In der Bar der Identitäten gehen "Sie" ein und aus.
Manche verweilen dort länger, andere etwas kürzer.
Cocktail "A" schmeckt bitter, manch anderer in "B" - Form lieblich, und ein anderer Drink hinterläßt einen neutralen Geschmack.
Der Kreislauf der Gedanken pulsiert, und manch ein Vulkan wird zum Leben erweckt.
"Ein Wolf im Schafspelz bitte", und ein schaler Drink wird vom mimikversteinerten Barkeeper gereicht.
Was ist mit den lammfrommen Schafen in der Herde? Thekenfesselung, ein lautes "Jaaa" aus vielen Mündern, und die Karawane der in Wollgewänder Gehüllten singt die gleichen Lieder, und weiße Fähnchen winken nur in eine Richtung.
Rechts im braunen Toilettensumpf, Auferstehung und Ausbrütung der Radikalität, die WC-Spülung kann den Gestank der Braunen nicht vertreiben. An den Fliesen klebt das Blut der Opfer. Stumme Zeichen als Mahnmale.
"Einen *Smarti* bitte." Der Schleim(er) beginnt zu sprechen. Die Identität bleibt in der roten Grütze verborgen.
Die Macht will den besten Platz besetzen, Stühle mit wackligen Beinen fallen reihenweise um, der Egoismus und der Narzissmus ergeben für Unbedarfte einen Cocktail voller Glassplitter.
"A Star is born." Die großte Flasche wird verlangt. Viele wollen ein Star sein, doch der Alltag benötigt stille Helden und keine Stars.
Die Glamourwelt mit ihrem ewigen Heiligenscheinwurf wirkt auf manchen Barbesucher magnetisierend, doch hinter dem Glitzer verbirgt sich manchmal das Elend des 24-Stunden-schön-sein-müssen-Zustands, als auch der Kampf um die ewige Jugend.
Das Schönheitsideal erbricht Werte, und die Äußerlichkeiten kriechen an der Oberfläche der Theke entlang. Der Absturz der Wahrheit scheint vorprogrammiert.
Die Putzfee schüttelt über den Selbstverleugnungs-Abfall den Kopf.
Irgendwo in einer Ecke dieser Location, befindet sich ein Engel:
"Bitte ein Wunderwasser für die Gefallenen" Doch auch sanfte Engel erleben den Vulkanausbruch der gewaltbereiten Teufelsspringer. Gebrochene Flügel, wer heilt sie?
Am Rand gedrängt versuchen die Verstoßenen einen Schluck Wasser zu erhaschen. Mancher erhält nur einige Tropfen. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Der Rand dieser Welt und der Abgrund reichen sich die Hände.
Geopfert werden Seelen, und die Täter ziehen sich neue Anzüge an, und die Gesichtskosmetik tut ihr Übriges.
Gesichtslose treffen auf Seelen, die ohne Töne reden. doch die Sprache fern der Stimmbändermaschinerie wird nicht von jedem verstanden.
Maskierte begegnen den Maskenlosen, und das große Frage-Antwort-Spiel "Wer-bist-du?" beginnt.
Die Liebe strahlt aus den Seelen-Fenstern des Nächsten, und das künstliche Neonlicht der fehlenden Empathie flackert unruhig.
Die Offenheit legt ihre Karten auf jeden Tisch, und der Pokerspieler neben der Theke wartet auf seine Chance. Gewinn oder Verlust? Gefühle als Spiel?
Die Bar entwickelt sich immer mehr zum Wartezimmer. Das große Zeitschlagen beginnt.
Die Drinks werden im Sekundentakt gereicht, und aus der Musikbox tönt "Wir warten auf ein Wunder, doch wundern tun wir uns nicht..."
Wer tritt als nächstes durch die Tür? Was wird er für einen Drink bestellen? An welchem Platz wird er sitzen/stehen?