an diesem Text außergewöhnlich finde.
Zuerst einmal fällt einem die asymmetrische Form der 3 - 2 - 3 - 3 Verse pro Strophe auf. Sowie auch der eher unstete Rythmus in der Verslänge. Der Titel lässt schon mal auf eine großflächig angelegte Sache schließen.
Dann liest man das Gedicht zum ersten Mal und ist erschüttert von dem Bild, was einem gezeichnet wird. Plastisch und dicht wirken die Worte auf mich, durchdacht und doch spontan. Melancholisch und witzig, tragisch und komisch. Nachdenklich und zum nachdenken anregend (ja da ist ein Unterschied).
Bei der zweiten Lektüre, die jedes Gedicht braucht und verdient, ob es nun Schillers Glocke ist oder dein Wind, reibt man sich an deinem ersten Vers. Genauer an dessen letztem Wort. Hirn. In diese Lautlandschaft passt ein Wort aus der Umgangssprache eigentlich nicht rein. Richtig heißt es GEhirn, oder als Ersatz Geist, Gedanken, …. Dann liest man weiter und reibt sich an blöd. Diese beiden Wörter stören bei der Zweitlektüre. Sie passen nicht in den Klangkontext. Weite Landschaften, über die der Wind fegt - Ich habe die Düne an meinem südfranzösischen Strand vor Augen, wo meinem Hund, einem Labrador, die Ohren nach hinten oben abstehen - sind weder hirnig noch blöd.
Nun aufmerksam, lässt man sich auf eine dritte Lektüre ein. Diese beiden Wörter, die so gar nicht reinzupassen scheinen, machen eben jene oxymoronische Wahrnehmung aus. Wie kann man denken ohne zu schreiben? Man kann reden ohne zu schreiben, bevor man aber etwas zu Papier bringt, muss es in konkretere, verbindlichere Worte fassen, was für viele Menschen über das normale Denken wohl schon hinausgeht. Beim Aufschreiben kommt etwas komplett anderes raus, als was man vorher gedankenlos gesagt hat. Widersprüche in Form, Wortwahl und Ausdruck. Genialer Schachzug oder Versehen? Oder gar, was das Genie von der Masse abhebt?
Grüße, Tintenfass
[ Editiert von Tintenfass am 10.04.10 0:38 ]
Die Sonne strahlt, der Apfel steigt. Solange nur die Leiter schwebt
Hallo Tinte, du erschütterst mich. Wie viele IQ-Tests ich auch hinter mir habe ... oxymoronisch ...alles, was ich dazu fand war "...Sofort-Kredit ohne Schufa...". Zu viele Reizwörter ... ich geb auf... (morgen, vielleicht oder auch nicht, oder übermorgen oder ....zum St. Nimmerleinstag).
oxy... da denke ich zuerst an die Antioxi..., die uns vor dem Altern schützen (sollen). Moronis ... mein erster Gedanke sind die 3-Sterne Maronen, die man einer (hoffentlich ehemals) glücklichen Ente unter die Haut schiebt, sie im Ofen schmurgeln lässt, damit man Ende doch nicht Unterschied des Geschmacks zwischen der Pappwand eines alten Röhrenempfängers, oder besser gesagt, nicht schmecken kann, wo auf dem Weihnachtsmarkt die Waffel aufhört und die Pappe anfängt.
Hallo nuncine Oxymoronisch kannst du gar nicht finden, weil es in diesem Kontext eigentlich "falsch" ist. Ich habe es kurzerhand als Adjektiv zum Oxymoron erfunden. Das findest du sogar bei Wikipedia.
Tintenfass
PS: IQ-Tests hab ich noch keine gemacht. Tut das weh? Oder muss man da auch nur in ein Röhrchen pusten wie beim Alkoholtest?
[ Editiert von Tintenfass am 11.04.10 15:47 ]
Die Sonne strahlt, der Apfel steigt. Solange nur die Leiter schwebt
ich weiß nur, was (oder wen) man vor allem nicht zu ernst nehmen sollte ... sich selbst!
Wer sich selbst zu ernst nimmt, der verstrickt sich im selbst gewobenen Netz einer unersättlichen, narzistischen Spinne, bis zur Unfähigkeit, sein Ich zu fühlen und zu leben.